Absolutes Chaos in der Wohnung

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Irrlicht
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Beitrag So., 02.03.2008, 11:06

Hi Nagetier,

Bei mir zeigt sich der Zusammenhang in vielen meiner Träume
Interessant! Sind deine Träume dann eher beängstigender Natur oder schöne Träume? Ich habe meine Verfolgungsträume, die auch durch Gebäude gehen. Ich renne weg, meist mit einem Verwandten und kann nur entkommen, indem ich bei der Kante der Wand zum Boden durchschlüpfe. Das ganze ist aber ein Labyrint. Interpretieren tue ich Träume nicht, stimmt ja eh nie (hab ich so das Gefühl).
Es gibt schon auch beängstigende Träume und Verfolgungen, klar. Seltsam beängstigend ist zB der Traum, in dem ich in einem WC in einem Schwimmbad lande, das labyrintartig und völlig verdreckt ist. Meistens ist das Gefühl beim Entdecken der Geheimzimmer etc aber eher eine Mischung aus Verblüffung und "wusste ich doch!".
Wieso interpretierst Du Träume nicht, bzw denkst, "das stimmt eh nicht"?
Manches finde ich sowas von eindeutig, zB letztens habe ich mir tagsüber Sorgen um Finanzen und Job gemacht, nachts träumte ich, dass ich in einem meiner Traumgebäude einen Durchgang zu einem Bürogebäude finde. In diesem Durchgang, der vorher verboten war zu betreten, stand eine Chrysantheme und ein Pfennigbaum und ich fand das total beruhigend (3 mal darfst Du raten, wie mein Mann mit Vornamen heisst *lach).
Ich kann nicht alle(s in) meine(n) erinnerbaren Träume interpretieren, aber ich weiss im Grundsatz meistens schon, was mein Thema ist.
Träumst Du häufig vom selben Verwandten und wiederholen sich die Traumorte?
Ich frag mich, was bei Euch der Bezug ist. Wird wohl auch individuell abweichen, aber grundsätzlich ist ein "nicht-strukturieren-wollen" doch oppositionell zu verstehen?
Bin da nicht mehr so sicher, ob das oppositionell ist. Es ist ja nicht ein Nicht-wollen sondern eher ein Nicht-können.


Das war ungeschickt von mir ausgedrückt. Ich meinte mit dem "nicht-wollen" eine unbewusste Abwehr, die de facto ein "nicht-können" ist.
Auch oppositionelles Verhalten meinte ich nicht als bewussten Entschluss, sondern basierend auf unbewussten Motiven.
Aber wogegen - gegen die bestehende innere Struktur oder eine nicht zu erreichende?
Vielleicht beides. Wenn die Ansprüche hoch sind und die Strukturierfähigkeit eingeschränkt ist, weil z.B. früher hohe Anforderungen gestellt wurden, kann ich mir schon vorstellen, dass man es als Waffe einsetzt um Macht zu bekommen (und die Macht von den hohen Anforderungen rutner zu nehmen). Trotzverhalten. Es hat schon jemand davon geschrieben. Muss das nochmals nachlesen.
HmHmHm.
Teilweise mag das zutreffen. Identitätssuche geschieht ja meistens erstmal als (unbewusste) Opposition oder Anpassungs an (elterliche) Normen. Ich zB hab gegen Regeln/Disziplin rebelliert und zwar so, dass ich mit Mitte 20 erstmal neu suchen musste, was denn da ICH bin - denn reine Opposition ist ja erstmal keine eigene Identität sondern nur das Gegenteil des nicht-"gewollten".

Lg,

Irrlicht

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Nagetier
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Beitrag So., 02.03.2008, 18:17

Sallü zusammen

Ich habe mich heute mal wirklich Zeit genommen, meine Blockaden zu brechen und aufzuräumen. Es ist mir sogar gelungen. Ok, jetzt mach ich gerade Künstlerpause, aber naja, ich will mal nicht so streng mit mir sein.

