Halbzeit. Midlife crisis?

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Blackbird
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Halbzeit. Midlife crisis?

Beitrag Mi., 08.09.2010, 10:15

Vor ein paar Tagen bin ich 35 geworden. Daher „Halbzeit“ als Titel hier. Wie üblich bei mir, nach dem Geburtstag fange ich an zu überlegen, zu grübeln. Über mein Leben und sein Sinn. Was ich bisher geschafft habe und was ich nicht geschafft habe. Wo darf ich Hoffnungen habe und wo nicht.

Vor fast 12 Jahren habe ich ausgewandet. Ich hatte träume. Wollte studieren, wollte die große Liebe finden. Mit dem Studium ist nichts geworden. Vor 3 Jahren habe ich wieder versucht aber es geht nicht, wenn man sich selbst finanziert. Ich habe nichts, muss arbeiten, dann habe ich keine Zeit und keine Lust mehr. Ich will auch nicht neben 20-Jährige sitzen in einem Raum, wo ich mich voll fehlt am Platze fühle. Ich glaube, da ist der Zug schon abgefahren. Sicher die Jobs, die ich habe sind keine Traumjobs und intellektuell bedeutungslos. Bei manchen, wo ich meine Sprachkenntnisse anwenden kann, fühle ich mich am wohlsten aber ich bin schnell gelangweilt. Es ist doch immer dasselbe. Die gleiche Fragen und Antworten. Immer dasselbe. Wie eine Art geistige und verbale Fließbandarbeit.

In Sachen Liebe hat sich auch nichts getan. Das letzte Mal, wo ich dachte, ich hatte jemand gefunden, war schon wieder ein schlechter Witz des Schicksals sozusagen. Gut, wir sind gut befreundet, weil wir uns gut verstehen aber sonst nichts. Auch gut so, ich könnte mich mit ihm nichts anders vorstellen als es jetzt ist, nur Freundschaft. Eher wie eine Freundin (und damit will ich ihn nicht beleidigen, im Gegenteil!)

Sonst lerne ich niemanden kennen. Die Männer in einem in frage kommenden Alter (d.h. 36 bis 50 – bin recht flexibel!) scheinen alle irgendwelche Alkohol oder Drogenprobleme zu haben, oder an irgendwelche „Exen“ zu hängen oder sind schon vergeben (was völlig normal ist) usw. Ich habe kein Bock. Ich habe keine Lust mich mit jemandem auseinander zu setzen. Irgendwie bin ich faul geworden und glaube nicht mehr, dass ich jemanden treffe. Kinder möchte ich nicht, bei mir tickt keine biologische Uhr in diesem Sinne. Doch ich befürchte, ich isoliere mich immer mehr. Ich habe mittlerweile 2 Hunde (man ist ja ein animal sociale... und sie sind ganz liebe Begleiter aber kein Menscheenersatz – das ist mir klar). Sicher habe ich meine Macken – sonst wäre ich nicht alleine. Ich habe zwar kein Alkoholproblem, kein Drogenproblem und hänge nicht an einem Ex aber ich habe echt irgendetwas Falsches in mir. Gut, eine Essstörung, die man mir gerade nicht ansieht, weil in der letzten 4 Jahren eher zu viel Frustfressen im Spiel war und jetzt habe ich ein paar Kilos zu viel aber bin keine Beth Ditto.

