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Di., 10.05.2011, 01:26
Sorry, falls das schon thematisiert wurde. Fühlst du dich von dir selbst bedroht? Von deinen Ansprüchen?
Wenn ich rausgehe, hab ich den Kopf frei und bin eben unterwegs. Wenn ich nach Hause komme, fühle ich mich erschlagen von all den: Du solltest, du müsstest, du könntest mal..
Bist zuhaus, hast Zeit.
Ich komme gerne nach Hause, wenn Aufgaben auf mich warten, die machbar sind. Einladend. Meine Küche verbinde ich mit Sommerabenden, Musik, auf der Fensterbank sitzen, entspannen, Kaffee trinken, Freunden, Essen, warmem Licht. Mein Zimmer verbinde ich mit Langeweile, Ödnis, Lärm, Kälte, Leichenhalle, schlaflosen Nächten, Anforderungen, die nicht erfüllt werden, Einsamkeit.
Lieber quetsche ich mich an den winzigen Küchentisch, als mich an den großen, weißen Schreibtisch in meinem erdrückenden Zimmer zu setzen. Die Küche sagt: Mach dir einen schönen Abend. Das Zimmer sagt: ARBEITE!!! Nutze den Tag. Schlaf jetzt, sonst bist du morgen müde. Hier müsstest du mal wieder Staub wischen.
Schon seit dem Einzug ist das so.
Fühle mich auch in unserem Haus wohler, wo man nach Belieben Räume wechseln konnte, herumtigern konnte. Und man konnte in den Garten gehen, barfuß, ungekämmt. Hier gibt es nicht mal einen Garten, und wenn, wäre er nicht vor Blicken geschützt. Eingeengt fühl ich mich oft. Und von mir selbst gelangweilt.
Hatte auch früher keine Privatsphäre und kann Lärm nicht gut ertragen, ich muss mir irgendwie aussuchen können, ob ich etwas will oder nicht. Im Zimmer hab ich immer Lärm, in der Küche kann ich das Fenster öffnen und mich auf die Fensterbank setzen und in den Gärten aus den umliegenden Häusern sitzen Menschen und reden, grillen usw.. (je nach Jahreszeit), dann fühle ich mich nicht einsam. Kann es aber auch lassen, dann habe ich absolute Ruhe, weil keine Nachbarwände angrenzen.
Wenn mir in einer Wohnung Geräusche aufgezwungen werden, ist das ein absoluter Unwohlfühlfaktor
Später will ich ein Haus für mich, Tiere, Garten. Es gibt aber Wohnungen, die mir so gut gefallen, dass ich sie mir auch vorstellen könnte. Sie sind voll mit Pflanzen, liebevoll eingerichtet, bunt gestrichen (nicht knallbunt, aber eben auch nicht weiß), ausgesuchte Sachen hängen an den Wänden, es ist nicht unangenehm hell, aber auch nicht muffig dunkel, und ruhig. Ich hätte auch gern so eine Wohnung und überlege auch oft, mir Deko zu besorgen oder zu basteln, aber dann lasse ich es. Die Küche war schon orange, als ich einzog, und hier hängen Postkarten, die mir gefallen. In meinem Zimmer kann ich mich zu keinen Verschönerungsaktionen hinreißen lassen, das ist jetzt schon lange kahl, weil ich mir einbilde, zu wissen, dass auch Poster und Pflanzen nichts an meinem mulmigen Gefühl ändern würden. Wenn mir die Decke auf den Kopf fällt, dann liegt es daran, dass ich mich um ein wichtiges Thema drücke, ich zu lange drin war, ich zu wenig Kontakt zu Freunden hatte oder zu wenig Action. Darin zu investieren bringt erfahrungsgemäß mehr als jede Pflanze und jedes Bild. Möchte mich auch gar nicht einrichten, ich will hier nämlich nicht bleiben.
Vielleicht geht es dir da ähnlich.