Plötzlich Risikoverhalten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Felix0710
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Plötzlich Risikoverhalten

Beitrag Sa., 03.08.2024, 21:02

Hallo,
Ich hoffe irgendwie dass jemand sowas auch kennt. Eigentlich geht es mir sehr gut, mein Leben läuft gut und es ist alles in Ordnung. Aber ich habe Probleme alleine zu sein. Ich komme dann in einen komischen Zustand (bin nie so weit gekommen was dann eigentlich passiert mit mir). Entweder sofort oder erst wenn ich lange alleine war...Dann kann ich nicht still sitzen, und ich habe das Muster (bin schwul) dann Mänber zu treffen auf cruising Art. Neulich dachte ich eigentlich ich hätte nur lust noch irgendwas zu machen aber dann hab ich wen getroffen dessen Name ich nicht mal kannte und von dem ich vorher nicht wusste wie er aussieht und bin zu dem nach Hause gegangen...und dachte selber was mit mir eigentlich nicht stimmt. Dann haben wir rumgemacht aber ich hatte doch keine Lust und bin einfach so abgehauen und hab ihn dort einfach stehen lassen...Danach hab ich mich fertig gemacht was mit mir nicht stimmt...dachte aber dass das auch Teil dieses Musters irgendwie ist und nichts bringt. Aber erst da ist mir bewusster geworden was hätte alles passieren können (wenn er körperlich überlegen gewesen wäre, betrunkener etc...glaube ich muss das nicht ausführen) und niemand hätte gewusst wo ich überhaupt bin. Ich habe auch jemand einfach im Auto getroffen. Manchmal sage ich mir dass ist nur so junger Mensch hat Spaß und Exploriert Art und normal aber ich weiß dass das nicht so ganz stimmt.
Es kommt mir manchmal vor als müsste unbedingt irgendwas passieren oder andere sagten bei mir wäre es so als würde ich alles machen nur bloß nicht zuhause sein.
Alles fühlt sich dann so eng an zuhause und ich will auch nicht dort sein. Dabei mag ich mein zuhause eigentlich. Verstehe das selber alles nicht. Ich habe auch Therapie aber weiß nicht was ich dazu sagen soll weil ich selber nicht weiß was mit mir dann passiert....nur kann es auch vorkommen dass ich dann wie ein Kind jemand suche der wie eine Art Vaterfigur für mich war. Dann dissoziiere ich sehr stark und gehe an Orte wo wir zusammen gewesen sind...so als würde mein inneres Kind diese Person suchen.
Aber wie das alles zusammenhängen soll..keine Ahnung. Ich glaube man merkt ich bin da verwirrt.
An sich möchte ich nicht über diese Art Lebensstil diskutieren und finde okay wenn Leute das so machen (mit Sexdates und sowas), aber wie gesagt irgendwie hab ich doch das Gefühl das ist nicht so ganz normal.

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alatan
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Beitrag Di., 06.08.2024, 19:05

Hallo Felix,
was erhoffst du dir von der Therapie? Was läuft da?
Deine Schilderungen klingen nach einer sehr komplexen und tiefgreifenden Störung, bei der du dich selbst zerstörst.
Das ist meist nicht durch eine ambulante Therapie alleine angehbar.
Gruß alatan

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Felix0710
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Beitrag Sa., 10.08.2024, 06:27

Naja ich habe ursprünglich Komplexe PTBS und dissoziative Störungen etc.
Bei der Therapie merke ich dass ich manches meide. Ich brauche in den ersten 10 Minuten immer so eine Art Smalltalk um mich sicher zu fühlen. Aber ich suche auch selber über tiefergehendes zu sprechen. Zum Beispiel war ich in der Jugendhilfe und habe zu der Zeit Bilder gemalt (alle schlimmen Inhalts) und diese hab ich in die Therapie genommen oder man spricht über diese Situationen oder vergangene nicht gut Erlebnisse. Meine Therapeutin meinte öfters ihr sei aufgefallen, dass ich immer alles "weglache". Ist so ein Automatismus den ich nicht abschalten kann, dass ich bei schlimmen Dingen anfange zu lachen.
Es ist so als würde ich mich bemühen wirklich "das heiße Eisen" anzusprechen und trotzdem selber das Gefühl haben Therapie irgendwie "nicht richtig" zu machen/ nur mit jemand so zu reden ohne Mehrwert. Natürlich hilft es sehr zum reflektieren aber keine Ahnung...ich weiß nicht so recht.
Ich habe anhand der beschriebenen Situationen aber gemerkt, dass für mich bewusst alles gut sein kann, aber dann unterbewusst doch was anderes abläuft, was sich dann Bahnen schlägt.
Zum Beispiel hab ich bzw ein Kind in mir (fühlt sich so an/schwierig zu erklären) bei meinem ehemaligen Betreuer geklingelt. Das war denke ich eine Art Spätreaktion unbewusst auf diesen "Fast sexuellen Übergriff". Also schon irgendwie ein Hilfesignal aber ich würde wirklich sagen und damit nicht lügen, dass es mir im großen Ganzen meist gut geht.
Irgendwie weiß ich dass ich Anteile habe aber es scheint mir wieder ein großer Graben dazwischen zu sein. Versteh ich alles nicht so.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 10.08.2024, 12:49

