Probleme mit überrumpeltem WG-Wechsel

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Gudt
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Probleme mit überrumpeltem WG-Wechsel

Beitrag So., 30.04.2017, 21:39

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich habe mich hier in diesem Forum neu registriert, weil ich ein Problem habe und nicht rational begründen kann, wieso dies so ein gravierendes Problem darstellt! Ich bin männlich, 26 und Student und hatte schon mehrmals mit Depressionen zu kämpfen, es ging auf und ab, manchmal sehr gut, dann wieder nicht so gut!

Und zwar befinde ich mich gerade in Barcelona und mache hier mein Auslandssemester, und es lief alles sehr gut im März jedoch der April war eher ein schlechtes Monat. Das Hauptproblem das mich am meisten beschäftigt (nun schon seit gut 3,5 Wochen) ist folgendes: Anfang April kam die Wohnungseigentümerin, die an mich und meine (mittlerweile alten) Wohnungskollegen die Wohnung vermietet, um die Miete einzusammeln. Dies geschieht in bar. Dann sagte sie mir völlig überraschend, dass sie in einer anderen Wohnung ein größeres Zimmer hat mit einem Doppelbett, ob ich Interesse habe, mir dieses anzusehen. Ich dachte mir nichts böses dabei und dachte mir, nun gut ansehen kann ich es ja. Aber eigentlich habe ich mich in meiner alten Wohnung wohl gefühlt, ich habe mich mit den WG-Kollegen gut verstanden und mit 2 auch regelmäßig verschiedene Sachen unternommen. Also habe ich die Wohnung besichtigt obwohl ich eigentlich gar nicht umziehen wollte, bzw. ich gar nicht auf den Gedanken gekommen bin zuvor. Die Wohnung liegt nur 2 Minuten weit weg und das Zimmer war zu diesem Zeitpunkt noch eine Baustelle, also ich habe eine Baustelle besichtigt. Ich weiß gar nicht mehr was ich mir dachte, ich sagte der Eigentümerin jedenfalls dass ich mindestens 2 Tage zum überlegen brauche.

Die Eigentümerin hat mich aber noch am selben Tag am Nachmittag angerufen und mich eher dazu gedrängt, das Zimmer zu nehmen, wobei ich die Entscheidung natürlich selbst gefällt habe, aber sie hat vermutlich große Erfahrung darin, Leute zu etwas zu drängen. Ich habe ihr somit die telefonische Zusage gegeben .Die Vorteile von dem Zimmer sind, dass es größer ist und ein Doppelbett hat, sonst ist eigentlich alles schlechter. Es ist eine Zweck-WG und ich konnte noch keinen wirklichen Draht zu den anderen Mitbewohnern aufbauen. Das schlimmste war, dass ein Baby oberbei wohnt und das in der Nacht laut schreit, sodass ich in der Nacht aufwache und nicht mehr einschlafen konnte. Ich habe mit der Eigentümerin telefoniert 2 Tage nach dem Einzug und ihr gesagt, dass ich mich nicht wohlfühle, aber sie konnte nichts machen da in dem alten Zimmer schon jemand eingezogen ist. Nach langem hin und her meinte sie, dass wenn ich jemanden finde, der einzieht in die Wohnung ich mir eine andere Wohnung suchen kann, ohne dass sie sich die Kaution einbehält. Nach dem Telefonat musste ich sogar weinen und war sehr traurig, wobei ich normalerweise nicht so nahe am Wasser gebaut bin. Wie gesagt, da war das mit dem Babygeschrei in der Nacht sehr belastend, aber wirklich rational begründen kann ich es trotzdem nicht, wieso mich das so runterzieht.

Ich würde hier nicht schreiben, wenn es mich nicht sehr belasten würde und ich weiß noch nicht mal warum (in dem Ausmaß und auch noch nach 3,5 Wochen, was echt eine lange Zeit ist!). Ich würde gerne daraus lernen und wissen, warum dies so eine starke negative Auswirkung hat auf mich. Ich habe auf jeden Fall daraus gelernt, dass man sich bei so elementaren Entscheidungen wie Wohnung, Beruf, Beziehung zu nichts drängen lassen darf und sich das genau überlegen sollte! Aber auf diese Lektion hätte ich gut verzichten können, im Auslandssemester habe ich eigentlich andere Pläne gehabt. Aber in Österreich passiert so etwas mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht, dass man von einer Eigentümerin so gedrängt wird.

Ich bin über jeden Rat dankbar und vllt. kann mir ja jemand weiterhelfen, wieso ich hier so reagiere, etc.


Vielen Dank!

