Umgang mit der Schublade Borderline
Umgang mit der Schublade Borderline
Hallo ihr Lieben,
ich mag mich gar nicht so sehr an Diagnosen klammern, denn eigentlich sind ja nur die Symptome wichtig, wie man sie behandelt und wie man mit ihnen umgeht. Diagnosen können helfen, alles besser zu verstehen, sie können aber auch genauso gut zu einem Label werden.
Seit 15 Jahren sind bei mir die Diagnosen immer unsicher gewesen, schwankend zwischen Schizophrenie, Borderline und einer weiteren Handvoll an Persönlichkeitsstörungen oder auch gerne alles zusammen. Seit ich nun bei einer neuen Psychiaterin bin (meine vorherige ist in den wohlverdienten Ruhestand gegangen und ich wurde weitergereicht), liegt der Schwerpunkt der Behandlung nun wieder auf Borderline. (Was vllt wohl auch passt, ich stecke wohl gerade in einer schwerdepressiven Phase..)
Jetzt erkenne ich aber mal wieder etwas interessantes, nämlich wie sehr ich mich schon wieder gegen das Label Borderline sträube (was mir einiges recht schwer macht). Warum eigentlich?
Seit ich das erste Mal in der Klinik war und damals der Verdacht auf Borderline diagnostiziert wurde (ich war noch minderjährig), habe ich mich mit dem Thema beschäftigt, andere Borderliner kennengelernt (soweit das möglich war) und entsprechende Meinungen eingesammelt habe. Wie oft hört und liest man, dass Borderliner immer nur sich selbst und vor allem andere zerstören, nur ritzen, aggressiv sind, keine Einsicht zeigen, nicht lernfähig sind und man nicht nur deswegen vor ihnen gewarnt sein soll.
Manche Meinungen sind so simplifiziert, dass man sie kaum ernst nehmen kann, denn die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (deren eine Ausrichtung halt Borderline ist) ist eben sehr komplex. Ich für meinen Teil kann stabile Beziehungen eingehen, meine eigene Familie bestehend aus Mann, Kind und Haustier funktionieren wunderbar (ohne dass ich mich zu sehr anstrengen muss, es kommt einfach von selbst). SVV ist seit Jahren kein Thema mehr, ebenso Aggressivität und Wutausbrüche.
Eine Therapeutin hatte mal zusammengefasst, dass Borderline eine der Krankheiten seien, die mit dem Alter sich bessern. Man kann von selbst lernen, mit vielen der Symptome umzugehen (in meinem Fall mag das wohl stimmen, auch wenn noch genug Bedarf an Behandlung besteht aus vielerlei Gründen, die nicht allein der Störung zuzuweisen sind).
Insofern tut es oft weh, wie die (gefühlte?) Mehrheit über Borderliner denkt und amüsanterweise gehöre ich selbst dazu. Wie oft war ich angenervt von anderen Mitkranken? Wie oft habe ich mir gesagt, man müsse sich ja nur mal zusammenreißen, dann geht das schon? Und wie oft habe ich somit die Meinung nicht weniger Außenstehender übernommen, die sich so oft so abwertend äußern?
Wie geht man als Betroffener am besten mit diesem Schubladendenken um, wenn man krankheitsbedingt sowieso ein so dünnes Fell und negatives Selbstbildnis hat?
Wie viel ist wahr an der Wahrnehmung, dass man vor Borderlinern Reißaus nehmen sollte?
ich mag mich gar nicht so sehr an Diagnosen klammern, denn eigentlich sind ja nur die Symptome wichtig, wie man sie behandelt und wie man mit ihnen umgeht. Diagnosen können helfen, alles besser zu verstehen, sie können aber auch genauso gut zu einem Label werden.
Seit 15 Jahren sind bei mir die Diagnosen immer unsicher gewesen, schwankend zwischen Schizophrenie, Borderline und einer weiteren Handvoll an Persönlichkeitsstörungen oder auch gerne alles zusammen. Seit ich nun bei einer neuen Psychiaterin bin (meine vorherige ist in den wohlverdienten Ruhestand gegangen und ich wurde weitergereicht), liegt der Schwerpunkt der Behandlung nun wieder auf Borderline. (Was vllt wohl auch passt, ich stecke wohl gerade in einer schwerdepressiven Phase..)
