Ich komme mir mit dem Problem etwas sonderbar vor, weil ich es noch nie von jemand anderem gehört habe, aber ich schreibe es einfach mal so runter..
Vor vier Jahren bin ich von zu Hause ausgezogen und habe bereits in drei Wohnungen gelebt oder eher depremiert vor mich hin gelegen
Finanziell kann ich mich wirklich nicht beschweren, ich habe alles was ich brauche und habe alle Möglichkeiten mir mein Reich schön zu gestalten.
ABER: egal wie ich mein Heim einrichte, umgestalte, verschiebe, aufräume, umräume, am Ende des Tages will ich einfach nur raus. Es geht manchmal sogar so weit, dass ich Leute nicht zu mir einlade, weil ich meine Wohnung so schrecklich finde, dass ich mich schäme.
Dann ist da noch mein Vergleichswahn: ich sehe wie andere leben, lese allerlei Wohn und Gestaltungsblogs und denke mir einfach nur: Schei**, ich kann das einfach nicht. Alles was ich anpacke, was ich gemacht habe, finde ich am Ende hässlich. Ich schmachte dann die Lebensräume anderer an und will bloß nicht mehr nach Hause.
Meine Wohnung ist im Grunde wunderschön, aber ich denke mit meiner Art, wie ich sie gestaltet habe den ganzen Tag nur BAH ist das furchtbar hier.
So ging es mir in jeder Wohnung seitdem ich ausgezogen bin.
Ich hab mir einmal den irren Gedanken in den Kopf gesetzt, dass ich einfach kein Talent dafür habe Möbel und Gegenstände so miteinander zu kombinieren, dass ich mich wohlfühle. Entweder es sieht aus wie im Katalog (perfekt und total kalt und unpersönlich) oder es ist irgendwie ein unschönes, kaputtes Durcheinander.
Das klingt wie ein Prinzessinin-Problem, aber es verstärkt meine Depression einfach wie verrückt. Mir geht es oft viel besser, wenn ich bei anderen bin, oder einfach nur draußen.
Ich stehe manchmal ne Stunde im Türrahmen und überlege wie ich die Dinge umbasteln kann damit ich mich nicht mehr so unwohl fühle. Mein Freund lacht mich dann aus und sagt "was ist, hier ist doch alles wunderschön" aber ich kann einfach nicht aufhören. Das ist richtig zwanghaft geworden, ständig schieb ich alles um und frage mich was andere wohl von mir denken wenn sie hier reinkommen.
Ich habe immer den Gedanken, dass es hier "komisch" und unnatürlich aussieht und Leute die hier reinkommen schon peinlich berührt sind, weil es einfach merkwürdig ist. Sozusagen meine unordentliche, unangepasste Perönlichkeit "entlarvend".
So, ich weiß das ist bescheuert, aber vielleicht gibt es ja irgendeine Person, die das kennt, ich hab von sowas nämlich noch nie was gehört und auch wenn es vielleicht lustig und trivial klingt, es ist wirklich schlimm, so sehr, dass ich manchmal am Wochenende nur verreise um nicht mehr zu Hause zu sein
sich 'zu Hause' nicht wohlfühlen
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sich 'zu Hause' nicht wohlfühlen
"Each has his past shut in him like the leaves of a book known to him by his heart, and his friends can only read the title."
~ Virginia Woolf ~
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Darf ich mal schreiben, was mir dazu so durch den Kopf geht? Das ist natürlich keine qualifizierte "Diagnose", sondern beruht bloß auf meinen ganz subjektiven Annahmen und Erfahrungen...
Kann es sein, dass Du Dich selbst sehr mit den Augen anderer siehst, weniger mit Deinen eigenen? Wie es aussieht, hast Du ein grobes, undeutliches Bild im Kopf, wie Deine Wohnung (die ja Ausdruck Deines Selbst ist) zu sein hat, und wenn der Zustand davon abweicht, dann fühlst Du Dich unwohl. Das Problem dabei ist nur, dass niemand von außerhalb Dir sagen kann, was gut und richtig für Dich und Deine Art zu leben ist.
