Hi
wie kann man Gefühle "wiederfinden" ?
Klingt ein bisschen unbeholfen, ich weiß nur nicht wie ich das besser ausdrücken kann.
Einer Freundin ist ihr früherer Geliebter, mit dem sie noch immer eine herzliche Freundschaft verbindet, plötzlich verstorben. Eine verschlepte Herzmuskelentzündung, Sekundentod. Niemand hat damit gerechnet. Ich kannte und mochte auch ihn.
Unsere anderen gemeinsamen Freunde habe alle ihr Mitgefühl ausgedrückt, und sie in den Arm genommen. Mir gelingt das nicht. Ich möchte gern, aber ich schaffe es nicht mich ihr zu nähern. Ich empfinde Mitgefühl für sie, aber wenn ich versuche das auszudrücken, "rutscht" dieses Gefühl ganz weit nach hinten. Und zurück bleibt nur kühle Distanz.
Emotionslosigkeit
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Hallo Aydee,
ich hab mir auch Deine anderen Posts angeguckt und kann einiges davon nachvollziehen, was Dich bedrückt.
Na und? - So bin ich nun mal.
Um einen Gedanken oder ein Gefühl wiederzufinden, brauche ich häufig eine Situation, welche mir die Erinnerung wiedergibt.
Du kennst bestimmt einen Ort mit Erinnerungen, wo das klappen könnte?!
Vielleicht könntest Du ja Deine Freundin gleich mitnehmen (wie wär's mit shoppen?) und dann an Ort und Stelle Deine Anteilnahme zeigen, wenn der Eindruck für Dich gerade wieder noch ganz frisch ist.
Könnte natürlich auch ganz blöd rüberkommen, wenn es irgendwie inszeniert, gestelzt wirkt.
Aber vielleicht gibt es ja 'nen gemeinsamen Platz, wo das ganz spontan und unvermittelt passiert und wirkt.
Oder Du sagst Deiner Freundin ohne viel Brimborium einfach, was Du denkst.
Das wäre ja zumindest etwas und zeigt ihr, daß Dich die Sache auch nicht kalt gelassen hat.
Und vielleicht ergibt sich ja das mit dem Gefühl dann auch noch ganz spontan und ungezwungen von selbst...
Also, ich denke mal, bei dem Schock kannst Du eigentlich gar nichts falsch machen, außer eben Du bleibst auf Distanz.
Nur Mut!
MrN
ich hab mir auch Deine anderen Posts angeguckt und kann einiges davon nachvollziehen, was Dich bedrückt.
- Also ich habe auch Schwierigkeiten
- Gefühle einfach mal so rauszulassen
- über Belanglosigkeiten zu reden
- körperliche Nähe zuzulassen
- und, und, und ...
Na und? - So bin ich nun mal.
Um einen Gedanken oder ein Gefühl wiederzufinden, brauche ich häufig eine Situation, welche mir die Erinnerung wiedergibt.
Du kennst bestimmt einen Ort mit Erinnerungen, wo das klappen könnte?!
Vielleicht könntest Du ja Deine Freundin gleich mitnehmen (wie wär's mit shoppen?) und dann an Ort und Stelle Deine Anteilnahme zeigen, wenn der Eindruck für Dich gerade wieder noch ganz frisch ist.
Könnte natürlich auch ganz blöd rüberkommen, wenn es irgendwie inszeniert, gestelzt wirkt.
Aber vielleicht gibt es ja 'nen gemeinsamen Platz, wo das ganz spontan und unvermittelt passiert und wirkt.
Oder Du sagst Deiner Freundin ohne viel Brimborium einfach, was Du denkst.
Das wäre ja zumindest etwas und zeigt ihr, daß Dich die Sache auch nicht kalt gelassen hat.
Und vielleicht ergibt sich ja das mit dem Gefühl dann auch noch ganz spontan und ungezwungen von selbst...
Also, ich denke mal, bei dem Schock kannst Du eigentlich gar nichts falsch machen, außer eben Du bleibst auf Distanz.
Nur Mut!
MrN
Hi MrN
da hattest du aber Glück, dass ich noch nciht so viel geschrieben habe :-)
Spaß beseite: ich weiß dass ich bin wer/was ich bin. Inzwischen weiß ich es. Das macht es aber nicht wirklich leichter, nicht wahr ? Ich weiß wo meine Grenzen sind, manchmal gelingt es mir sie zu überschreiten, aber die meiste Zeit schleiche ich in großem Bogen an ihnen vorbei.