Jetzt erkenne ich aber mal wieder etwas interessantes, nämlich wie sehr ich mich schon wieder gegen das Label Borderline sträube (was mir einiges recht schwer macht). Warum eigentlich?
Seit ich das erste Mal in der Klinik war und damals der Verdacht auf Borderline diagnostiziert wurde (ich war noch minderjährig), habe ich mich mit dem Thema beschäftigt, andere Borderliner kennengelernt (soweit das möglich war) und entsprechende Meinungen eingesammelt habe. Wie oft hört und liest man, dass Borderliner immer nur sich selbst und vor allem andere zerstören, nur ritzen, aggressiv sind, keine Einsicht zeigen, nicht lernfähig sind und man nicht nur deswegen vor ihnen gewarnt sein soll.
Manche Meinungen sind so simplifiziert, dass man sie kaum ernst nehmen kann, denn die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung (deren eine Ausrichtung halt Borderline ist) ist eben sehr komplex. Ich für meinen Teil kann stabile Beziehungen eingehen, meine eigene Familie bestehend aus Mann, Kind und Haustier funktionieren wunderbar (ohne dass ich mich zu sehr anstrengen muss, es kommt einfach von selbst). SVV ist seit Jahren kein Thema mehr, ebenso Aggressivität und Wutausbrüche.
Eine Therapeutin hatte mal zusammengefasst, dass Borderline eine der Krankheiten seien, die mit dem Alter sich bessern. Man kann von selbst lernen, mit vielen der Symptome umzugehen (in meinem Fall mag das wohl stimmen, auch wenn noch genug Bedarf an Behandlung besteht aus vielerlei Gründen, die nicht allein der Störung zuzuweisen sind).
Insofern tut es oft weh, wie die (gefühlte?) Mehrheit über Borderliner denkt und amüsanterweise gehöre ich selbst dazu. Wie oft war ich angenervt von anderen Mitkranken? Wie oft habe ich mir gesagt, man müsse sich ja nur mal zusammenreißen, dann geht das schon? Und wie oft habe ich somit die Meinung nicht weniger Außenstehender übernommen, die sich so oft so abwertend äußern?
Wie geht man als Betroffener am besten mit diesem Schubladendenken um, wenn man krankheitsbedingt sowieso ein so dünnes Fell und negatives Selbstbildnis hat?
Wie viel ist wahr an der Wahrnehmung, dass man vor Borderlinern Reißaus nehmen sollte?
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Borderlinern, die explizit ihre Krankheit ausleben, die komplett in ihrer Krankheit leben, diese als Grund, Entschuldigung und Berechtigung für alles mögliche nehmen, die auffällig und andauernd alle Symptome im grellerleuchteten "Display" haben, die bewusst ihre Symptome und ihre Krankheit zur Schau stellen, teils zelebrieren (es kann mir niemand sagen, dass sowas bei Borderline doch immer nur ganz unbewusst passiert), gehe ich aus dem Weg.
Kein Gespräch, kein Kontakt, kein Mitleid, kein Reinziehen lassen in "Spielchen".
Ansonsten ist Borderline so vielfältig, so wechselhaft und in so verschiedenen Ausprägungen vorhanden, dass man da wohl nicht verallgemeinernd urteilen kann.
Einen Vergleich mit anderen Betroffenen halte ich für gefährlich bis fatal (für die eigene Stabilität).
Ein grundiertes Wissen über die Krankheit hingegen ist wichtig. Allerdings sollte man die Fach- und Selbsthilfebücher auch wieder weglegen, sonst kippt das gute informative Wissen schnell um in verbohrtes, zwang- und krankhaftes Festklammern an Fachwissen, und man sieht in der Tat "den Wald vor lauter Bäumen" nicht mehr, bzw. vor lauter Krankheit und krank sein das Leben nicht mehr.
Leider ist so eine Diagnose im Berufsleben fast immer noch ein Todesurteil.
Auch im sozialen Alltag stösst Mensch damit oft noch auf negative Vorurteile.
Daher vermutlich dein "Sträuben" gegen die Diagnose.
Wer möchte sich schon gern freiwillig zum sozialen Aussenseiter machen (lassen)?
