psychosenahe / prä-psychotische Symptome

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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psychosenahe / prä-psychotische Symptome

Beitrag Mo., 08.10.2018, 06:32

Vor ein paar Wochen habe ich einen Klinik-Psychiater meine damaligen Symptome geschildert, darauf sagte er das ich früher wohl unter einer psychosenahen Symptomatik gelitten habe. Die ganze Geschichte, all die Symptome, die ich früher hatte, davon weiß er allerdings nichts. Meine damalige Psychiaterin, als auch andere Psychiater, attestierten mir 1997 übrigens eine schizophrene Psychose.

Dazu muss ich aber sagen, dass ich weder auditive, noch visuelle Halluzinationen hatte. Dafür war ich aber extrem besorgt, hatte Angst, dass jemand für mich denkt, meine Gedanken steuert oder das ich übersinnliche Fähigkeiten besitze, die eine Art Zeichen sind, dass ich bestimmte Handlungen ausführen muss. Desweiteren war ich ständig in großer Sorge, dass metaphysische Dinge um mich herum geschehen (das Licht ist an, das Auto zaubert sich von einer Straße zur anderen Straße). Ich hatte einfach Angst das ich die Kontrolle verliere, verrückt werde.

Kann mir jemand sagen was man unter psychosenahen Symptomen versteht? Das es sich dabei um ein Vorstadium, eine softere Version einer Psychose handelt, ist mir durchaus klar. Aber wie genau macht sich jetzt eine prä-psychotische Phase bemerkbar?

Und ist man wirklich erst psychotisch, wenn man den völligen Bezug zur Realität verloren hat oder kann man in einer psychotischen Phase auch um einen stationären Aufenthalt herum kommen?

Zur Info: Ich leide unter einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung.

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shesmovedon
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Beitrag Mo., 08.10.2018, 15:27

Das ist schwer zu erklären. Borderliner haben oft präpsychotische Symptome. Sie sind halt nicht wirklich psychotisch, sondern nur so ansatzweise. Sie "drehen halt ein bisschen am Rad", aber nicht so, dass man sagt, die sind völlig übergeschnappt, wie's bei ner richtigen Psychose der Fall ist.

Man kann in einer Psychose auch um einen stationären Aufenthalt herum kommen, auf jeden Fall. Es gibt ja auch genug, die jahrelang hochpsychotisch durch die Gegend rennen und in keiner Klinik landen. Wenn man ambulant medikamentös eingestellt werden kann, dann braucht man stationär nicht. Nur viele Psychiater schicken gerne erstmal stationär.


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Beitrag Di., 09.10.2018, 00:47

Danke dir!

Das bei einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung auch sogenannte Mini-Psychosen auftreten können, hörte ich schon sehr oft.

Das war damals eine ziemlich harte Zeit, ich hatte einfach schreckliche Angst, dass ich in den Wahnsinn abdrifte. Zum Glück geschah es nicht, dennoch war es sehr quälend.

Dann erlebte ich alles um mich herum so surreal, es war wie ein wahrgewordener Alptraum, aus dem es kein Aufwachen gab. Ich wusste manchmal echt nicht mehr wer ich bin, fühlte mich zerissen. Da waren ganz starke Selbstentfremdungs- und Derealisationsgefühle. Soviel ich weiß ist diese Symptomatik aber typisch für eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung.

Das Seroquel stabilisiert mich ungemein, nimmt die Gefühlsamplituden raus. Dennoch dämpfen Psychopharmka nur die Symptome, die Krankheit läßt sich damit leider nicht heilen. Die Tabletten sind für mich jedoch ein Segen, denn ohne Tabletten hätte ich keinerlei Lebensqualität mehr.