In solchen Situationen z.B. wünschte ich jedoch, ich wäre anders. Könnte über diese Mauer springen... weil da ein Mensch, ist für den ich gern anders wäre.
Ich habe ihr jetzt geantwortet. Aber ich bin nicht sehr mutig, sie ist zu einer Freundin gefahren weil sie nicht allein sein wollte, ich habe ihr geschrieben.
da hattest du aber Glück, dass ich noch nciht so viel geschrieben habe :-)
Spaß beseite: ich weiß dass ich bin wer/was ich bin. Inzwischen weiß ich es. Das macht es aber nicht wirklich leichter, nicht wahr ? Ich weiß wo meine Grenzen sind, manchmal gelingt es mir sie zu überschreiten, aber die meiste Zeit schleiche ich in großem Bogen an ihnen vorbei.
In solchen Situationen z.B. wünschte ich jedoch, ich wäre anders. Könnte über diese Mauer springen... weil da ein Mensch, ist für den ich gern anders wäre.
Ich habe ihr jetzt geantwortet. Aber ich bin nicht sehr mutig, sie ist zu einer Freundin gefahren weil sie nicht allein sein wollte, ich habe ihr geschrieben.
Das ist mein Problem. Als meine Großeltern starben, die Eltern meiner Mutter, ist genau das Gleiche passiert: ich habe mich von meinen Eltern, vorallem meiner Mutter, zurückgezogen, was sie verständlicherweise sehr verletzte. Wusste ich auch, dennoch konnte ich mich nicht entschließen anders zu handeln. Ich schätze ich habe neben allen anderen Probleme (die du nennst, das waren Volltreffer übrigens :-)), ein riesiges Problem mit Mr. SensemannMrN hat geschrieben:Um einen Gedanken oder ein Gefühl wiederzufinden, brauche ich häufig eine Situation, welche mir die Erinnerung wiedergibt
Nun, sieht so aus, als hättest Du getan, was Du tun konntest.
Möchtest Du darüber noch etwas reden?
Möchtest Du darüber noch etwas reden?
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Ich bin auch so ein Mensch, der kaum über seine Mauern springen kann. Aber manchmal gelingt es auch dann, für andere adäquat da zu sein, wenn man dabei selber nichts fühlen kann. Ich sah einmal in der psychosomatischen Klinik eine Mitpatientin verzweifelt weinend in einer Ecke sitzen. Ich bin erst einmal vorbei gegangen. Ich bin kein warmherziger Mensch. Ich bin niemand, der gut trösten kann. Soll sich doch ein anderer um sie kümmern, ein Therapeut oder jemand vom Pflegepersonal. Und eigentlich war ich auf ja dem Weg zur Gruppentherapie. Aber dann, schon auf der Treppe, da riss es mich körperlich regelrecht hin und her, und schließlich bin ich zurück gegangen, habe mich neben die Frau gesetzt und den Arm um sie gelegt. Es war kein intuitives Verhalten, sondern eine völlig rationale Überlegung: Was könnte sie jetzt brauchen? (Eine umso schwierigere Frage, weil ich selber, wenn es mir schlecht geht, am liebsten allein sein mag. Aber ich habe eben die Erfahrung gemacht, dass den meisten Menschen in so einer Situation Gesellschaft gut tut.) Ich kam mir total blöd vor, meine Geste fühlte sich steif und verkehrt an. Während sie weinend über ihre Probleme sprach, war ich mehr bei mir und meinem Unbehagen als bei ihr. Aber sie hat es nicht gemerkt. Für sie war meine Anwesenheit und mein Zuhören genau das, was sie brauchte. Es muss nicht immer eine gekonnte, spontan-mitfühlende Umarmung sein. Manchmal reicht eine eingeübte Geste, die man bewusst anwendet, auch ohne dabei etwas zu fühlen.
Oder wenn das auch nicht geht, kann man die eigene Hilflosigkeit auch mit Worten ausdrücken. Bei mir klingelte eines Abends eine Arbeitskollegin und Nachbarin. Sie war gerade zum zweiten Mal durch eine wichtige Prüfung gerasselt. Ich bot ihr einen Stuhl an und setzte mich in einigem Abstand auf mein Bett. Sie weinte, erzählte und ich hörte zu. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich sie gerne trösten möchte, dass ich aber niemand bin, der andere in den Arm nimmt. Und sie meinte, es sei vollkommen okay. Sie hatte sich nur jemandem mitteilen wollen und war dafür sogar ganz bewusst zu mir gekomen. Sie sagte, sie hätte sich überlegt, wer ihre Tränen aushalten könnte, ohne selber in Mitgefühl wegzuschwimmen. Sie hat in diesem Moment gerade meine eher rationale, distanzierte Art gebraucht.