Ich finde, eine Wohnung ist etwas sehr intimes, und sie ist ein wichtiger Schutzraum. Es kommt also weniger darauf an, wie sie auf Menschen wirkt, die Dich besuchen kommen, als dass sie mit ihren Gegebenheiten Dir entspricht. Sie ist ja gewissermaßen eine Erweiterung Deiner Persönlichkeit, in der Du Dich unbefangen und entspannt fühlen können solltest. Bei Dir in Deinem Schutzraum sind aber immer die "anderen" zu Gast, sie besetzen permanent Deinen persönlichen Raum, auch wenn sie nicht körperlich anwesend sind. Es ist immer jemand da, der bewertet. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Du Dich nicht wohl fühlst.
Die Wohnung ist auch Ausdruck Deines Charakters. Mir geht's zum Beispiel so, dass wenn ich Gäste bekomme und vorher aufräume, ich bewusst auch hier und da einige persönliche Dinge so liegen lasse, wie sie sind. Z.B. ein Buch, dass ich gerade lese, etwas, woran ich gerade bastele, oder bei guten Freunden auch durchaus mal den Korb mit der Bügelwäsche. Soll nicht heißen, dass ich unordentlich wäre. Ich denke nur immer "Hier wird gelebt, und das darf man auch ruhig sehen!" Bei Dir ist es ja nun einerseits so, dass Du die Kälte fühlst, die in einem "Möbelhaus"-Ambiente herrscht, auf der anderen Seite empfindest Du den Zustand als hässlich, wenn er persönlicher und privater wird.
Dazu eine Frage: Wie war es denn, bevor Du bei Deinen Eltern auszogst? Wie war da Dein persönlicher Raum gestaltet? Konntest Du Dich frei entfalten, oder hat man Dich oft kritisiert und gemaßregelt? Wie war das mit den Räumen Deiner Eltern? Durftest Du dort etwas verändern, Persönlichkeit einbringen, oder musste immer alles makellos gerade stehen?
Ein bisschen erinnert mich Dein Umgang mit Deiner Wohnung an das Verhältnis, das manche Menschen (besonders Frauen) zu ihrem Körper haben. Und ich finde, der Vergleich ist auch nicht aus der Luft gegriffen, denn sich in der eigenen Haut zuhause zu fühlen ist gefühlsmäßig nicht so weit weg davon, sich in den eigenen vier Wänden zuhause zu fühlen. Die Angleichung der Verhältnisse an ein Idealbild ist in beiden Fällen auf Dauer ungesund. Ein bisschen ist es so, als blicktest Du jahrelang in den Spiegel und störtest Dich an Deiner vermeintlich hässlichen Nase, und irgendwann, wenn sie "korrigiert" ist, fragst Du Dich beim selben Anblick: "Moment mal, wer ist das da eigentlich?"
Ich glaube, es könnte wichtig sein, mehr Sensibilität für Deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse aufzubringen. Also, Dir das Recht einzuräumen, Du selbst zu sein, ohne dass das bewertet wird. Denn wer sagt eigentlich, was hässlich ist und was nicht? Du hast die Bewertungshoheit darüber, und es lohnt sich immer wieder zu fragen: "Ist das wirklich so? Ist es wirklich hässlich?" Irgendwie schimmert da so eine tiefe Ablehnung, schon fast Abwertung auf, bezüglich Deines persönlichen Ausdrucks. Aber Du bist doch okay, so wie Du bist, und Deine Art, Deiner Umgebung die persönliche Note zu geben, ist es auch. Es ist zweitrangig, was andere darüber denken. Wichtig ist, dass Dein Zuhause Dir entspricht, dass es Leinwand für Deine Gefühle sein darf, ein Schutzraum und Nest, und wenn Du Dich danach fühlst auch ein Raum für Dir wohlgesonnene Gäste.
Pass auf Dich auf, und sei nett zu Dir. Du hast es verdient.
Die Füchsin
Kann es sein, dass Du Dich selbst sehr mit den Augen anderer siehst, weniger mit Deinen eigenen? Wie es aussieht, hast Du ein grobes, undeutliches Bild im Kopf, wie Deine Wohnung (die ja Ausdruck Deines Selbst ist) zu sein hat, und wenn der Zustand davon abweicht, dann fühlst Du Dich unwohl. Das Problem dabei ist nur, dass niemand von außerhalb Dir sagen kann, was gut und richtig für Dich und Deine Art zu leben ist.
