nervige Geräusche - was tun?

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Hamna
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Beitrag Do., 28.03.2013, 15:45

Wie gut ich euch verstehen kann!

Beim Essen mit der Familie kann ich es mittlerweile ganz gut ausblenden, weil wir uns auch viel dabei unterhalten und es auch nicht soooo oft vorkommt, dass wir überhaupt zusammen essen, aber wehe, ich nehme es dann doch wieder bewusst war (durch irgendeine Kleinigkeit kann das dann wie "angeknipst" sein bei mir).

Ist bei mir aber auch schon seit der Kindheit so, meine Schwester konnte ich am Frühstückstisch kaum ertragen. Einmal habe ich es meiner Mutter erzählt, die meinte dann "Och komm, sei mal nicht so gemein." Ja, wird wohl oft als fehlender guter Wille oder fehlende Liebe gewertet.

Im letzten Job waren zwei Schwangere, die sich täglich kleingeschnittenes Gemüse mit ins Büro brachten und dann zeitweise um die Wette ihre Paprika und Möhrenscheiben knabberten, ich musste mich so zusammenreißen, nicht vollkommen auszurasten. Auch sehr beliebt bei den Damen: trockenes Knäckebrot oder Vollkornkekse, die krachend zermalmt wurden. Echt kaum auszuhalten

Der einzige Mensch, bei dem mich Essgeräusche nie gestört haben, ist meine Tochter. Sie hingegen hält es auch oft nicht aus, mich essen zu hören. Kann ich gar nicht verstehen, ICH esse doch ganz leise!

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Beitrag Do., 28.03.2013, 15:51

Gruß an alle!

Danke erstmal an Tyrion für die Erföffnung dieses Threads, ich finde mich in soo vielen Sätzen wieder!
Und danke an Dakota, ich wußte nicht dass es Misophonie gibt.
Stellt sich die Frage, ob wir wirklich hochsensibel sind oder einfach nur ein dünnes Nervenkostüm haben.
Oder ob sich unsere Mitmenschen eine Deut drum scheren, wie sie bei anderen/uns ankommen. Ich finde manche Verhaltensweisen einfach rücksichtlos (Stichwort Essgeräusche).
Dann geb ich mal meinen Senf dazu:
Undefinierbare Geräusche aus der Nachbarwohnung, dortige laute Stimmen oder Trampeltiere, von denen man genau mitkriegt, in welchen Raum sie grade gehen (bevorzugt natürlich die über einem).
Stöckelschuhe im Gang - eine einzige Person macht diesen Wirbel, sonst hör ich dort keinen einzigen, nicht mal die Kids. Merkt die denn nicht, wie laut sie ist??
Laute, plötzliche Geräusche - ich arbeite in einem Metallbetrieb, es gibt nichts schlimmeres als Metall, dass auf Blech knallt.
Knatternde, auffrisierte Mopeds; der Bass in anderen Autos;
Kleinkinder bei einem lauten Quengelanfall (sorry), schrille, gackernde Frauenstimmen; div. Körpergeräusche (Nase hochziehen, dauerndes Räuspern, beim Ausatmen pfeifen); wenn sich jemand den Zeigefinger ableckt, um eine Seite umzublättern und die Ecke auch noch vorher zw. den Fingern reibt; das Geräusch, das ein Nagelklipser macht; wenn jemand Musik im Ohr hat und mitsummt oder als Steigerung vollkommen daneben mitsingt; usw...
Bei manchen Dingen denk ich noch, okay, ist gleich vorbei. Aber wenn ich nicht flüchten kann, kommt es vor dass ich wirklich aggressiv werde und kurz vorm Zerspringen bin - aber nur innerlich, ich würde nie jemanden wirklich zurechtweisen wegen soetwas.
Mir gefällt auch die Schilderung der schnaufenden Putzfrau - ich kann das echt nachvollziehen!!
Aber die Frage ist doch: wie soll man mit sowas umgehen? Wir machen uns doch nur selbst das Leben schwer!
Der Tipp, einfach nicht hinzuhören zieht nicht wirklich, denn oft es ist doch so, dass man nur darauf wartet, das verhasste Geräusch wieder zu hören.
Ich schaffe es nicht, meine Ohren auf Durchzug zu schalten - wenn z.B. in der Wohnung über mir getrampelt wird, hat es wenig Sinn, den TV lauter zu stellen, wenn ich eigentlich Ruhe haben will.
Soviel von mir zu diesem Thema.
LG

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Thread-EröffnerIn
Tyrion
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Beitrag Do., 28.03.2013, 16:09

Ich vermute, der Schlüssel ist mehr Gelassenheit - nur wie kommt man da hin? Das ist vermutlich nicht so einfach, und wenn man es mit rücksichtslosen Menschen zu tun hat, nützt die größte Gelassenheit nichts mehr. Ich glaub, viele Leute wissen auch gar nicht, dass sie andere stören/nerven/beeinträchtigen, die meisten tun das sicher nicht absichtlich.

