Unglaubliche Sehnsucht: Borderline?
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Unglaubliche Sehnsucht: Borderline?
Guten Tag,
dies ist mein erster Post hier u. ich freue mich auf den Austausch mit euch Hoffentlich schaffe ich es mich irgendwie kurz zu fassen, glaube aber fast, dass ich hier gleich ne ziemlich lange Anreihung von Worten produzieren werde.
Wie auch immer...
Tatsächlich war ich in den letzten Jahren schon öfter in therapeutischer Behandlung (inklusive Psychiatrie u therapeutischer Wohngruppe). Festgestellt wurde eine schizophrene Psychose und/oder (?) eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung. Ganz sicher ist das nicht, die Testung bestätigte aber beides. Tatsächlich kann ich mich in Beschreibungen beider Diagnosen wiederfinden (wobei ich nicht gerne erzähle, dass ich "Borderlinerin" bin, ich finde diese Diagnose noch missverständlicher und verfemter als Schizophrenie)... das ist hier aber nicht mein eigentliches Anliegen.
Ich schreibe hier, weil mich zurzeit ein ziemlich anstrengendes Gefühl verfolgt. Ich kenne diesen Zustand schon aus Teenager-Tagen. Zwar ist es heute nicht mehr ganz so intensiv, aber immer noch furchtbar genug.
Wie soll ich das beschreiben? Genau das ist mein Problem. Ich finde da kaum die richtigen Worte oder Bilder für... es ist so, vielleicht könnte man es als 'innere Leere' beschreiben. Das greift aber dann doch zu kurz.
Als würde etwas fehlen, als würde ich mich schrecklich nach etwas sehnen, nur dass ich nicht genau bestimmen kann, was es eigentlich ist. Manchmal habe ich geglaubt, es sei eine romantische Beziehung, ein Urlaub, das finden einer sinnvollen Aufgabe o. Kommunikation/Freundschaft mit Gleichgesinnten... vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach Sicherheit, sich in seiner Haut wohl fühlen u. das eigene Leben schöpferisch angehen können, nicht ohnmächtig sein.
Vielleicht spielen all diese Wünsche da mit rein: raus kommt eine immense Sehnsucht, vermischt mit einer Art Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit u. der Welt, die nicht berechenbar scheint (und es de facto wohl auch nicht). Ich möchte so unbedingt etwas erreichen, vielleicht einerseits um tatsächlich Anerkennung zu bekommen, aber auch einfach, weil ich der Meinung bin, dass ich mir einige der obigen Wünsche erfüllen könnte (Reisen beispielweise, mehr Austausch mit anderen Menschen, die sinnvolle Aufgabe).
Es ist irgendwie so wie Liebeskummer, nur, dass es kein Objekt gibt, sondern eine diffuse Vorstellung von IRGENDWAS u eine Reihe von Tagträumen. Wenn ich in diese Stimmung komme, kann es sein, dass ich regelrecht nervös, panisch und verzweifelt werde. Das ist auch der Grund, warum ich hier jetzt den Austausch suche. Ich kenne echt niemanden, der mir von einem ähnlichen Zustand berichtet hat. Vielleicht auch, weil ichs nicht genau erklären kann... :(
An sich geht es mir momentan nicht schlecht. Habe meine Psychose gut verwunden (die hat fast drei Jahre gedauert und danach war ich lange depressiv!), arbeite an der Verwirklichung meines Lebenswunsches (ich will Illustratorin werden u wusste schon als Teenie, dass ich eine gestalterische Aufgabe will), indem ich an meiner Studienbewerbung arbeite, jüngst habe ich alte Kontakte reaktiviert und denke oft an meine Freunde. Aber es stehen definitiv Veränderungen an: ich bin mir inzwischen sicher, dass ich meine fast 1,5 Jahre alte Beziehung beenden will, also muss ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen, ich will studieren und habe mich selbst verpflichtet wirklich ernsthaft an meiner Fähigkeit zu arbeiten Verantwortung für mich und meine Entscheidungen zu übernehmen.
