Umgang mit Kranksein

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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candle.
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:45

sandrin hat geschrieben:Sei froh, candle. Ich hatte das über Heiligabend. Voll gemein!!!
Ja, das passiert ja ganz oft, dass man im Urlaub dann krank wird, da bricht der Körper zusammen.

Die Medizin ist eine der härtesten Branchen, wollte ich mal anmerken, da gibt es kein Mitleid, ich habe auch selten einen kranken Arzt erlebt. Therapeuten praktizieren übrigens auch ab und an mal erkältet.

In der Gastronomie müßte das auch schon vom Arbeitgeber, der Branche vorgegeben sein, dass man mit Magen- Darm Virus nicht arbeiten darf. Werdet ihr dahingehend aufgeklärt hope?

So, das wollte ich noch anmerken.
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sandrin
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:50

Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. In den Arztpraxen gibt es oft viele Kranke. Man könnte ja meinen, dass das mehr Vernunft vorzufinden wäre, aber weit gefehlt. Und die Theras sind auch oft krank, ja. Deshalb hab ich jetzt auch nicht das voll schlechte Gewissen, wenn ich da etwas erkältet hingehe. Zumal das ja auch dumm ist mit dem kurzfristigen Absagen wegen des Honorarausfalls, den man dann bezahlen muss.
Aber troztdem, wenn man krank ist, sollte man - wenn es möglich ist - echt zu Hause bleiben. Komischerweise bleiben immer dieselben daheim, und deren Arbeit darf man dann, wenn man sich selbst krank in die Arbeit schleppt, auch noch mitmachen. Ist mir auch schon passiert.

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candle.
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:54

Ich habe mal ganz alleine am Arbeitsplatz gestanden und weitere 5 Kollegen ersetzen müssen. Mit mir hatte da keine Sau Mitleid.

Was Ansteckung betrifft, dass man auch schon ansteckend sein kann bevor man es selber merkt.

Am besten sind dann noch die, die behaupten eine Grippe zu haben mit einem Schnöf. Dieser Irrtum läßt sich leider nicht ausmerzen.

Aber nun zu dir sandrin: Zum Arzt gehen, nicht darüber nachdenken und ihn machen lassen.

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sandrin
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Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:57

Ich hatte schonmal Influenza. Das ist ne andere Hausnummer, weil es länger dauert.
Allerdings von der Intensität her fand ich den Unterschied gar nicht mal so krass.

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Rezna
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Beitrag So., 06.01.2013, 08:46

Das Thema ertappt mich.

Ich bin (war) auch so eine.
Arzt? So gut wie nie, weil ich immer dachte: Nicht so schlimm. Nimm anderen "wirklich" Kranken nicht den Platz weg. Wenn es nicht mehr anders ging und ich doch zum Arzt ging - fühlte ich mich wie ein Schmarotzer, selbst wenn ich mit einer Blutvergiftung da saß und der Arzt was von Krankenhaus schwafelte. In meinen Augen war ich nur "wehleidig" und hab dann auch das getue nicht verstanden, für Übertrieben gehalten. Das Wartezimmerphänomen kenne ich auch - was mit Arztangst zu tun hat. Angst kann Schmerz temporär vertreiben - evolutionstechnisch sinnvoll, bei einem Arztbesuch eher hinderlich.

Krankenstand? So gut wie nie - und FALLS doch, dann bin ich nach zwei Tagen wieder in der Firma gewesen, selbst wenn ich noch krank war. "Sei nicht wehleidig. Krank sein ist faul sein. Lass die Kollegen nicht hängen. Du musst nachher so viel aufarbeiten/die Aufträge werden nicgt fertig: Lass die Kunden nicht hängen...."

Allerdings habe ich ähnliche Erfahrung in der Kindheit wie candle, glaube ich. Wenn wir krank waren, wurde Fieber gemessen, danach gabs eine Detschn (Ohrfeige). Krank sein wurde IMMER als ein Affront gegen meine Mutter betrachtet. Es wurde so getan, als würden wir mit absicht nur krank sein, um sie, und nur sie, zu quälen, und ausschließlich zu quälen. Meist wurde uns unterstellt, nur so zu tun als wären wir krank, weil wir nicht in die Schule wollen. Selbst wenn wir eindeutige Symptome hatten. "Ist ja nur psychosomatisch - brauchts einen A-tritt? Sollen wir dich in die Schule watschn, oder gehts so auch?"

Selbstfürsorge bezüglich Krankheit lernen, ist da schwer. Ich habe mich selber nie in einer Krankheit ernst genommen. Selbst als ich im Spital landete, fand ich das Getue und die Infusionen und alles voll übertrieben und unnötig - und jemand anderer braucht das mehr als ich, und wer macht jetzt meine Arbeit, ich bin asozial, ein Kollegenschwein, die da so hängen lassen indem ich hier herum liege.

Die Rechnung habe ich präsentiert bekommen. Ein ganzes Jahr Krankenstand (mehr geht nich in Österreich) - ich hätte NIE gedacht, dass ich so etwas "kann". Das war völlig absurd und mir ist es alleine schon nur schlecht gegangen, weil ich diesen Krankenstand beanspruchen musste...

