das 'innere Kind' annehmen

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neele
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das 'innere Kind' annehmen

Beitrag Fr., 06.05.2011, 17:58

Hallo ihr Lieben!

Ich hatte diese Woche eine sehr aufwühlende und doch neue Erkenntnisse bringende Therapiestunde.
Es ging, wie so oft, um meinen Selbsthass und das mich selbst nicht annehmen können.

In dieser Stunde ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass ich mich auch auf Fotos oder Videos von mir als Kind abgrundtief verachte. Ich schöme mich für mein Verhalten als Kind, finde mich unglaublich hässlich und abstoßend.
Ich habe kein Mitgefühl mit mir als Kind - im Gegenteil, ich mache das Kind fertig und finde das Verhalten meiner Eltern mir gegenüber gerechtfertigt.

Bisher dachte ich immer, dass ich einfach keinen Zugang zu meinem inneren Kind habe, dass ich verlernt habe auf es zu hören, es wahrzunehmen.
Dies wurde auch schon wärend meiner Klinikaufenthalte bearbeitet und geübt, aber ohne großen Erfolg.

Jetzt merke ich, dass ich es verachte, hasse und es mit absicht schädige.
Jetzt ist mir auch klar, warum sich nichts bessert und ich auch immer wieder in meine selbstschädigendnen Verhaltensmuster zurückfalle.

Hat jemand schon Erfahrungen mit der Arbeit mit dem inneren Kind?
Wie kann ich mein inneres Kind akzeptieren und annehmen, um den Grundstock für eine Selbstakzeptanz und Wertschätzung legen zu können?
Ich weiß, dass ich meinen abgrundtiefen Selbsthass endlich in den Griff bekommen muss, um "gesund zu werden", mein Leben verbessern zu können.
Nur geht das nicht, wenn ich nichtmal mein inneres Kind wertschätze.

Ich bin gespannt auf eure Ideen und Erfahrungen.
LG neele

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Gold__Marie
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 18:29

Hallo Neele! Ich habe dieses Thema ebenfalls vor kurzem in der Thera Stunde bearbeitet! Bei mir wars so, dass meine Eltern in meiner Kindheit nicht genügend psychisch gesund waren um auf meine kindlichen Bedürfnisse wirklich einzugehen, was dazu führte dass ich schon früh "erwachsen" wurde und alles mit mir selbst abmachte. Vertrauen anzunehmen fällt mir schwer. Jedenfalls meinte meine Therapeutin, dass ich nie wirklich Kind sein durfte und deshalb all die damit verbundenen Gefühle möglichst früh ablegen wollte, was dazu führte dass es mir heute schwer fällt einfache Gefühle wie Wut oder Angst zu zu lassen, weil ich sie mir ja schon so früh verbot! Ich dachte früher immer: Wütend sein bringt dir nichts, du ähnelst mit wütendem Verhalten nur deinen Eltern! Und das war wahrscheinlich der Auslöser für mein selbstzerstörerisches Verhalten. Ich glaube, dass die Wichtigkeit darin besteht sich das Träumen zu erlauben, dass Wütend sein, das Enttäuscht sein etc. - Gefühle zulassen und sie nicht in jeder Lebenslage zwanghaft kontrollieren zu müssen! Daran arbeite ich jedenfalls gerade, vielleicht trifft das ja auch auf dich zu! GlG Gold_Marie

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Aditi
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 19:10

neele hat geschrieben:Ich weiß, dass ich meinen abgrundtiefen Selbsthass endlich in den Griff bekommen muss, um "gesund zu werden", mein Leben verbessern zu können.
Nur geht das nicht, wenn ich nichtmal mein inneres Kind wertschätze.
ich neige zu der annahme, dass selbsthass und inneres kind zwei verschiedene innere anteile sind. kein kind hasst sich selber.

selbsthass ist erlernt und alles, was ich gelernt habe, kann ich wieder ver-lernen.

meinen selbsthass konnte ich auflösen, nachdem ich ihn symbolisch auf einen sessel gesetzt, ihm verschiedene/viele fragen gestellt und erkannt habe, dass er ein bedauernswerter anteil von mir war. ich nahm ihn damals mitfühlend an die hand (er tat mir echt leid) und er schrumpfte und schrumpfte und löste sich auf.

mlg
aditi

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neele
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 22:52

@ Gold_Marie: um Gefühle zulassen geht es bei mir weniger. Es gelingt mir eigentlich seit einigen Jahren ganz gut meine Gefühle wahrzunehmen und auch zu reflektieren.
Aber danke, für deine Anregung.

@ Aditi: ich habe mich als kleines Kind selbst gehasst, vielleicht habe ich das nicht richtig geschildert.
Es ist so, dass ich mich für das Kind, das ich früher war, jetzt schäme und verurteile. Wenn ich an alte (schlimme) Zeiten denke, kann ich für dieses Kind kein Mitleid empfinden, im Gegenteil.