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Crash-Kurs
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Beitrag Do., 28.03.2013, 16:33

Ja, das wird eh so sein.
Viel passiert aus Gedankenlosigkeit, das ist mir schon klar.
Für mich ist es aber selbstverständlich, dass ich drauf schaue, andere nicht mit irgendwelchen Unarten zu nerven. Ich käme z.B. nie auf die Idee, zuhause die Musik voll aufzudrehen, nur weil mir grad danach ist wofür gibts Kopfhörer. Und einigermaßen geräuschlos zu essen hat was mit Anstand zu tun - oder bin ich etwa spießig?
Trotzdem glaube ich auch, dass neben Gedankenlosigkeit viele meinen "Erst ich, dann lang nix, dann erst die anderen!".
Aber Rücksichtnahme auf die anderen ist in unsrer heutigen Ellenbogengesellschaft sowieso "out".

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Tyrion
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Beitrag Do., 28.03.2013, 16:42

Nö, du bist nicht spießig, ich finde, es zeugt von guten Manieren, so geräuschlos wie möglich zu essen. Ich hatte mal eine Chefin, bei der war das ganz schlimm - ich hab selten jemanden so arge Geräusche beim Essen machen hören *urgs* Das Lustige daran war, dass die mir immer was über Style und dergleichen gepredigt hat, weil das für die Arbeit wichtig war (war eine Art Lifestyle-Magazin, bei dem ich da gearbeitet hab), aber Tischmanieren? Null.
Das mit der Rücksichtnahme unterschreib ich, mir kommt vor, das wird immer schlimmer. Normalerweise schau ich auch drauf, dass ich andere nicht belästige bzw. nehme Rücksicht, aber ganz ehrlich? Wenn ich auf der Straße permanent fast umgerannt werde, weil die Leute nicht schauen, wo sie gehen, dann seh ich allmählich nicht mehr ein, dass ich dauernd aufpassen soll. Die anderen können doch auch mal die Augen aufmachen, oder? Aber stimmt schon - die Leute werden immer egoistischer, jeder schaut nur auf sich selbst. Ich nehm mich da selber auch gar nicht aus, ich finde auch, dass ein bissl Egoismus hin und wieder ganz gut ist, grad, wenn man dazu neigt, es eh allen recht machen zu wollen. Aber als dauerhafte Lebenseinstellung? Na danke.

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Dakota
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 08:46

Hi,
Undefinierbare Geräusche aus der Nachbarwohnung, dortige laute Stimmen oder Trampeltiere,
ooooh.. Jetzt hast Du mich auf was gebracht ! Über mir ist ja (zum Glück) alles ruhig, aber die Frau in der Nachbarwohnung hat wohl öfter mal ihr Enkelkind da und das poltert dann hin und her, dann wird geknatscht uund dann hört man ihre Stimme "jujuju...mimi.." Babysprache halt, die Erwachsene ja zugern anwenden.
Und dass durch die Wand macht mich rasend.
Noch schlimmer ist aber irgendein Kind im Haus, dass beim Runtergehen immer ein paar Stufen überspringt und dann mit einem lauten Knall ...kawumm...auf den Boden springt !! Aaah grausam. Warum lassen die Eltern das zu ?? Das ganze Treppenhaus bebt, wenn dieses Polterkind kommt. Aber heutzutage scheinen Kinder ja alles zu dürfen (sorry an die Eltern hier..es gubt natürlich auch Ausnahmen).
Nase hochziehen, dauerndes Räuspern, beim Ausatmen pfeifen
Furchtbar !! Ich habe mal in einer HNO-Praxis gearbeitet...mehr sage ich nicht Die armen Leute können ja nichts dafür, aber ältere Männer die Atmen pfeifen oder überhaupt laut atmen...uuahh.
Ich vermute, der Schlüssel ist mehr Gelassenheit - nur wie kommt man da hin?
Tja. Gute Frage. Ich habe mir schon oft anhören müssen, ich sei ja so empfindlich und ich solle mich da nicht hinein steigern. Aber ich bin nunmal eine HSP (hochsensible Persönlichkeit) und reagiere automatisch bei zu vielen Aussenreizen.
Ich denke man (ich) sollte versuchen............., jetzt habe ich den Faden verloren aber in dem Buch "Zart Besaited" wird ganz gut darauf eingegangen und man bekommt Tipps zur Selbsthilfe an die Hand.