Was sich mir nicht erschliesst: Warum gibt es Leute, die sich regelrecht eine Borderline-Diagnose wünschen? Die, wenn sie andere (evtl. treffendere und gesellschaftlich akzeptiertere) Diagnosen beim Arzt/in der Klinik bekommen, steil gehen und unbedingt auf Borderline bestehen? Was ist so schick daran?
Kein Gespräch, kein Kontakt, kein Mitleid, kein Reinziehen lassen in "Spielchen".
Ansonsten ist Borderline so vielfältig, so wechselhaft und in so verschiedenen Ausprägungen vorhanden, dass man da wohl nicht verallgemeinernd urteilen kann.
Einen Vergleich mit anderen Betroffenen halte ich für gefährlich bis fatal (für die eigene Stabilität).
Ein grundiertes Wissen über die Krankheit hingegen ist wichtig. Allerdings sollte man die Fach- und Selbsthilfebücher auch wieder weglegen, sonst kippt das gute informative Wissen schnell um in verbohrtes, zwang- und krankhaftes Festklammern an Fachwissen, und man sieht in der Tat "den Wald vor lauter Bäumen" nicht mehr, bzw. vor lauter Krankheit und krank sein das Leben nicht mehr.
Leider ist so eine Diagnose im Berufsleben fast immer noch ein Todesurteil.
Auch im sozialen Alltag stösst Mensch damit oft noch auf negative Vorurteile.
Daher vermutlich dein "Sträuben" gegen die Diagnose.
Wer möchte sich schon gern freiwillig zum sozialen Aussenseiter machen (lassen)?
Was sich mir nicht erschliesst: Warum gibt es Leute, die sich regelrecht eine Borderline-Diagnose wünschen? Die, wenn sie andere (evtl. treffendere und gesellschaftlich akzeptiertere) Diagnosen beim Arzt/in der Klinik bekommen, steil gehen und unbedingt auf Borderline bestehen? Was ist so schick daran?
Hm, ich mag so ein Verhaten auch nicht, aber ich würde nicht über diese Menschen urteilen, und schon gar nicht so erbarmungslos und knallhart. Das ist in Deinem Fall die Schublade in der Schublade. Ich finde es immer besonders traurig, wenn Betroffene über Betroffene so hrt sind.Alyssa hat geschrieben: ↑Di., 26.09.2017, 16:58 Borderlinern, die explizit ihre Krankheit ausleben, die komplett in ihrer Krankheit leben, diese als Grund, Entschuldigung und Berechtigung für alles mögliche nehmen, die auffällig und andauernd alle Symptome im grellerleuchteten "Display" haben, die bewusst ihre Symptome und ihre Krankheit zur Schau stellen, teils zelebrieren (es kann mir niemand sagen, dass sowas bei Borderline doch immer nur ganz unbewusst passiert), gehe ich aus dem Weg.
Kein Gespräch, kein Kontakt, kein Mitleid, kein Reinziehen lassen in "Spielchen".
Daß diese Menschen diese Erkrankung so ausleben, hat ja auch seine Gründe. Aber ich gehe davon aus, daß sie sich diese Art und Weise auch nicht bewußt ausgesucht haben.
Menschen, di sich eine Borderline-Diagnose wünschen, wissen nicht, was es bedeutet, eine zu HABEN.
Liebe Grüße, Maskerade
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Atmen - Durchhalten - Sein
C by me
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Ich finde das nicht knallhart und auch nicht Schublade in Schublade denken.
Das ist für mich Selbstschutz und Selbstfürsorge.
Bedenke, ich schrieb von "explizitem Ausleben der Krankheit und andauernder ausgiebiger Darstellung aller Symptome".
Für solche extremen Fälle/Situationen gibt es den stationären Klinikaufenthalt, denn Laien sind da überfordert.
Und auch wenn es du es nicht glauben willst: Borderliner können sehr bewusst ihre Krankheit ausleben. Was nicht heisst, dass es alle ständig tun. Das habe ich aber auch nirgendwo behauptet.
Daher mein Satz "Ansonsten ist Borderline so vielfältig, so wechselhaft und in so verschiedenen Ausprägungen vorhanden, dass man da wohl nicht verallgemeinernd urteilen kann."
Bitte genau lesen!
Dein letzter Satz erklärt leider nicht, was es für manche so erstrebenswert macht, sich diese Diagnose zu wünschen.