Ich finde, eine Wohnung ist etwas sehr intimes, und sie ist ein wichtiger Schutzraum. Es kommt also weniger darauf an, wie sie auf Menschen wirkt, die Dich besuchen kommen, als dass sie mit ihren Gegebenheiten Dir entspricht. Sie ist ja gewissermaßen eine Erweiterung Deiner Persönlichkeit, in der Du Dich unbefangen und entspannt fühlen können solltest. Bei Dir in Deinem Schutzraum sind aber immer die "anderen" zu Gast, sie besetzen permanent Deinen persönlichen Raum, auch wenn sie nicht körperlich anwesend sind. Es ist immer jemand da, der bewertet. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Du Dich nicht wohl fühlst.
Die Wohnung ist auch Ausdruck Deines Charakters. Mir geht's zum Beispiel so, dass wenn ich Gäste bekomme und vorher aufräume, ich bewusst auch hier und da einige persönliche Dinge so liegen lasse, wie sie sind. Z.B. ein Buch, dass ich gerade lese, etwas, woran ich gerade bastele, oder bei guten Freunden auch durchaus mal den Korb mit der Bügelwäsche. Soll nicht heißen, dass ich unordentlich wäre. Ich denke nur immer "Hier wird gelebt, und das darf man auch ruhig sehen!" Bei Dir ist es ja nun einerseits so, dass Du die Kälte fühlst, die in einem "Möbelhaus"-Ambiente herrscht, auf der anderen Seite empfindest Du den Zustand als hässlich, wenn er persönlicher und privater wird.
Dazu eine Frage: Wie war es denn, bevor Du bei Deinen Eltern auszogst? Wie war da Dein persönlicher Raum gestaltet? Konntest Du Dich frei entfalten, oder hat man Dich oft kritisiert und gemaßregelt? Wie war das mit den Räumen Deiner Eltern? Durftest Du dort etwas verändern, Persönlichkeit einbringen, oder musste immer alles makellos gerade stehen?
Ein bisschen erinnert mich Dein Umgang mit Deiner Wohnung an das Verhältnis, das manche Menschen (besonders Frauen) zu ihrem Körper haben. Und ich finde, der Vergleich ist auch nicht aus der Luft gegriffen, denn sich in der eigenen Haut zuhause zu fühlen ist gefühlsmäßig nicht so weit weg davon, sich in den eigenen vier Wänden zuhause zu fühlen. Die Angleichung der Verhältnisse an ein Idealbild ist in beiden Fällen auf Dauer ungesund. Ein bisschen ist es so, als blicktest Du jahrelang in den Spiegel und störtest Dich an Deiner vermeintlich hässlichen Nase, und irgendwann, wenn sie "korrigiert" ist, fragst Du Dich beim selben Anblick: "Moment mal, wer ist das da eigentlich?"
Ich glaube, es könnte wichtig sein, mehr Sensibilität für Deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse aufzubringen. Also, Dir das Recht einzuräumen, Du selbst zu sein, ohne dass das bewertet wird. Denn wer sagt eigentlich, was hässlich ist und was nicht? Du hast die Bewertungshoheit darüber, und es lohnt sich immer wieder zu fragen: "Ist das wirklich so? Ist es wirklich hässlich?" Irgendwie schimmert da so eine tiefe Ablehnung, schon fast Abwertung auf, bezüglich Deines persönlichen Ausdrucks. Aber Du bist doch okay, so wie Du bist, und Deine Art, Deiner Umgebung die persönliche Note zu geben, ist es auch. Es ist zweitrangig, was andere darüber denken. Wichtig ist, dass Dein Zuhause Dir entspricht, dass es Leinwand für Deine Gefühle sein darf, ein Schutzraum und Nest, und wenn Du Dich danach fühlst auch ein Raum für Dir wohlgesonnene Gäste.
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Doch, im Prinzip ergeht es mir recht ähnlich. Ich bin auch nicht sehr gern zuhause, weil mir meine Wohnung irgendwie nicht gefällt. Und genau wie Du schreibst: ich kriege es irgendwie nicht hin, sie so einzurichten, dass sie gemütlich wirkt. Da hab ich kein "Händchen" dafür.Lou Salomé hat geschrieben:Ich komme mir mit dem Problem etwas sonderbar vor, weil ich es noch nie von jemand anderem gehört habe, aber ich schreibe es einfach mal so runter..
Jedenfalls bin ich viel lieber woanders als zuhause. Drum reise ich gern, und auch abends bin ich lieber in der Stadt (im Kino, im Restaurant, im Theater,...) als zuhause. Ich mag auch nicht gern bei mir zuhause mein Abendessen einnehmen; viel lieber esse ich aushäusig, und da bin ich auch gleich noch unter Menschen.
