Depersonalisation - Deralisationserlebnisse

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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PADERMEN
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Depersonalisation - Deralisationserlebnisse

Beitrag Sa., 21.03.2009, 03:51

Hallo! Bin der Uwe und 44J.alt. Leide an einer generalisierten Angststörung und habe oft im Rahmen der Angsterkrankung Depersonalisations-Deralisations Erlebnisse. Hat jemand gleiche oder ähnlich Erfahrungen da mit gemacht???

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andreas24
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Beitrag Sa., 21.03.2009, 12:10

hallo

ja. ich kenne beides gut.

du fragst ob hier jmd gleiche oder ähnliche erfahrungen damit gemacht hat vielleicht kannst du ja dazu auf deine eigenen etwas genauer eingehen?

viewtopic.php?f=16&t=5233 -hab ich noch in meinen fav. - in dem thread stand für mich immer manch nützliches.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 21.03.2009, 13:07

Oh ja. Komplizierte und ausgesprochen unangenehmen Sache...

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PADERMEN
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Beitrag So., 22.03.2009, 05:49

Hallo!

Habe sehr oft das Gefühl das meine Hände nicht die meinigen sind,eigene Stimme wirkt fremd, oder auch die der anderen,Angst davor das man mich nicht mehr verstehen könnte, oder ich andere nicht mehr verstehen könnte wenn sie etwas sagen,erzählen etc. Oft das Gefühl als wenn ich aus mir selbst heraus sehen würde.(könnte man vielleicht so beschreiben, als wenn man einen Motorrad Helm trägt mit dünnen Sehschlitzen...bei mir ist das sehr vielfältig..Ich weiß das die Depersonalsation/Deralisation bei mir kein eigenständiges Krankheitsbild ist, sondern im Rahmen meiner generalisierten Angststörung auftritt. Was ich festgestellt habe, das der Ablenkungsfaktor sehr hoch ist, d.h.ich stürze mich in Aktivitäten..und oft wirkt das auch, das ständige Selbstbeobachten des Körpers oder der Umwelt machen es nur schlimmer.Oft habe ich diese Symptome auch, ohne das Angst auftritt.Meine Therapeutin meinte, in dem Moment wo die Angst verschwindet, akzeptiert die Psyche irgendwie diesen Zustand,das die DP/DR nicht mehr bedrohlich wirkt und oft verschwindet es dann ganz. Nehme seit 2003 Citalopram, welches zumindest Panikattacken verhindert,bzw.lindert.Auch kann ich wieder rausgehen,unter Menschen und auch alles machen,Einkaufen,etc. Hab das nun seid fast 30Jahren in wechselnder Intensität. D.h.nicht ständig, sondern besonders in Stress,Krisen-Zeiten. Habe viele Verlust Erlebnisse in meinem Leben erfahren müssen. Keine Liebe,keine Zuwendung, Geborgenheit in der Kindheit,gescheiterte Beziehungen zu Frauen,Arbeitsplatz-Verlust etc.

Anfang Februar ist einer meiner Brüder an Darmkrebs gestorben,was einen extremen Angstschub ausgelöst hat, und sehr viele DP/DR Symptome.

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heissundkalt
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Beitrag Mo., 23.03.2009, 02:09

PADERMEN hat geschrieben: in dem Moment wo die Angst verschwindet, akzeptiert die Psyche irgendwie diesen Zustand,das die DP/DR nicht mehr bedrohlich wirkt und oft verschwindet es dann ganz.
PADERMEN hat geschrieben:Habe sehr oft das Gefühl das meine Hände nicht die meinigen sind,eigene Stimme wirkt fremd,Oft das Gefühl als wenn ich aus mir selbst heraus sehen würde.(könnte man vielleicht so beschreiben, als wenn man einen Motorrad Helm trägt mit dünnen Sehschlitzen...
...ich habe nicht die diagnose einer general. angststörung, aber ich habe auch diese entfremdungserlebnisse. früher oft gehabt und in letzter zeit aufgrund akuter belastung (mutter im hospiz ) wieder.
ich weiß, dass es eine schutzreaktion ist. seitdem habe ich keine angst mehr vor diesen zuständen, kann sie jetzt oft einfach hinnhemen bzw sage mir, dass dieser "reflex" wichtig für mich ist, da sonst ein chaos ausbrechen würde in mir...seitdem sind die erlebnisse nicht mehr so bedrohlich, vielleicht auch ncht mehr so stark...
lg
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caLLista__
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Beitrag Mo., 23.03.2009, 10:29