Das ist für mich Selbstschutz und Selbstfürsorge.
Bedenke, ich schrieb von "explizitem Ausleben der Krankheit und andauernder ausgiebiger Darstellung aller Symptome".
Für solche extremen Fälle/Situationen gibt es den stationären Klinikaufenthalt, denn Laien sind da überfordert.
Und auch wenn es du es nicht glauben willst: Borderliner können sehr bewusst ihre Krankheit ausleben. Was nicht heisst, dass es alle ständig tun. Das habe ich aber auch nirgendwo behauptet.
Daher mein Satz "Ansonsten ist Borderline so vielfältig, so wechselhaft und in so verschiedenen Ausprägungen vorhanden, dass man da wohl nicht verallgemeinernd urteilen kann."
Bitte genau lesen!
Dein letzter Satz erklärt leider nicht, was es für manche so erstrebenswert macht, sich diese Diagnose zu wünschen.
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Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Auch ich kann mich nur schwer mit der Diagnose abfinden. Zwar erkenne ich mich in allen Kriterien wieder, dennoch habe ich ein ganz furchtbares Klischebild vom Borderliner im Kopf.
Wie ging es dir denn mit den Borderlinern, die Du so kennengelernt hast? Waren die alle zum weglaufen?
Alyssa: Ich habe über diese Frage auch oft nachgedacht und mich gewundert. Einer sehr jungen Mitpatientin ging es in der Klinik so, dass ihr dort die Diagnose "gemopst" wurde und sie war völlig aufgelöst deswegen. "Was bin ich denn jetzt, wenn ich keine Borderlinerin mehr bin?"
Da habe ich verstanden, dass das Problem wahrscheinlich das Identitätsproblem von Borderlinern ist. Kurz: Borderliner haben keine Identität. Sie wissen nicht, wer oder was oder wie sie sind. Sie fühlen sich aufgelöst, zersplittert, zerfasert und immer anders. So geht es mir ja auch.
Und dann kommt da jemand daher und gibt dir eine Diagnose, in deren Kriterien du dich das erste Mal im Leben wieder erkennst. Das gibt Sicherheit. Das gibt Identität.
So machen, glaube ich, manche ihre Diagnose zur Identität und tragen sie vor sich her wie eine Auszeichnung.
Schwierig wird es dann, wenn man daran arbeitet, sich zu verändern. Dann hält man an den Symptomen fest, um seine Borderline-Identität zu bewahren. Da gilt es wohl zu erfahren, dass man auch außerhalb der Diagnose-Kriterien ein Mensch ist, der Aufmerksamkeit und Achtung und Zuwendung verdient.
Wie ging es dir denn mit den Borderlinern, die Du so kennengelernt hast? Waren die alle zum weglaufen?
Alyssa: Ich habe über diese Frage auch oft nachgedacht und mich gewundert. Einer sehr jungen Mitpatientin ging es in der Klinik so, dass ihr dort die Diagnose "gemopst" wurde und sie war völlig aufgelöst deswegen. "Was bin ich denn jetzt, wenn ich keine Borderlinerin mehr bin?"
Da habe ich verstanden, dass das Problem wahrscheinlich das Identitätsproblem von Borderlinern ist. Kurz: Borderliner haben keine Identität. Sie wissen nicht, wer oder was oder wie sie sind. Sie fühlen sich aufgelöst, zersplittert, zerfasert und immer anders. So geht es mir ja auch.
Und dann kommt da jemand daher und gibt dir eine Diagnose, in deren Kriterien du dich das erste Mal im Leben wieder erkennst. Das gibt Sicherheit. Das gibt Identität.
So machen, glaube ich, manche ihre Diagnose zur Identität und tragen sie vor sich her wie eine Auszeichnung.
Schwierig wird es dann, wenn man daran arbeitet, sich zu verändern. Dann hält man an den Symptomen fest, um seine Borderline-Identität zu bewahren. Da gilt es wohl zu erfahren, dass man auch außerhalb der Diagnose-Kriterien ein Mensch ist, der Aufmerksamkeit und Achtung und Zuwendung verdient.