Wahrscheinlich kommt diese Unsicherheit auch daher: ich weiß nicht, kann nicht wissen wo mich mein Leben hinträgt. Ich weiß nur, dass alles anders wird. Da ist einerseits die Hoffnung auf großartige Neuerungen, aber auch die Angst die Komfortzone des Gewohnten zu verlassen.
Diese Sehnsucht ist auch aus dem Grund schwer zu ertragen, weil ich die Gegenwart, so wie sie gerade ist, nicht wirklich wahrnehmen kann. Ich stand vorhin auf dem Balkon und dachte beim Blick auf die gegenüberliegenden Häuser: dass da so viele Menschen sind, die ich nicht kenne, die unabhängig von mir existieren, von denen ich abgeschnitten bin. Dass ich einsam bin. Ja, vielleicht sehne ich mich nach einer Art Verschmelzung. k.A.
Eine wirkliche Frage habe ich nicht, außer, ob hier jemand etwas vergleichbares kennt. Ob man es pathologisieren könnte, vll im Rahmen einer Borderline-Störung eventuell. Aber zu wissen, was man hat, bringt manchmal eben doch nur die Erkenntnis, krank oder anders als die Norm zu sein. Für mich habe ich längst entschieden, dass ich mich auf das Gute, meine Ressourcen konzentrieren will.
Falls ihr bis hier durchgehalten habt, dann danke ich euch. Es ist wohl ein verworrener Text, aber ein wenig ordnen konnte ich mich schon. Vielleicht findet ja ein Austausch statt. Das würde mich sehr freuen!
Liebe Grüße
dies ist mein erster Post hier u. ich freue mich auf den Austausch mit euch Hoffentlich schaffe ich es mich irgendwie kurz zu fassen, glaube aber fast, dass ich hier gleich ne ziemlich lange Anreihung von Worten produzieren werde.
Wie auch immer...
Tatsächlich war ich in den letzten Jahren schon öfter in therapeutischer Behandlung (inklusive Psychiatrie u therapeutischer Wohngruppe). Festgestellt wurde eine schizophrene Psychose und/oder (?) eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung. Ganz sicher ist das nicht, die Testung bestätigte aber beides. Tatsächlich kann ich mich in Beschreibungen beider Diagnosen wiederfinden (wobei ich nicht gerne erzähle, dass ich "Borderlinerin" bin, ich finde diese Diagnose noch missverständlicher und verfemter als Schizophrenie)... das ist hier aber nicht mein eigentliches Anliegen.
Ich schreibe hier, weil mich zurzeit ein ziemlich anstrengendes Gefühl verfolgt. Ich kenne diesen Zustand schon aus Teenager-Tagen. Zwar ist es heute nicht mehr ganz so intensiv, aber immer noch furchtbar genug.
Wie soll ich das beschreiben? Genau das ist mein Problem. Ich finde da kaum die richtigen Worte oder Bilder für... es ist so, vielleicht könnte man es als 'innere Leere' beschreiben. Das greift aber dann doch zu kurz.
Als würde etwas fehlen, als würde ich mich schrecklich nach etwas sehnen, nur dass ich nicht genau bestimmen kann, was es eigentlich ist. Manchmal habe ich geglaubt, es sei eine romantische Beziehung, ein Urlaub, das finden einer sinnvollen Aufgabe o. Kommunikation/Freundschaft mit Gleichgesinnten... vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach Sicherheit, sich in seiner Haut wohl fühlen u. das eigene Leben schöpferisch angehen können, nicht ohnmächtig sein.
Vielleicht spielen all diese Wünsche da mit rein: raus kommt eine immense Sehnsucht, vermischt mit einer Art Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit u. der Welt, die nicht berechenbar scheint (und es de facto wohl auch nicht). Ich möchte so unbedingt etwas erreichen, vielleicht einerseits um tatsächlich Anerkennung zu bekommen, aber auch einfach, weil ich der Meinung bin, dass ich mir einige der obigen Wünsche erfüllen könnte (Reisen beispielweise, mehr Austausch mit anderen Menschen, die sinnvolle Aufgabe).