Dass Kinder keinen Selbsthass empfinden können, sehe ich nicht so. Ich selbst kenne dieses Hass seit ich 10 bin, ungefähr.

Was für Fragen hast du denn deinem Selbsthass damals gestellt? Hast du das in der Therapie gemacht? Wie lange hat dieser Prozess ungefähr gedauert.


LG neele

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bittersweet
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 23:00

hallo neele!
vielleicht könntest du dir eine brücke bauen, indem du dieses kind nicht als dich selbst betrachtest. würdest du mit einem fremden menschen/kind ebenso verächtlich umgehen, wie mit dir oder dem kind das du einmal warst?
lg
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neele
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 23:12

Hallo bittersweet!

Ja, das gleiche hat mich meine Therapeutin auch gefragt

Natürlich nicht! Jedes Kind würde ich trösten, ernst nehmen und ihm versuchen zu helfen. Gerade weil ich Erzieherin bin und die Arbeit mit Kindern liebe, könnte ich das gar nicht anders!

Ich sollte es wohl mal versuchen, mein inneres Kind nicht als mich selbst sondern als ein fremdes anzusehen.
Wenn ich nicht wüsste, wie das geht...

Ich habe im Bereich Selbsthass schon so viel an mir gearbeitete, so viel ausprobiert, aber nichts fruchtet richtig.
Ich habe das Gefühl, als sei dieser Selbsthass richtig in meinem Seele verwurzelt und wuchert und wuchtert.
Ungefähr wie Efeu, das bekommt man auch nicht mehr los, wenns mal richtig da ist!

Oh man! dabei hängt meine ganze Problematik eigentlich mit diesem Thema zusammen.
Sehr kompliziert das ganze...

LG neele

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bittersweet
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Beitrag Fr., 06.05.2011, 23:22

neele hat geschrieben:
Jedes Kind würde ich trösten, ernst nehmen und ihm versuchen zu helfen.
schau neele, das ist doch genau die antwort, nach der du suchst. jedes kind hat allein aufgrund seiner existenz einen anspruch darauf, geliebt, akzeptiert, respektiert und unterstützt zu werden, genau so, wie es ist. ohne wenn und aber und ohne etwas dafür tun zu müssen oder irgendwie sein zu müssen.

berührt es dich nicht, dass du das nicht erfahren durftest? dass du trotz diesen mangels es geschafft hast, dein leben zu meistern, einen beruf zu ergreifen und anderen kleinen menschen das geben zu können, was dir verwehrt wurde?

lg

bittersweet
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neele
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Beitrag Sa., 07.05.2011, 13:13

doch, wenn du es so schreibst berührt es mich...sehr sogar.

Naja, bis auf das "dein Leben meistern"...sehe ich anders. Schließlich bin ich seit 7 Jahren in Therapie, und bekomme mein Leben nur mit müh und not auf die Reihe.
Nach außen hin sieht es so aus, als wäre ich stark und hätte ein tolles Leben, naja die Realität sieht anders aus.
Ich lebe alleine voller Komplexe, lasse niemanden an mich heran, leide darunter, kann es aber nicht ändern.
Ich habe niemanden in meinem Leben außer meinen Hund.

Aber sobald ich wieder Fotos von mir als Kind sehe, oder meine Kindheit denke, ist da nur Ablehnung.
Ich schaffe es nicht, es zu ändern.

Dabei wäre es so wichtig für mich. Dieses nicht annehmen können und dieser Selbsthass verschlimmern alles nur noch. Dadurch schaffe ich es nicht, mit den Selbstschädigungen aufzuhören oder mich aus meiner selbstgewählten Isolation zu befreien.
Ich bin so sehr überzeugt davon nichts wert zu sein und nur eine Belastung für andere zu sein, dass ich mich lieber zurückziehe. Noch mehr Enttäuschungen und Zurückweisungen ertrage ich nicht - aus Angst davor, lasse ich mich gar nicht erst auf andere Menschen ein.

LG neele

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Memory2922
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 20:39

Hi Leute

Heute hatte ich mal wieder eine Therapiestunde bei meinem Therapeuten.
Wir bearbeiten gerade meine Kindheit und Vergangenheit.
Wurde sehr viel geschlagen, sexuell missbraucht und nur weggeschoben und abgelehnt von meiner Family und auch Freunden.
Irgendwie versuche ich immer vor meinem Therapeuten die tränen Fliesen zu lassen aber es will irgendwie nicht, warum weiß ich nicht. Heute hatte ich zum ersten mal meinen Teddybär in der Std dabei und mein Therapeut sprach wie zu einem kleinen Mädchen zu mir. Das Tat soo gut. Bin fast 30 und habe mit meinem Teddy gekuschelt . Denke oft das ich zu alt bin oder was meint ihr?? Habe ich vielleicht noch die Auseinandersetzung mit meinem inneren Kind oder an was liegt es das ich gerne noch das kleine Mädchen sein möchte??