Das kann gut sein. Darüber habe ich so nie nachgedacht. Aber ich gehöre zu den Menschen, die wenig wert auf eine Diagnose legen. Mir haben die Diagnosen, die ich bekam, nie Sicherheit oder gar Identität gegeben. Ich empfinde sie oft sogar als einzwängend ("Du hast das und das, also musst du auch so und so sein, und Leute glauben nun, dass du so und so bist"). Ich habe meine Diagnosen ja auch nicht so ganz glauben wollen, als ich sie bekam, weil ich einfach fand, dass es "so schlimm doch nicht sein könne" (und das, obwohl ich sehr genau erkennen konnte, dass die Diagnosen zutrafen).doppelgängerin hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 12:51 Da habe ich verstanden, dass das Problem wahrscheinlich das Identitätsproblem von Borderlinern ist. Kurz: Borderliner haben keine Identität. Sie wissen nicht, wer oder was oder wie sie sind. Sie fühlen sich aufgelöst, zersplittert, zerfasert und immer anders. So geht es mir ja auch.
Und dann kommt da jemand daher und gibt dir eine Diagnose, in deren Kriterien du dich das erste Mal im Leben wieder erkennst. Das gibt Sicherheit. Das gibt Identität.
So machen, glaube ich, manche ihre Diagnose zur Identität und tragen sie vor sich her wie eine Auszeichnung.
Es ging mir aber darum, dass Menschen, die eine andere (treffende/gesellschaftliche akzeptiertere) Diagnose bekommen, sich lieber eine Borderline-Diagnose wünschen. Die regelrecht enttäuscht sind, wenn der Arzt kein Borderline ausstellt, und verzweifelt darauf hinarbeiten, doch noch eine Borderline-Diagnose zu bekommen, die alle Symptome rauf- und runterbeten können, die offensiv auf Selbstverletzung setzen usw., nur um "endlich" in die "Borderline-Schublade" zu kommen.
Das ist eine sehr kluge Aussage. Ich kann schon verstehen, warum Therapeuten vorsichtig sind mit Diagnosen und auch nicht immer frühzeitig mit einer Diagnose rauspoltern wollen.doppelgängerin hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 12:51Schwierig wird es dann, wenn man daran arbeitet, sich zu verändern. Dann hält man an den Symptomen fest, um seine Borderline-Identität zu bewahren. Da gilt es wohl zu erfahren, dass man auch außerhalb der Diagnose-Kriterien ein Mensch ist, der Aufmerksamkeit und Achtung und Zuwendung verdient.
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Jo, so Kandidaten gibt es auch hier im Forum, die sich eine Borderline-Diagnose oder anderes wünschten. Konnte ich alles schon lesen. Einfach krank diese Welt.
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Ich erkenne mich da auch in vielem wieder. Bei mir gibt es nur die Verdachtsdiagnose, aber ich halte es selbst für sehr wahrscheinlich.
Früher war die Symptomatik deutlich stärker aber ich hatte mir gar nicht soviele Gedanken darum gemacht, erst später hatte ich mich mehr mit der Diagnose beschäftigt und gelesen was vor allem Fachpersonen über Menschen mit Borderline denken, und da musste ich leider viel, sehr abfälliges lesen, ab da begann ich dann irgendwie auch in Schubladen zu denken und tue es heute noch.
Es ist schon irgendwie traurig wie man verurteilt wird, welche Sprüche Fachpersonen über kranke Menschen ablassen, als hätte man sich diese Störungen freiwillig ausgesucht.
Inzwischen stecke ich andere auch schnell in Schubladen, wenn ich unterwegs junge Frauen sehe die zb ein sehr auffälliges, buntes Styling haben, vielleicht noch Piercings dazu, evtl übergewichtig, dann ploppt die Schublade sofort auf "könnte bestimmt eine nervige Borderlinerin sein". Dieses Denken habe ich eben erst nach den ganzen Beschreibungen entwickelt, wo Borderliner von Therapeuten als dumm, lernunfähig, egoistisch, ungepflegt usw beschrieben werden.
Lustig ist ja, dass Menschen mit PTBS oder komplexer PTBS fast identische Symptomatik haben können, aber diese Menschen sieht man überwiegend als Opfer, Borderliner eher als Täter.
Früher war die Symptomatik deutlich stärker aber ich hatte mir gar nicht soviele Gedanken darum gemacht, erst später hatte ich mich mehr mit der Diagnose beschäftigt und gelesen was vor allem Fachpersonen über Menschen mit Borderline denken, und da musste ich leider viel, sehr abfälliges lesen, ab da begann ich dann irgendwie auch in Schubladen zu denken und tue es heute noch.
