Psychische Störungen und Kreativität

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candle
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Psychische Störungen und Kreativität

Beitrag Sa., 21.11.2009, 19:49

Hallo zusammen!

Ist etwas dran, dass Menschen mit psychischen Störungen sehr kreativ sind? Natürlich sind aus Funk und Fernsehen einige Menschen bekannt, aber trifft das wirklich auf jeden zu?

Mal schauen wo sich der Thread hinbewegt.

Gruß!
candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Lüttsche
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 20:27

Hallo candle,

bist Du an persönlichen Erfahrungen interessiert, also wie man das an sich selbst beobachtet?
So long,
Lüttsche

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(V)
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 20:32

Was bedeutet für dich Kreativität? Im Sinne von künstlerisch oder literarisch?
Oder anders?

Kommt natürlich auch auf die Art der Störung an.

Depressionen dürften so ziemlich das Gegenteil von "kreativ" sein. Alleine schon dass durch soziale Isolation und dem berüchtigen Tunnelblick schlichtweg die Inspirationen fernblieben, und bekannterweise sind Depressive nicht gerade kreativ, wenn es um die Lösungssuche ihres Problems geht.

Bei vereinzelten Persönlichkeitsstörungen hingegen kann es durchaus erforderlich sein, die Defizite durch neue, kreative (ungewöhnliche) Verhaltensweisen oder Lösungsansätze auszugleichen und dadurch das Gehirn anders zu schulen.

Im Falle von überzeugten (am besten gar exzentrischen oder extrem introventierten) Künstlern würde man ihnen wohl aus der 0-8-15-Normalo-Sicht stets eine psychische Störung unterstellen. Entscheidend ist allerdings der subjektive Leidensdruck dieser Menschen.

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candle
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 22:01

Hallo Ihr zwei!
Lüttsche hat geschrieben: bist Du an persönlichen Erfahrungen interessiert, also wie man das an sich selbst beobachtet?
Das ist sicher interessant zu hören... ich bin schon sehr kreativ, habe es aber nie als besonders angesehen.
Gothika hat geschrieben:Was bedeutet für dich Kreativität? Im Sinne von künstlerisch oder literarisch?
Oder anders?
Künstlerisch und litherarisch fällt mir dazu auch spontan ein, aber es gibt da noch viel mehr, denke ich.
Depressionen dürften so ziemlich das Gegenteil von "kreativ" sein.
Interessanter Ansatz: Na während einer Depression war ich natürlich sehr geblockt, aber war eben immer auf der Suche das Alte wiederzufinden. Vielleicht auch die Suche nach der eigenen Persönlichkeit? Ich weiß es nicht?
Entscheidend ist allerdings der subjektive Leidensdruck dieser Menschen.
Wobei mir dazu einfällt, dass ich da doch auch bodenständige zu "kennen" glaube. Das würde meine Frage wohl widerlegen?

Ich denke ein Maß an Ehrgeiz und Intelligenz spielt vermutlich auch eine Rolle.

Nun habe ich mich selber irritiert.

candle
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Hippis
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 22:45

Hallo,
also ich persönlich würde mich nciht als sehr kreativ bezeichnen.

Jedoch ist es so, dass wenn es mir schlechter geht ich irgendwie anders drauf bin.
Ich schreibe mehr Gedichte, zu manchen bekannten Liedern neue Texte und und und.

Also da fühle ich mich dann ziemlich kreativ, denn wenns mir gut geht kann ich das gar nicht.
Ich bezeichnete das in ner Thera-Stunde mal als Philosopisch drauf sein, ich mag das sehr an mir und deshalb wollte ich auch lange nicht das es mir besser geht, da ich das dann dadurch verlieren würde.

Aber so empfinde ich mich eher als unkreativ aber das liegt auch da dran das ich hohe Ansprüche habe und deshalb nix gut genug entfinde.

LG

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candle
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 22:50

Dass ich nichts gut genug finde, kenne ich auch. deshalb sträube ich mich auch gegen kreative Psychotherapie oder was mir da so geboten wird. Klar, es soll vielen helfen Gefühle auszudrücken. Ich würde mir nur doof vorkommen, weil ich da keine "Ausbildung" erhakte, sondern nur vor mich hin knete oder so.

Interessant, dass Du kreativ in Depression bist. Ich mache zwar auch was, aber in Höchstform bin ich doch ohne Depression.