Es ist irgendwie so wie Liebeskummer, nur, dass es kein Objekt gibt, sondern eine diffuse Vorstellung von IRGENDWAS u eine Reihe von Tagträumen. Wenn ich in diese Stimmung komme, kann es sein, dass ich regelrecht nervös, panisch und verzweifelt werde. Das ist auch der Grund, warum ich hier jetzt den Austausch suche. Ich kenne echt niemanden, der mir von einem ähnlichen Zustand berichtet hat. Vielleicht auch, weil ichs nicht genau erklären kann... :(
An sich geht es mir momentan nicht schlecht. Habe meine Psychose gut verwunden (die hat fast drei Jahre gedauert und danach war ich lange depressiv!), arbeite an der Verwirklichung meines Lebenswunsches (ich will Illustratorin werden u wusste schon als Teenie, dass ich eine gestalterische Aufgabe will), indem ich an meiner Studienbewerbung arbeite, jüngst habe ich alte Kontakte reaktiviert und denke oft an meine Freunde. Aber es stehen definitiv Veränderungen an: ich bin mir inzwischen sicher, dass ich meine fast 1,5 Jahre alte Beziehung beenden will, also muss ich aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen, ich will studieren und habe mich selbst verpflichtet wirklich ernsthaft an meiner Fähigkeit zu arbeiten Verantwortung für mich und meine Entscheidungen zu übernehmen.
Wahrscheinlich kommt diese Unsicherheit auch daher: ich weiß nicht, kann nicht wissen wo mich mein Leben hinträgt. Ich weiß nur, dass alles anders wird. Da ist einerseits die Hoffnung auf großartige Neuerungen, aber auch die Angst die Komfortzone des Gewohnten zu verlassen.
Diese Sehnsucht ist auch aus dem Grund schwer zu ertragen, weil ich die Gegenwart, so wie sie gerade ist, nicht wirklich wahrnehmen kann. Ich stand vorhin auf dem Balkon und dachte beim Blick auf die gegenüberliegenden Häuser: dass da so viele Menschen sind, die ich nicht kenne, die unabhängig von mir existieren, von denen ich abgeschnitten bin. Dass ich einsam bin. Ja, vielleicht sehne ich mich nach einer Art Verschmelzung. k.A.
Eine wirkliche Frage habe ich nicht, außer, ob hier jemand etwas vergleichbares kennt. Ob man es pathologisieren könnte, vll im Rahmen einer Borderline-Störung eventuell. Aber zu wissen, was man hat, bringt manchmal eben doch nur die Erkenntnis, krank oder anders als die Norm zu sein. Für mich habe ich längst entschieden, dass ich mich auf das Gute, meine Ressourcen konzentrieren will.
Falls ihr bis hier durchgehalten habt, dann danke ich euch. Es ist wohl ein verworrener Text, aber ein wenig ordnen konnte ich mich schon. Vielleicht findet ja ein Austausch statt. Das würde mich sehr freuen!
Liebe Grüße
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Hallo Allerleirau,
herzlich Willkommen im Forum.
Ich habe bis zum Ende durchgehalten.
Ob das, was du fühlst, irgendeine patholgische Ursache und einen "Namen" hat, kann ich dir nicht sagen. Ich glaube, dazu müsste man viele Tests durchlaufen, und dann steht es noch immer nicht 100% fest, welchen Stempel man dir auf die Stirn drücken soll.
Ist es dir wichtig einen Stempel zu haben? Brauchst du das, um innerlich ruhiger zu werden? Könntest du damit leben, dass du einfach so bist wie du bist - mit einer "unerfüllten" Sehnsucht in dir?
Gelassenheit ... und weiterleben. So schlecht lebst du ja jetzt nicht, wie du selber schreibst. Du scheinst dein Leben im Griff zu haben, und dein nächstes Ziel zu kennen.
Ist da diese Sehnsucht in dir hemmend? Beeinflusst sie stark deinen Alltag?