Es ist schon irgendwie traurig wie man verurteilt wird, welche Sprüche Fachpersonen über kranke Menschen ablassen, als hätte man sich diese Störungen freiwillig ausgesucht.
Inzwischen stecke ich andere auch schnell in Schubladen, wenn ich unterwegs junge Frauen sehe die zb ein sehr auffälliges, buntes Styling haben, vielleicht noch Piercings dazu, evtl übergewichtig, dann ploppt die Schublade sofort auf "könnte bestimmt eine nervige Borderlinerin sein". Dieses Denken habe ich eben erst nach den ganzen Beschreibungen entwickelt, wo Borderliner von Therapeuten als dumm, lernunfähig, egoistisch, ungepflegt usw beschrieben werden.
Lustig ist ja, dass Menschen mit PTBS oder komplexer PTBS fast identische Symptomatik haben können, aber diese Menschen sieht man überwiegend als Opfer, Borderliner eher als Täter.
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Das liegt daran, dass viele Borderliner sehr manipulativ sind und das bei den anderen Störungen wegfällt. Und leider sind auch die meisten Leute, die ich mit dieser Störung kennen lernte aufmerksamkeitsgeil und manipulativ.
Eine normale PTBS ist völlig anders als Borderline. Eine komplexe PTBS hat Überschneidungen.
Eine normale PTBS ist völlig anders als Borderline. Eine komplexe PTBS hat Überschneidungen.
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Ich schreibe mit sehr vielen Menschen mit PTBS, oder DIS und würde diese Menschen nicht mehr oder weniger manipulativ einschätzen als Borderliner, was vielleicht mit den Hintergründen der Entstehung der Störungen zu tun hat?
Und auch "aufmerksamkeitsgeile" findet man unter den typischen MB Opfern mit PTBS sehr viele.
Auf dem Manipulieren wird ja gerne rumgeritten, allerdings machen das alle Menschen, auch die Gesunden, mit dem Unterschied dass das bei Störungen oft unbewusst automatisch abläuft und somit oft gar nicht so manipulativ ist, wie es wirkt.
Einige Therapeuten scheinen inzwischen ja vermehrt die Diagnose k.PTBS statt Borderline zu vergeben um die Patienten eben nicht so zu stigmatiseren, bei mir steht auch Beides im Verdacht, weils einfach fast identisch ist.
Und auch "aufmerksamkeitsgeile" findet man unter den typischen MB Opfern mit PTBS sehr viele.
Auf dem Manipulieren wird ja gerne rumgeritten, allerdings machen das alle Menschen, auch die Gesunden, mit dem Unterschied dass das bei Störungen oft unbewusst automatisch abläuft und somit oft gar nicht so manipulativ ist, wie es wirkt.
Einige Therapeuten scheinen inzwischen ja vermehrt die Diagnose k.PTBS statt Borderline zu vergeben um die Patienten eben nicht so zu stigmatiseren, bei mir steht auch Beides im Verdacht, weils einfach fast identisch ist.
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Jeder manipuliert, aber wer mal mit mehreren Borderlinern auf ner Station war weiß, dass das da anders abläuft. Das ist meine Erfahrung mit Borderline. Deine kann ja anders sein.
Eben das ist mir ebenso aufgefallen. Nicht alle waren manipulativ (wobei man selbst ja auch leicht verkennen kann, WIE manipulativ man selbst sein kann), nicht alle waren aufmerksamkeitsgeil. Aber so einige waren das (ich selbst kann auch manipulativ sein und mir macht das durchaus Angst, da ich es schlecht einschätzen kann - meinem Mann nach muss ich mir aber nicht allzu große Sorgen machen, es sei nicht schlimm oder ausgeprägt).
Bei den meisten musste ich dann auch Abstand halten. Damals als Jugendliche war es fast wie ein geheimer Club - wir haben uns in der Jugendpsychiatrie unsere Narben gezeigt wie Auszeichnungen, die ansonsten da draußen versteckt werden.