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Elena
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 23:38

Meinst Du eine Gestalttherapie, die Du machen sollst?
Naja, ich denke schon, dass ganz schön viel in uns steckt, von dem wir garnichts wissen, vielleicht ist dies ja eine ganz gute Methode, dies rauszukitzeln, statt dem Therapeuten gegenüber zu sitzen und "nur" Gespräche zu führen.
Kreativität ist bei mir ganz stark da, wenn meine Energie fließt und ich gut drauf bin, ich denke, durch Kreativität kann man auch Blockaden und Probleme zu lösen. Vielleicht können ja mittels Gestalttherapie Lösungswege auf künstlerischer Schiene erarbeitet werden.
Ich finde den Ansatz garnicht so schlecht, obwohl ich keine Erfahrungen damit gemacht habe.
Obwohl, wenn es mir nicht gut geht, finde ich es herrlich, mit den Kindern zu basteln und zu malen. Meistens bin ich danach ausgeglichener.

LG Elena

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candle
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 23:43

Nein bei mir geht es nicht um diese Therapieform. Würde ich auch nicht wollen. Es ist schon so, dass ich weiß was mir liegt. Manches kann man auch gar nicht mehr perfekt erlernen. Das braucht dann schon sehr frühe Übung.

Ich glaube mir schoß dabei auch der Gedanke durch den Kopf, dass mal jemand sagte, dass nur intelligente Menschen eine Depression haben würden oder so ähnlich...

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Elena
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Beitrag Sa., 21.11.2009, 23:48

candle hat geschrieben:Ich glaube mir schoß dabei auch der Gedanke durch den Kopf, dass mal jemand sagte, dass nur intelligente Menschen eine Depression haben würden oder so ähnlich...
Du meinst, dass sie dann kreativer sind.
Ich denke schon, dass künstlerische Menschen in der Regel Menschen sind, die sich nicht in irgendwelche starke Konventionen pressen lassen, sondern sie brauchen die Freiheit, um das auszuleben, was in ihnen steckt. Vielleicht werden diese Menschen eher in die Schublade gesteckt, eine psychische Störung zu haben (obwohl das so meiner Meinung nach nicht stimmt) als die angepassten, die wenig Energie fliessen lassen, weil sie zu stark an die Normen gebunden wird.

LG Elena

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(V)
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Beitrag So., 22.11.2009, 00:57

Ich glaube mir schoß dabei auch der Gedanke durch den Kopf, dass mal jemand sagte, dass nur intelligente Menschen eine Depression haben würden oder so ähnlich...
Ganz, ganz bestimmt nicht!!!

Der einzige Unterschied mag der sein, dass intelligente (selbstreflektierende) Menschen

a) ihre Depression besser artikulieren können, während sie sich bei weniger intelligenten Menschen andersweilig verlagert.

b) krankheitseinsichtiger sind, eher zum Therapeuten gehen, und deswegen die Statistiken verfälschen

c) erkennen, dass mit ihnen selbst was nicht stimmt, und deswegen nicht so oft dazu neigen, die Ursachen bei anderen zu suchen

Glaubt mir, ich habe schon so viel DUMME Depressive gesehen...! Die können genauso depressiv werden. Sie gehen nur...ehm... anders damit um, so dass die Depressionen vielleicht nicht so auf den ersten Blick ersichtlich sind.

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Carry
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Beitrag So., 22.11.2009, 06:58

Hallo

Boa, das ist ja mal ein sehr interessanter Thread.
Ist etwas dran, dass Menschen mit psychischen Störungen sehr kreativ sind? Natürlich sind aus Funk und Fernsehen einige Menschen bekannt, aber trifft das wirklich auf jeden zu?
Ich glaube, wie bei so vielen anderen Dingen nicht daran, daß es auf wirklich jeden psychisch Kranken zu trifft. Aber ich glaube schon, daß es Zusammenhänge gibt.
...aber war eben immer auf der Suche das Alte wiederzufinden. Vielleicht auch die Suche nach der eigenen Persönlichkeit? Ich weiß es nicht?-
Für Menschen in psychischen Krisen kann kreatives Arbeiten,eine Form von Kommunikation sein wo Worte nicht greifen würden. Ein Weg der Selbstvergewisserung, Arbeit am Wiederaufbau einer unsicher gewordenen Welt.
Ich denke Kreativität und künstlerisches Schaffen kann zu persönlichen Wandlungsprozessen beitragen und
damit die seelische Gesundheit stabilisieren.
Diese Erkenntnis, daß es Zusammenhänge zwischen emotionalen Ausnahmezuständen und der Möglichkeit durch Kreativität, Bewältigung und die Wiedergewinnung der zum Teil verlorenen Selbstidentität zu finden,
führt dazu, daß Kreativtherapien mit Malen, Bildhauern, Musik,Tanz usw. angeboten werden.