Grüsse

Dakota

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Elfchen
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 09:19

Lieber luftikus
luftikus hat geschrieben:Bei jedem Schlürfen bin ich zusammengezuckt wie bei einem leichten elektrischen Schlag - ich weiß auch nicht, warum...
Das gehört zum Misophoniker dazu. Was atypisch ist, wenn man am Tisch oder im Restaurant keine Probleme damit hat. Denn ein richtiger Misophoniker erträgt die Essensgeräusche nirgends.
Tyrion hat geschrieben: Ich vermute, der Schlüssel ist mehr Gelassenheit -
Bei einem Misophoniker hat das nichts mit Gelassenheit zu tun, lieber Tyrion, sondern es ist eine Störung, die dem Tinnitus zugeordet wird. Trotzdem merke ich natürlich bei meinem Sohn, wenn er gestresst ist. Das ist er beim Essen zwar immer, aber unter besonderem Druck geht gar nichts. Wir haben seit mindestens 10 Jahren keine Mahlzeit mehr gemeinsam, wo wir nicht total unter Druck sind. Schön essen gibt es bei uns nicht mehr; vielmehr fällt uns ab und an das Essen aus dem Mund oder von der Gabel, weil wir ihn nicht stören wollen. Wehe, wenn die Gabel an die Zähne kommt!!

Eine Frage an euch: wie ist es mit Wörtern? Bei meinem Sohn gibt es auch Wörter, wo er reagiert, und zwar sehr heftig....
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Mio~
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 09:38

Aber die Frage ist doch: wie soll man mit sowas umgehen?
Vielleicht hilft es, wenn man sich klar macht, dass man ja auch selber nicht ganz geräuschlos durchs Leben geht. Es ist unmöglich jedes Schluck, Ess oder Atem oder Schnaufgeräusch zu vermeiden.

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Elfchen
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 10:06

Das, liebe Mio, WEISS ein Misophoniker, aber er kann diese Impulse nicht kontrollieren.
Noch einmal: es ist eine Störung, und nicht eine Marotte.

Ein echter Misophoniker leidet unter alledem und würde es gerne kontrollieren können.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Mio~
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 10:08

@Dakota
Noch schlimmer ist aber irgendein Kind im Haus, dass beim Runtergehen immer ein paar Stufen überspringt und dann mit einem lauten Knall ...kawumm...auf den Boden springt !!
Das sind Kinder! Sie müssen laufen und ja auch springen dürfen!
Aaah grausam.
Nein, das Gegenteil davon wäre grausam. Sie zur Geräuschlosigkeit zu verdammen.
Es kann schon mal störend sein, verständlich. Aber mit etwas mehr Toleranz würde man sich doch vor allem selbst einen Gefallen tun. Statt sich immer nur zu ärgern über die vermeintlich rücksichtslosen Anderen.

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Mio~
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 10:13

Das, liebe Mio, WEISS ein Misophoniker, aber er kann diese Impulse nicht kontrollieren
Ja, dieser hat aber ein Problem, bei der er medizinische Hilfe suchen muss.

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Elfchen
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 10:17

Mio, ich möchte dir nun wiederholt sagen, dass es eine Störung ist, und hier niemand jemanden verdammt oder etwas verbietet. Selbstverständlich WISSEN hier alle, dass Kinder lärmen, dass Menschen Geräusche machen, dass die Welt laut ist.
Es ist ein Thread, wo sich Menschen mit Misophonia oder Hochsensibilität oder deren Angehörige austauschen. Ich bitte dich, dem Rechnung zu tragen, denn auch diese Menschen leiden und haben ein Recht, sich zu äussern. Dies als mangelnde Toleranz abzutun, finde ich daneben und zeigt, dass du das Thema weder kennst noch betroffen bist.

edit: medizinische Hilfe gibt es derzeit keine adäquate.
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Elfchen
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 12:12

Einige OT- Beiträge entfernt. Dies ist ein Thread für Betroffene, bitte beim Thema bleiben. Danke.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Elfchen
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Beitrag Fr., 29.03.2013, 14:14

Wen es wirklich interessiert, hier ein Artikel aus Holland, wo sehr geforscht wird seit Neustem zu diesem Thema.


http://www.plosone.org/article/info%3Ad ... ne.0054706

Liebe Grüsse

Elfchen
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Tyrion
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 10:58

Mio~ hat geschrieben:
Aber die Frage ist doch: wie soll man mit sowas umgehen?
Vielleicht hilft es, wenn man sich klar macht, dass man ja auch selber nicht ganz geräuschlos durchs Leben geht. Es ist unmöglich jedes Schluck, Ess oder Atem oder Schnaufgeräusch zu vermeiden.
Bringt nichts. Die Putzfrau ächzt, keucht und stöhnt grad wieder im Sekundentakt vor meiner Tür herum (selbige ist aus Glas, noch dazu eine Schiebetür - zumachen bringt nix), redet zwischendurch mit sich selbst und ächzt dann wieder weiter. Ich würd am liebsten rausgehen, sie durchschütteln und sie anbrüllen, dass sie endlich damit sowie ihren Selbstgesprächen aufhören soll, weil mich das wahnsinnig macht. Ich bin heilfroh, wenn die endlich weg ist; die ist ja zum Glück nur Vertretung und ab morgen weg, hat's geheißen.

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