Nun kann man darin sich festfahren, was supereinfach ist, denn mit der Symptomatik ist es eben leicht, die Krankheit zur Identität zu erklären. Wer ist man denn sonst? Sich selbst neu kennenzulernen und schädigende Verhaltensweisen zu umgehen und vllt gar aufzulösen, ist anstrengend.
Man bleibt aber nicht in der Zeit stecken und wenn erwachsene Menschen jenseits der 25 stolz seine Narben vorzeigt, ohne Rücksicht seinen gesamten emotionalen Müll auf andere abwirft (ohne das verharmlosen zu wollen, es besteht ja bei allen, die ich da kennengelernt habe, ein Leidensdruck, der sich da entlädt) oder zur Selbstbestätigung es noch braucht, 10 verschiedenen Mädels die selbe Schnulz-SMS zu schicken - naja, dann ist das ein Verhalten, das andere eben auch belastet. Ist ja nicht jeder Therapeut/Psychologe/Psychiater und kann sich davon abgrenzen, während gleichzeitig Hilfestellung gegeben wird, die die Außenwelt nicht einfach so liefern kann. Noch schlimmer bei Personen, die selbst gewaltige Päckchen mit sich tragen.
Und das ist es, was mich vor Borderlinern und generell dem Stempel flüchten lässt.
Bei den meisten musste ich dann auch Abstand halten. Damals als Jugendliche war es fast wie ein geheimer Club - wir haben uns in der Jugendpsychiatrie unsere Narben gezeigt wie Auszeichnungen, die ansonsten da draußen versteckt werden.
Nun kann man darin sich festfahren, was supereinfach ist, denn mit der Symptomatik ist es eben leicht, die Krankheit zur Identität zu erklären. Wer ist man denn sonst? Sich selbst neu kennenzulernen und schädigende Verhaltensweisen zu umgehen und vllt gar aufzulösen, ist anstrengend.
Man bleibt aber nicht in der Zeit stecken und wenn erwachsene Menschen jenseits der 25 stolz seine Narben vorzeigt, ohne Rücksicht seinen gesamten emotionalen Müll auf andere abwirft (ohne das verharmlosen zu wollen, es besteht ja bei allen, die ich da kennengelernt habe, ein Leidensdruck, der sich da entlädt) oder zur Selbstbestätigung es noch braucht, 10 verschiedenen Mädels die selbe Schnulz-SMS zu schicken - naja, dann ist das ein Verhalten, das andere eben auch belastet. Ist ja nicht jeder Therapeut/Psychologe/Psychiater und kann sich davon abgrenzen, während gleichzeitig Hilfestellung gegeben wird, die die Außenwelt nicht einfach so liefern kann. Noch schlimmer bei Personen, die selbst gewaltige Päckchen mit sich tragen.
Und das ist es, was mich vor Borderlinern und generell dem Stempel flüchten lässt.
Das ist ja krass! Hast du mal (schlechte) Erfahrungen mit einer Frau mit solcher Optik, die dann auch Borderliner war, gemacht, oder wie kommt es, dass du da direkt auf Borderline schliesst?Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 16:44 wenn ich unterwegs junge Frauen sehe die zb ein sehr auffälliges, buntes Styling haben, vielleicht noch Piercings dazu, evtl übergewichtig, dann ploppt die Schublade sofort auf "könnte bestimmt eine nervige Borderlinerin sein".
(Ich würde so ein Aussehen eher assozieieren mit "Naja, spätpubertäre Geltungssucht, lass sie mal erwachsen werden, und ein bisschen dünner werden, dann muss sie sich nicht wie ein bunter Vogel zurecht machen, um vom Gewicht abzulenken". Ist auch nicht besser, ich weiss)
Uff. Das ist heftig. Und so gar nicht richtig.Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 16:44Dieses Denken habe ich eben erst nach den ganzen Beschreibungen entwickelt, wo Borderliner von Therapeuten als dumm, lernunfähig, egoistisch, ungepflegt usw beschrieben werden.
Wenn ich das lese, bin ich froh, jetzt einen Therapeuten zu haben, der alle Menschen mit egal welchen Persönlichkeitsstörungen und sogar einer Suchterkrankung mit Respekt behandelt.
