Hallo,
ich habe da mal eine Frage an euch. Das belastet mich schon seit meiner letzten Therapie Sitzung, in der mein Therapeut schlicht weg wissen wollte, wie ich denn so meine Kindheit erlebt habe. Als ich ihm keine klare Aussage darüber geben konnte, ob sie nun Gut oder schlecht war meinte er ich solle einfach mal drauf los reden und sagen was mir so einfällt.
Natürlich wusste ich im Vorfeld, dass dieses Thema irgendwann mal zum Tragen kommen würde. Bisher hat mich nur noch kein Psychiater danach gefragt. Aber ich konnte früher schlichtweg nichts bis kaum etwas in dieser Zeit ausfindig machen, was auf meine jetzigen Probleme hindeutet. Bis ich einige Bücher gelesen habe (Ich hasse dich, verlass mich nicht und Zerissen zwischen Extremen). In Schilderungen aus diesem Buch konnte ich mich so gut wieder erkennen, dass plötzlich doch wieder gewisse Erinnerungen und Bilder hochkamen. Und davon habe ich ihm dann erzählt (Bitte nicht falsch verstehen, es waren nicht die Geschichten aus dem Buch die ich wiedergegeben habe, sondern das, was in mir hochkam, als die Gefühle und Situationen anschließend analysiert wurden).
Nun ist es so, ich kann mich mit diesen "Erinnerungen" nicht so wirklich anfreunden. Irgendwie ist es so, als wären sie gar nicht meine, als würde ich sie nur "erfinden" oder mir "zurecht spinnen". Auf der Anderen Seite frage ich mich natürlich schon, wenn ich mir das alles nur einbilde, warum kann ich mich dann plötzlich so gut, auch an Details erinnern, wie einzelne Personen oder Gegenständen.
Ich fühl mich danach manchmal, als hätte ich beim erzählen schlicht weg gelogen. Ich suche immer wieder Wege, mir selbst zu beweisen, dass das nicht so ist. Und finde sie auch. Nur dann frage ich mich wieder, könnte es nicht auch sein, dass ich mir diese Zusammenhänge nur einbilde?
Kann es sein, dass da wirklich gewisse Erinnerungen, Gefühle so weit abgespalten sind, dass ich schlichtweg nicht in der Lage bin, diese Erinnerungen als meine Eigenen anzuerkennen? Kennt jemand vielleicht sogar diese Gefühl?
Danke schonmal für eure Antworten.
Grüße,
black-soul
Abspaltung der Kindheit (Borderline)
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Ja, das ist durchaus möglich. Ist eine Schutzreaktion (vielleicht aufgrund Traumatisierungen) dass du dich nur schwer erinnern kannst und die Erinnerungen, dir dann ganz unwirklich oder fremd vorkommen. Das ist eine Schutzmaßnahme deines Unterbewusstseins. Mir kommen Erinnerungen auch immer irreal vor, ich weiß zwar dass ich das erlebt habe, aber es kommt mir nicht so vor. Eher wie ein Traum.
Hallo black-soul,
ja, ich kann all das nachvollziehen. Das Fehlen einer Erinnerung gehört eher in den Bereich der Dissoziation. Man versucht, sich vor Qualen oder Verletzungen zu schützen und "beamt" sich während des Traumas weg und kann sich später oft gar nicht mehr daran erinnern. Oder alles ist diffus und neblig.
Wenn Du das Gefühl hast, Du hättest "fremde" Erinnerungen, die nicht zu Dir gehören, obwohl Du eigentlich weißt, wer "Du" bist, dann gehört es wohl eher zum Symptom der Depersonalisation. Also eine gestörte Ich-Wahrnehmung.
Wenn Du Dich während eines erlebten Traumas total abschottest - weil Du die Situation nicht ertragen kannst - kommt es oft vor, dass Du Dich im Ganzen nicht erinnern kannst, aber auch manchmal für Dich extrem klare, detallierte Erinnerungen hast. Das ist alles so ein riesengroßes Gebiet! Und jeder hat ein individuelles Erleben.