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Scars
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Beitrag Mi., 10.10.2018, 14:38

Leider kann ich dir nichts Offizielles sagen, aber was ich so kenne, ist, dass ich manchmal etwas paranoid werden und "sehe" dann an jeder Ecke Geister oder fühle mich (nicht selten auch von mir selbst) verfolgt, Entfremdungsgefühle habe ich immer (tatsächlich wusste ich früher sogar nicht, dass dem so ist, mittlerweile gibt's unterschiedliche Abstufungen). Hatte auch schon Phasen mit einer Kinderstimme im Kopf, die mich halb wahnsinnig gemacht hat, in Kombination mit einer schweren depressiven Phase mit noch anderen Effekten hatte ich auch wirklich Bedenken, psychotisch zu werden (diese Bedenken hab ich aber auch so manchmal), allerdings denke ich, das dem tatsächlich nicht so ist, auch nicht "psychosenah", sondern dass das einfach eine Belastungsreaktion ist (auch wenn mir die Auslöser noch nicht klar sind), die nach 3min-3Monaten wieder abklingt...
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shesmovedon
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Beitrag Mi., 10.10.2018, 15:09

Seroquel ist ja quasi schon ein Standartmedi bei Borderline. Denke das wirkt auch ganz gut antidepressiv.

Ich denke, wenn man denkt wahnsinnig zu werden, wird man es nicht.

Eine Psychose verläuft oft schleichend, so dass man es gar nicht merkt, wie man in den Wahnsinn abrutscht. Nur manchmal kommt sie komplett spontan und dann ist es ein mega Extrem.


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Beitrag Do., 11.10.2018, 04:14

Scars
Das hört sich ziemlich extrem an. Bist du denn in psychiatrischer Behandlung oder kannst du mittlerweile mit dieser Symptomatik leben? Wenn nicht, warst du denn mal in Behandlung? Wenn ja, welche Diagnose hat der Arzt gestellt?

Schlendrian
Seroquel ist in meinen Fall das verträglichste Antipsychotika, alles andere vertrage ich nicht. Seroquel glättet nicht nur meine Stimmung, sondern wirkt auch stark reizabschirmend, denn ich bin sehr durchlässig. Ist auf jeden Fall ein Unterschied wie Tag und Nacht, denn ohne Seroquel bin ich permanent überdreht, kippe ständig in Extreme.

Da hast du vollkommen Recht. Die Angst verrückt zu werden machte meinen Leidensdruck aus, durchgedreht bin ich aber nicht. Ich hatte damals ziemlich schräge Gedanken, jenseits der Realität, die mich stark beunruhigten. Das waren mehr so Ängste, ein zweifeln, wirklich überzeugt war ich von diesen Phantasien aber nie.

Anders verhält es sich im emotionalen Bereich, da bin ich schon oft ausgetickt und wurde sogar wahnhaft, was allerdings auf meine starken Gefühle zurückführen war. Sobald die Gefühle wieder runtergefahren sind, konnte ich mich wieder von meinen krankhaften Überzeugungen distanzieren.

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Scars
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Beitrag Do., 11.10.2018, 14:20

Hallo DasLicht, als ich diese schwere Phase hatte, wo eigentlich alles zusammenkam und gar nix mehr ging, war ich nicht in Behandlung, weil ich das auch gar nicht geschafft hätte, dahin zu gehen.
Beim Psychiatier war ich aber eh nie, wüsste jetzt auch nicht wieso, wie gesagt, das klingt bei mir wieder von alleine ab und seit ich eine Therapie mache, verändert sich mein Leben und der Umgang mit meinem Leben und Emotionen ja auch. Grundsätzlich würde ich nicht sagen, dass es mir mit mir gut geht, aber tatsächlich ist das, wovon ich schrieb, gerade mein kleinstes Problem (wenngleich ich vor dieser Stimme ziemlich Angst habe, hat sich ja schon eine Weile nicht gemeldet) aber an sich kann ich natürlich schon mit mir selbst leben, auch so, dass man das von außen nicht so merkt.