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Dass Borderliner diese Optik haben, hatte ich eben auch als typisches Klischee gelesen und kann ich zum Teil bestätigen, bei anderen und auch bei mir selbst. Ich wusste damals gar nicht dass das charakteristisch ist und fand das im Nachhinein ziemlich beschämend dass irgendwie alles was man ist, nur Symptome und typische Klischees sind.
Heute versuche ich eher genau dem Gegenteil zu entsprechen, dass man nicht so wirklich eine Identität hat, kenne ich daher sehr gut, ich habe auch überwiegend das Gefühl nur aus Symptomen zu bestehen und eigentlich nichts eigenes zu haben.
Ich glaube Therapeuten die sich tatsächlich gerne mit Borderlinern befassen sind eher selten, dort gilt man ja als "Therapeutenkiller", vor vielen Jahren wollte ich mal den Versuch starten eine Therapie zu machen und man hat am Telefon genau gemerkt dass es evtl Kapazitäten für freie Plätze gäbe, aber sobald das Wort Borderline fiel, hieß es "vielleicht lieber mal bei Kollegen nachfragen"^^ Ist natürlich besser ein Therapeut lehnt einen ab, als dass er einen mit unterschwelliger Aggression behandelt, aber war eben trotzdem prägend, so dass ich heute eher Therapeuten in eine Schublade stecke und sie nicht mehr für vertrauenswürdig halte^^
Heute versuche ich eher genau dem Gegenteil zu entsprechen, dass man nicht so wirklich eine Identität hat, kenne ich daher sehr gut, ich habe auch überwiegend das Gefühl nur aus Symptomen zu bestehen und eigentlich nichts eigenes zu haben.
Ich glaube Therapeuten die sich tatsächlich gerne mit Borderlinern befassen sind eher selten, dort gilt man ja als "Therapeutenkiller", vor vielen Jahren wollte ich mal den Versuch starten eine Therapie zu machen und man hat am Telefon genau gemerkt dass es evtl Kapazitäten für freie Plätze gäbe, aber sobald das Wort Borderline fiel, hieß es "vielleicht lieber mal bei Kollegen nachfragen"^^ Ist natürlich besser ein Therapeut lehnt einen ab, als dass er einen mit unterschwelliger Aggression behandelt, aber war eben trotzdem prägend, so dass ich heute eher Therapeuten in eine Schublade stecke und sie nicht mehr für vertrauenswürdig halte^^
Darf ich fragen, wo du das gelesen hast? Finde ich schon sehr erschreckend, dass eine bestimmte Optik/Körperform ein Anzeiger für eine bestimmte Krankheit sein soll.Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00 Dass Borderliner diese Optik haben, hatte ich eben auch als typisches Klischee gelesen
Ich muss nochmal nachfragen, weil ich nicht sicher bin, ob ich dich richtig verstanden habe: Dick sein, bunte Aufmachung und Piercing sind charakteristisch für Borderline?Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00Ich wusste damals gar nicht dass das charakteristisch ist
Naja, ist ja auch ein bisschen das, was man draus macht...Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00 und fand das im Nachhinein ziemlich beschämend dass irgendwie alles was man ist, nur Symptome und typische Klischees sind.
Ist das nicht anstrengend, sich dem Gegenteil zu unterwerfen, weil man nicht dem Klischee (das man tatsächlich erfüllt) entsprechen will? Und wer weiss, welche Klischees und Vorurteile bei diesem Gegenteil vorherrschen?Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00Heute versuche ich eher genau dem Gegenteil zu entsprechen, dass man nicht so wirklich eine Identität hat, kenne ich daher sehr gut, ich habe auch überwiegend das Gefühl nur aus Symptomen zu bestehen und eigentlich nichts eigenes zu haben.
Ich hab 2 gehabt, die sich offenbar gerne und ausgiebig mit Borderline befassen. Der eine hat das sogar als "Lieblingsstörung", wenn ich seine Bücher und Magazine richtig deute. Der schreibt auch Artikel für Fachzeitschriften darüber und hält Vorträge.Kieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00Ich glaube Therapeuten die sich tatsächlich gerne mit Borderlinern befassen sind eher selten,
Na, die haben ja auch alle mindestens eine Macke, und Klischees erfüllen die auch sehr gerneKieselberg hat geschrieben: ↑Mi., 27.09.2017, 19:00so dass ich heute eher Therapeuten in eine Schublade stecke und sie nicht mehr für vertrauenswürdig halte^^
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