Ziellosigkeit, Selbstvertrauen, Ängste, Panik, Abhängigkeit

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atemlosahnungslos
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Ziellosigkeit, Selbstvertrauen, Ängste, Panik, Abhängigkeit

Beitrag Mo., 23.06.2014, 11:21

Mein Partner hat schon viele Stationen in seinem jungen Leben durchlebt. Er ist 24 Jahre alt, in den ersten Lebensjahren ist ein Elternteil verstorben, es kam dazu, dass die Großeltern sich um ihn gekümmert haben. Liebe wurde und wird nicht durch Zuneigung gezeigt, sondern durch Matrielles. Der Kontakt zum lebenden Elternteil besteht, ist aber auch eher unnormal. Als kurz nach der Volljährigkeit die Flucht aus dieser unglücklichen Situation erfolgte, flüchtete sich mein Partner in eine sehr schreckliche Partnerschaft, in der er Gewalt und Schlimmmers aushalten musste.

Diese Ausführungen ansatzweise, um einen Teil seiner Vorgeschichte zu kennen, die aber noch nicht das Problem darstellen.

Also mir und auch meinem Partner ist bewusst, dass sein Handeln und seine Persönlichkeit durch seine Vorgeschichte geprägt sind.

Wir sind seit fast 4 Jahren in einer sehr intensiven Beziehung.

Als ich meinen Partner kennenlernte, war er noch in der unglücklichen Beziehung, in der wir uns jedoch kennen und lieben gelernt haben. Durch eine Therapie der Ex-Partnerin und meiner Unterstützung war die Trennung möglich, es war keine auf Liebe basierende Beziehung.

Wir zogen sehr schnell zusammen und verbringen bis heute eigentlich jede Minute unserer freien Zeit miteinander.
Schon damals hat mein Partner vieles abgebrochen und ist weggelaufen, die Schule, die Ausbildung und weitere schulische Ausbildungen.
Ich habe gehofft, dass ich helfen und unterstützen kann, damit er nun seinen Abschluss nachholen kann.

Er ist ein sehr schlauer Mensch, ich würde behaupten überschnittlich intelligent. Wir haben schon therapeutische (psychlogisch, hypnose) Maßnahmen versucht, was aber nicht funktioniert und ich ihn leider nicht dazu zwingen kann, sich erneut professionelle Hilfe zu suchen. (Ein Psychologe hat ihn nicht verstanden, ein Arzt als krank bezeichnet, usw)

Mein Partner hat Probleme mit anderen Menschen näheren Kontakt aufzubauen, es ist ihm schnell zu viel und er fühlt sich eingeengt. An sich ist die erste Konaktaufnahme für ihn nicht schwierig, sondern das Danach ist einfach zu viel.

Seitdem ich mit ihm zusammen bin haben sich seine Probleme in vielen Facetten gezeigt.

Es fing mit Angst an. Angst alleine zu sein, rauszugehen, alleine zum Aubildungsort zu fahren, Angst vor dem Telefon, der Türklingel.
Ich habe immer versucht da zu sein und zu helfen, so wie es mir möglich war.
Wir umgezogen, weil ich eben auch die Nähe zur ehemaligen Partnerschaft gesehen habe (gleiche Stadt), in die Nähe der Familie, was sein Wunsch war, wir bekamem Zuwachs in Form eines Hundes. Dies sollte helfen und ihm eine Aufgabe geben. Leider wurde es nicht besser sondern schlimmer. Mein Partner bekam richtige Angstzustände und Panikattacken, war kurz davor sich einweisen zu lassen. Immer wieder spielen auch andere Krankheiten eine Rolle, also häufige Arztbesuche ohne Befunde.
Aus diesem tiefen Loch hat er es aber irgendwie mit eigenem Antrieb und unserer Hilfe herausgeschafft.

Es ging eine Zeitlang gut, er begann am neuen Ort eine neue Schule zu besuchen und versucht seinen Abschluß nachzuholen. Das erste Jahr klappt an sich, hin und wieder muss man antreiben, ich denke, das ist eher normal. Vieles schüttelt er aus seinem Ärmel schreibt sehr gute Noten und hat gute Zeugnisse, doch ab dem 2. Jahr geht es wieder bergab. Ihm fehlt der Antrieb, er kann nicht mehr alles ohne zu lernen, weigert sich jedoch zu lernen, sein kleines wiedergefundendes Selbstbewusstsein verflüchtigt sich wieder, sowie das Selbstvertrauen. Ich muss ihn immer wieder antreiben und zureden, damit er nicht aufgibt. Die guten Noten sind passé, was ihn weiter herunterzieht. Er hangelt sich von Ferien zu Ferien mit Versprechen, dass er sich bessern wird, dass er etwas tun wird.
Aber ich glaube ihm fehlt einfach das Ziel. Er möchte danach studieren, weiß aber nicht was. Ihm macht es Angst und er weiß nicht, was er machen soll.