Diese "Art" der Therapie ermöglicht es, Emotionen und Spannung künstlerisch darzustellen.
In meinen Augen sieht es so aus, daß manche Menschen erst m Verlauf ihrer psychischen Störung zur künstlerischen Tätigkeit kommen und mit Hilfe dieser vesuchen ihre Situation bewältigen.

Abschließend möchte ich sagen, daß ich selbst ebenfalls ein sehr kreativer Mensch bin

LG Carry
Zuletzt geändert von Carry am So., 22.11.2009, 11:29, insgesamt 1-mal geändert.
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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mitsuko
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Beitrag So., 22.11.2009, 09:48

Es kann ja eigentlich jeder psychisch erkranken, je nachdem was ihm passiert. Ich glaube nicht, dass jemand, der eigentlich vollkommen unkreativ ist, dann urplötzlich seine künstlerische Ader entdeckt. Also ich bezweifle, dass man auf einmal kreativ wird. Andererseits bringt eine psychische Erkrankung ja häufig auch zu eine erhöhte Beschäftigung mit der eigenen sinnlichen Wahrnehmung mit sich, was vielleicht dazu führen kann, dass kreatives Potential mehr ausgeschöpft wird.

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ninith
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Beitrag So., 22.11.2009, 09:53

candle hat geschrieben:Dass ich nichts gut genug finde, kenne ich auch. deshalb sträube ich mich auch gegen kreative Psychotherapie oder was mir da so geboten wird. Klar, es soll vielen helfen Gefühle auszudrücken. Ich würde mir nur doof vorkommen, weil ich da keine "Ausbildung" erhakte, sondern nur vor mich hin knete oder so.
Hallo Candle,

ich bin auch sehr perfektionistisch und es fällt mir schwer, kreativ zu sein, weil ich immer so hohe Ansprüche an meine Kreationen habe. Aber in der Kunsttherapie ist es vollkommen anders. Ich musste mich auch erstmal daran gewöhnen, dass es nicht darum geht, dass jeder Pinselstrich perfekt sitzt. Ich habe gelernt, spontan zu malen und Ton zu kneten. In der Kunsttherapie passiert so eine Art Trialog zwischen mir, meinen Händen und meinem Unterbewusstsein. Das eröffnet den direkten Zugang zu lange vergrabenen Dingen... Ich habe meiner Kunsttherapeutin sehr viel zu verdanken und ohne sie hätte ich nicht mal halb so viel geschafft. Daher kann ich diese Therapieform jedem uneingeschränkt empfehlen.

Gruß, roxolana

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candle
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Beitrag So., 22.11.2009, 10:20

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Nun sammeln sich hier ja mehrere Themen. Ist ganz interessant.

Nun, einmal geht es um psychisch Erkrankte und Kreativität, dann auch um den Ausdruck mit therapeutischen Möglichkeiten. Da hat dann offenbar das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Depressionen kann jeder bekommen? Hmmm... wobei ich selber festgestellt habe, dass sehr intelligente Menchen sich oft selbst den Weg verbauen. Da scheint so mancher so perfektionistisch zu sein, dass eine Selbstreflektion und Veränderung kaum möglich ist.

Ich weiß nur, dass ich kreativ bin. Leider wurde das nicht so gefördert wie ich es gewünscht hätte. Also war es schon da und so würde ich in einer Kunsttherapie vermutlich nicht zurecht kommen, weil ich zu sehr meine eigenen Ideen verfolge. Und das wäre wohl leider in einer Therapie sehr eingeschränkt.

Ich bin ja schon mal beim Psychodrama kläglich gescheitert. Meine Gefühle fühlte ich einfach nur "vorgespielt", aber nicht real bezogen. Kann das jemand nachvollziehen?

candle
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Sommer-Stumpenhorst

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clematis
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Beitrag So., 22.11.2009, 12:35

interessant

ich denke, meine kreativität gehört zu meinen (wenigen) stärken - leider bremst mich die kreativität oft aus, da ich ständig neue ideen habe und einfach keinen anfang finde.

kreativität ist bei mir sehr breit gefächert, ich bin musikalisch, habe freude und "talent" in den bildenden künsten, weiterhin bin ich sehr erfinderisch und kann für probleme schnell lösungsalternativen finden (außer zu meinem leben... ^^)

während einer starken depressiven phase geht die "kopf-kreativität" total in den hintergrund. der kopf ist blockiert. ich betätige mich dann mit den händen: stricken, häkeln, malen usw.
"Das Schwierigste am Leben ist es, Herz und Kopf dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. In meinem Fall verkehren sie noch nicht mal auf freundschaftlicher Basis."
Woody Allen

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