Fit mit Borderline - Formen der Wahrnehmung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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thomas82
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Fit mit Borderline - Formen der Wahrnehmung

Beitrag Mo., 26.11.2007, 18:12

Möchte zuerst einmal darauf hinweisen das Borderline keine Krankheit ist, sondern ein Wunderwerk der Natur.

Wenn wir in frühen Kindheitsjahren mit Situationen konfrontiert werden, denen wir als besonders neugeborenes Kind nicht gewachsen sind, z.B.: von der Mutter verlassen werden usw. entstehet für uns als Kleinkind eine Todesangst, an der wir sterben würden. Da glücklicherweise die Natur und das Leben anpassungsfähig und auf überleben programmiert sind, wird ein Teil von unserem Gehirn so verändert dass sich auch die Wahrnehmung ändert. Somit nimmt das Kind keine Angst mehr wahr und wird dadurch überlebensfähig. Das Schwarz- und Weißdenken ist geboren.

Durch die veränderte Wahrnehmung entsteht ein anderes Bild der Situation und es kommt zur unverständlichen Reaktion. Wenn sich Menschen nicht verstehen, trennen sie sich häufig oder meiden mitunter den Kontakt miteinander. So kommt es oft, dass Borderline-Menschen wenig soziale Kontakte haben und sich dadurch verlassen und nicht verstanden fühlen, bzw. werden.
Wenn man nicht verstanden und verlassen wird kommt es oft zu Depressionen, Ängsten und fehlendem Selbstbewustsein. Ein Teufelskreis der die betroffene Person oft verschlingt. Es kommt zur deutlichen Abgrenzung der Welt und sich selber.

Oft reißt man sich dann immer wieder zusammen um dann wieder auf ein neues entteuscht zu werden und in ein tiefes Loch zu fallen. Ein ewiges auf und ab, mit Hoffnung und Schmerz.

Um mit Borderline ein glücklisches und erfülltes Leben zu haben, muss man die Wahrnehmungsveränderung verstehen können, ihr bewußt werden und lernen sie in Situationen zu berücksichtigen. Wie bei einer Kontaktlinse.

Bei vollem Vertändnis kommt es dann oft zur Heilung.

Arbeite derzeit an möglichen Therapiemethoden im Selbstversuch. In meinem nächsten Beitrag werde ich dann meine Erfahrungen veröffentlichen.

Bin sehr zuversichtlich.

Grüße Thomas

P.S.: Bin 25Jahre und Borderliner, ihr könnt mir gerne PM's schicken

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hoellen_reiter
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Beitrag Mo., 26.11.2007, 19:00

Sehr gut!

Etwas positives aus der schwierigen Situation ziehen... oder sagen wir so: das Potential zu nutzen was man hat... egal was es für ein Potential ist... und es ins Positive zu bringen und positiv zu nutzen ist ganz in meinem Sinne!


Dies sind nur meine Hilflosen Worte um etwas ganz persönliches und auszudrücken.

Ich z.B. habe niemals ein wirklich enges Verhältnis zu meiner Mutter aufbauen können.
Wie weit ich unter dem Borderline-Syndrom leide ist für mich schwer zu sagen. Doch ich zeige deutliche Symptome dieses und außerdem habe ich viel mit Menschen zu tun die dieses Syndrom ganz eindeutig haben.
Es spielt in verschiedener Hinsicht eine große Rolle in meinem Leben!

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thomas82
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Beitrag Mo., 26.11.2007, 21:25

Ich z.B. habe niemals ein wirklich enges Verhältnis zu meiner Mutter aufbauen können.
Das Verhältnis zu meinem Vater war auch sehr entfernt. Ich konnte mich ihm einfach nicht öffnen. Hatte Angst davor und es war mir unangenehm, obwohl es keinen Grund dafür gab.

Seitdem es mir bewußt ist Borderline zu haben und ich die Funktionsweise der Krankheit besser verstehen kann, wird mir somanches klar, was bis jetzt für mich unverständlich war.

Ich konnte oft die Reaktionen der Menschen um mich herum nicht verstehen, doch jetzt ist es wie ein Kreuzworträtsel das sich immer mehr auflöst.

Mir läuft es jetzt immer besser in sozialen Kontakten, denn es entsteht mehr Verständnis für meine Mitmenschen. Mein Wahrnehmungshorizont erweitert sich wieder.

Vieleicht werden ja Teile im limbischen System wieder aktiv, oder verknüpft miteinander. Glaube auf jeden Fall an eine Heilung.

Keep smiling

Thomas

P.S.:Gibt es Stoffe die therapeutisch/stimmulierend auf das limbische System wirken und die in Verbindung mit einer Therapie Erfolg bringen können?