Es hat sich gezeigt, dass ich einige Bedingungen brauche, damits gut von der Hand geht. Als erstes muss ich Aggro sein. Am besten geht das über Musik und deshalb läuft schon zwei Stunden lang so harte Musik wie möglich (scheiss auf die Nachbarn ). Dann wollte ich anfangen und schon merkte ich, dass ich ausreden suchte. Z.b. Noch eine Zigarette, noch schnell bisschen auf den Balkon stehen, etc. Ich habe mir dann immer nur ein Gegenstand vorgenommen. Also zuerst alle Kleider zusammengesucht und alle ins Schlafzimmer (dort ist genug Platz vorhanden)getragen. Ausbeute: 156 Kleidungsstücke. Immer wieder musste ich mir sagen: Nur Kleider! Nur Kleider! Ich ging also relativ bösartig mit den Kleidern um, zerrte, warf, wühlte. Zwischendurch wollte ich immer die Glühbirnen wechseln, aber ich habs mir verboten bis ich fertig war mit den Kleidern. Dann schnell Glühbirnen wechseln (ich hatte nur noch im Bad Licht). Und dann das Nächste. Alle Red Bull Dosen (gefüllt mit Zigarettenstummel) einpacken. Ausbeute: 56 Red Bull Dosen. Um meine Gedanken abzulenken, habe ich angefangen zu zählen. Selbst das ist sehr anstrengend wenn man ständig abschweift mit den Gedanken. Dannach kamen dann alle 23 Petflaschen an die Reihe. Das war schnell geschaft.
Habe unter dem Abfall auch meine Kamera gefunden und gleich Vorher- Nachherfotos gemacht. Vielleicht kann ich das mal als Motivation brauchen?!
Ärgerlicherweise hatte ich keine Abfallsäcke mehr, also musste ich mir behelfsmässig mit anderen Säcken nachhelfen. Im Gegenuhrzeigersinn im Wohnzimmer einfach alles nicht brauchbares eingepackt. Es werden so etwa 300 Liter Abfall sein. Die stehen jetzt schön Reih und Glied im Gang Im Büro konnte ich etwa 120 Liter sammeln und nun fehlt nur noch der Korridor, Küche und Badezimmer.
Nur jetzt hat mich die Motivation verlassen und ich dachte, anstatt blöde vorm PC zu sitzen, schreibe ich das hier mal hin. Ich fühle momentan sowas wie Enttäuschung über mein Zustand (dass es soweit kommen musste) und auch Erleichterung, dass ich es beinahe durch habe. Gleichzeitig bin ich völlig verängstigt, weil ich nicht weis, was ich nachher tun kann. Eigentlich überwiegt das Gefühl und ich muss mich schon sehr zusammenreissen, damit ich meinen Kopf beisammen halten kann. Ich merke jetzt beim Schreiben, dass ich mich kaum Konzentrieren kann, dass ich anfange meinen Körper unterschiedlich lang zu empfinden und dass sich das Licht langsam verändert. Irgendwie sind die Umrisse der Gegenstände erleuchtet?! Will jetzt auch nicht in mich hineinfühlen, das kommt nur schief raus.
Wieso interpretierst Du Träume nicht, bzw denkst, "das stimmt eh nicht"?
Ich bin der Meinung, Träume sind ein Mittel unseres Unterbewusstseins um sich über Sachen klar zu werden. Und diese Dinge gehören ins Unterbewusstsein. Ich kann diese Träume nicht interpretieren, weil ich nicht gleich denken kann wie mein Unterbewusstsein oder wenn ichs versuche, ich nicht alle informationen zur verfügung habe um den Traum richtig zu interpretieren. Noch schlimmer finde ich Leute, die die Träume anderen deuten. Die haben noch weniger zugriff auf die nötigen Informationen und es steht ihnen nicht zu, das Werkzeug des Unterbewusstseins zu "beflecken". Ich finde aber wichtig zu sagen, dass nicht alles ein Traum ist, was so erscheinen mag. Auch Flashbacks können durchaus so gezeigt werden.
Träumst Du häufig vom selben Verwandten und wiederholen sich die Traumorte?
Nein. Ich kann nicht mal sagen, welcher Verwandte es ist, ich weis nur dass es einer ist. Traumorte zeigen sich bei mir nicht so deutlich. Ich kann mich auch an keine Farbe oder Muster erinnern. Vielleicht spielt nur die Handlung eine Rolle.
Das ist eine sehr mutige Einstellung, Nagetier.
Möchte betonen, dass ich nicht so denke. Das ist wirklich nur ein Gefühl. Ich weis sehr wohl, dass andersrum besser ist und zu nachhaltigerem Erfolg führt. Deshalb mache ich ja eine Therapie, die genau das als Inhalt und Ziel hat. Ich mein nur, dass mich der Gedanke an das Trauma, die Täter nicht stört. Ich lebe ja mit denen zusammen und bin zum Teil sogar noch an den gleichen Tatorten.

