Chronische Langeweile/Leere/Taubheit

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Coriolan
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Chronische Langeweile/Leere/Taubheit

Beitrag Fr., 08.11.2024, 12:54

Hallo miteinander,

nach langer Zeit bin ich auch mal wieder da und möchte um Eure Ideen und Erfahrungen bitten. Ich versuche auch, mich kurz zu fassen. Eines meiner großen Probleme ist... Langweile. Ich weiß, das hört sich furchtbar banal an, ist in der Praxis aber tatsächlich sehr belastend für mich. Dazu muss man sagen, dass ich nie gelernt habe, wie man einen Tag strukturiert oder Hobbies entwickelt, da ich mir schon als Kind großteils mir selbst überlassen wurde und spätestens nach 2 Wochen Ferien nicht mehr wusste, was ich den ganzen Tag tun soll. Zwar hatte ich ein (!) großes Hobby (Reiten), aber das kann ich mittlerweile aus verschiedenen Gründen leider nicht mehr ausüben.

Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, habe ich leider auch nie gelernt was dazu führt, dass ich weder Partner, noch Familie, Freunde, oder (engere) Bekannte habe und extrem isoliert "lebe" ("existieren" trifft's besser). Es kommt häufig vor, dass ich tagelang mit niemandem rede.

Diverse psychiatrische Diagnosen habe ich natürlich auch - das Schlimme an dem Ganzen ist: Es war noch nie anders und es ging mir noch nie gut. Medikamente konnten mir (wenig überraschend) auch nicht wirklich helfen bei der Problematik. In Therapie bin ich, aber angesichts meiner vielen Probleme und der begrenzten Zeit dort fällt dieses Thema oft ein wenig (sehr) runter.

Kennt das jemand von Euch auch so oder ähnlich?
Was macht "man" denn als Alleinstehender so den ganzen Tag?
Wie beschäftigt ihr Euch außerhalb der Arbeit und der Arbeit im Haushalt?
Wie verbringt ihr Euren Urlaub, falls ihr nicht weg fahrt?
Was hat Euch geholfen, aus dieser Mischung von Leere, Langeweile und Antriebslosigkeit herauszukommen?

Es gibt zwar ein paar Tätigkeiten, die ich ausübe, aber das ist alles nicht "tagesfüllend" oder wird öd, wenn man das stundenlang macht. Bzw. ich mache das, um den Tag irgendwie totzuschlagen ohne die geringste Freude dabei. Oder ich schlafe so viel wie möglich, um diese lähmende Leere und Langeweile nicht mehr ertragen zu müssen und die Zeit rumzukriegen.

Danke schonmal für Eure Anregungen und Gedanken dazu!

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 13:20

Es ist dein Leben und damit letztlich deine Entscheidung ob du das weiter so verplemperst.
Natürlich kostet das Anstrengung, Überwindung und Mühe etwas zu verändern. Aber das kannst nur du angehen, jeden Tag.
Du kannst dir selbst Tagesstruktur "verordnen", die dir entspricht. Und ja, auch das erfordert wieder Willen und Disziplin. Es erscheint ja erst einmal einfacher, sich nur treiben zu lassen.
Ich lese heraus, dass du nicht oder nicht mehr arbeitest, das macht es einerseits nicht leichter. Andererseits bist du dann frei was Neues zu machen.
Du könntest zusätzlich zur Therapie in eine Selbsthilfegruppe gehen, die einer deiner Diagnosen entspricht.

Und du könntest z.B., wenn dich Reiten interessiert hat, trotzdem in einen Reitverein eintreten. Dort ist Hilfe immer willkommen, gerade Vereine brauchen Leute die "unbeliebte" Aufgaben wie Kasse, Organisation, Pressearbeit, Homepage... übernehmen. Da kann man sich sehr gut beschäftigen und einbringen. Auch Tierheime oder Tafeln brauchen immer Hilfe. Nur als Beispiel.
Aber MACHEN und angehen musst du das selber, dsa serviert dir niemand auf dem Silbertablett


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Coriolan
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 14:18

Danke für Deine Antwort. Leider kann ich damit nichts anfangen. Vielleicht hast Du diese Problematik einfach nicht oder nie gehabt (was mich sehr für Dich freuen würde) oder hast meine konkreten Fragen genauso überlesen wie das Wort "Arbeit" (ja, ich arbeite durchaus - aber nicht 24 h am Tag und Urlaub hat man auch hin und wieder).

Derart nichtssagende Aussagen (in patziger Ausdrucksform), die mir längst bekannt sind, sind jedenfalls nicht hilfreich. Man muss auch nicht zu jedem Beitrag und jeder Problematik etwas schreiben - v. a. wenn man offenbar nicht viel dazu sagen kann und/oder keine Erfahrung damit hat.
Behinderung/Erkrankung ist eine Erklärung für Vieles, aber keine Entschuldigung für Alles.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 14:54

Was denkst du würde dir denn helfen?
Therapie hilft nicht. Vorschläge helfen nicht. Ja was dann?