Also, jetzt bin ich in der Mitte. Halbzeit. Und nach meiner Meinung, nichts geschafft. Meine Mutter sagt, ich habe viel geschafft, weil ich die ganze Jahre im Ausland gut überstanden habe, weil ich die deutsche Sprache "beherrsche" (oh! so eine schwere Sprache, jaja... und "beherrschen" ist großzügig gemeint). Aber sie ist meine Mutter. Mein Vater denkt auch so. Aber er ist mein Vater. Sie sehen die Sachen anders. Ich finde, ich habe eher nichts geschafft. Überlebt habe ich, ja. Aber sonst... nichts. Beruflich bin ich eine null. Ich habe nichts. Wenn ich heute sterbe wird es niemanden mitkriegen. Nur die arme Hundis. Na gut, und am Freitag muss ich arbeiten gehen. Da wird man meine Abwesenheit merken. Und mal die Eltern, wenn sie mal wieder versuchen zu Telefonieren. Und die wenige Freunde, die ich habe. Früher oder später. Ok. Jemand wird es schon merken. Aber es wäre nach ein paar Tage wahrscheinlich egal, ob es mich gibt oder nicht. Halbzeit. Lebe ich noch 35 Jahre? Wer weiß. Und wie? Soll man einfach vor sich hin leben, bis man irgendwann mal stirbt. Und das war’s. Finita la comedia. Wofür denn? Ich will niemaden hier mitrunterziehen. Tut mir Leid. Ich wollte mit niemanden ganz offen darüber reden, wie ich mich gerade fühle. Es wird sicher noch werden. Ich wollte nur das Gefühl haben, dass ich dieses Gefühl und diese Gedanken mitteile. Ich gehe nicht mehr und nie wieder in Therapie. Aber reden muss man schon hin und wieder. Danke fürs Lesen. Und sorry für das Negative.
„In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon ein Widerspruch in sich.“

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Isaac
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 10:29

Hi Blackbird, leider kein guter rat von meiner seite, aber ich seh mich in deinem beitrag wie in einem spiegel, falls es ein (schwacher) trost ist das du damit nicht alleine bist.
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Blackbird
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 11:17

Danke!

Es ist schon ein schwacher Trost aber immehin ein Trost.
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Isaac
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 11:46

Blackbird hat geschrieben:Es ist schon ein schwacher Trost aber immehin ein Trost.
es tut mir wirklich leid nicht mehr an "guten ratschlägen" bieten zu können.
ich denke das es viele gibt in deiner/unserer situation.
es ist oft nicht leicht das positive zu erkennen wenn ich so meine selbstmitleidsphasen habe
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luftikus
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Beitrag Mi., 08.09.2010, 12:07

Ich definiere mein derzeitiges Alter auch als Lebensmitte (tja, Optimist muss man sein ).

Ehrlich gesagt habe ich auch keine besonders positiven Erfolge vorzuweisen: ich bin mal wieder Single und ich habe einen Job, den ich nicht mag, und in dem ich nicht sonderlich erfolgreich bin.

Trotzdem fühle ich mich eigentlich nicht schlecht. Mein Leben ist auch ohne solche sichtbaren Erfolge nicht langweilig, und eigentlich geht es mir ganz gut. Ich habe zahlreiche Interessen und Hobbys, und mir fällt ständig etwas ein, womit ich mir das Leben schön und abwechslungsreich gestalten kann - zumindest außerhalb des Büros. Ich bin auch recht experimentierfreudig und probiere dauernd neue Sachen aus. Das hält mein Leben in Schwung, und ich verspüre immer mal wieder den Reiz des Neuen. Und manchmal bleibt mein Interesse länger an einem Thema hängen, und dann mag ich mich auch gern tiefer reinknieen. Zurzeit lerne ich Spanisch und finde es spannend, mich in diese für mich neue Sprache zu vertiefen. Außerdem reise ich viel, treibe Sport, lese gern, lerne neue Menschen kennen, usw.

Vielleicht bin ich etwas hyperaktiv, aber es hilft mir zumindest, mein Leben als angenehm zu empfinden.

Darf ich fragen, ob es etwas gibt, was Dich schon als Kind fasziniert hat? Vielleicht hast Du ja Lust, Dich damit jetzt als Erwachsener zu beschäftigen?

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Blackbird
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Beitrag Do., 09.09.2010, 09:22

Hallo!