Ich hoffe, ich habe daraus gelernt. Wird man sehen, wenn ich wieder arbeite. Allerdings gebe ich jetzt wirklich mehr Ruhe, wenn ich krank bin (kann aber auch sein, dass ich nicht das Gefühl habe, jemandem damit im Stich zu lassen), ich gehe auch konsequenter zum Arzt... naja... bissi zumindest (kann aber auch sein, dass ich für einen Termin keine Arbeitszeit vertrödeln muss).

Die Idee, dass einem Andere zusetzen, zureden, half bei mir nicht. Ich fühlte mich nur zu unrecht bemuttert - "die kennen sich nicht aus" "die übertreiben doch".

Ein Trick ist aber: Ich stelle mir vor, hier geht es nicht um mich, sondern einen Freund, ein Kind, irgend jemand anderen, für den ich Fürsorge empfinde. Und wenn ich zu dem Schluß komme: Einen Freund/Neffen würde ich zum Arzt schicken/daheim lassen, dann muss das für mich auch in Ordnung sein.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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carö
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Beitrag So., 06.01.2013, 12:40

es gibt auch noch den aspekt, dass man die kollegen in sein "heldentum" mithineinzieht beim chef.. wenn man nämlich krank zur arbeit geht, dann signalisiert man auch "na bitte, geht doch!"

nicht nur, dass man andere ansteckt etc. ... nein, auch dem chef wird gezeigt, dass es ja doch irgendwie machbar ist und so schlimm wohl nicht sein wird (und den interessiert es eben meistens nicht, wie man das anstellt).

ich habe es von der warte schon einige male ganz böse erlebt: "was.. das geht doch nicht, dass du JETZT krank bist.. blabla.. "
und wenn dann andere mit fieber und sonstigem auf arbeit herumhocken is auch klar, dass es nicht gerade leichter wird zu begründen, dass man selbst das eben nicht macht (oder halt nicht KANN) und auch das recht dazu hat.

ich kenne natürlich auch die andere seite mit dem schlechten gewissen und bin absolut keine, die oft fehlt wegen krankzeiten. gehe auch eher mit schmerzen zur arbeit...
ich musste auch erst lernen mir zuzugestehen, dass es eben auch mal nicht geht ... und es fällt mir immer noch nicht leicht. insofern verstehe ich nur zu gut die schwierigkeiten, die es einem macht auf sich zu achten.

wollte aber mal die andere seite mit zu bedenken geben...

da kommt es wohl, wie immer, auf ein gutes mittelmaß an.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Ressourcine
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Beitrag So., 06.01.2013, 12:54

Liebe Sandrin und alle!
ich schliesse mich Arta an: mir hilft es immer, wenn ich mir vorstelle: Was würdest Du einem Freund raten, der sich so fühlt?
Ich tu mich oft selbst sehr schwer einzuschätzen, "wie schlecht" es mir wirklich geht, ob ich "das Recht habe" mich krankzumelden und mir dann die nötige Ruhe und Erholung zu gönnen- die Überlegung, was man einer lieben Person raten würde, objektiviert das Ganze aber ein bisschen und hilft...mir jedenfalls.

Liebe Grüße,
Ressourcine

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sandrin
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Beitrag So., 06.01.2013, 13:37

Hallo an alle!

Das ist ein guter Tipp. Übrigens ist es ein Spezialität von mir, dass ich anderen immer gute Ratschäge gebe, die ich aber selbst schwer einhalten kann.
Mir geht es immer noch sehr schlecht, insofern wird mir gar nichts anders übrig bleiben, als mich ins Bett zu legen. Der Körper nimmt sich eben, was er braucht...

GLG Sandrin

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Ressourcine
Helferlein
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Beitrag So., 06.01.2013, 14:37

Ich schick dir viele gute (Besserungs-)wünsche und Gedanken!
Sich gut um sich selbst zu kümmern ist meiner Meinung nach eine ganz schön große Herausforderung.
Alles Liebe und viel Erfolg dabei!
Ressourcine

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saffiatou
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Beitrag Mo., 07.01.2013, 10:42

Hallo,

auch mir wurde bereits als Kind beigebracht, daß ich Leistung zeigen muß! Nur nicht jammern nicht beschweren, niemals
sagen dürfen ich kann nicht (mehr). Ich habe das so verinnerlicht, habe mich niemals getraut mich krankschreiben zu
lassen. Als es dann wirklich nicht mehr ging, hatte ich nach ein paar Tagen ein schlechtes Gefühl, weil man bei den
psychischen Erkrankungen ja auch kein Fieber messen kann, da ist kein Gips, der einen hindert, kann keinen Laborbefund
zeigen... man ist einfach nur krank. Es war schwer zu akzeptieren und ich habe gedrängt schnell wieder zurück zur
Arbeit zu gehen, eine Widereingliederung (Hamburger Modell) gemacht, durch die Therapie, die ich gleichzeitig begonnen
hatte ging es mir immer schlechter, weil eben dann auch die ganzen Erinnerungen hochkamen.

Meine Psychiaterin hat nach ein paar Wochen dann gesagt, daß sie nun die Widereingliederung abbricht und mich
krankschreibt, ich soll sie nicht immer fragen, wann ich dann endlich wieder arbeiten darf, sie wird es mir dann
schon sagen. Das war eine ganz tolle Hilfe, weil einerseits hat sie mir klar signalisiert, daß ich krank bin und dann
hat sie die Verantwortung übernommen über die Dauer, so daß der ganze Druck für mich weg ist und ich mich auf
die Heilung konzentrieren kann/darf.

Liebe Grüße, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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