kalt hat völlig recht!!!
die depersonalisation (das gefühl, der eigene körper oder teile davon seien fremd) & die derealisation (die umgebung erscheint fremd; auch realitätsverlust genannt), sind beide völlig normale mechanismen in unserem körper.
sie treten vor allem dann auf, wenn wir stark überlastet sind & dienen als schutz.vor allem bei psychischen störungen ist dieses phänomen besonders häufig!!
aber auch psychisch völlig gesunde menschen können so etwas erleben; wenn man z.B, übermüdet oder sehr aufgeregt ist (bei mir passiert es vorzugsweise, wenn mir etwas furchtbar peinliches passiert... )
aber man muss sich deswegen keine sorgen machen; hin & wieder kommt sowas einfach vor!!!wenn man es ignoriert geht es auch schneller wieder weg; je mehr man darauf achtet, desto öfter kommt es & desto länger dauert es auch an!!!

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Xanny
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Beitrag Mo., 23.03.2009, 13:47

Hallo Uwe,

auch ich habe die Diagnose. Manchmal passt mein Körper einfach nicht zu mir. Die Hände werden taub, beginnen zu kribbeln, ich spüre teils meine Beine nicht, bin schon öfter gestürzt, weil mir meine Beine einfach den Dienst versagt haben. Es ist so ein Zustand, wo alltägliche Dinge einfach nur automatisiert ablaufen, ich aber keinerlei Gefühle empfinden kann.
Derealisation kommt bei mir auch häufiger vor, manchmal weiß ich nicht, was mit der Zeit geschehen ist, ich stehe in irgendeinem Raum und weiß nicht, wie lange ich da steh, was ich da wollte oder wie ich dahin kam. Es gibt noch etliche weitere Symptome. Aber diese reichen fürs Erste.

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heissundkalt
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Beitrag Di., 24.03.2009, 00:10

caLLista__ hat geschrieben:je mehr man darauf achtet, desto öfter kommt es & desto länger dauert es auch an!!!
ja, genau das ist mir auch aufgefallen...okay...sicher, es ist schwer nicht darauf zu achten, da das gesamte lebengefühl so blockiertu nd entfremdet ist, aber oft hilft es, sich abzulenken.
Xanny hat geschrieben:ich spüre teils meine Beine nicht, bin schon öfter gestürzt, weil mir meine Beine einfach den Dienst versagt haben.
Derealisation kommt bei mir auch häufiger vor, manchmal weiß ich nicht, was mit der Zeit geschehen ist, ich stehe in irgendeinem Raum und weiß nicht, wie lange ich da steh, was ich da wollte oder wie ich dahin kam. Es gibt noch etliche weitere Symptome. Aber diese reichen fürs Erste.
...wenn die symptome das leben extrem einschränken, dann sollte man wohl strategien entwickeln, die einem helfen, wieder ein gefühl für sich und die umgebung zu bekommen. wenn es bei mir sehr schkimm ist, (wobei es bei mir wohl noch nicht so heftig ist), wenn ich mich nicht ablenken kann, versuche ich es mit der gegenieloigen "methode"...ich versuche mich selbst und alles um mich herum mit allen sinnen bewußt zu erfassen.
ich konzentriere mich auf den wind, auf gerüche, auf das was ich sehe, auf die kleidung an meiner haut, berühre gegenstände...versuche im hier und jetzt anzukommen...

weiß nicht, ob das allgemein hilfreich sein kann...
lg
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PADERMEN
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Beitrag Di., 24.03.2009, 11:04

Hallo! Lieben Dank für die Beiträge!!!