Es wird momentan von Tag zu Tag schwieriger und mir fehlt langsam die Kraft ihn anzutreiben. Ich liebe ihn über alles, aber ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll. Ich möchte helfen da sein, meine Zukunft mit ihm planen, er sagt mir auch immer, dass es ihm genauso geht, dass nur ich ihm am Leben halte. Ich bin der einzige Mensch, der voll und ganz hinter ihm steht und er kann sich voll und ganz auf mich verlassen. Ich bin wahrlich nicht perfekt und habe viele Fehler, manchmal verhalte ich mich auch sehr meckrig ihm gegenüber, aber ich kann dann einfach nicht anders, obwohl ich das nicht möchte. Ich versuche mich zu ändern, aber ich glaube nicht, dass das alleine hilft, um ihm wieder aus seiner Antriebslosigkeit zu holen.

Er ist auch sehr abhängig, möchte immer nur, dass wir alles gemeinsam machen.

Wie kann ich ihm helfen und ihm zeigen, dass er selbst sehr wertvoll ist, dass es sich lohnt zu leben und zu kämpfen und nicht aufzugeben?

Vielleicht könnt ihr mir helfen? Ich wäre sehr dankbar für neue Denkansätze und Hilfestellungen.

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candle.
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 11:37

Hallo atemlosahnungslos!

Willkommen im PT Forum!

Ich habe alles gelesen und habe gedacht: Was ist denn dein Ziel im Leben (mit diesem Mann)? Vielleicht wäre ein gemeinsames Ziel in der Partnerschaft nebenher ganz gut?

Und andererseits hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass du da ganz stark in einer Art Mutterrolle drinsteckst. Für ihn da sein ist sicher gut, aber das sollte seine Selbständigkeit auch nicht untergraben. Ich weiß, dass es schwierig ist da ein Mittelmaß zu finden.

Auch euer Beziehungsstart war schon etwas ungünstig, weil du dich da ja schon als Helferin positioniert hast. Also nicht nur er müßte aus seinen Problemen raus und etwas ändern, auch du. Vielleicht würde es so klappen, wenn du dich mehr um dich kümmertest?

Viele Grüße!
candle
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 12:19

Vielen dank für deine Antwort.

Vielen Dank fürs Lesen.

So habe ich das gar nicht gesehen. Über diese Mutterrolle sollte ich mir wirklich Gedanken machen.

Mein Ziel ist, das was wir bis jetzt aufgebaut haben zu halten. Ansich bin ich sehr glücklich, da sonst alles passt, ich wünsche es mir lockerer. Aber das kann ich vielleicht auch ändern.

Danke für deinen Denkanstoß!

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candle.
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 12:27

atemlosahnungslos hat geschrieben: Mein Ziel ist, das was wir bis jetzt aufgebaut haben zu halten.
Was habt ihr euch denn gemeinsam aufgebaut?

candle
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 13:08

Also der Stand den wir jetzt haben, wir haben beide verlassen und haben im Grunde mit kaum etwas angefangen und uns alles aufgebaut, aber das wäre Matrielles, was mir nicht zu wichtig ist. Ich möchte, dass unsere Kommunikation intakt bleibt, natürlich auch die Liebe, aber das lässt sich ja nicht erzwingen .

Ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Was die Kommunikation und das Zusammenleben angeht klappt alles sehr gut, nur ist das was er machen möchte unsicher und ich habe täglich Angst, dass er alles abbricht und wieder in ein tiefes Loch fällt und nicht mehr herauskommt. Und, dass das was dann kommen wird schlimmer ist, als das was bereits war.
Vielleicht sollte ich was das angeht passiver bleiben und abwarten? Fühlt er sich von mir unter Druck gesetzt, ich möchte ja nur zeigen, dass ich da bin. Wie verhalte ich mich denn dann, wenn er z. B. mit einem schlechten Ergebnis nach Hause kommt?

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atemlosahnungslos
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 13:18

Wir wollen auch gerne eine Familie gründen und heiraten, um das als ein gemeinsames Ziel zu benennen. Wir wollen aber selbst erst einen gewissen sicheren Stand haben, um eine Familie zu gründen. Das geht aber von uns beiden gleichermaßen aus, also niemand, der versucht den anderen zu drängen.

Unsere Kommunikation ist sehr tiefgründig, das hört sich jetzt vielleicht komisch an. Mag vielleicht ein jeder von sich behaupten, aber wir diskutieren sehr viel soziologisch und philosophisch. Und sind sehr viel unter uns, es ist vielleicht auch ratsam mehr mit anderen Menschen zu machen?

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candle.
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 13:35

atemlosahnungslos hat geschrieben: Vielleicht sollte ich was das angeht passiver bleiben und abwarten?
Vielleicht, aber es überschattet ja das Leben schon irgendwo. Oder du bleibst in dieser "Spur" und machst den Versorger weiterhin um zum Ziel zu kommen. Ich weiß ja nicht, ob mit ihm da sehr zu rechnen ist. Hm.