An Diagnosen habe ich nix Psychotisches, aber u.a. auch eine Borderline (kann mich nicht so damit anfreunden). Habe aber auch schon von anderen, ganz anders diagnostizierten Menschen ähnliche Erfahrungen gehört, also glaube ich, dass das ein weites Feld ist.
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Beitrag Do., 11.10.2018, 14:40

DasLicht hat geschrieben: Do., 11.10.2018, 04:14 Da hast du vollkommen Recht. Die Angst verrückt zu werden machte meinen Leidensdruck aus, durchgedreht bin ich aber nicht. Ich hatte damals ziemlich schräge Gedanken, jenseits der Realität, die mich stark beunruhigten. Das waren mehr so Ängste, ein zweifeln, wirklich überzeugt war ich von diesen Phantasien aber nie.

Anders verhält es sich im emotionalen Bereich, da bin ich schon oft ausgetickt und wurde sogar wahnhaft, was allerdings auf meine starken Gefühle zurückführen war. Sobald die Gefühle wieder runtergefahren sind, konnte ich mich wieder von meinen krankhaften Überzeugungen distanzieren.
Das geht mir übrigens haargenau so, meist kann ich mich z.B. gerade noch so davon überzeugen, dass nicht gleich jemand aus meinem Schrank gesprungen kommt, kann also meine "psychischen Ideen" irgendwie regulieren wohingegen ich es kaum schaffe, mich von einem Gefühl zu distanzieren. Das geht es wieder, wenn ich raus bin und "runterfahren" konnte, was aber auch von alleine meist nicht gelingt.
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Beitrag Fr., 12.10.2018, 04:47

Das finde ich toll das du dich von deinen irrationalen Gedanken nicht beherrschen läßt, dass ist eine Stärke.

Das war damals wie bereits erwähnt echt krass, war total ambivalent, vorbei die Angst überwog. Das ganze war deshalb so schlimm, weil es etwas vollkommen seltsames und fremdartiges darstellte, ich mit etwas neuen konfrontiert wurde. Ständig musste ich meine Gedanken reflektieren, Skills gegen diesen Wahnsinn entwickeln, damit ich nicht total bluna werde. Zum Glück war ich damals immer stark gewesen und habe mir nie irgendwelche Drogen andrehen lassen, denn sonst wäre ich wirklich total abgedreht. Drugs sind sowas von uncool!

Zur Diagnose: Die überwiegende Mehrheit der Ärzte attestieren mir eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung. Gibt jedoch auch Ärzte (die mich schon viele Jahre kennen) die meinen das ich ein Mischmasch aus emotional instabil und der abrakadabra dreimal schwarzer Kater Diagnose (bezogen auf Magie) bin. Die exzentrischen Jahre in denen ich phantastische Gedanken hegte, sowie mich seltsam stylte, inkl. spiritueller Accessoires, habe ich allerdings hinter mir. Schwarze Kleidung (keine negative Intention) trage ich jedoch immer noch und auch die Haare (Naturfarbe ist dunkelbraun) färbe ich mir heute noch pechschwarz, ganz soviel hat sich im Gegensatz zu früher also doch nicht geändert. Naja, ein bisschen schon.


Anna123
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Beitrag Fr., 23.11.2018, 14:27

Bezüglich einer stationären Aufnahme musst du dir keine Sorgen machen. Es ist ja noch gar nicht klar, welche Diagnose auf dich genau zutrifft. Aber das wäre sicherlich gut mal abzuklären. Auf jeden Fall gibt es auch für so frühpsychotische Symptome (wie z.B. dass du das Gefühl hast, dass jemand deine Gedanken steuert, das ist ein recht typisches psychosenahes Symptom) ganz viele Menschen, die diesbezüglich forschen. Es gibt auch viele Behandlungsmöglichkeiten. Du könntest dir mal derartige Artikel durchlesen und dich ein bisschen informieren – kannst mal versuchen, bei Google Scholar nach solchen Artikeln zu gucken. Z.B Keywords wie „Früherkennung Frühbehandlung Psychosen Wien“ einzeln oder gemeinsam eingeben – falls du in Wien bist, ansonsten natürlich ohne Wien.