Manchmal würde ich am liebsten in ein Hotel ziehen... Es gibt übrigens gelegentlich Menschen, die jahrelang im Hotel gelebt haben. Wir sind also nicht die einzigen...
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Absolut! Ich frage mich ständig wie ich auf andere wirke und ob ich "komisch" bin. Ich möchte beides sein, auf der einen seite einzigartig und so dass ich mich wohlfühle und auf der anderen Seite noch so angepasst, dass ich nicht negativ auffalle, bzw. andere Leute abschrecke. Oft tue ich aber genau das durch meine Unsicherheit.Füchsin hat geschrieben:
Kann es sein, dass Du Dich selbst sehr mit den Augen anderer siehst, weniger mit Deinen eigenen?
Hier ist es das gleiche, ich möchte den Bogen finden zwischen meiner Welt und der der anderen. Ich mag wie du sagtest persönliche Dinge, die irgendwo rumliegen, weil sie zu mir gehören. Aber ich habe gleichzeitig auch ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und danach mal etwas Nettes zu hören, und damit Angst vor Ablehnung.Bei Dir in Deinem Schutzraum sind aber immer die "anderen" zu Gast, sie besetzen permanent Deinen persönlichen Raum, auch wenn sie nicht körperlich anwesend sind. Es ist immer jemand da, der bewertet. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass Du Dich nicht wohl fühlst.
Ich denke bei meinen Eltern war es einfach, da ich mich für die Gestaltung dieses Hauses nicht verantwortlich fühlte. Wenn jemand etwas doof fand, dann waren es halt meine schrulligen Eltern.. und mein kleines Zimmer konnte ich ganz gut managen, auch wenn der Tick dort damals schon ein bisschen angefangen hat. Außerdem hatten wir Häushälterinnen... ich musste mir nie Gedanken machen, wie die Dinge angeordnet sind, oder ob es irgendwo staubig oder unordentlich ist, ich hatte nie das Gefühl kennengelernt mit dem Haushalt überfordert zu sein. Die haben alles geschmissen vom Garten übers Kochen, alles. Eben nur nicht in meinem Zimmer und das war alleine ja machbar. Aber für den Rest war ich einfach nicht verantwortlich.Dazu eine Frage: Wie war es denn, bevor Du bei Deinen Eltern auszogst? Wie war da Dein persönlicher Raum gestaltet? Konntest Du Dich frei entfalten, oder hat man Dich oft kritisiert und gemaßregelt? Wie war das mit den Räumen Deiner Eltern? Durftest Du dort etwas verändern, Persönlichkeit einbringen, oder musste immer alles makellos gerade stehen?
Mit dem Satz hast du es absolut auf den Punkt gebracht!!! Da ist es bei mir ähnlich nur nicht so extrem. Ich habe oft das Gefühl als würde ein blinkender großer Pfeil auf mich zeigen wenn ich unter Menschen bin.. so als würde was mit mir nicht stimmen. Das ist genau das gleiche Gefühl wie in meiner Wohnung. Aber mit meinem Körper und meinem Erscheinungsbild komme ich sehr viel besser klar.Ein bisschen erinnert mich Dein Umgang mit Deiner Wohnung an das Verhältnis, das manche Menschen (besonders Frauen) zu ihrem Körper haben.
Danke für die netten Worte und für die vielen Gedanken.Aber Du bist doch okay, so wie Du bist, und Deine Art, Deiner Umgebung die persönliche Note zu geben, ist es auch. Es ist zweitrangig, was andere darüber denken. Wichtig ist, dass Dein Zuhause Dir entspricht, dass es Leinwand für Deine Gefühle sein darf, ein Schutzraum und Nest, und wenn Du Dich danach fühlst auch ein Raum für Dir wohlgesonnene Gäste.
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Juhuuu du kennst es und jedes Wort könnte von mir sein!!luftikus hat geschrieben: Jedenfalls bin ich viel lieber woanders als zuhause. Drum reise ich gern, und auch abends bin ich lieber in der Stadt (im Kino, im Restaurant, im Theater,...) als zuhause. Ich mag auch nicht gern bei mir zuhause mein Abendessen einnehmen; viel lieber esse ich aushäusig, und da bin ich auch gleich noch unter Menschen.