Wenn Du spezielle Fragen hst, dann frag einfach. Ich werde versuchen, so gut wie möglich darauf zu antworten.
Liebe Grüße,
Mia Luna
ja, ich kann all das nachvollziehen. Das Fehlen einer Erinnerung gehört eher in den Bereich der Dissoziation. Man versucht, sich vor Qualen oder Verletzungen zu schützen und "beamt" sich während des Traumas weg und kann sich später oft gar nicht mehr daran erinnern. Oder alles ist diffus und neblig.
Wenn Du das Gefühl hast, Du hättest "fremde" Erinnerungen, die nicht zu Dir gehören, obwohl Du eigentlich weißt, wer "Du" bist, dann gehört es wohl eher zum Symptom der Depersonalisation. Also eine gestörte Ich-Wahrnehmung.
Wenn Du Dich während eines erlebten Traumas total abschottest - weil Du die Situation nicht ertragen kannst - kommt es oft vor, dass Du Dich im Ganzen nicht erinnern kannst, aber auch manchmal für Dich extrem klare, detallierte Erinnerungen hast. Das ist alles so ein riesengroßes Gebiet! Und jeder hat ein individuelles Erleben.
Wenn Du spezielle Fragen hst, dann frag einfach. Ich werde versuchen, so gut wie möglich darauf zu antworten.
Liebe Grüße,
Mia Luna
"Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis."
(Edgar Alan Poe)
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Danke für eure Antworten,
das ist wirklich eine Sache die mich sehr belastet, vor allem weil ich sowieso sehr unsicher bin.
Ich habe öfter das Gefühl dass Dinge (auch wenn sie erst vor wenigen Minuten passiert sind) gar nicht mir passiert sind,
sonder irgendwie, naja jemand anderem. Das geht zum Beispiel soweit, dass ich ein oder zweimal wieder zurück an mein Auto gehe um es noch ein weiteres mal abzuschließen, einfach um mehr Bilder im Kopf zu haben wie genau ich das Auto abgeschlossen habe. Je mehr Informationen von ein und der Selben Sache, desto sicherer fühle ich mich.
Leider (oder Gott sei Dank) ist das bei Erinnerungen die schon ziemlich lange her sind so ein Problem mit dem wiederholen.
Aber da ich jetzt weiß, dass sowas durchaus passiert, und ich nicht der einzige bin dem es so geht bin ich schonmal beruhigter. Ich werde wohl einfach lernen müssen, dass das was in meinem Kopf ist nicht von ungefähr kommt, sondern durchaus seine wahren Wurzeln hat, sonst wäre es ja nicht da.
Wenn ihr diese Gefühl kennt, wie geht ihr so damit um?
Grüße,
black-soul
das ist wirklich eine Sache die mich sehr belastet, vor allem weil ich sowieso sehr unsicher bin.
Ich habe öfter das Gefühl dass Dinge (auch wenn sie erst vor wenigen Minuten passiert sind) gar nicht mir passiert sind,
sonder irgendwie, naja jemand anderem. Das geht zum Beispiel soweit, dass ich ein oder zweimal wieder zurück an mein Auto gehe um es noch ein weiteres mal abzuschließen, einfach um mehr Bilder im Kopf zu haben wie genau ich das Auto abgeschlossen habe. Je mehr Informationen von ein und der Selben Sache, desto sicherer fühle ich mich.
Leider (oder Gott sei Dank) ist das bei Erinnerungen die schon ziemlich lange her sind so ein Problem mit dem wiederholen.
Aber da ich jetzt weiß, dass sowas durchaus passiert, und ich nicht der einzige bin dem es so geht bin ich schonmal beruhigter. Ich werde wohl einfach lernen müssen, dass das was in meinem Kopf ist nicht von ungefähr kommt, sondern durchaus seine wahren Wurzeln hat, sonst wäre es ja nicht da.
Wenn ihr diese Gefühl kennt, wie geht ihr so damit um?