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ENA
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:11

Liebe Memory,

ich glaube nicht, dass Du zu alt dafür bist. Wir alle haben doch unseren kleinen Teil in uns drin, auch die Alten. Nur leben ihn nicht viele, nehmen ihn nicht wahr, verdecken ihn. Wenn Du die Möglichkeit hast, so etwas in die Therapie einfließen zu lassen und Dein Tier mitzunehmen und es Dir gut damit geht, dann ist es doch wunderbar und ich finde auch, die Chance, etwas heil werden zu lassen (und auch wenn es heil ist, darfst Du den Kleinen behalten! )

Lieben Gruß von mir, ENA!

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Memory2922
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:21

Danke dir ENA

Vorallem wenn mein Therapeut zu mir wie ein kleines Mädchen redet tut das total gut und wir beziehen au immer gleich meinen Teddybär mit ein.

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flowerbomb2
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:23

nein, du bist nicht zu alt. Offenbar gibt es was nachzuholen und wenn es dir gut tut ist das doch schön.

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abendrot79
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Beitrag Mo., 28.11.2011, 22:27

Hallo Memory2922,

ich finde es ehrlich gesagt ganz toll und beneidenswert dass du zu deinem Therapeuten soviel Vertrauen hast, dass du das innere Kind zulassen und ausleben kannst. Ich denke da gehört auch ganz viel Mut dazu den Teddy mit in die Stunde zu bringen und ihn einzubeziehen. Und wenn es dir hilft und gut tut, dann geniesse es ....

Liebe Grüsse,
abendrot79
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 29.11.2011, 00:11

Hallo Memory2922,

du bist bestimmt nicht zu alt für deinen Teddy (was soll ich denn erst sagen), wenn dein kindlicher Anteil ihn braucht, ist das ok. Ich selber denk auch immer, ich tick nicht richtig. Vor allem, wenn eines der Innenkinder sich stark in den Vordergrund drängt und die Regie im Außen übernimmt, vor allem in Situationen, wo es nicht passt, kann das schon peinlich sein, wenn ich es zwar mitkriege, es aber nicht immer verhindern kann. Und wenn ich es dann schaff, das kostet immer so viel Energie, und dann tobt immer noch ein Kampf in mir, den von außen natürlich keiner mitkriegt.
Mein jetziger Thera hat mitlerweile auch festgestellt, das es da einen "wilden Haufen" in mir gibt. Die mutigste von allem hat sich letztes Mal tatsächllich getraut, ihm ihr Lieblingsbilderbuch zu zeigen, und er hat es vorgelesen, tat einfach nur gut. Ich hab mich einfach angenommen und verstanden gefühlt. Mein Vertrauen wird auch immer größer. Zum Ende der Stunde, als ich wieder das Ruder inne hatte, habe ich ihm zumindest schon mal getraut zu sagen, dass ich ihm vielleicht mal bald den Inhalt meiner Tasche zeige, die ich immer dabei habe (aber nicht nur bei ihm), und die nicht den typischen "Fraueninhalt" hat. Euch kann ich es je schon sagen: Da gibt es z.B. Fridolien, den kleinen Stoffhasen von einem sehr ängstlichen Kindanteil. Außerdem noch ein paar Murmeln (1-2 davon sind immer in meiner Hosentasche, und seid dem Herbst auch noch eine sehr schöne Kastanie). Marian, der einzige mit Namen, und schon etwas älter, hat immer sein Springmesser dabei. Aber ich glaube, das zeige ich lieber nicht, sonst kriegt der Thera noch schiss, dass ich ihm an die Gurgel will und er beendet die Therapie. Das würde ich jetzt echt nicht überstehen.
Mein Thera selbst hat auch einen Korb mit so kleinen Spielsachen, Kreisel, Murmeln (meine sind aber schöner), Muscheln, ... . Da durfte ich mir schon manchmal was aussuchen und mit nach Hause nehmen. Momentan habe ich von ihm eine kleine Klangkugel immer dabei in der Hosentasche. Das tut so gut, hilft mir, die sooo lange Woche bis zum nächsten Thermin besser zu ertragen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Nachtcafe
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Beitrag Di., 29.11.2011, 00:16

Du bist nicht zu alt. Ich kuschle auch mit meinem Kuscheltier aber nur zu Hause, weil ich zu feige wäre es anderen zu zeigen. Ich hätte Angst, dass ich ausgelacht werde.
Ich bewundere deine Mut, mach weiter so

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