@ Luftikus: Danke für deine Antwort! Nicht jeder gibt es offen zu, nicht so erfolgreich im Job zu sein usw. Gut, im Internet geht's leichter aber trotzdem mag ich, dass du es offen sagst. Ich glaube, viele sind mit dem bisher Erreichte unzufrieden aber die wenigsten geben es zu.

Du hast Recht, man muss Hobbys pflegen, Sachen machen, bei denen man sich gut fühlt. Das hilft wirklich! Bei mir ist es so, es gibt tausende Sachen, die mich interessieren... aber momentan mache ich gar nichts. Trotzdem habe ich vor zwei Wochen mit Laufen angefangen (kann momentan nur 2 Mal die Woche, halbe Stunde jeweils und zwar so, 1 minute laufen, 2 gehen... weil ich an meine Kondition arbeiten muss und ich bin raucherin... will weniger rauchen - ganz damit aufhören will ich nicht sagen, weil da kann man leicht versagen aber ich möchte halt reduzieren, bis eine Packung für eine Woche reicht und irgendwann ganz damit aufhören und an Kondition gewinnen... mal schauen, ob es mir gelingt und es ist ein cooles Gefühl, wenn man dann voll verschwitzt und erschöpft unter die Dusche geht) Sonst mag ich kreative Sachen. Ich wollte immer Kunst studieren (meine Eltern, vor allem meine Mutter fanden das nicht "seriös" und ich habe dann Jura angefangen... lange ist es her). Ich will mich aber wieder damit beschäftigen. Schreiben tue ich auch gerne. Und mal öfters Guitarre spielen. Bald kommt eine Zeit, wo ich mehr Zeit für diese Sachen haben werde, denn ich arbeite bis Mitte September und dann habe ich keinen Job mehr. Ich suche dann einen Teilzeitjob bis die Saison bei meinem jetzigen Job wieder anfängt... kompliziert zu erklären aber es ist bei mir so. Stört mir aber nicht wirklich. Ah und ein Sprachen-Freak bin ich auch... ich wollte immer Französisch lernen und mein Kauderwelsch-Italienisch verbessern (meine Muttersprache ist Spanisch - da tu' ich mich nicht so schwer mit Italienisch *g* puedes escribir en español si quieres... aber "Amtsprache" ist hier Deutsch!

@Isaac: das mit den Mitleidphasen kenne ich nur zu gut... dann kommt manchmal ein Schub "Positives" und man sieht alles ganz anders. Kommt bei mir oft vor. Öfter als es mir lieber ist (ich bin aber nicht manisch-depressiv oder so aber aufs und abs gibt es sehr oft). Ich denke auch, es gibt viele in unsere Situation. Aber im Lebens jenseits des Internets geben es die wenigsten zu... ich finde es toll, dass man sich im Forum austauschen kann und allein, die Tatsache, dass man weiß, man ist nicht allein, hilft einem schon. Da haben wir alle ein offenes Ohr (bzw. Auge) für die "Leidensgenossen"

Also, jetzt gehe ich mal wieder weg. Ich wünsche euch ein Schönes Wochenende. Ich muss 6 Tage arbeiten von morgen bis Mittwoch. Aber das muss sein. Dann habe ich frei *juhuu*
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Isaac
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Beitrag Do., 09.09.2010, 10:37

Blackbird hat geschrieben:Ich muss 6 Tage arbeiten von morgen bis Mittwoch. Aber das muss sein.
Mein aufrichtiges beileid
Das mit dem job ist so eine sache, natürlich denke ich auch oft das andere viel erfolgreicher sind, oder was sinnvolleres tun, ich mach das hier jetzt seit über 25 jahren und komm mir dabei vor wie ein hamster im rad.
Mein selbstmitleidsgedanke dazu: was wenn ich unter anderen verhältnissen aufgewachsen wäre, keine katastrophen-kindheit, oh mein gott wie gut würde es mir heute gehen.
Was natürlich blödsinn ist, ich kann meine vergangenheit nicht mehr ändern und die zukunft fängt erst an, was bleibt ist der augenblick, nur den seh ich oft nicht da meine gedanken entweder voll selbstmitleid in der vergangenheit hängen oder voll sorge sich irgendwo in der zukunft herumtreiben.
Auch dir schönes WE
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luftikus
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Beitrag Do., 09.09.2010, 11:28