Also der Ablenkungs-Faktor ist ganz entscheidend. Ich stürze mich sofort in alle möglichen Aktivitäten. Habe z.b.ganze letzte Woche im Garten geackert,d.h.so ca.5-8Std.täglich. Hab mich total ausgepowert das ich abends so kaputt war, das ich nur noch ins Bett wollte, und das teils schon um 19Uhr!Das hat enorm geholfen!!!
Das DP/DR Symptome bei extremer Müdigkeit auftreten können, das weiß ich.
Ob es allerdings auch Schutzmechanismen der Psyche sind, wie. z.b.Streß oder Krisen, das habe ich bisher noch nicht so gesehen.Also, das dann diese Symptome auftreten als Schutzfunktion sozusagen.Denn in welcher Form sollten sie als Schutz dienen? Als Warnung?HALT-STOPP,jetzt ist die Psyche überlastet???Bei mir kommen diese Symptome von meiner Angsterkrankung(generalisierte Angststörung) Zu wissen, woher es kommt, lindert es nur wenig. Ich versuche mich so gut es geht, nicht damit zu befassen. Denn da habe ich gemerkt, dass das die Angst-Spirale erst in Gang setzt..von einem extrem ins andere.
Was auch erstaunlich ist, das z.b.Derealisation fast nur in der Wohnung auftritt,in Räumen,Geschäften etc.Draußen gar nicht oder zumindest eher selten. Auch 2003 als ich in der Klinik war wegen der Angststörung, ist es dort z.b.im Flur aufgetreten,obwohl ich Sekunden vorher noch draußen auf dem Klinik-Gelände spazieren war.

Werde also weiter mein Citalopram schlucken und alles tun, um mit den Dingen um gehen zu können.

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caLLista__
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Beitrag Di., 24.03.2009, 14:06

genau, die depersonalisation bzw. derealisation sind wirklich schutzfunktionen, auch wenn man es selbst vielleicht nicht als solche, sondern eher als unangenehm oder sogar bedrohlich empfindet. sie tritt bei einer angststörung bei den meisten menschen auf.
unser körper versucht sich quasi von der außenwelt abzuspalten, weil es ihm sonst gerade einfach zu viel werden würde, dass ist auch der grund, warum wir dann alles als "nicht real" oder "nicht dazugehörig" wahrnehmen.
unser körper ist darauf trainiert, auf jede gefahr zu reagieren, was, als wir noch in höhlen lebten, recht nützlich war. aber heute gibt es viele der gefahren von damals nicht mehr; nur unser körper reagiert nach wie vor auf "gefahren". das kann extreme erschöpfung sein, oder alles eh schon erwähnte. vor allem bei einer angststörung ist unser körper ständig "in gefahr" (natürlich nicht wirklich, aber er empfindet es so) & weil wir aber meist nicht mit davonrennen bzw. angriff auf die "gefahr" reagieren können (worauf unser körper aber vorbereitet ist), muss unser körper die überschüssige energie irgendwie wieder loswerden. das passiert z.B. durch schwitzen, extremes zittern,...eben alle diese reaktionen, die man von einer angststörung kennt. dazu gehört auch die depersonalisation oder derealisation. wir spalten uns sozusagen von der umwelt ab.
dieses gefühl kann aber, wie schon gesagt, bei jedem menschen auftreten, egal ob man eine angststörung hat oder nicht. es kann nach ein paar minuten oder sogar sekunden wieder vergehen, kann aber in "schlimmen fällen" sogar mehrere stunden andauern (v.a., wenn man sich eben zu sehr reinsteigert).
klar, dass es, auch wenn man weiß, woher es kommt, sicher unangenehm ist, vor allem, wenn man, wie z.B padermen an einer angststörung leidet, da kann es sein, dass man sich sofort sorgen macht & sich in das gefühl reinsteigert & dadurch wird es aber leider nur verlängert & man spürt es noch intensiver.
so schwer es klingt, das beste ist, es einfach (so gut wie möglich) komplett zu ignorieren & versuchen, ganz normal weiter zu tun.
& ich kann nur immer wieder sagen, bitte keine angst vor diesen gefühlen haben, sie sind wirklich nicht gefährlich!!!!!
ich weiß, das hört sich verdammt leicht an, aber wenn man in einem teufelskreis aus angst gefangen ist, dann ist das schon nicht mehr so einfach. trotzdem, keine angst haben!!!!!
liebe grüße