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hoellen_reiter
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Beitrag Di., 27.11.2007, 12:59

So spontan würde ich sagen versuch es ohne Medikation. Aber das ist halt nur meine Kleine Meinung.
Eine gute Psychoanalyse, am besten mit Gruppe, bringt sehr viel!

Bei mir auch!

Zu meinem Vater hatte ich ein sehr distanziertes und schwieriges Verhältnis.... und seit einigen Jahren ist er tot...

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some_diffrend
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 10:29

Viel Erfolg mit deiner Eigentherapie!

Bin mit meiner Eigentherapie auch weiter gekommen, als mit einigen Therapeuten.
Nur sind im Augenblick zu viele Sachen zusammen gekommen und ich versuche es von neuem mit einer Therapie.

some_diffrend
Träume sind nicht unerreich bar. Du mußt nur den Weg finden um sie zu realisieren!

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Gärtnerin
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 18:41

thomas82 hat geschrieben:Möchte zuerst einmal darauf hinweisen das Borderline keine Krankheit ist, sondern ein Wunderwerk der Natur.
Thomas, danke für diesen Satz.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 00:47

thomas82 hat geschrieben:Möchte zuerst einmal darauf hinweisen das Borderline keine Krankheit ist, sondern ein Wunderwerk der Natur.
Vieles in unserem Leben ist ein "Wunderwerk der Natur"...

Häufig handelt es sich bei der entsprechenden Wahrnehmung schlicht um eine Frage des Blickwinkels.

Im speziellen Fall von "Borderline" dürften die meisten Angehörigen und Partner halt mitunter größere Schwierigkeiten mit dem "Wunderwerk" und dem passenden Blickwinkel haben...

Als Therapeut, der immer wieder auch mit Partnern und Angehörigen von BorderlinerInnen zu tun hat, sehe ich mich veranlasst, auch auf diesen Aspekt ein ganz klein wenig hinzuweisen. Ein gutes Selbstwertgefühl ist absolut wichtig, besonders für BorderlinerInnen, sollte aber nicht dazu führen, dass dadurch die Kollateralschäden, die mit dem "Wunderwerk" zumeist verbunden sind, ausgeblendet bzw. negiert werden.

Freundliche Grüße,
Richard L. Fellner

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 20:51

@ Herr Fellner:

Ich finde auch, dass Borderline eine glänzende Leistung des Gehirns ist, wenn man überlegt, was so ein Baby, Kleinkind, Kind im Vorschulalter oder auch das noch ältere Kind für Möglichkeiten hat, sich zu schützen.

Scheinbar ist es die beste Lösung, die das Gehirn auf diesen jeweiligen Entwicklungsstufen finden kann. Es ist eine Überlebensstratgie und jedenfalls eine sehr komplexe Leistung.

Das war die Entwicklung der Atombombe aber auch. Und zu der Zeit, als sich Albert Einstein sich für ihren Bau und ihren Einsatz in Japan stark machte, glaubte er auch, dass es keine bessere Lösung gab. Und angesichts dessen, dass zu erwarten war, dass Deutschland ebenfalls sehr bald in der Lage sein würde, eine zu bauen, war es vielleicht wirklich die "noch beste Lösung". Was wäre gewesen, wenn Hilter zuerst eine Atombombe zur Verfügung gehabt hätte???

Insofern: Borderline ist und bleibt eine Katastophe, wenn auch eine geniale.

Aber bei allem Respekt, Herr Fellner, möchte auch ich hier gerne was relativieren und differenter betrachten:

Wieviele BorderlinerInnen haben sie kennengelernt, die in einer intakten Familie unter völlig gesunden Menschen aufgewachsen wären?

Wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann ist Borderline viel, viel häufiger der Kollateralschaden, den die Angehörigen angerichtet haben. Und sie beschweren sich, jammern und baden im Selbstmitleid, wenn der Bummerang, den sie ursprünglich geworfen haben, dann wieder bei ihnen ankommt und ihnen von hinten an den Schädel knallt.

Das ist sicherlich keine schöne Erfahrung für diese Leute, aber doch eine sehr verdiente und vor allem eine selbst verschuldete. Was die Ursprungsfamilien angeht, muss ich sagen, hält sich mein Mitleid doch sehr in Grenzen.

Wer allerdings das Pech hat, dann als Außenstehender das Elend der BL-Erkrankung "mit"-abzukriegen, ist natürlich ein armes Schwein.