Blackbird hat geschrieben: Ich wollte immer Kunst studieren (meine Eltern, vor allem meine Mutter fanden das nicht "seriös" und ich habe dann Jura angefangen... lange ist es her).
Das war bei mir auch so ähnlich. Ich wollte eigentlich immer Musik machen und später Musik studieren (oder auch Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft. Alternativ auch Geografie, eine Sprache oder Touristik). Aber meine Eltern (unmusikalisch, keine Musiktradition, keine Fremdsprachenkenntnisse) verweigerten mir sowohl den Musikunterricht als auch meine Studienwünsche. Musikunterricht galt als Zeit- und Geldverschwendung. Meine Eltern wollten immer, dass ich mich mit "vernünftigen" Dingen beschäftige. Meine Studienwünsche schienen nicht dazuzugehören. Und so kam es, dass ich - eher unfreiwillig - in das Studium der Informatik reingerutscht bin. Und das ich, der im Gymnasium in Mathematik und Physik immer nur die Note 4 kassiert hatte. Und so ist es bis heute so, dass mein Beruf und ich zwei verschiedene Welten sind, die einfach nicht zusammenpassen wollen. Aber den Absprung habe ich leider auch bis heute nicht geschafft.

Wie dem auch sei: es gibt glücklicherweise auch ein Leben nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub. In dieser Zeit versuche ich, so gut es geht ein Leben zu leben, welches mir gut tut, um die beruflichen Frustrationen zu kompensieren. Und im wesentlichen bedeutet das kein untätiges Herumsitzen vorm Fernseher, am Strand oder an einem Tresen, sondern: die interessanten Facetten der Welt und des menschlichen Lebens zu erfahren, zu erlernen - übers Reisen, Sprachenlernen, Musikinstrument nachträglich erlernen, interessante Menschen treffen, Bücher lesen, neue Hobbys ausprobieren etc. Das tut mir sehr gut und lässt mir mein Leben trotz der beruflichen Schieflage lebenswert erscheinen.

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Blackbird
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Beitrag Do., 09.09.2010, 21:39

Isaac hat geschrieben:...ich kann meine vergangenheit nicht mehr ändern und die zukunft fängt erst an, was bleibt ist der augenblick, nur den seh ich oft nicht da meine gedanken entweder voll selbstmitleid in der vergangenheit hängen oder voll sorge sich irgendwo in der zukunft herumtreiben.
Mir geht's auch oft so. Aber wie recht du hast. Was bleibt, ist der Augenblick und man sollte es sich nicht so versauen.

@ Luftikus: es ist sicher schwer Jahrelang in einem Job/Beruf zu bleiben, den einem nicht so taugt! Ich arbeite immer wieder (und gerade ist es so) im Tourismusbereich. Da kann ich meine Sprachen-Freakiness ausleben - ist schon mal was. Und da, wo ich gerade arbeite habe ich mehr oder weniger Mitspracherecht - was auch nicht schlecht fürs ego ist. Nur die Touristen nerven leider zu oft. Aber es gibt auch ganz nette. Nach der Hauptaison möchte man aber lieber gar kein Menschenkontakt bei der Arbeit haben - da bin ich schon irgendwie ausgebrannt... aber dann im nächsten Sommer habe ich mich schon erholt Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem Job zu bleiben, den ich überhaupt nicht mag, ohne dass ein Ende im Sicht ist! Aber ich finde super wie du das meisterst, in dem du dich selbst einen Ausgleich mit deinen Hobbies schaffst. Das machen auch nicht viele.