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heissundkalt
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Beitrag Di., 24.03.2009, 19:10

PADERMEN hat geschrieben: Ob es allerdings auch Schutzmechanismen der Psyche sind, wie. z.b.Streß oder Krisen, das habe ich bisher noch nicht so gesehen.Also, das dann diese Symptome auftreten als Schutzfunktion sozusagen.Denn in welcher Form sollten sie als Schutz dienen? Als Warnung?HALT-STOPP,jetzt ist die Psyche überlastet???
wie callista schon erklärte, ja, es dient der "entspannung", dem schutz vor gefährlichen situationen und den damit verbundenen emotionen:
ich empfinde alles als fremd um mich herum, habe das gefühl zu träumen usw wenn ich bei meiner mutter im hospiz bin - würde ich nämlich innerlich wirklich anwesend sein, ja, was wäre dann??? ich würde heulen oder sonst was - es ist für den körper besser, vorzutäuschen, er sei "gar nicht da", als die unangenhemen gefühle aushalten zu müssen.

dasselbe gilt wie gesagt bei körperlich belastenden situationen...müdigkeit ect...

bei mir kann es auch stunden dauern, aber das muß ich dann aushalten und sage mir immer: besser so, als von meinem inneren chaos überflutet zu werden...
ich arbeite daran, "da zu bleiben" und mich den emotionen zu stellen, sie zu kontrollieren, aber sie trotzdem zu empfinden. nicht einfach ,wenn der körper sich schon an das "abschalten" so sehr gewöhnt hat...
gefährlich ist es nicht, aber ich würde einfach gerne durchgängigen kontakt zu mir haben, doch das werde ich erst, wenn ich lerne mich in gesundem maße zu kontrollieren und mich nicht von meinen gefühlen kontrollieren zu lassen...denn wenn letzteres passiert, dann denkt der körper eben, er müßte sich schützen...
lg
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Xanny
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Beitrag Di., 24.03.2009, 20:06

Die Ablenkung funktioniert bei mir nur bis zu einem gewissen Grad. Manchmal zähle ich Dinge um mich herum, aber manchmal bin ich auch einfach nur "ganz weit weg" mit meinen Gedanken. Weiß dann hinterher oft nicht, an was ich gedacht habe.
Übrigens: das mit der Müdigkeit war mir neu, erklärt mir jetzt aber einiges. Es ist wirklich so, dass solche Zustände vermehrt nach schlaflosen Nächten auftauchen. Bei mir aber auch bei schwierigen Situationen, die für mich außerordentlich belastend sind, oder bei Erinnerungen an furchtbare Dinge.

Damit zu leben ist sehr schwierig. Der Umgang mit mir ist deswegen nicht immer leicht, und anderen Menschen fällt es teils schwer zu verstehen, warum es in welchen Situationen geschieht. Mich schränkt es im normalen Leben extrem ein, nimmt mir viel Lebensqualität. Einfach mal so mit Freunden mit der Bahn wegfahren ist nicht, ich würde sofort dissoziieren und wer weiß wo rauskommen.

Als ich mit einer Psychologin über diese Diagnose sprach, hätte ich mir gewünscht, ich hätte es nie erfahren. Es läßt mich selber unwirklich erscheinen, nicht am Leben teilnehmend. Und jedesmal, wenn es wieder passiert ich dann denke ich: ja, schon wieder habe ich es nicht verhindern können. Und manchmal schützt sich der Körper, wo offensichtlich gar kein Schutz von Nöten ist.
Schon merkwürdig.