Es gibt verschiedene Arten, für einen anderen da zu sein. Weißt du, Aydee, wenn es eine gute Freundin ist, dann kennt sie dich mit deiner Art doch bestimmt gut genug, um zu wissen, dass dir Gefühlsäußerungen nicht so leicht fallen. Sie wird deine Art, ihr schriftlich dein Mitgefühl auszudrücken, bestimmt ebenso zu würdigen wissen wie das Angebot der anderen Freundin, zu ihr zu fahren.
Oder wenn das auch nicht geht, kann man die eigene Hilflosigkeit auch mit Worten ausdrücken. Bei mir klingelte eines Abends eine Arbeitskollegin und Nachbarin. Sie war gerade zum zweiten Mal durch eine wichtige Prüfung gerasselt. Ich bot ihr einen Stuhl an und setzte mich in einigem Abstand auf mein Bett. Sie weinte, erzählte und ich hörte zu. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich sie gerne trösten möchte, dass ich aber niemand bin, der andere in den Arm nimmt. Und sie meinte, es sei vollkommen okay. Sie hatte sich nur jemandem mitteilen wollen und war dafür sogar ganz bewusst zu mir gekomen. Sie sagte, sie hätte sich überlegt, wer ihre Tränen aushalten könnte, ohne selber in Mitgefühl wegzuschwimmen. Sie hat in diesem Moment gerade meine eher rationale, distanzierte Art gebraucht.
Es gibt verschiedene Arten, für einen anderen da zu sein. Weißt du, Aydee, wenn es eine gute Freundin ist, dann kennt sie dich mit deiner Art doch bestimmt gut genug, um zu wissen, dass dir Gefühlsäußerungen nicht so leicht fallen. Sie wird deine Art, ihr schriftlich dein Mitgefühl auszudrücken, bestimmt ebenso zu würdigen wissen wie das Angebot der anderen Freundin, zu ihr zu fahren.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.
Gärtnerin hat geschrieben:Sie sagte, sie hätte sich überlegt, wer ihre Tränen aushalten könnte, ohne selber in Mitgefühl wegzuschwimmen. Sie hat in diesem Moment gerade meine eher rationale, distanzierte Art gebraucht.
...und deswegen hat auch jeder Mensch seine Rolle, seine Stärken, ist aus ganz bestimmten Gründen für jemand anderen wichtig... .
...und im Übrigen, Gärtnerin, finde ich das Gedicht von Mascha Kalenko, was Du unten stehen hast, sehr schön. ...und es passt wunderbar ins Forum rein!...
Ich danke euch.
Vorallem dir, Gärtnerin. Deinen Beitrag zu lesen, hat gut getan
Vorallem dir, Gärtnerin. Deinen Beitrag zu lesen, hat gut getan
"When I say something once my lips are sealed. Say something once, why say it again?" (David Byrne)
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- Forums-Gruftie
- , 25
- Beiträge: 683
Hallo, ist zwar jetzt schon lange vorbei das Thema,
aber ich möchte für alle anderen dennoch noch etwas schreiben:
Wem so was schwer fällt wie mir auch, der kann doch einen Brief oder eine Postkarte schreiben (am besten wirklich postalisch), und dort gleich noch erklären warum er/sie nicht persönlich sprechen kann (wegen seinen/ihren Schwierigkeiten, emotional zu sein etc.). Ich denke, Freunde würden das verstehen. Besser so als gar nix. Mir jedenfalls fällt es brieflich oder emailmäßig oder im Chat relativ leicht, emotional zu sein, einem Menschen "nah" (obwohl der dann ganz weit weg ist). Da ist halt diese Blockade viel schwächer. Doch bereits am Telefon ist es wieder da.
Gruß,
Littlebuddha
aber ich möchte für alle anderen dennoch noch etwas schreiben:
Wem so was schwer fällt wie mir auch, der kann doch einen Brief oder eine Postkarte schreiben (am besten wirklich postalisch), und dort gleich noch erklären warum er/sie nicht persönlich sprechen kann (wegen seinen/ihren Schwierigkeiten, emotional zu sein etc.). Ich denke, Freunde würden das verstehen. Besser so als gar nix. Mir jedenfalls fällt es brieflich oder emailmäßig oder im Chat relativ leicht, emotional zu sein, einem Menschen "nah" (obwohl der dann ganz weit weg ist). Da ist halt diese Blockade viel schwächer. Doch bereits am Telefon ist es wieder da.
Gruß,
Littlebuddha
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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