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lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 4023

Beitrag So., 30.04.2017, 22:55

Hallo Gudt,

ich kann mir schon vorstellen, dass dich das belastet. Erstmal vom äußeren Rahmen:
Du bist im Ausland, das führt automatisch dazu dass man sich etwas verletzlicher und unsicherer fühlt.
Und jetzt hast Du "unfreiwillig" dein Umfeld/WG, in dem du dich wohlgefühlt hast, verlassen müssen. Und fühlst dich in der neuen WG nicht so besonders wohl. Das würde glaube ich vielen so gehen, dass sie sich dann nicht gut fühlen.

Die Frage, warum du dich zu etwas hast drängen lassen, was du eigentlich gar nicht wolltest, gibt es ja dann zusätzlich noch. Passiert dir das öfters? Dass du zu etwas ja sagst, was du gar nicht willst? Dass du zustimmst, um das Gegenüber zu besänftigen oder einfach um deine Ruhe zu haben? Jetzt nicht mit großen Entscheidungen, sondern vielleicht auch ganz normal im Alltag?

Oder war das jetzt eine "Premiere" und du fragst dich, wie das passieren konnte?
Auf alle Fälle finde ich den Ansatz, sich für wichtige Entscheidungen Zeit zu nehmen, nicht verkehrt. Und wenn das Gegenüber diese Zeit nicht einräumen will, dann darf man auch mal nachfragen, warum nicht...

Alles Gute!
lisbeth
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


isabe
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Beiträge: 3066

Beitrag Mo., 01.05.2017, 06:55

Ich finde deine Reaktion vollkommen normal! Das ist doch häufig im Ausland so, wie lisbeth schon sagt, dass man verletzlicher ist; nur sind das üblicherweise Kleinigkeiten, die nach einem Tag wieder vergessen sind: Ich weiß noch, wie mich das belastet hat, dass mich jemand beim Fahrscheinkauf um mein Wechselgeld betrügen wollte: Es ging nur um 1 Euro, aber ich fühlte mich dem irgendwie ausgeliefert (obwohl ich mir das Geld wiedergeholt hab) und gedemütigt.

Grundsätzlich habt ihr doch vor Ort bestimmt einen Ansprechpartner (Studenten und Dozenten) für kleine oder größere Probleme, oder? Ich weiß nicht, wie gut dein Spanisch bzw. Katalanisch ist und wie sicher du in "Krisengesprächen" auftreten kannst, aber evtl. kann dieser Ansprechpartner vermitteln? Ich nehme an, dass deine Vermieterin deine Unsicherheit ausgenutzt hat; da könnte ein Muttersprachler vielleicht mehr Druck machen? Dein altes Zimmer ist weg, offensichtlich, aber man könnte evtl. dafür sorgen, dass du die Kaution wiederbekommst, wenn du was Anderes findest.

Die Unterkunft in einem fremden Land ist überhaupt sehr wichtig (vielleicht besonders für empfindsame Menschen), weil sie ja einen Rückzugsort darstellt. Andererseits ist das Semester ja auch irgendwann vorbei, und es stellt sich die Frage, ob es sich lohnt, so viel Energie in diese Auseinandersetzung und die neue Wohnungssuche zu stecken. Vielleicht kannst du dich darauf konzentrieren, die guten Angebote zu nutzen und Freunde zu finden bzw. mehr mit ihnen zu unternehmen; Ausflüge zu machen; zu lernen ;) usw.

Wie gesagt: Dass du im Ausland so reagierst, finde ich nicht auffällig. Sollte dir das in deinem Heimatort auch ständig passieren, dass man dich zu was drängt, ist das natürlich anders. Machst du eine Therapie oder hast du eine gemacht? Übrigens gibt es, wie du sicher weißt, auch an deiner Gastuni Ansprechpartner für seelische Probleme.


Thread-EröffnerIn
Gudt
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männlich/male, 26
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 01.05.2017, 09:34

Erstmal vielen Dank für eure Antworten! Ich kann eigentlich nicht sagen, dass es mir in Österreich auch passiert, dass ich zu Sachen gedrängt werde, das wäre in Österreich so warsch. auch nicht möglich wegen Kündigungsfrist etc. Das ist tatsächlich eine Premiere im Wohnbereich und ich frage mich, wie das passieren konnte, so schnell von einem Tag auf den anderen und wieso ich mir das nicht gründlicher überlegt habe/überlegen konnte!

Also die Sprache ist nicht das Problem, da die Vermieterin perfektes Deutsch spricht, ansonsten wäre das so warsch. gar nicht möglich gewesen. Ja ich bin gerade am Überlegen, ob sich das noch auszahlt, ich besichtige heute am Abend eine neue Wohnung aber ich bin bis Ende Juni noch hier, die Frage ist ob ich für 1,5 Monate einen Mietvertrag bekomme. Weiters frage ich mich, wieso ich die Situation nicht so akzeptieren kann und mich damit abfinden kann, es ist nun fast ein Monat und es beeinflusst mich in meinem Leben hier, davor war vieles sehr gut! Und ja, ich habe eine Therapie in Österreich gemacht, vor über 1,5 Jahren.

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