Hallo liebes www!
Da ich hier kürzlich schon so hilfreiche Anregungen bekommen habe, würde ich hier gerne eine Frage loswerden, die mich seit Längerem beschäftigt. Irgendwie weiß ich gerade nicht, wie ich das Thema sinnvoll anfangen soll, habe aber auch keinen passenden Thread gefunden. Jedenfalls frage ich mich, ob eine gewisse "Grundangst" vor Kontrollverlust und Machtlosigkeit derart ausufern kann, dass sie einen in seiner Lebensführung hemmt.
Konkret geht es darum, dass ich im Leben nicht vorwärtskomme (Studium abbrechen, Jobs kündigen etc.) und in den Phasen des "Nichts" merke, dass ich damit z.T. durchaus zufrieden bin, weil: was man nicht hat, das kann einem nicht genommen werden. Das gibt mir Sicherheit. Käme morgen jemand und wöllte mir mein Leben durch was auch immer "kaputt" machen, könnte ich sagen: ja, bitteschön. Oder noch weitergehend, bevor jemand anderes es tut, setze ich es selbst "auf Null", sodass es praktisch nichts mehr "kaputt" zu machen gibt. Keine unfairen Prüfer, kein cholerischer Chef, dem man hilflos gegenüber steht.
Irgendwo bin ich mal auf "masochistischen Triumph" gestossen, als Laie weis ich nicht, ob der Begriff in diesem Zusammenhang richtig ist, aber ich denke, dass es vielleicht ein bisschen zutrifft. Es begegnet mir (zumindest früher) auch an anderen Stellen z.B. beim SVV: wenn jemand mir Schaden zufügt, dann bin ich das...
Ich hoffe, man kann insgesamt verstehen, wie ich das meine - und vielleicht kennt es jemand oder hat ähnliche Erfahrungen?
Ist es vllt gar nicht die Angst vor Machtlosigkeit im eigenen Leben (das hat wohl jeder) sondern eher die berühmte "erlernte Hilflosigkeit", dass ich denke, auftauchende Schwierigkeiten wären "vernichtend"? Oder eine Überbewertung möglicher "Gefahren"? Oder ist es einfach nur Schmerzvermeidung, Angstvermeidung generell,Flucht vor Verantwortung,...?
Würde mich über Anregungen freuen.
LG scars
Angst vor Kontrollverlust im Leben als Bremsklotz?
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Hallo scars,
ein bisschen finde ich mich in Deinen Zeilen wieder! So wie Du es beschreibst klingt es für mich am ehesten wie eine Vermeidungshaltung – Schutz vor (neuerlichen?) Verletzungen, Schutz vor Versagen, Schutz vor Enttäuschung. Rückzug in eine überschaubare Welt, die dann kontrollierbarer erscheint, sicherer.
Und ja, das schränkt ein.
Ich hab das nicht bei Arbeit und Leistung, ich hab es im privaten Bereich, und ich erleb es so, dass ich mir sehr sehr schwer tu, aus dieser engen kleinen Welt, die ich mir da gezimmert hab, auszubrechen. Ich nehme aber auch die Enge nicht direkt wahr. Ich sehe nur dass es bei anderen anders ist, und die das anscheinend als schön erleben.
Das was Du über Dein Erleben von SVV berichtest, kenn ich als Gefühl auch – und das hat, denk ich schon mit Kontrolle viel zu tun. Spüren können, dass jetzt ich diejenige bin die über meinen Körper bestimmt, das hab ich schon auch.
Fragen die vielleicht hilfreich sein können (also mich zumindest haben die weitergebracht):
- Besteht ein Leidensdruck, eine gespürte Einschränkung? Wo am meisten?
- Gibt es Möglichkeiten, das Gefühl von Kontrollverlust zu reduzieren mit weniger Einschränkung bzw. einer Lebensgestaltung die den Wünschen und Bedürfnissen besser entspricht?
- Was sind eigene Wünsche, was Erwartungshaltungen von anderen (also besonders beim Arbeitsthema)? Wie kann da ein Gefühl von mehr eigener Entscheidungsmöglichkeit entstehen?
Liebe Grüsse
Bumpam
ein bisschen finde ich mich in Deinen Zeilen wieder! So wie Du es beschreibst klingt es für mich am ehesten wie eine Vermeidungshaltung – Schutz vor (neuerlichen?) Verletzungen, Schutz vor Versagen, Schutz vor Enttäuschung. Rückzug in eine überschaubare Welt, die dann kontrollierbarer erscheint, sicherer.
Und ja, das schränkt ein.
Ich hab das nicht bei Arbeit und Leistung, ich hab es im privaten Bereich, und ich erleb es so, dass ich mir sehr sehr schwer tu, aus dieser engen kleinen Welt, die ich mir da gezimmert hab, auszubrechen. Ich nehme aber auch die Enge nicht direkt wahr. Ich sehe nur dass es bei anderen anders ist, und die das anscheinend als schön erleben.
Das was Du über Dein Erleben von SVV berichtest, kenn ich als Gefühl auch – und das hat, denk ich schon mit Kontrolle viel zu tun. Spüren können, dass jetzt ich diejenige bin die über meinen Körper bestimmt, das hab ich schon auch.
Fragen die vielleicht hilfreich sein können (also mich zumindest haben die weitergebracht):
- Besteht ein Leidensdruck, eine gespürte Einschränkung? Wo am meisten?
- Gibt es Möglichkeiten, das Gefühl von Kontrollverlust zu reduzieren mit weniger Einschränkung bzw. einer Lebensgestaltung die den Wünschen und Bedürfnissen besser entspricht?