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Beitrag Do., 29.11.2018, 19:36

Die erste Diagnose die bei mir diagnostiziert wurde war Borderline. Später wurde dann endogene Depression, schizophrene Psychose, tiefgreifende Entwicklungsstörung, Anpassungsstörung etc. diagnostiziert. Ich habe in Sachen Diagnosen also schon eine wahre Odyssey hinter mir. Das mit den ewig wechselnden Diagnosen geschah jedoch nur in der Anfangszeit, später attestierten mir die Ärzte dann immer die gleiche Diagnose.

Viele Jahre dachte ich das ich neben meiner Borderline Störung, auch eine schizotype Störung habe, da ich extreme Kontaktschwierigkeiten aufweise, mich seit Jahrzehnten zurückziehe (da mir alles schnell zuviel wird, Menschenmassen, laute Geräusche, Misstrauen), anderen gegenüber ziemlich misstrauisch bin, sowie paranormale / magische Gedankengänge hegte. Doch für eine Schizotypie fehlt mir laut eines Psychiaters das schräge, dass exzentrische, was für dieses Störungsbild so typisch ist. Lange Zeit habe ich mich den Schizotypie-Erkrankten verbunden gefühlt, aufgrund des isolierten Lebensstils, allerdings habe ich in all den Jahren nie einen Schizotypie-Erkrankten kennen gelernt. Die Störung soll laut der Psychiater extrem selten sein. Vom Styling lief ich übrigens immer wie ein Metaller (schwarze schulterlange Haare, schwarze Kleidung) durch die Gegend, weil ich damals ziemlich viel Metal gehört habe. Als schwarze Seele erntete ich dafür natürlich Unverständnis von den Smarties, die für mein Schwarz-Spleen keinerlei Verständnis hatten. Doch ist man deshalb gleich Schizotyp? Ich glaube nicht. Dieses Krankheitsbild macht viel mehr aus als ein verschrobenes Styling. Außerdem gibt es auch einige Borderline-Erkrankte die sich exzentrisch kleiden, dafür muss man keine Schizotypie haben. Heute hingegen bin ich ziemlich Mainstream (legerer, sportlicher Look), ganz neutral gekleidet. Ich mag es nicht aufzufallen, möchte lieber im Hintergrund bleiben. Schizotype Züge ja, aber keine ausgeprägte Störung. Schwarze Kleidung trage ich jedoch noch immer. Die Ärzte in der Klinik sind jedoch der Meinung das ich keine schizotypische Persönlichkeitsstörung habe (und auch keine Züge) und raten mir davon ab, dass ich bei mir irgendwelche Diagnosen stelle. Gab damals Ärzte die meinten das ich eine schizotype Störung habe, da ich immer nah an einer Schizophrenie dran war, aber nie eindeutige Symptome entwickelte, dass sehen die heutigen Ärzte allerdings anders.

Autismus kann bei mir ebenfalls ausgeschlossen werden, denn dafür bin ich laut der Psychater, viel zu offen, emotional. Zwar bin ich ziemlich introvertiert, dass aber nur bei Dritten, bei vertrauten Personen (z.B Familienangehörige, Ärzte) hingegen bin ich wieder extrovertiert. Bei meinen Freunden (die ich selten sehe) wiederum bin ich wieder verschlossen, wie gelähmt, kriege kaum ein Wort raus (genauso ging es mir auch in der Borderline-SHB). Zu Anfang bin ich immer relativ verschlossen, doch wenn das Eis erstmal gebrochen ist, komme ich aus mir heraus, oft ist aber das Gegenteil der Fall, heißt, ich bin still, verschlossen. Da ich extrem zurückgezogen lebe, ergeben sich leider keine Kontakte.

Schizophrenie habe ich auch nicht, weil ich nie Stimmen hörte oder Verfolgungswahn hatte.

Eine bipolare Störung kann man ebenfalls ausschließen, denn davor habe ich zu rasche Stimmungswechsel. Zwar kommen bei der Sonderform "Rapid Cycling" ebenfalls rasche Stimmmungsschwankungen vor, diese bestehen allerdings aus hypomanen und depressiven Episoden. Ich hingegen bin mehr überdreht, depressiv und impulsiv.