Felix0710 hat geschrieben: Sa., 03.08.2024, 21:02 Hallo,
Ich hoffe irgendwie dass jemand sowas auch kennt. Eigentlich geht es mir sehr gut, mein Leben läuft gut und es ist alles in Ordnung. Aber ich habe Probleme alleine zu sein. Ich komme dann in einen komischen Zustand (bin nie so weit gekommen was dann eigentlich passiert mit mir). Entweder sofort oder erst wenn ich lange alleine war...Dann kann ich nicht still sitzen, und ich habe das Muster (bin schwul) dann Mänber zu treffen auf cruising Art.

Wenn man alleine ist ist man halt nicht abgelenkt und auf sich selbst zurückgeworfen weil die ständige Ablenkung fehlt.

Wenn du sagst, es geht dir an sich gut, dein Leben läuft, aber das ganze fällt sofort auseinander sobald du nicht permanente Ablenkung von dir selbst hast, dann geht es dir eben nicht gut. Du kannst diese Tatsache nur mit den passenden äusseren Aktivitäten kompensieren.

Und sexuelle Abenteuer suchen ist auch eine Methode sich von sich selbst und den dort erlebten Abgründen abzulenken.

Das mit der Unruhe sobald du keine Ablenkung hast, könnte es sein dass du ADHS hast?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 10.08.2024, 12:53

Felix0710 hat geschrieben: Sa., 03.08.2024, 21:02 An sich möchte ich nicht über diese Art Lebensstil diskutieren und finde okay wenn Leute das so machen (mit Sexdates und sowas), aber wie gesagt irgendwie hab ich doch das Gefühl das ist nicht so ganz normal.

So lange du dich bei dem Sex schützt und so lange du die Wahl hast ob du das tun willst oder nicht, also du nicht zwanghaft drauf angewiesen bist das als Ablenkungsstrategie wegen anderen Problemen zu verwenden ist doch alles paletti wenn das was passiert einvernehmlich ist.

Nicht die Sexdates sind das Problem sondern ggf die Gründe die dich dazu treiben die zu suchen.

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Felix0710
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Beitrag So., 11.08.2024, 08:13

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 10.08.2024, 12:49 Nicht die Sexdates sind das Problem sondern ggf die Gründe die dich dazu treiben die zu suchen.
Ich denke schon es geht dann darum nicht alleine zu sein und etwas zu spüren. Das merke ich am ehesten daran, wenn das Risiko höher wird, um quasi den Kick zu steigern oder früher in Beziehungskonflikten, was ich nicht mehr so mache, die man letztendlich selber inszeniert um etwas zu spüren.
Es fällt mir schwer "normalere" Kontakte zu finden, wobei ich gerne mehr männliche (nicht schwul bzw auf dieser sexuellen Ebene) Freunde hätte.
Weiß aber nicht wie.

Das mit der Ablenkung ist nachvollziehbar. Es ist dann so, dass das was in mir ist, so diffus ist, dass ich bis heute keinen Umgang damit und vor allem keine Lösung gefunden habe. In der Therapie ist das auch sehr schwierig, weil ich dazu kaum Infos geben kann. Halt so eine diffuse Angst, Beklemmung und ich muss weg oder eine Art psychischer Schmerz. Ich verzweifel daran, weil es konkreter nicht wird. Und die Botschaft irgendwie ein bisschen Skills zu benutzen um einfach durch den Tag zu kommen deprimiert mich noch mehr bzw kann sogar (zum Glück nur kurzweilig) Suizidgedanken auslösen.
Wir sind da nur so weit, dass man annimmt es ist etwas Kleinkindliches, wegen diesem sich nicht alleine im Körper spüren können (obwohl ich davor Stundenlang Sport gemacht habe zum Beispiel!)
Oder so von der Wahrnehmung wenn man alleine ist es so zu fühlen als würde man Angst haben aufzuhören zu existieren (Symbiose wäre da wohl ein Stichwort, dazu passt Sexualität ja auch).
Ich weiß da einfach nicht wie ich da rankommen und das lösen soll. Vorher hatte ich stärkere dissiziative Störungen wo Anteile aufgetaucht sind, wo man dann kommuniziert hat irgendwie.
Aber das war als mein ehemaliger Betreuer noch da war. Jetzt weiß ich nicht, ob der die einfach triggert (also negativ) oder ob positiv, dass die dann auf einmal sich mehr zeigen, weil offenbar habe ich ja in der anderen Situation Sicherheit bei ihm gesucht.
Er sagte dann er sei ja auch wie ein Vater gewesen und sei auch heute noch da. Aber ich fand das nicht gut, weil es zeitlich nicht stimmt und diesen Kinderanteilen Hoffnung macht. Eigentlich soll man sich selbst ja Elternteil sein aber keine Ahnung wie.
Zuletzt in der Therapie wurde gesagt solche sehr frühen Trauma sind schwer erreichbar und man müsste ja eigentlich dieses Kleinkind erreichen und bis ins Erwachsenenalter mitnehmen und das sei eben wegen keine Sprache und Gedächtnis schwer.
Das hat bei mir wie gesagt einfach nur zu suizidgedanken kurzweilig geführt.
Bin jetzt sehr abgeschweift aber im Kern geht's mir um die Aussage dass das was ohne Ablenkung passiert, dann irgendwie so diffus und bedrohlich ist, dass ich es nicht händeln kann und keine Lösung finde, dass es aufhört. Und dann sind solche Dinge schon eine Ablenkung. Aber manchmal denke ich es wäre alles normal und erst im Nachhinein zeigen sich andere Reaktionen.