Manchmal würde ich am liebsten in ein Hotel ziehen... Es gibt übrigens gelegentlich Menschen, die jahrelang im Hotel gelebt haben. Wir sind also nicht die einzigen...
Ich gehe auch unglaublich gerne essen, ins Kino o.ä., da wird mein Ästhetik-Tick befriedigt in schönen Gegenden und Räumen, die andere gemacht haben und ich bin unter Leuten. Das fühlt sich irgendwie frisch und nicht so gammelig und kaputt an.
Und den Gedanken mit dem Hotel genau den habe ich auch. Ich war schon immer viel auf reisen mit meinen Eltern und in schönen Hotels fällt einfach irgendwas von mir ab, da könnt ich bleiben.
Wird nur ein bisschen teuer so über die Jahre
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Oh, das klingt wirklich alles sehr ähnlich wie bei mir.Lou Salomé hat geschrieben: Ich gehe auch unglaublich gerne essen, ins Kino o.ä., da wird mein Ästhetik-Tick befriedigt in schönen Gegenden und Räumen, die andere gemacht haben und ich bin unter Leuten. Das fühlt sich irgendwie frisch und nicht so gammelig und kaputt an.
Und den Gedanken mit dem Hotel genau den habe ich auch. Ich war schon immer viel auf reisen mit meinen Eltern und in schönen Hotels fällt einfach irgendwas von mir ab, da könnt ich bleiben.
Wird nur ein bisschen teuer so über die Jahre
Übrigens: am vergangenen Wochenende (ich war mal wieder auf Reisen), als ich so nachdenklich aus dem Zugfenster auf die vorbeiflitzende Landschaft blickte, dachte ich mir: ich glaube, dass ich letztlich das ganze Land (wenn nicht halb Europa) als mein erweitertes Zuhause betrachte. Jedenfalls fühle ich mich sehr nah bei mir selbst, wenn ich auf Reisen bin. Dann fühlt sich mein Leben "stimmig" an. Auf Reisen fühle ich mich meistens auch gar nicht fremd, sondern wohlig-vertraut.
Wochenenden, die ich aus irgendwelchen Gründen zuhause verbracht habe hinterlassen in meiner Erinnerung kaum nennenswerte Spuren. Sie verschwinden nach wenigen Wochen sozusagen in der Dämmerung des Vergessens. Wochenenden, an denen ich auf Reisen war bleiben jedoch in meiner Erinnerung haften, und auch im Rückblick spüre ich, dass ich diese Wochenenden gelebt und erlebt habe.
Manchmal erzähle ich aber gar niemandem mehr von meinen Eskapaden, weil die meisten Menschen das nicht nachvollziehen können. Wenn man mich fragt, was ich am (beispielsweise verlängerten) Wochenende gemacht habe, dann sage ich oft nur ausweichend: "Ach, nichts besonderes". Ich habe einen Bekannten, in dessen Augen ist sogar schon das Essengehen im Restaurant anscheinend fast zwangsläufig Geldverschwendung. Nicht mal in die preiswerteste Pizzeria mag er gehen, ohne augenrollend zu kritisieren: "Was das Geld kostet!" Mir hingegen ist es das wert, da es meine Lebensqualität stark steigert. Und ehrlich gesagt: soooo teuer finde ich das gar nicht.
Ich habe diesen starken Drang nach dem Unterwegs- und Draussensein übrigens vor einigen Wochen mal mit meinem Therapeuten besprochen. Ich fragte ihn nach seiner Meinung, und ob es sich dabei schon um ein pathologisches Verhalten handeln würde. Da lachte er und meinte, ich müsste mir keine Sorgen machen, ich würde mich noch im grünen Bereich befinden. Außerdem gäbe es noch mehr Menschen, die sich auf Reisen und im Unterwegssein am wohlsten fühlen würden...
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Oh ja reisen... da fühle ich mich auch zu Hause.
Kommt wohl darauf an wie sehr einen das beeinflusst, mich machts manchmal echt fertig. Es kommt mir zumindest krankhaft vor. Ich war vor kurzem in einem richtig hässlichen Altenheim.. braune Fliesen, grüne Klos, alles echt hässlich, matschfarben, alt, traurige Atmosphäre. Mir ist total übel geworden und ich hab mich so leer gefühlt, dass ich einfach nur noch raus musste. Dann denke ich mir ich bin ein verzogenes Kind, das sich mal zusammenreisen muss, aber es geht kaum.