Weißt du, wenn ich mitten in der Stadt auf einem Balkon stehen würde, und die gegenüberliegenden Häuser betrachten täte, da kämen in mir die gleichen Gedanken hoch.
Ja, diese Menschen dort drüben, die spielen in meinem Leben keine Rolle. Die kenne ich nicht. Die haben kein "Gesicht" für mich. Und falls ich einem von diesen Menschen schon einmal auf der Straße über den Weg gelaufen bin, er/sie also ein Gesicht für mich hat, dann weiß ich trotzdem nicht, dass dieser Mensch von der Straße, genau gegenüber von mir lebt.
Ich finde, das sind ganz normale Gedanken.
Manche Menschen kennen nicht einmal die Menschen, die einen Stock über oder unter ihnen leben. Sie sind sogar von diesen abgeschnitten.
Man kann nicht mit "aller Welt" in Beziehung stehen. Wichtig ist, dass man da eine Handvoll Menschen hat, bei denen man sich geborgen fühlt. Familie, Freunde, Arbeitskollegen, ....
Mit denen gute Beziehungen zu führen, ist eh schon Aufgabe genug.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob du dir nur etwas zu viele Gedanken machst, dich zu sehr hinterfragt und ein wenig zu viel in dich hineinhörst ... oder ob es doch etwas ist, was (durch eine krankhafte Störung) mit dir "gemacht wird". (Worauf du keinen bewussten Einfluss hast)
An deiner Stelle würde ich zuerst von der harmlosen Variante ausgehen. - "Ach, ich mache mir einfach viel zu viele Gedanken! Ich analysiere da an etwas herum, wo es nichts zu analysieren gibt."
Würde dir diese "Selbstbeschwichtigung" helfen? Versuche es einmal ein paar Wochen.
Wenn du merkst, dass du dich gegen dieses Gefühl und diese Gedanken aktiv nicht wehren kannst, kann man immer noch nach einer Diagnose suchen.
Ich finde - in der Beziehung - diesen Text immer sehr gut.
herzlich Willkommen im Forum.
Allerleirau hat geschrieben: Ich stand vorhin auf dem Balkon und dachte beim Blick auf die gegenüberliegenden Häuser: dass da so viele Menschen sind, die ich nicht kenne, die unabhängig von mir existieren, von denen ich abgeschnitten bin. Dass ich einsam bin. Ja, vielleicht sehne ich mich nach einer Art Verschmelzung. k.A.
Eine wirkliche Frage habe ich nicht, außer, ob hier jemand etwas vergleichbares kennt. Ob man es pathologisieren könnte, vll im Rahmen einer Borderline-Störung eventuell.
Ich habe bis zum Ende durchgehalten.
Ob das, was du fühlst, irgendeine patholgische Ursache und einen "Namen" hat, kann ich dir nicht sagen. Ich glaube, dazu müsste man viele Tests durchlaufen, und dann steht es noch immer nicht 100% fest, welchen Stempel man dir auf die Stirn drücken soll.
Ist es dir wichtig einen Stempel zu haben? Brauchst du das, um innerlich ruhiger zu werden? Könntest du damit leben, dass du einfach so bist wie du bist - mit einer "unerfüllten" Sehnsucht in dir?
Gelassenheit ... und weiterleben. So schlecht lebst du ja jetzt nicht, wie du selber schreibst. Du scheinst dein Leben im Griff zu haben, und dein nächstes Ziel zu kennen.
Ist da diese Sehnsucht in dir hemmend? Beeinflusst sie stark deinen Alltag?
Weißt du, wenn ich mitten in der Stadt auf einem Balkon stehen würde, und die gegenüberliegenden Häuser betrachten täte, da kämen in mir die gleichen Gedanken hoch.
Ja, diese Menschen dort drüben, die spielen in meinem Leben keine Rolle. Die kenne ich nicht. Die haben kein "Gesicht" für mich. Und falls ich einem von diesen Menschen schon einmal auf der Straße über den Weg gelaufen bin, er/sie also ein Gesicht für mich hat, dann weiß ich trotzdem nicht, dass dieser Mensch von der Straße, genau gegenüber von mir lebt.