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Felix0710
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Beitrag So., 11.08.2024, 08:25

Man könnte also es so sagen die Alternative ist oft stoisches ertragen. Aktivitäten oder Dinge die mir helfen können. Teilweise dissoziiere ich dann und mache mittlerweile tatsächlich Winsel und abwechselnd Erstickungsgeräusche, wo ich nicht weiß ob es daran liegt dass es so Krampfanfallartig sein kann oder ob es wirklich eine Art Säuglingsverhalten ist.
Aber wie gesagt oft bringe ich solche Risikoreichen Aktionen und denke mir vorher nichts dabei und denke erst in der Situation so:"Oh gott was machst du da?!"
Irgendwie echt schwierig

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münchnerkindl
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Beitrag So., 11.08.2024, 12:40

Felix0710 hat geschrieben: So., 11.08.2024, 08:13
Das mit der Ablenkung ist nachvollziehbar. Es ist dann so, dass das was in mir ist, so diffus ist, dass ich bis heute keinen Umgang damit und vor allem keine Lösung gefunden habe. In der Therapie ist das auch sehr schwierig, weil ich dazu kaum Infos geben kann. Halt so eine diffuse Angst, Beklemmung und ich muss weg oder eine Art psychischer Schmerz. Ich verzweifel daran, weil es konkreter nicht wird.

Es kann natürlich sein dass diese Ängste aus einer Zeit in deinem Leben stammen wo du einfach keine konkreten Erinnerungen abgespeichert hast an die schlimmen Dinge die du damals erlebt hast. Also im Kleinkindalter.

Hast du es schon mal mit Imaginationsübungen probiert? ZB die "sicherer Ort" Übung. Oder mit einem imaginiertem Schützerwesen.

Weil man muss nicht wissen wo das herkommt um Gegenmittel gegen den Beklemmungszustand anzuwenden. Und, sich an ein Ereignis erinnern können an sich hat nicht automatisch eine heilende Wirkung auf die jetzige emotionale Verfassung.

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Felix0710
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Beitrag Mi., 14.08.2024, 17:12

Tatsächlich suche ich äußere sichere Orte für mich auf . Das ist mir vorher gar nicht so aufgefallen bzw meide Orte wo ich mich nicht sicher fühle..Pauschal könnte man sagen unter fremden Menschen und zuhause.
Mir geht's aber auch ein bisschen darum, ob ich irgendwie zu blöd für Therapie bin. Irgendwie hab ich das Gefühl gar nicht zu wissen, was ich da soll/irgendwie nicht richtig zu machen bzw macht gar nichts was mit mir, also als wäre ich vielleicht abgehärtet davon.
Aber parallel scheint ja in solchen Situationen doch was anderes aktiv zu werden.

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Felix0710
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Beitrag Mo., 19.08.2024, 19:54

Mir haben die Antworten schon echt weitergeholfen anders darüber nachzudenken. Vielen Dank dafür :)
Ich dachte ich probiers nochmal auch zu einem anderen Thema. Immer wenns um kindliche traumatisierte Anteile geht, kommt ja dieses sich selbst versorgen/sich selbst der Elternteil sein, weil es 1. Nicht möglich ist das nachzuholen und 2. Weil die ursprünglichen supertoxisch waren. Ich hab so richtig gemerkt dass ich unter dieser Aussage mir gar nichts vorstellen kann, deswegen wohl auch schwierig für mich damit umzugehen. Für mich war es so aks hätte ich überhaupt keine Eltern gehabt und könnte mir darunter nichts vorstellen. Würde es um ältere Kinder gehen kann man sich ja noch gut zureden, aber vorsprachlich ist echt schwierig. Manchmal hab ich es echt dass es so ist als würde es in meinem Kopf schreien, sich nicht beruhigen und ich lenke mich zugegebenermaßen eher ab oder vermeide oder versuche es mit kuscheltier und Lichtern.
Habt ihr da irgendwie Ideen was man machen könnte oder hattet einen ähnlichen Punkt in der Therapie?

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