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atemlosahnungslos
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 14:31

Es geht mir nicht um das Thema Versorger, er bringt durch soziale Leistungen (Ausbildungsförderung) und Familie eigenes mit. Das ist eher ein Thema von Abhängigkeit und Freiheit.
Mir geht es wirklich darum, dass ich weiß wie ich mich verhalten kann, dass es vielleicht gar nicht mehr zu solchen schlimmen Situationen kommt. Also ob ich mich irgendwie passend verhalten kann und vorsorgen. Wie ich mich Verhalten kann, um meinen Partner etwas mehr Selbstsicherheit zu geben.
Da ich weiß, das von seiner Familie diesbezüglich eher Unverständnis kommt -> "das Rad ist rund und muss deshalb einwandfrei rollen", möchte ich gerne helfen können.

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candle.
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 14:50

atemlosahnungslos hat geschrieben: Mir geht es wirklich darum, dass ich weiß wie ich mich verhalten kann, dass es vielleicht gar nicht mehr zu solchen schlimmen Situationen kommt. Also ob ich mich irgendwie passend verhalten kann und vorsorgen. Wie ich mich Verhalten kann, um meinen Partner etwas mehr Selbstsicherheit zu geben.
Puh, das ist ziemlich schwierig, weil du oder ihr nun diese Konstellation 4 Jahre eingefahren habt. Welches Problem meinst du denn jetzt konkret? Das Druck machen wegen der Ausbildung? "Passend" verhalten für ihn wäre kaum der richtige Aspekt, eher wie passt es denn für dich? Wenn es nicht um Versorgung einer Familie geht z. B. oder generell Zukunftsplanung, dann wäre ja Druck gar nicht nötig, weil er für dich SO gut ist wie er ist. Verstehst du wie ich meine? Dennoch wird natürlich der Wunsch immer da sein sich gemeinsam auf ein Ziel hinzuentwickeln.

Vielleicht mußt du prüfen wie realistisch es ist das zu erreichen was du mit ihm erreichen willst.

Du schreibst ja an sich wie toll deine Beziehung ist. Das kann ja auch durchaus sein, es kann aber auch eine Schutzbehauptung sein- kenne ich durchaus auch um sich vor der Außenwelt zu vertreten warum etwas Sinn macht zu erhalten, auch wenn es in Wirklichkeit den Boden verliert.

Macht denn dein Freund eine Therapie?

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Beitrag Mo., 23.06.2014, 15:05

Das ist die Problematik, ich wünschte, dass er eine Therapie macht. Aber das macht er nicht mehr. Er hat ein paar Mal einen Anfang gemacht, aber schlechte Erfahrungen gesammelt und nun kann ich ihn auch nicht mehr annimieren einen weiteren Versuch zu starten. Da verschließt er sich völlig.

Hier in der Anonymität benötige ich keine Schutzbehauptungen, behaupte ich einfach mal . Ich weiß, was schief läuft und, dass die nötige Grundsubstanz der Beziehung da ist, ich möchte einfach nicht, dass sie an der psychischen Verfassung zerbricht und diese evtl. sogar durch ein Fehlverhalten meinerseits begünstigt wird.

Aber schon deine erste Antwort hat mir die Augen geöffnet, dass da schon mal eine Richtung ist, die ich definitiv ändern muss, die Mutterrolle.

Solange die Liebe da ist, kann unsere Beziehung nicht all zu schnell zerbrechen, ich weiß ja, was ich zurückbekomme. Nur ist ständig die Angst da, vor einem nächsten sehr tiefen Loch...

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candle.
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 15:16

atemlosahnungslos hat geschrieben: Aber schon deine erste Antwort hat mir die Augen geöffnet, dass da schon mal eine Richtung ist, die ich definitiv ändern muss, die Mutterrolle.
Selbst das kann ja nun wirklich alles auf den Kopf stellen.
Solange die Liebe da ist, kann unsere Beziehung nicht all zu schnell zerbrechen, ich weiß ja, was ich zurückbekomme. Nur ist ständig die Angst da, vor einem nächsten sehr tiefen Loch...
Wessen Loch jetzt? Seines? Deines?

Ich habe jetzt nur meine eigenen Erfahrungen- also ICH krank. Und da hatte es mit meiner Beziehung dann nicht mehr funktioniert. Die Umstände waren aber anders.

Ich weiß jetzt nicht, ob es für dich nötig ist, aber hast du auch mal an Unterstützung für dich selber gedacht?

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atemlosahnungslos
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Beitrag Mo., 23.06.2014, 15:21

Ja klar, ich würde auch niemals sagen, dass ich einwandfrei laufe, ich hatte Depressionen, die ich aber durch viele Gespräche und guter Auslastung (Sport) gut in den Griff bekommen habe.

Hier geht es mir wirklich um diese Situation, dass mein Partner nicht wieder in ein Loch fällt, und ich irgendwie helfen kann, damit es nicht soweit kommt.

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Beitrag Mo., 23.06.2014, 15:25

atemlosahnungslos hat geschrieben: Hier geht es mir wirklich um diese Situation, dass mein Partner nicht wieder in ein Loch fällt, und ich irgendwie helfen kann, damit es nicht soweit kommt.
Dann müßte er das auch so wollen und sagen wie du ihn unterstützen kannst. Dann würde es vielleicht gehen.

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