So und weiter gehts!

Es schöns Tägli no
Nagetier

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Rote Zora
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Beitrag Mo., 03.03.2008, 10:43

Glückwunsch, Nagetier, zu Deiner Aktion gestern.
Allerdings finde ich, dass Du Dir 1. ganz schön viel zugemutet hattest und 2. viel zu spät die Pause eingelegt hast - Glaub mir, das ist auf Dauer so nicht motivierend!

Wenn Du die Säcke zum Müll gebracht hast, dann lehn dich zurück, klopf dir auf die Schulter und lobe dich für all das, was du schon erreicht hast!

lg
rZ

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Nagetier
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Beitrag Mo., 03.03.2008, 11:48

Gugus rote Zora

Du hast vollkommen recht. Habs gestern nicht mehr weiter geschaft. Naja, heute auf ein Neues.
Ich habe am Mittwoch meine Kollegen eingeladen und bis dahin will ich auch aufgeräumt haben.

Die Seite Fly-irgendwas ist sehr interessant. Ich könnte mir vorstellen, das z.B. mit Psychogesundheit zu machen. Also Routinen für Stressabau etc. im gleichen Muster zu etablieren. *mirgedankenmach*

Bye
Nagetier

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Mia Maria
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Beitrag Di., 04.03.2008, 15:57

Hey Nagetier
Ich denke, das brauch ich nicht. Habe gelernt, Mauern zu bauen oder eine Maske zu tragen, damit ich überhaupt klar komme im Alltag. Das sowas wie Aktu-Termin gibt, wusste ich gar nicht. Will ihr auch nicht zur Last fallen und denke auch ich hab so eine "Führsorge" gar nicht verdient.
Ich dachte, dass Deine Therapeutin Dir möglicherweise dabei helfen kann, einen anderen, neuen Umgang zu finden mit dem, was da bei Dir aufgebrochen ist. So in die Richtung Dich zu zeigen, ohne Maske und Mauern. Huuuuh, klingt gefährlich, hm?
Hast Du mit ihr denn kein commitment, dass Du Dich im Notfall melden kannst/ sollst?

thorn hat geschrieben:Wie war's denn?
Anstrengend, aber auch interessant. Anstrengend, weil er irgendwas mit dem Heizungsschacht schauen und dazu ALLE Zimmer meiner Wohnung betreten musste. Damit hab ich mich überrumpelt und sehr unwohl gefühlt und während der "Begehung" trotzig auf nen blöden Kommentar von ihm gewartet, der aber ausblieb. Den schien meine Unordnung nicht sonderlich zu beeindrucken. Fand ich auf ne angenehme Art irritierend.

So, ich wollte noch was dazu schreiben, wie bei mir inneres und äußeres Chaos zusammenhängen.
Ich merke, dass ich immer dann Widerstand gegen die Aufräumerei habe, wenn ich das als etwas nehme, das "getan werden muss". Das ist wohl so ne Art relikthafter Protest gegen meine Mutter *rebel rebel* .
Es gelingt mir aber immer besser, mich mit dem Aufräumen zu verbinden, also das als etwas zu erfahren, das mich nährt und mir Freude bereitet. Und gleichzeitig zu erkennen, dass MEINE Art Ordnung zu halten etwas völlig anderes ist als das, was Mutter früher getan hat, bzw. von mir verlangt hat.
Man kann ein Problem nicht mit der Denkweise lösen, die es erschaffen hat. (Albert Einstein)

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Nagetier
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Beitrag Di., 04.03.2008, 16:41