Ich finde, das sind ganz normale Gedanken.
Manche Menschen kennen nicht einmal die Menschen, die einen Stock über oder unter ihnen leben. Sie sind sogar von diesen abgeschnitten.
Man kann nicht mit "aller Welt" in Beziehung stehen. Wichtig ist, dass man da eine Handvoll Menschen hat, bei denen man sich geborgen fühlt. Familie, Freunde, Arbeitskollegen, ....
Mit denen gute Beziehungen zu führen, ist eh schon Aufgabe genug.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob du dir nur etwas zu viele Gedanken machst, dich zu sehr hinterfragt und ein wenig zu viel in dich hineinhörst ... oder ob es doch etwas ist, was (durch eine krankhafte Störung) mit dir "gemacht wird". (Worauf du keinen bewussten Einfluss hast)
An deiner Stelle würde ich zuerst von der harmlosen Variante ausgehen. - "Ach, ich mache mir einfach viel zu viele Gedanken! Ich analysiere da an etwas herum, wo es nichts zu analysieren gibt."
Würde dir diese "Selbstbeschwichtigung" helfen? Versuche es einmal ein paar Wochen.
Wenn du merkst, dass du dich gegen dieses Gefühl und diese Gedanken aktiv nicht wehren kannst, kann man immer noch nach einer Diagnose suchen.
Ich finde - in der Beziehung - diesen Text immer sehr gut.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.
*Albert Einstein*
*Albert Einstein*
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- Forums-Insider
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Huhu
Ich finde manches klingt ein wenig nach Dissoziationen.
Aber irgendwie finde ich eine Pathologisierung nicht so passend, da das glaube ich Gefühle sind, die jeder kennt. Im Portugiesischen haben wir ein Wort für die Sehnsucht, die sich nicht auf ein bestimmtes Objekt bezieht. Das Wort lautet "Saudade". Ich kann es nicht wirklich ins Deutsche übersetzen, da es dafür kein Wort in anderen Sprachen gibt. Aber ein wenig geht es in Richtung Nostalgie.
Vielleicht findest du dich ja darin wieder?
Besten Gruß
Ich finde manches klingt ein wenig nach Dissoziationen.
Aber irgendwie finde ich eine Pathologisierung nicht so passend, da das glaube ich Gefühle sind, die jeder kennt. Im Portugiesischen haben wir ein Wort für die Sehnsucht, die sich nicht auf ein bestimmtes Objekt bezieht. Das Wort lautet "Saudade". Ich kann es nicht wirklich ins Deutsche übersetzen, da es dafür kein Wort in anderen Sprachen gibt. Aber ein wenig geht es in Richtung Nostalgie.
Vielleicht findest du dich ja darin wieder?
Besten Gruß
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Hallo Allerleirau,
deine Zeilen bringen in mir etwas zum Schwingen, als ginge es um etwas mir Vertrautes. Die Frage der Diagnose lasse ich mal außen vor. Könnte es sein, dass Du Dich nach einem Leben sehnst, das ein tiefes Sich-Einlassen (auf eigene Lebenswünsche, Menschen, kreative Arbeit) beinhaltet. Dass Du aber gleichzeitig Angst hast, Dich zu verlieren? Diese Zerrissenheit kenne ich jedenfalls. Das Ergebnis ist, dass ich (gefühlt) mich allgemein eher wenig einlasse, eine allgemeine Sehnsucht nach dem Gegenteil dafür aber sehr groß ist.
Einen Ausweg habe ich leider bisher nicht gefunden aus diesem Dilemma. Es "zerreißt" mich aber grundsätzlich weniger. Ich bin im Laufe der Jahre in wenig behäbiger geworden.
deine Zeilen bringen in mir etwas zum Schwingen, als ginge es um etwas mir Vertrautes. Die Frage der Diagnose lasse ich mal außen vor. Könnte es sein, dass Du Dich nach einem Leben sehnst, das ein tiefes Sich-Einlassen (auf eigene Lebenswünsche, Menschen, kreative Arbeit) beinhaltet. Dass Du aber gleichzeitig Angst hast, Dich zu verlieren? Diese Zerrissenheit kenne ich jedenfalls. Das Ergebnis ist, dass ich (gefühlt) mich allgemein eher wenig einlasse, eine allgemeine Sehnsucht nach dem Gegenteil dafür aber sehr groß ist.