Wenn ich rumträume, dann surfe ich immer auf http://www.freundevonfreunden.com . Da werden Leute in ihren Lebensräumen besucht und fotografiert, gucke ich mir total gerne an, beruhigt mich irgendwie. Sieht alles so natürlich und lebendig aus.
Kommt wohl darauf an wie sehr einen das beeinflusst, mich machts manchmal echt fertig. Es kommt mir zumindest krankhaft vor. Ich war vor kurzem in einem richtig hässlichen Altenheim.. braune Fliesen, grüne Klos, alles echt hässlich, matschfarben, alt, traurige Atmosphäre. Mir ist total übel geworden und ich hab mich so leer gefühlt, dass ich einfach nur noch raus musste. Dann denke ich mir ich bin ein verzogenes Kind, das sich mal zusammenreisen muss, aber es geht kaum.
Wenn ich rumträume, dann surfe ich immer auf http://www.freundevonfreunden.com . Da werden Leute in ihren Lebensräumen besucht und fotografiert, gucke ich mir total gerne an, beruhigt mich irgendwie. Sieht alles so natürlich und lebendig aus.
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Und, wie geht es Dir inzwischen damit? Ist es immer noch so unangenehm für Dich?
Die Angst vor Ablehnung, von der Du schreibst, kenne ich selbst auch sehr gut. Daher fand ich das, was Du in Deinem Ausgangsposting beschrieben hattest, nicht so befremdlich, wie man vielleicht annehmen könnte. Es ist dieser Automatismus, sich mit den Augen der anderen zu sehen anstatt mit den eigenen. Ich glaube, bis zu einem gewissen Maß braucht man das, und man braucht angemessene Spiegelung von anderen, vor allem auch wohlwollende. Der aufrichtig liebende Blick eines anderen Menschen kann einen verändern. Aber ich glaube auch, dass es wichtig ist, sich selbst mit einem solchen Blick zu begegnen. Könnte sein, dass wir das gar nicht erst gelernt haben, sondern immer alles, was wir selbst tun, be- und entwerten.
Wenn bei Euch Haushälterinnen alles gemacht haben, hattest Du dann überhaupt das Gefühl, einen Einfluss auf Deinen Lebensraum nehmen zu können? Oder ging's nach den Maßstäben anderer?
Ich kann Dir versichern (obwohl es natürlich nur das Internet ist), dass Du hier auf mich weder komisch noch anderweitig "negativ auffallend" wirkst - eher sympathisch. Vielleicht ist auch einfach noch ein bisschen Suche nötig und ein bisschen Raum, um Mut zu entwickeln zum Selbstgestalten. Ich denke, dass alles, was Ausdruck Deines Selbst ist, auch für Deinen Wohnraum völlig okay ist.
Die Füchsin
Die Angst vor Ablehnung, von der Du schreibst, kenne ich selbst auch sehr gut. Daher fand ich das, was Du in Deinem Ausgangsposting beschrieben hattest, nicht so befremdlich, wie man vielleicht annehmen könnte. Es ist dieser Automatismus, sich mit den Augen der anderen zu sehen anstatt mit den eigenen. Ich glaube, bis zu einem gewissen Maß braucht man das, und man braucht angemessene Spiegelung von anderen, vor allem auch wohlwollende. Der aufrichtig liebende Blick eines anderen Menschen kann einen verändern. Aber ich glaube auch, dass es wichtig ist, sich selbst mit einem solchen Blick zu begegnen. Könnte sein, dass wir das gar nicht erst gelernt haben, sondern immer alles, was wir selbst tun, be- und entwerten.
Wenn bei Euch Haushälterinnen alles gemacht haben, hattest Du dann überhaupt das Gefühl, einen Einfluss auf Deinen Lebensraum nehmen zu können? Oder ging's nach den Maßstäben anderer?
Ich kann Dir versichern (obwohl es natürlich nur das Internet ist), dass Du hier auf mich weder komisch noch anderweitig "negativ auffallend" wirkst - eher sympathisch. Vielleicht ist auch einfach noch ein bisschen Suche nötig und ein bisschen Raum, um Mut zu entwickeln zum Selbstgestalten. Ich denke, dass alles, was Ausdruck Deines Selbst ist, auch für Deinen Wohnraum völlig okay ist.
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