Das bei mir sind immer so Gefühlsamplituden, mit einhergehenden Spannungszuständen, aufgrunddessen bin ich mal depressiv oder impulsiv. Da gegen helfen leider nur Medikamente, doch diese nehmen nur die Spitzen raus, alles andere muss ich sselber ändern.

Seit 21 Jahren befinde ich mich bereits in psychiatrischer Behandlung, in der Zeit war ich bis jetzt bei 2 Psychiaterinnen in Behandlung. Beide Psychiaterinnen stellten bei mir immer eine Borderline Störung mit komorbiden Störungsbildern. Interessant ist, als ich 2015 die Psychopharmka eigenmächtig abgesetzt habe, wurde eine emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ diagnostiziert. Mit dem absetzen der Medikamente kam also mein wahres Naturell (oder Krankheit) ans Licht.

Meine derzeitige Ärztin attestierte mir eine emotional instabile kombinierte Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ und vom Borderline Typ. Außerdem sagte sie das ich eine Stresserkrankung habe. Die Kollegen in der Klinik sind sich nur nicht einig ob ich jetzt eine Borderline Störung oder eine emotional instabile Störung vom impulsiven Typ habe, da gehen die Meinungen weit auseinander.

Ich messe Diagnosen heute nicht mehr soviel Bedeutung bei, denn ich bin kein Katalog, sondern viel mehr als ein ICD-Code. Ich weiß das ich instabil und gut ist. Viel wichtiger als der Name der Diagnose ist mir das ich gesund werde.


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Beitrag Fr., 30.11.2018, 02:00

Zu den spirituellen Accessoires sagte ein Arzt dass auch das nichts mit einer schizotypischen Störung zu tun hätte. Begründung, ich wäre damals halt jung (20 jahre alt) gewesen, da würde man halt viel ausprobieren. Das alles war nichts anderes als eine Selbstfindungsphase so seine Worte. Das was ich hätte wäre wieder etwas ganz anderes, nämlich eine emotionale Dysregulation.

Die ganze Sache mit den Diagnosen sollte ich endlich vergessen sagte mir ein Klinik-Arzt in der Visite. Ich wäre keine Schublade, sondern viel mehr.

P.S Die Ärzte diagnostizierten bei mir damals eine Schizotypie, weil ich früher seltsame Gedanken (Magie) äußerte. Zudem litt ich früher unter zwanghaften Gedankenkreisen. Dann die extremen Rückzugstendenzen, sowie das in mich gekehrte. Das alles waren Gründe dafür das die Ärzte bei mir früher eine Schizotypie diagnostizierten.

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Beitrag Fr., 30.11.2018, 12:39

Wie geht es dir denn gerade? Bist du irgendwie in Behandlung oder streitet man sich nur darum, was man jetzt mit dir macht? Ich würde dem Arzt ehrlich gesagt widersprechen, Diagnosen sind Diagnosen und eine Orientierung zur Behandlung, aber mehr nicht. Bist immer noch ein Mensch dahinter und damit ist jeder in bisschen anders. LG
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 16:51

Danke der Nachfrage!

Geht mir dank den neuen Tabletten relativ gut. Zwar kommen sporadisch immer wieder mal Spannungszustände auf, diese sind aber nicht mehr so stark und so oft wie es ohne Medikamente der Fall war.