Grüße,
black-soul
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Hallo black-soul,
ich verstehe sehr gut, dass Dich das belastet. Ich leide ja genauso darunter und auch Dust sagt das. Also bist Du wirklich nicht alleine
Tja, wie gehe ich damit um... das ist eine echt schwere Frage. Meistens versuche ich einfach nur da durch zu kommen. ich fühle mich oft außerstande, irgendetwas Vernünftiges zu tun, wenn ich in dieser Lage bin. Manchmal mache ich für mich einen Realitäts-Check: Also sozusagen Deinen Körper abchecken, so wie "Beine? Wacklig. Ok. Bauch? Kribbelt und muss gleich kotzen. Ok, weiter..." So ungefähr. Das hilft Dir, ein bisschen zu Dir selbst zu finden in solch einer Situation.
Was die Erinnerungen betrifft: ich schreibe schon seit ich sieben bin Tagebuch. So kann ich oft mal nachsehen, ob dieses oder jenes wirklich so war oder ich mich nur falsch erinnere. Es ist aber meistens so, dass fast alles wirklich passiert ist, auch wenn es sich für mich traumähnlich anfühlt. Vertraue da ein bisschen Deiner Intuition. Wenn Du solche Erinnerungen hast, dann schreibe sie doch einfach mal auf. Schon dann bekommt man einen anderen Bezug dazu. Vielleicht hilft es Dir.
Ich wünsche Dir eine bessere Zeit,
Liebe Grüße,
Mia Luna
ich verstehe sehr gut, dass Dich das belastet. Ich leide ja genauso darunter und auch Dust sagt das. Also bist Du wirklich nicht alleine
Tja, wie gehe ich damit um... das ist eine echt schwere Frage. Meistens versuche ich einfach nur da durch zu kommen. ich fühle mich oft außerstande, irgendetwas Vernünftiges zu tun, wenn ich in dieser Lage bin. Manchmal mache ich für mich einen Realitäts-Check: Also sozusagen Deinen Körper abchecken, so wie "Beine? Wacklig. Ok. Bauch? Kribbelt und muss gleich kotzen. Ok, weiter..." So ungefähr. Das hilft Dir, ein bisschen zu Dir selbst zu finden in solch einer Situation.
Was die Erinnerungen betrifft: ich schreibe schon seit ich sieben bin Tagebuch. So kann ich oft mal nachsehen, ob dieses oder jenes wirklich so war oder ich mich nur falsch erinnere. Es ist aber meistens so, dass fast alles wirklich passiert ist, auch wenn es sich für mich traumähnlich anfühlt. Vertraue da ein bisschen Deiner Intuition. Wenn Du solche Erinnerungen hast, dann schreibe sie doch einfach mal auf. Schon dann bekommt man einen anderen Bezug dazu. Vielleicht hilft es Dir.
Ich wünsche Dir eine bessere Zeit,
Liebe Grüße,
Mia Luna
"Nicht in der Erkenntnis liegt das Glück, sondern im Erwerben der Erkenntnis."
(Edgar Alan Poe)
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Ja - es kann sein, es ist sogar in gewisser Weise die Regel: die "Amnesie der Kindheit" betrifft fast alle von uns. Wir erinnern uns, obschon so wichtige und dramatische Ereignisse sich abspielen, an so gut wie nichts mehr. Was uns in bewußter Erinnerung bleibt, sind meist nur "romantische Belanglosigkeiten" von der "schönen Kindheit".
Insbesondere traumatische Ereignisse werden von Kindern nur allzu häufig vollkommen verdrängt - ich selbst hatte einen sexuellen Mißbrauch durch meine leibliche Mutter 40 Jahre lang verdrängt.
Wie das funktioniert, steht u.a. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismus
Insbesondere traumatische Ereignisse werden von Kindern nur allzu häufig vollkommen verdrängt - ich selbst hatte einen sexuellen Mißbrauch durch meine leibliche Mutter 40 Jahre lang verdrängt.
Wie das funktioniert, steht u.a. hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismus
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- Forums-Gruftie
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Hey black-soul,
bei den Dingen, die lange zurück liegen ist das "das war ja gar nicht ich " Gefühl sehr "eingebrannt" und dient ja auch dem Schutz deiner Selbst.