Für mich selbst - als diagnsotizierte BL (allerdings nicht unumstrittene Diagnose) - kann ich es nicht bestätigen, dass andere neue Menschen mit mir jemals irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht hätten. Wenn es irgendwo hoch herging, dann in den Täterbeziehungen. Ich war so frei, diese Leute zur Rechenschaft zu ziehen.

Mit anderen Menschen habe ich hingegen keine Probleme, warum auch, sie haben mir ja nichts getan, freilich bin ich sehr vorsichtig, mit wem ich mich einlasse.

Ich höre immer wieder, dass andere BLr nicht trennen können zwischen dem, was ursprünglich war und dem Jetzt und dass sie sich dann auch gegenüber Unbeteiligten extrem schädigend verhalten.

Aber mir ist das fremd und zwar völlig. Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das, wenn Sie hier schon für ein differenzierteres Bild sorgen wollen, dann auch erwähnen würden, dass es durchaus Borderliner gibt, die sich völlig adäquat in neuen Beziehungen verhalten können.

Und da bin ich nicht die Einzige.

Gewalterfahrungen wirken auf jeden Menschen anders. Manche wiederholen einfach ihre Biographie und andere werden zu hochsensiblen grenzachtenden Menschen.

Es gibt sie sehr wohl, die lieben, reflektierten, kritikfähigen und lernfähigen sanften Borderliner.

Und es gibt gar nicht wenige Borderliner, die ihre Geschichte genauso handhaben wie ich das getan habe: Pflichterfüllung und Anpassung an die Wünsche anderer bis zur Selbstaufgabe und als das auch nicht funktioniert hat: totaler Rückzug.

Es gibt durchaus Borderliner, die andere gar nicht mit reinziehen, weil sie einfach gar keine Beziehungen mehr eingehen vor lauter Angst vor den Menschen. Ich war lange so. Und ich hab' die Zeche fast ganz allein gezahlt für das verantwortungslose Verhalten meiner Eltern. Das ist auch Borderline, ganz alleine zu bleiben und sich dann irgendwann umzubringen. Oft ist man so allein, dass sie die Leiche erst finden würden, wenn's zur Wohnung vom Verwesungsgestank rausstinkt. Das ist auch Borderline, nicht nur andere verletzen ist Borderline. Extrem verletzt worden zu sein, ist Borderline hauptsächlich.

Meist finden sich im Umfeld von Borderlinern noch viel größere Monster als das angebliche Borderline-Monster! Das sollte man fairerweise auch dazu sagen.

Finden Sie nicht?

GLG

ausgefuchst

PS Ich hab's satt, mir den schwarzen Peter zuschieben zu lassen, dafür, dass ich kaputt gemacht worden bin, dass mein Leben versaut und verpfuscht wurde und ich jeden Tag leiden und verzichten muss. Meine Mutter jammert bei ihrem Psychiater auch durch 10 Türen, weil sie so eine Tochter haben muss. Ja, dass sie mich für einen Stapel Brennholz verkauft und verraten hat, sagt sie dem guten Mann dort nie.

Was denken Sie, Herr Fellner, wie ehrlich ihre Borderline-Angehörigen mit dem Schaden zu Ihnen sind?

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Hamna
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:05

R.L.Fellner hat geschrieben:Ein gutes Selbstwertgefühl ist absolut wichtig, besonders für BorderlinerInnen, sollte aber nicht dazu führen, dass dadurch die Kollateralschäden, die mit dem "Wunderwerk" zumeist verbunden sind, ausgeblendet bzw. negiert werden.
Wie überaus befremdlich!

Wikipedia:
Der militärische Fachbegriff Begleitschaden oder Kollateralschaden (von englisch collateral damage; aus dem Lateinischen collateralis für seitlich oder benachbart) bezeichnet in der räumlichen Umgebung eines Ziels entstehende Schäden aller Art durch ungenauen oder überdimensionierten Waffeneinsatz bei nicht-zivilen Aktionen.

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:13

Ich finde es überhaupt nicht befremdlich, diese Dinge mit "Kollateralschaden" zu bezeichnen.

Ganz im Gegenteil: Es ist eine hervorragende und sehr treffende Beschreibung!

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Hamna
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:17

ausgefuchst hat geschrieben:Ich finde es überhaupt nicht befremdlich, diese Dinge mit "Kollateralschaden" zu bezeichnen.

Ganz im Gegenteil: Es ist eine hervorragende und sehr treffende Beschreibung!
Das ist deine Sache!

Ich finde es immer befremdlich, militärische Fachbegriffe zu verwenden, wo sie nicht hingehören!

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Jesusechse
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Beitrag Fr., 29.01.2010, 22:45

Jaaa, das ist meine Sache.

ausgefuchst

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