Xanny
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heissundkalt
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Beitrag Di., 24.03.2009, 21:00

Xanny hat geschrieben: Und manchmal schützt sich der Körper, wo offensichtlich gar kein Schutz von Nöten ist.
Schon merkwürdig.
ich denke, es ist wie bei einer sucht...dieses "taube" empfinden ist für den körper wesentlich leichter zu ertragen, als das wirkliche teilnehmen am leben...ich fühle eigentlich sehr intensiv, und dieses stumpfe empfinden ist daher schrecklich für mich, auch wenn ich es ja nun kenne...aber ich denke, das ist eben auch eine art "schutz"...der körper denkt sich "geht doch so einfach, warum sich anstrengen und sich der strapaze aussetzen und alles wirklich fühlen, was geschieht...". verrückt, aber ich denke so ähnlich könnte es sein..

lg
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Arisa
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Fr., 28.08.2009, 17:08

Hallo zusammen,

ich arbeite als Krankenschwester in einer psychiatrischen Einrichtung. Seit einiger Zeit, kann gar nicht genau sagen wie lange schon...es könnten schon vier, fünf Jahre sein...habe ich seltsame Symptome, die ich zuerst gar nicht registriert habe, aber rückblickend schon da waren. Bin in Vollzeit tätig und hatte bis vor zwei Monaten noch drei Nebenjobs bei älteren Menschen. Hab ihnen im Haushalt geholfen usw. Nebenbei habe ich auch noch eine Weiterbildung gemacht. Weiß gar nicht, wie ich das geschafft habe. Irgendwann war ich nur noch gereizt und unzufrieden, da ich meine eigenen Bedürfnisse übersah. Mein armer Partner, was er alles aushalten musste.

Jetzt habe ich nur noch einen Nebenjob und natürlich "viel mehr" Zeit als die letzten Jahre. Doch damit bin ich scheinbar überfordert. Ich bin ständig müde, komme einfach nicht in die "Pötte". Dabei habe ich mir früher immer ausgemalt, was ich nicht alles tun und machen könnte, wenn ich denn mehr Zeit für mich hätte.

So, nun zu meinem eigentlichen Problem. Zu den merkwürdigen Symptomen, die ich jetzt erst so richtig wahrnehme, weil mein Stress nachgelassen hat. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht Ich bin. Ich kenne mich zwar, aber das bin nicht Ich. Fühle mich in mir nicht zu Hause. Kein schönes Gefühl...fühle mich in mir verloren.

Habe zeitweise das Gefühl alles durch einen Schleier wahrzunehmen, kann mir schlecht Dinge merken. Mir scheint es so, als hätte ich die letzten Jahre nicht real miterlebt. Ich war zwar dabei, aber bin nur so daneben her gelaufen. Kann auch nicht sagen, was die letzten Jahre so passiert ist. Die wichtigen, großen Dinge schon...aber irgendwie sind die letzten Jahre so an mir vorbei geflogen. Klar, weil ich immer unterwegs war. Manchmal bin ich in einem Gespräch und kann dem gar nicht richtig folgen. Selbst wenn ich eine Frage stelle die mich wirklich interessiert, habe ich sie sofort vergessen, als hätte ich die Antwort nie gehört. Auch verschwimmen manchmal Dinge vor meinen Augen. Wenn ich diesen Zustand bemerke, muss mich sehr konzentrieren mit meinen Augen zu zwinkern...manchmal benötige ich mehrere Versuche, bis ich wieder klar sehe.

Meine Partnerschaft leidet auch seh unter meinem "Nicht-richtig-da-sein". Lust auf Sex habe ich schon lange nicht mehr, obwohl ich meinen Partner liebe und Kinder mit ihm haben möchte. Doch ohne Sex, keine Kinder. Und trotzdem schaffe ich es nicht, mich auf Sex einzulassen.

Möchte nun endlich wieder zu mir finden. Durch diese Symptome bin ich total unsicher geworden. Vor allem im Kontakt mit Leuten, mit denen ich zu tun habe, mir aber weniger nah sind. Bei Fremden bin ich weniger unsicher. Habe das Gefühl, man könnte mich für nicht normal halten. In Gesprächen verhaspel ich mich, habe Wortfindungsstörungen oder mir entfällt der Satz total. Das macht mich dann nur noch unsicherer und noch stärker drängt sich das Gefühl auf, ich falle total auf. Selbstwertgefühl- Was ist das?