Deine Belehrungen kannst du übrigens stecken lassen, das ist ein Forum, da muss man auch mit Antworten leben die einem nicht in den Kram passen

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candle.
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 15:20

Hallo!
Coriolan hat geschrieben: Fr., 08.11.2024, 12:54 In Therapie bin ich, aber angesichts meiner vielen Probleme und der begrenzten Zeit dort fällt dieses Thema oft ein wenig (sehr) runter.
Wie wäre es denn, wenn du dieses Problem zum Kernthema machen würdest?
Denn letztlich ist es dann aus meiner Erfahrung so, wenn es dir besser geht, lassen sich Probleme leichter bewältigen oder lösen sich gar ganz "von selber" auf.

Um Struktur zu "lernen" eignet sich Tagesklinik ganz gut.
Leere, Langeweile und Antriebslosigkeit herauszukommen?
Leere kenne ich zwar nicht und finde mich da eigentlich als "zu voll" :) , aber Antriebslosigkeit ist wirklich schlimm und da versuche ich mich gerade selber zu überwinden. Es geht ja letztlich darum sich Raum zu schaffen für Dinge, die mal Spaß gemacht haben. Reiten geht bei dir nicht mehr, aber vielleicht hast du vielleicht noch andere Anreize?

Ich finde die Natur an sich schon einen Rettungsanker. Die kostet nichts und steht jedem zur Verfügung. Ob man bei klarer Luft mal tiefe Atemzüge nimmt oder sich ein Herbstblatt greift und es intensiv betrachtet oder eine Zigarette und einen Kaffee draußen genießt! Das hilft mir die Konzentration zu steigern und das Bewusstsein für schöne Dinge in der Natur wieder zu eröffnen.

Du kannst dir bewußt Zeit nehmen. Rituale entwickeln hilft auch, wenn du die als Kind nicht so mitbekommen hast. Etwas, was du jeden Abend machst, wenn du zu Bett gehst...

Es ist leider furchtbar anstrengend sich da etwas zu erarbeiten, aber es macht mit der Zeit auch Spaß.

Viele Grüße
candle
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Cranberry
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 15:43

Vielleicht magst du deine Wohnung verändern/verschönern?
Z.B. Wände streichen, tapezieren, neue Möbel kaufen, verzieren, umstellen...
Dafür könnte man sich auch erstmal inspirieren lassen, z. B. in verschiedenen Möbelhäusern, Baumärkten, Googlen, was alles möglich wäre oder dich anspricht.
Vielleicht würde das ein bisschen die Leere füllen, wenn du feststellst, was dir gefällt.
Nur so als Idee.

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Beitrag Fr., 08.11.2024, 15:50

Ich kenne das Problem eigentlich nur wenn ich den Bezug zu mir selbst verloren haben, durch was auch immer, depressive Phasen oder whatever....

Ich denke, erst mal muss man sich selbst eben sehr gut kennen und ein Gefühl dafür entwickeln, was Spaß macht, einem persönlich gut tut, bereichert....

Ich denke, dass das das eigentliche Problem ist, dass der Bezug zu dir selbst gekappt, unterbrochen ist.

Wie kann man das wieder herstellen?
- Emotionen wirklich zulassen
- ehrlich zu sich selbst sein
- sich behandeln wie einen guten Freund/Freundin
- viele Dinge ausprobieren
- Dinge, die einen wirklich tief im Inneren beschäftigen aufschreiben
etc. pp.

Natürlich wären soziale Kontakte langfristig gesehen dazu auch ganz gut, weil sie wie eine Spiegel sind durch den man auch wieder Zugang zu sich selbt bekommt
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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chrysokoll
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Beiträge: 3964

Beitrag Fr., 08.11.2024, 15:57

Was ich auch in der Therapie gelernt habe und was erst einmal nicht soo schön klingt: Meine Therapeutin sagte immer "machen Sie es trotzdem"
Also Dinge auch schlicht und ergreifend TUN
Klar, ich stelle dann schon auch fest was mir echt nicht gefällt. Aber oft ist es überraschend gut oder tut trotz allem gut.
Ansonsten schlage ich auch eine Klinik oder zumindest Tagesklinik vor

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Cranberry
Helferlein
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Beiträge: 56

Beitrag Fr., 08.11.2024, 16:19

Was mir noch einfällt:
etwas kochen/essen, was man noch nie probiert hat; neue Kleidung anprobieren; die örtliche Bücherei durchstöbern und sich ein (Hör-)Buch oder eine DVD ausleihen; die Umgebung erkunden (Spaziergänge, an Orte fahren, die man noch nicht gesehen hat); in verschiedenen Bäckereien nach dem besten Brötchen/Brot suchen, also sich nach und nach durchkosten etc.

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Kirchenmaus
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Beitrag Fr., 08.11.2024, 17:03

Hallo Coriolan,
ich kenne diese Zustände auch, wenn mir die Verbindung zu mir selbst fehlt, durch Depression oder Dissoziation. Helfen tut mir dann, wenn ich weinen kann. Mir hilft es nicht, mich zu Tätigkeiten zu zwingen, weil das in dem Zustand eh nicht bei mir ankommt.

Ich verbringe sehr gern Zeit mit mir selbst. Am liebsten sorge ich für meinen Hund, lese, male oder bin anderweitig kreativ. Mir hilft die feste Struktur, die der Hund vorgibt, sowie die losen Kontakte, die ich dadurch habe. Und die Kreativität verbindet mich mit mir selbst.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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