Ich habe das Gefühl nirgends so richtig dazuzugehören

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Imneverfree
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Ich habe das Gefühl nirgends so richtig dazuzugehören

Beitrag Fr., 28.10.2016, 23:02

Hallo,

Ich schreibe, weil ich das Gefühl habe nirgends so richtig dazuzugehören. Ich habe seit ein paar Jahren eine Asperger-Diagnose, aber im hochfunktionalen Bereich. Vor einem Jahr habe ich auch noch einen offiziellen Diagnose-Test machen lassen, bei dem rauskam, dass ich sehr wahrscheinlich Asperger habe. Es passt auch von vielen Gesichtspunkten her, was meine Probleme betrifft, vor allem aber meine Kindheit. Spezialinteressen, Probleme bei sozialer Interaktion, dieses vor und zurück schaukeln etc. hab ich alles, wobei die Probleme früher viel stärker noch waren. Habe aber auch gelesen, dass Mädchen mit Asperger unheimlich gut kompensieren können, und viel lernen/nachahmen, sodass es anderen im Erwachsenenalter fast nicht mehr auffällt.
Nun ist es jedoch so, dass ich letzten Sommer in einer Klinik in Deutschland war, wo sie mir partout nicht glauben wollten, dass ich Asperger habe. Sie sagten zu allem, was ich ihnen aus meiner Kindheit erzählt habe, "das ist ja normal als Kind, dann waren Sie eben etwas anders als andere". Außerdem wollten sie mich, wahrscheinlich auf Grund meines SVV, unbedingt als Borderliner diagnostizieren. Ich hab daraufhin nochmal nachgelesen, was für Diagnosekriterien bei BPD angeführt werden, und manche Dinge passen auch da auf mich. zB. die Angst vor dem Verlassen werden, oder die starke Emotionalität. Es steht jedoch auch dass manche Kriterien eben auch bei Asperger zu finden sind.
Außerdem finden meine damalige Therapeutin, die das Asperger Syndrom diagnostiziert hat, und meine Mutter, die sich auch etwas mit psychischen Erkrankungen auskennt, dass ich überhaupt nicht in das Borderline-Schema passe, also dass ich überhaupt nicht wie ein Borderliner bin. Auch ists bei meinem SVV nicht so, dass ich mich "nicht spüre" oder so, wie viele mit BPD sagen, sondern es ist eher eine Art Ablenkung vom inneren Schmerz, der wiederum auf meine Depressiven Phasen zurückzuführen ist.
Trotzdem habe ich das Gefühl, nirgends so wirklich dazuzugehören. Ich war mal in so einer Gruppe mit anderen Asperger-Leuten, aber die hatten das viel stärker als ich, und da hab ich mich überhaupt nicht wohlgefühlt. Auf der anderen Seite vertraue ich meiner damaligen Therapeutin, die mich diagnostiziert hat, sehr, und glaube ihr wenn sie mir sagt, ich bin kein Borderliner. Sie kennt mich nämlich schon ziemlich lange und sehr gut und weiß wie ich circa denke. Und meine Mutter kennt mich natürlich auch in und auswendig. Und da glaube ich den Zweien eben mehr als den paar Ärzten aus der Klinik, die mich genau einmal die Woche für 5 Minuten gesehen haben, während ich dort war.
Die Ärzte haben dann in meinen Entlassungsbrief geschrieben, dass "mir die Diagnose Asperger aber sehr wichtig sei, auch wenn sie keine Symptome davon gesehen haben".
Das hat mich sehr geärgert. Als würde ich mir wünschen Asperger zu haben.
Ich wusste mein Leben lang nie was mit mir los ist, und da war die Asperger Diagnose halt eine Erleichterung, da ich jetzt wenigstens einen Namen dafür habe. Und vom Gefühl her passt Asperger einfach besser zu mir als Borderline...
Trotzdem verunsichert mich dieses Erlebnis in der Klinik (auch wenn ich später herausgefunden habe, dass sie dort sehr viele mit BPD diagnostizieren). Ich hab das Gefühl zu BPD pass ich nicht, aber dass ich auch viel weniger beeinträchtigt bin als viele Andere mit Asperger... also pass ich irgendwie nirgends dazu. Aber das war ja schon mein ganzes Leben so... aja Asperger wird ja oft als "wrong planet syndrome" bezeichnet, und ich hab mich schon immer so gefühlt als wäre ich auf dem falschen Planeten geboren worden... das würde also auch passen...
Aber ich weiß nicht, es macht mich halt so fertig, dass mir viele Leute das mit dem Asperger nicht glauben... meistens sind das aber Leute die mich nicht gut kennen. Aber trotzdem Professionals halt... das macht mich so unsicher.

Ich hätt halt gerne eine fixe, passende Diagnose, damit ich weiß was mit mir los ist. Das ist mir irgendwie wichtig. Und bis jetzt erscheint mir Asperger halt am plausibelsten, wenn ich mir mein Leben anschaue. Aber ich weiß es nicht... und das macht mich fertig. Ich will endlich irgendwo dazugehören, wo ich hinpasse.

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MissPiggy1973
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Beitrag Sa., 29.10.2016, 08:37

Ich bin ja auch ein Asperger (wobei bei mir auch schizoide Züge mit reinpassen und anderes), es stimmt schon, wenn Du sagst, daß weibliche Betroffene das sehr gut kompensieren können oder auch "normale" Verhaltensweisen nachahmen können, nur leider klappt das bei mir nicht sehr oft. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß Außenstehende mit Sicherheit merken, daß ich psychisch nicht grad rund laufe, nur denken die sich dann wohl, die ist etwas sonderbar oder was für'n komischer Kauz. Was wirklich los ist, wissen die ja nicht.

Das mit dem Wrong-Planet-Syndrome paßt auch bei mir wie die Faust aufs Auge, allerdings hat mich bisher keiner von meinem Heimatplaneten abgeholt, und eine Gebrauchsanweisung hab ich auch nicht mitgenommen

Weshalb diese Klinik Dich in diese Borderline-Schiene pressen wollte, puh, das kann ich jetzt auch nicht nachvollziehen. Ich gehe mal davon aus, daß Du dieser Klinik Deine Asperger-Diagnosen vorgelegt hast?

Für mich selber ist es mittlerweile nicht von Bedeutung, was für eine Diagnose ich nun genau habe, wichtig ist für mich, daß ich mit meinem Leben soweit einigermaßen klar komme, egal wie das Kind denn nun heißen mag.

Vielleicht findet sich hier noch jemand, der Dir bezüglich Deines Threads noch bessere Antworten liefern kann.

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