Das mit den Diagnosen ist so eine Sache. Viele Jahre dichtete man mir wie bereits erwähnt neben meiner Borderline Störung auch eine schizotype Störung an. Doch als ich 2015 eigenmächtig das Seroquel absetzte, kamen auf einmal starke Stimmungsschwankungen, mit einhergehenden Spannungszuständen und Impulsausbrüchen durch. Ich schlief sehr wenig, war ständig überdreht und hyperaktiv, und das über ein Jahr hinweg. Das verwunderte die Ärzte in der Klinik, weil ich zuvor immer so still war. Was bei 600 mg Seroquel Prolong aber auch nicht verwunderlich ist. Gut, Stimmungsschwankungen, autoaggressives Verhalten und Impulsausbrüche hatte ich schon früher, aber nicht in dieser Intensität und am laufenden Band. Darauf wurde die schizotype Störung nie wieder erwähnt (schon krass, und das aller nur weil ich die Tabletten früher abgesetzt habe), ab 2015 stand dann auf jeden Klinik-Entlassungsbrief die Diagnose emotional instabile Persönlichkeitsstörung vom impulsiven Typ. Heute sagen die Psychiater in der Klinik das ich nie eine schizotype Störung gehabt hätte, dass die Diagnose früher eine Fehldiagnose war. Ich weiß es nicht. Vielleicht ist die ganze Symptomatik aber auch auf meine Instabilität zurückzuführen. Ich weiß aber auch das ich früher einigermaßen stabil war, weil ich durch die Tabletten ständig sediert war. Hätte ich die Tabletten früher nicht eingenommen, dann wäre es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer wieder zu Impulsausbrüchen gekommen. Zumal meine Gefühle als über 20 jähriger wesentlich stärker waren als mit Ende 30.

Ein stationärer Aufenthalt macht in meinen Fall keinen Sinn, wenn dann nur zur Krisenintervention sagten mir die Ärzte in der Klinik. Hinzu kommt das jeder Arzt in der Klinik (ich bin meistens nur in der Notfallambulanz) etwas anderes sagt, weil er mich nicht gut genug kennt. So rät mir der eine zu einer DBT, ein anderer sagt ich solle mich beim Sport austoben und wieder ein anderer sagt das ich eine Benzo einnehmen soll. Dadurch das alle etwas anderes sagen, werde ich immer irritierter, schließlich kann ich nicht alle Ratschläge befolgen. Die Ärzte in der Klinik sind auch immer kurz angebunden, haben alle nur ein begrenztes Zeitfenster zu Verfügung, von daher kann ich diesen keinen Vorwurf machen. Gespräche führe ich daher nur noch mit meiner behandelnden Ärztin.

Zwar ist meine Ärztin ziemlich engagiert und empathisch, aber auch sie hat nicht viel Zeit. Ich sehe sie gerade mal alle 4 Wochen für 20 Minuten. Den Großteil redet sie, danach gehe ich wieder nach Hause. Sie sagt das ich regelmäßig meine Tabletten einnehmen soll. Desweiteren soll ich einen VHS Kurs oder Verein besuchen. Das ist alles.

Ich lebe sehr zurückgezogen, surfe viel im Netz, spiele Videospiele, schaue Blu Rays oder lese Bücher. Soziale Kontakte außer zu Dienstleistern habe ich keine. Und die Freunde die ich habe sind ebenfalls psychisch krank, daher sehe ich sie nur selten.

Das hast du schön gesagt. Ja, da hast du Recht, ich bin kein Label, sondern ein Mensch.

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Scars
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Beitrag Fr., 30.11.2018, 21:52

Hm, okay. Tatsächlich lese ich aus deinem Text eine gewisse Ratlosigkeit aber doch auch irgendwie Zufriedenheit mit dem derzeitigen Zustand raus, trifft das zu? Würdest du denn in gewissen Lebensbereichen Veränderungen anstreben wollen, wenn ja in welchen?
Glaube wenn ja, bräuchtest du schon mehr und vielleicht auch andere Unterstützung als alle 4 Wochen 20min. Weis nicht, ob dir das liegt, aber in der "Eso-Szene" gibt's z.B. auch gute Coaches, falls Therapie nicht deins ist (aber auch viele schwarze Schafe!).
VHS-Kurse und beim Sport austoben sind halt eher so lebenspraktische Tipps - mich könnste damit jagen und das würde sicher nicht zu meinem seelischen Wohlbefinden beitragen. Wiederum finde ich den Ansatz auch nicht schlecht, wenn's dir mit den Medikamenten soweit gut geht, einfach zu gucken, was du so machen kannst und was auszuprobieren?
LG scars
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