Ich habe für mich festgestellt, dass mein Schutz manchmal bricht. Dann ist es eben "da", ganz hautnah. Und das kann ich dann für mich aufschreiben. Wie es mir geht in dem Moment, aber auch was ich erinnern kann. Meist baut sich der Schutz wieder auf, und dann ist sowohl der Moment, als ich mich erinnert habe als auch die eigentliche Erinnerung wieder weit weg. Aber eben nicht (mehr) ganz weg. Und wenn ich dann lese was ich selber (handschriftlich) geschrieben habe, dann rückt es noch mal wieder mehr "zu mir ". So bekomme ich es manchmal und langsam dahin, wo es hin gehört: zu mir - aber in die Vergangenheit. Nicht in die Gegenwart. Das ist sehr mühsam und langsam, aber das erste, was für mich nun wirklich funktioniert. Reden klappt bei mir nicht so sehr, weil ich es im Nachgang dann nicht mehr als "meins " anerkenne. Da ist Schreiben besser. Für mich.
Mir persönlich ist außerdem sehr wichtig, dass ich die Gegenwart besser als "meins " im Gedächtnis behalte. Ein Weg dahin ist "Achtsamkeit " (scheitert bei mir am Alltag, oft) , aber als ich gestern so meine Fotowand im Flur ansah, da fiel mir auf, dass ich wirklich sehr, sehr viele Fotos mache mit dem Handy. Alltägliches. Und das Besondere im Alltag. Und das Besondere kommt dann auch mal ausgedruckt, zum in die Hand nehmen, vor. Und ich denke dass das eine Realisierungs-hilfe für mich ist, damit ich "lerne " meine Erinnerung auch "lebendig" zu halten. Nicht, weil ich alles fotografiere, aber das Foto ist quasi ein "Beweis ", dass ich da und dann "Dort" war, es ist ein Anker. Und den restlichen Erinnerungen traue ich dann mehr.
bei den Dingen, die lange zurück liegen ist das "das war ja gar nicht ich " Gefühl sehr "eingebrannt" und dient ja auch dem Schutz deiner Selbst.
Ich habe für mich festgestellt, dass mein Schutz manchmal bricht. Dann ist es eben "da", ganz hautnah. Und das kann ich dann für mich aufschreiben. Wie es mir geht in dem Moment, aber auch was ich erinnern kann. Meist baut sich der Schutz wieder auf, und dann ist sowohl der Moment, als ich mich erinnert habe als auch die eigentliche Erinnerung wieder weit weg. Aber eben nicht (mehr) ganz weg. Und wenn ich dann lese was ich selber (handschriftlich) geschrieben habe, dann rückt es noch mal wieder mehr "zu mir ". So bekomme ich es manchmal und langsam dahin, wo es hin gehört: zu mir - aber in die Vergangenheit. Nicht in die Gegenwart. Das ist sehr mühsam und langsam, aber das erste, was für mich nun wirklich funktioniert. Reden klappt bei mir nicht so sehr, weil ich es im Nachgang dann nicht mehr als "meins " anerkenne. Da ist Schreiben besser. Für mich.
Mir persönlich ist außerdem sehr wichtig, dass ich die Gegenwart besser als "meins " im Gedächtnis behalte. Ein Weg dahin ist "Achtsamkeit " (scheitert bei mir am Alltag, oft) , aber als ich gestern so meine Fotowand im Flur ansah, da fiel mir auf, dass ich wirklich sehr, sehr viele Fotos mache mit dem Handy. Alltägliches. Und das Besondere im Alltag. Und das Besondere kommt dann auch mal ausgedruckt, zum in die Hand nehmen, vor. Und ich denke dass das eine Realisierungs-hilfe für mich ist, damit ich "lerne " meine Erinnerung auch "lebendig" zu halten. Nicht, weil ich alles fotografiere, aber das Foto ist quasi ein "Beweis ", dass ich da und dann "Dort" war, es ist ein Anker. Und den restlichen Erinnerungen traue ich dann mehr.
Hello darkness, my old friend...
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