Möchte nur ungern zu einem Psychologen gehen. Komme mir etwas blöd vor, als Schwester in einer Psychiatrie zum Psychologen zu gehen.

Kann mir jemand sagen, ob es Möglichkeiten der Selbst-Therapie gibt? Ich muss da raus...bzw. wieder in mir einziehen...

LG Arisa

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wichtel
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Beiträge: 181

Beitrag Fr., 28.08.2009, 17:46

Hallo Arisa,
Du berichtest von einem "Nicht-richtig-da-sein". Mir fällt als erstes auf, dass ich Dich in Deiner ausführlichen Schilderung als sehr "da" erlebe. Deine Symptome haben also sicher eine situative Komponente. Gedächtnis- und Libido-Defizite verweisen eventuell auf eine depressive Störung.
Mir fällt aber auch auf, dass Du der Frage nach einer diagnostischen Deutung der Symptome keinen Raum gibst, obwohl Du sicherlich berufsbedingt viel Einblick darin hast. Ich halte diese "Abstinenz" für richtig, denn von den wenigen Fällen einer körperlichen Störung abgesehen hat eine Diagnose für den Heilungsprozess ja wenig Relevanz, allenfalls bietet sie Orientierungshilfe, an was zu denken, was zu berücksichtigen ist.
Die Idee einer Selbst-Therapie finde ich auch gut - wie im körperlichen Bereich so ist m.E. auch im psychischen Bereich die meiste Hilfe nur Anstoß zur Selbsthilfe.
Was kannst Du also tun? Ich würde sagen: Begleite Dich mit liebevoller Anteilnahme. Nimm wahr, in welchen Situationen das "Nicht-richtig-da-sein" stärker oder schwächer ausgeprägt ist, was es kommen, was es gehen lässt.
Und "Nimm wahr", das meine ich genauso - also: nicht bewerten, nicht analysieren, nicht weghabenwollen. Also das Übliche, was Pat. so mit ihren Symptomen anstellen! Erfreulicher Weise fehlt das in Deinem Beitrag - diese wichtige Voraussetzung für Selbstheilung scheinst Du also mitzubringen. Prima!
Lasse Dich also in verschiedenen Situatioen auf Dich wirken, schau Dir mit freundlicher Neugier zu, so wie Du - stelle ich mir vor - als Krankenschwester in einer psychiatrischen Einrichtung einen Neuankömmling anschaust. Also nicht: Was hat der für 'ne Macke? Welchen Ärger wird er mir machen? Etc.
Sondern indem Du hineinzuspüren versuchst, die Sprache der Symptome lesen lernst, wie man das als Alltagsmensch am ehesten wohl noch aus guten Krimis kennt (Wallander kommt mir persönlich in den Sinn). Wobei es aber nicht ums ergreifen und überführen geht, sondern ums hegen. Schau Dich also eher an wie ein scheues Kind, das nicht sprechen kann oder mag. Wann ist es mehr "da", wann weniger? Du kannst auch direkt fragen: "Was hast Du? Was brauchst DU? Was würde dir jetzt gut tun? Wovor fürchtest Du Dich?" Erwarte aber keine direkte Antwort, sondern eher eine atmosphärische Veränderung, die Du körperlich/stimmungsmäßig spüren kannst.
So eine Selbst-Achtsamkeit kann man in viele Alltagssituationen einschieben (ich nutze zB Toilettengänge dazu) und wiederholte Anwendungen können eine Menge bewirken...
Das Aufschreiben von Wahrnehmungen und Einfällen dazu (ich habe dafür ein spezielles Tagebuch) kann den Prozess noch wesentlich vertiefen. Deine differenzierte Selbstwahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit werden dir dabei gute Dienste leisten.
Glück auf!
Wichtel

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