Also, jetzt muss ich schlafen. Batterien aufladen für die 6 Tage...
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Beitrag Fr., 10.09.2010, 08:06

Blackbird hat geschrieben:Ich könnte mir nicht vorstellen, in einem Job zu bleiben, den ich überhaupt nicht mag, ohne dass ein Ende im Sicht ist! Aber ich finde super wie du das meisterst, in dem du dich selbst einen Ausgleich mit deinen Hobbies schaffst. Das machen auch nicht viele.
Naja, ich habe ja da nicht viele Wahlmöglichkeiten; ich muss halt mein Geld verdienen, um Miete, Essen, etc. zahlen zu können. Als Erwachsener in eine neue Branche reinzukommen (ohne Vorerfahrung) erscheint mir fast unmöglich. Zu oft hatte ich es in der Vergangenheit probiert gehabt, aber nie hat es geklappt. Ohne entsprechende Zeugnisse und Referenzen nimmt einen kein Arbeitgeber. Also ist weiterhin Ausharren angesagt.

Derzeit überlege ich aber, ob ich mir nicht den Luxus eines Fernstudiums gönnen soll. Dann kann ich wenigstens am Ende meines Lebens sagen: zuguterletzt habe ich doch noch etwas studiert, was zu mir passt! An der FernUni Hagen gibt es da ein, zwei Studiengänge, die mir Spaß machen würden... Ich vermute zwar, dass es für eine berufliche Umsetzung zu spät ist (wer nimmt schon einen 50-jährigen Absolventen), aber für mich persönlich wäre es wichtig, denn mit einem guten Abschluss könnte ich auch mein angeknackstes berufliches Selbstbewusstsein restaurieren.

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Isaac
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Beitrag Fr., 10.09.2010, 11:37

luftikus hat geschrieben: Naja, ich habe ja da nicht viele Wahlmöglichkeiten; ich muss halt mein Geld verdienen, um Miete, Essen, etc. zahlen zu können.
Geht mir genauso, ich bewundere menschen die arbeiten gehen weils spaß macht und nicht nur wegen dem geld. Eigentlich ist es mein eigenes sicherheitsdenken das es nicht zuläßt etwas zu verändern. Ok, ums realistisch zu sehen, ab einem gewissen alter wird’s auch nicht leichter neu zu beginnen. Ich bin im gesundheitswesen tätig, also eigentlich das was man sich allgemein unter "sinnvoll" vorstellt, aber es ist nur mehr routine und jede menge stress, und das gefühl daran nichts ändern zu können macht die situation nicht leichter.
Für hobbys find ich kaum noch energie, eigentlich tragisch
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luftikus
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Beitrag Fr., 10.09.2010, 11:52

Isaac hat geschrieben: Für hobbys find ich kaum noch energie, eigentlich tragisch
Zumindest das gelingt mir noch. Ich habe anscheinend einen Weg gefunden, die Frustrationen der Arbeit nicht in den Feierabend hineindringen zu lassen. Auch wenn mich tagsüber der Job noch so anödet: kaum habe ich abends die Zeiterfassung mit dem "Gehen-Button" betätigt, löst sich der ganze Frust vorübergehend in Luft auf. Abends muss ich kaum an die Arbeit denken, es fühlt sich beinahe so an, als ob ich aus einem Alptraum aufgewacht wäre, der mich nicht mehr weiter betrifft. Erst am nächsten Morgen beim Aufstehen fängt es wieder an, mich zu nerven. Drum ist für mich der Morgen eines Arbeitstages immer die schlimmste Zeit...