- Was sind eigene Wünsche, was Erwartungshaltungen von anderen (also besonders beim Arbeitsthema)? Wie kann da ein Gefühl von mehr eigener Entscheidungsmöglichkeit entstehen?
Liebe Grüsse
Bumpam
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Ich glaube, zentral ist ein gewaltiges misstrauen, die innere überzeugung, dass die andere einem etwas wegnehmen, einen verhähnen, zerstören will. Ich weiss noch wie anstrengend es war mit diesen gewissheiten zu leben und immer gewappnet zu sein. Vermeidung ist der einzige weg, der erschöpfung kurz zu entwischen.
Die gute nachricht: vertrauen kann man lernen, in der therapeutischen beziehung und in korea
Die gute nachricht: vertrauen kann man lernen, in der therapeutischen beziehung und in korea
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.
Ich kenne das durchaus - auch eher im Privaten als im Beruflichen. Zu gehen bevor ich gegangen werde. Und damit alles über Bord zu werfen, was auch schön ist. Mich gar nicht erst zu öffnen, weil es zu gefährlich sein könnte. Den (goldenen?) Käfig ganz lange nicht verlassen wollen/können, weil die Welt da draußen ja bedrohlich ist und ich auf mich alleine gestellt sein könnte...
Erlernte Hilflosigkeit ist ein Aspekt. Ein anderer ist aktive Vermeidung. Was bei mir Veränderung bewirkt hat: Die Erkenntnis dass das Vermeiden verdammt viel Energie kostet. Zu viel Energie. Außerdem: Mir erlauben, zu spüren, dass ich mir eigentlich tief in mir drinenn auch etwas anderes wünsche, wenn ich ehrlich zu mir bin: Verbindung, Echtheit, Offenheit. Dafür muss ich Risiken eingehen. Oder innerlich weiter verkümmern.
Angst ist auch im Mix drin. Bei mir stand eine Zeitlang immer die Frage im Raum: Wovor konkret? Was ist das "Schlimmste" was passieren könnte und ist das wirklich so schlimm? Du bist erwachsen und nicht mehr so abhängig und hilflos wie früher. Du hast andere, neue Optionen. Die muss man lernen. Laufen hast du auch nicht an einem Tag gelernt. Das Fiese ist, dass man sich bei diesen Themen gerne selbst schnell überfordert. Man setzt sich ein "großes" Ziel und es klappt nicht, was wiederum der Beweis ist, dass es einfach nicht möglich ist. Und man bleibt gefangen.
Um aus dieser erlernten Hilflosigkeit rauszukommen, musst du anfangen deine "Muskeln" zu trainieren. Dir Erfahrungen zu gönnen, dass du es schaffst. Erst ganz im Kleinen, dann in größeren Schritten. Fang klein an. Setze dir kleine, erreichbare Ziele. Und nimm auch die Erfolge wahr. Falls du Freunde hast, rede mit ihnen drüber, wie sie dich unterstützen können. Was dir helfen würde. Anfeuern? Cheerleading? Herausfordern und hin und wieder mal einen Tritt in den Hintern?
Wenn du einen Therapeut/Therapeutin hast, rede mit ihr drüber. Überlegt zusammen, was sinnvoll ist, wo du anfangen kannst, dieses Verhalten zu verändern. Schritt für Schritt. Falls du keine therapeutische Unterstützung hast - vielleicht wäre das ein guter Anlass, dir jemanden zu suchen?
Alles Gute,
lisbeth.
Erlernte Hilflosigkeit ist ein Aspekt. Ein anderer ist aktive Vermeidung. Was bei mir Veränderung bewirkt hat: Die Erkenntnis dass das Vermeiden verdammt viel Energie kostet. Zu viel Energie. Außerdem: Mir erlauben, zu spüren, dass ich mir eigentlich tief in mir drinenn auch etwas anderes wünsche, wenn ich ehrlich zu mir bin: Verbindung, Echtheit, Offenheit. Dafür muss ich Risiken eingehen. Oder innerlich weiter verkümmern.
Angst ist auch im Mix drin. Bei mir stand eine Zeitlang immer die Frage im Raum: Wovor konkret? Was ist das "Schlimmste" was passieren könnte und ist das wirklich so schlimm? Du bist erwachsen und nicht mehr so abhängig und hilflos wie früher. Du hast andere, neue Optionen. Die muss man lernen. Laufen hast du auch nicht an einem Tag gelernt. Das Fiese ist, dass man sich bei diesen Themen gerne selbst schnell überfordert. Man setzt sich ein "großes" Ziel und es klappt nicht, was wiederum der Beweis ist, dass es einfach nicht möglich ist. Und man bleibt gefangen.
Um aus dieser erlernten Hilflosigkeit rauszukommen, musst du anfangen deine "Muskeln" zu trainieren. Dir Erfahrungen zu gönnen, dass du es schaffst. Erst ganz im Kleinen, dann in größeren Schritten. Fang klein an. Setze dir kleine, erreichbare Ziele. Und nimm auch die Erfolge wahr. Falls du Freunde hast, rede mit ihnen drüber, wie sie dich unterstützen können. Was dir helfen würde. Anfeuern? Cheerleading? Herausfordern und hin und wieder mal einen Tritt in den Hintern?
Wenn du einen Therapeut/Therapeutin hast, rede mit ihr drüber. Überlegt zusammen, was sinnvoll ist, wo du anfangen kannst, dieses Verhalten zu verändern. Schritt für Schritt. Falls du keine therapeutische Unterstützung hast - vielleicht wäre das ein guter Anlass, dir jemanden zu suchen?
Alles Gute,
lisbeth.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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