Hoi April 8th
Ich dachte, dass Deine Therapeutin Dir möglicherweise dabei helfen kann, einen anderen, neuen Umgang zu finden mit dem, was da bei Dir aufgebrochen ist. So in die Richtung Dich zu zeigen, ohne Maske und Mauern. Huuuuh, klingt gefährlich, hm? Hast Du mit ihr denn kein commitment, dass Du Dich im Notfall melden kannst/ sollst?
Wann ist es denn ein Notfall? Es gibt nichts, was sie sagen könnte um mich aufzubauen. Ist es denn so falsch, die Lösung nicht immer bei der Therapeutin zu suchen, sondern auch alleine klar zu kommen? Ich meine, ich weis das ich es alleine aushalte, also tue ich es auch.
Vielleicht ist Maske oder Mauer nicht die passenste Metapher, aber ich verliere nun mal nicht gerne die Kontrolle. Ständig quälende Gedanken, Bilder und Gefühle kann ich weisgott nicht gebrauchen. Also werden die (zum Teil auch aktiv) weggepackt. Warum soll ich denn unbedingt eine gute Handhabe aufgeben? Ich weis ja nicht, wie du dich verhälst. Denke aber, du zeigst auch nicht jedem, dass es dir schlecht geht. Genau das mache ich. Und bitte nicht verwechseln mit Gefühlskalt oder so. Ich bin eigentlich durchwegs gut gelaunt, kann scherzen, lachen. Kann aber auch ernst und mitfühlend sein.

Nagetier

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Mia Maria
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Beitrag Di., 04.03.2008, 21:48

Hey Nagetier,
Deine letzte Nachricht hat mich etwas verdutzt.

Jetzt möchte ich doch noch einmal genauer drauf eingehen, wie ich das mit dem "sich öffnen" gemeint habe. Denn so wie Du es gekriegt hast, wollte ich es nicht verstanden wissen.

Also zunächst mal Entwarnung: Von mir aus kannst Du alles was es gibt auf der Welt mit Dir alleine ausmachen. Ich sehe, dass Du damit vertraut bist, dass das für Dich funktioniert. Und das wollte ich Dir nun bestimmt nicht nehmen, im Gegenteil. Ich geh mit Dir konform, dass es wichtig ist, Dir das zu lassen.

Mein Gedanke war ein anderer. Ohne Dir das "alles mit sich selbst ausmachen" nehmen zu wollen, wollte ich die Alternative in Dein Sichtfeld rücken, nämlich mit diesem "zusammengebrochenen" Teil von Dir in den Kontakt mit Deiner Therapeutin zu gehen.

Und ja, Hilfe in Anspruch zu nehmen, das ist ein Risiko.
Sich einem anderen Menschen zu zeigen, vor allem mit so sensiblen Gefühlen, das ist nicht ungefährlich.
Man macht sich nackt und so irre verletzbar.
Und Du hast Recht - in dem Moment gibst Du die Kontrolle ab. Das erfordert sehr viel Mut. Es kann so viel schief gehen. Das kennst Du ja schon.
Aber, und das ist das schöne, es ist auch eine Chance. Und was für eine.

Ich trau Dir zu, dass Du es spürst, wenn es für Dich richtig ist, diesen Schritt zu gehen.
Und ich finde es auch gut, dass Du Dich da nicht hetzen lässt.
Man kann ein Problem nicht mit der Denkweise lösen, die es erschaffen hat. (Albert Einstein)

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Nagetier
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Beitrag Di., 04.03.2008, 22:41

Bei erneutem wertfreiem durchlesen deines Textes ist mir deine Intension klarer geworden. Weis gar nicht, warum dir überhaupt so harsch geantwortet habe. Ich denke, mit dem Satz "klingt gefährlich" hast du eine schon vorhande Angst geschührt und ich bin gleich auf Distanz gegangen. Wenn ich dich vor den Kopf gestossen habe, tut mir Leid, wollte ich nicht.
Mein Gedanke war ein anderer. Ohne Dir das "alles mit sich selbst ausmachen" nehmen zu wollen, wollte ich die Alternative in Dein Sichtfeld rücken, nämlich mit diesem "zusammengebrochenen" Teil von Dir in den Kontakt mit Deiner Therapeutin zu gehen.
Das werde ich auch tun. Dafür gehe ich dahin. Nur wirklich öffnen kann ich mich auch da nicht. Vortragen und Aussprechen kann ich alles, aber übermässige Gefühle zeige ich nicht. Ich wünschte, ich könnte.

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