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 10.09.2010, 22:16

hallo, da muß ich mal was Komisches dazu schreiben. Im Gegensatz zu Euch, habe ich meinen Traumberuf ergriffen, habe ihn mit viel Spaß und Freude ausgeübt, all meine Kraft hineingesteckt (freiwillig). Heuer im Juni habe ich einen unglaublichen Erfolg gehabt, auf den ich 5 Jahre konsequent hingearbeitet habe. Hurra! Ja Hurra. In Juli fiel ich in eine ganz tiefe Krise, aus der ich bis jetzt nicht heraus bin. Ich fühle mich leer, nichts interessiert mich, nichts freut mich. Ich schleppe mich zur Arbeit, bin nur müde. Meine Freizeit verbringe ich schlafend oder blödsinnig vor dem Fernseher. Ich fühle mich entsetzlich. Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben. Und ich kann nicht mal mehr sagen: WENN das oder das anders wäre/gewesen wäre, dann würde ich mich besser fühlen. Nein, nicht mal das kann ich, denn es war ja alles irgendwie gut - aufregend, spannend, fordernd und schließlich sogar erfolgreich.
Ich will damit nur sagen: wenn die Krise kommt, kommt sie. Ist wohl eher was Innerliches als eine Sache der äußeren Umstände.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Isaac
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Beitrag Sa., 11.09.2010, 08:38

Ratlosigkeit hat geschrieben:Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
das drückt es eigentlich gut aus.
ich stehe früh auf, bringe den dienst hinter mich, manchmal bis zu 13 stunden, hoffe das die zeit schnell vergeht, komm heim, mach das was notwendig ist, und der nächste tag ist da, wieder von vorne...
die zeit verfliegt, und ich frage mich: " das ist/war alles?"
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Kelpie
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Beitrag So., 19.09.2010, 12:07

Wie wärs einfach mal damit, das Glas HALBVOLL zu sehen?

Ma bitte, ich werde zum Jahreswechsel 35. Mich kotzt nichts mehr an als Leute, die mir konsequent erzählen, mein Leben wäre dann halb vorbei. Kann ich was dafür, dass andere solche Langweiler sind, denen ihr Spieltrieb und ihre Neugier irgendwann abhanden gekommen sind? Nicht bös gemeint, blackbird, aber diese Haltung ist mir einfach zu depressiv.

Meine liebe Familie, es sei euch gesagt:

Nein, ich werde nicht einen braven Mann heiraten und Babies kriegen. *würg* Ob ein Mann brav ist, entscheide ich, und zwar jeden Tag neu. Kinder stehen auf meinem Wunschzettel ans Christkind sehr weit unten.

Ja, ich werde außer den sinnlosen Ausbildungen, die ich schon habe, noch etliche weitere machen. Zum Beispiel Ägyptologie. Weil es mich interessiert. Ich werde ewig dafür brauchen neben dem Brotjob und werde keinen Nutzen davon haben außer der Befriedigung meiner Neugier. Na und?

Na sowas, ich kann absolut gleichzeitg die Jungfräuliche Jägerin sein (und Bogenschießen unterrichten, Compound Klasse) und eine alte Hexe (die einen Titel ausgerechnet in Botanik hat, Vorsicht, sehr gift-kräuterkundig).

Wenn ich nach meiner Verwandtschaft gehe, hab ich erst mit 50 Halbzeit.
Was mach ich bei dieser 35-Jahre- Rechnungsweise, wenn ich 70+ bin? Mein Vater ging mit 60 pauschal "in Pension", gab sämtliche Interessen außer dem Saufen auf und nervt mit seiner Dauer-Depression. Meine Oma hockt seit ihrem 70er nur mehr vor der Glotze und erzählt jedem, dass eh bald alles vorbei ist. Sie wird heuer 98.

Ich bin nicht gläubig und gehe davon aus, dass ich nur DIESES Leben habe. Ich werde mich daher bemühen, es mir nicht selber durch negatives Denken zu versauen, sondern das Gute in jedem Fehler, jedem gescheiterten Projekt und jeder Schwäche suchen.
Etwas selfcoaching täte dir gut, Blackbird

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