Einen Ausweg habe ich leider bisher nicht gefunden aus diesem Dilemma. Es "zerreißt" mich aber grundsätzlich weniger. Ich bin im Laufe der Jahre in wenig behäbiger geworden.
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Allerleirau hat geschrieben:Es ist irgendwie so wie Liebeskummer, nur, dass es kein Objekt gibt, sondern eine diffuse Vorstellung von IRGENDWAS
Also ich kenne das. Bei mir ist es so, dass es ein Gefühl aus meiner Kindheit ist.
Ich habe mich in meiner Kindheit nicht so richtig geborgen gefühlt und bin quasi mit permanetem Liebeskummer aufgewachsen. Auch wenn es für mich normal war ...
Ich denke jeder Mensch sehnt sich nach Liebe, Geborgenheit usw.
Bei mir mischt sich dahinein nur oft ein fast unaushaltbarer emotionaler Schmerz. Also so diese Sehnsucht die du beschreibst. Es wird aber dann dieses Gefühl aus der vergangenheit wieder reaktiviert.
Also so ist es bei mir.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.
Bären erwürgen, Metall verbiegen
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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- Beiträge: 26
Ich danke euch sehr! Ihr habt mir hier alle wichtige Ansätze geliefert.
@Feenya
Ach, du hast ja recht mit dem Stempel. Bescheuert dieses Denken in Störungen. Manchmal brauchte ich das um klar zu kommen. Wenn ich schon niemand war, dann wenigstens eine Psychotikerin oder so.
An sich besteht eine Persönlichkeit ja auch nicht aus Symptomen. Das weiß ich heute etwas besser. Wahrscheinlich ist es mit diesen unbenannten Gefühlen manchmal schwer für mich, weil ich keinen Ausdruck dafür habe. Was meinst du wie oft ich vor meinem Tagebuch saß und einfach nicht wusste, wie ich es ausdrücken könnte? Früher habe ich es einfach "Leerstelle" genannt, heute, da ich romantischer geworden bin, bezeichne ich es als Utopia. Mich selbst sehe ich dann als eine Weltreisende, die dieses Utopia auf der Karte sucht und einfach noch nicht begriffen hat, dass Utopia nur in einem selbst existiert. Oo Oder so
Im Übrigen glaube ich, dass diese Sehnsucht seltener hemmend ist. Manchmal gerate ich wirklich in Panik und verfalle in eine tiefe Verzweiflung. Das ist aber nicht die Regel, bzw. glaube ich, dass ich diese Sehnsucht auch nutzen könnte. Weißt du? Aufstehen, weil es da noch etwas zu geben scheint.
Ja, diese verdammte Gelassenheit. Ist das die Schwester von der ollen Tante Geduld? Hab das da nicht so mit. Lebe immer noch meine Sturm- und Drang-Periode aus. Hoffe ich zumindest. Es ist zumindest, so wie du es wohl andeutest, recht sinnvoll zu lernen, dass man sich selbst beschwichtigen, vielleicht sogar beruhigen kann. Es erfordert wohl eine innere Stärke, die mit der Zeit wächst. So sehe ich das.
Es ist auch gut, dass du so konkret an den Gedanken heran gehst und ich kann dir wirklich nicht widersprechen. Um unsere Omas zu zitieren: es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wir. Manchmal verlieren sehr drängende, schlimme Gedanken/Erlebnisse tatsächlich mit der Zeit ihre Bedrohlichkeit. Ich bin nämlich wirklich jemand, der sehr intensiv über vieles nachdenkt. Oft hat mir diese Eigenschaft geholfen, da ich mich selbst in Frage stellen und durch das Verstehen anderer Positionen etwas in meinem Leben richtig stellen konnte. Manchmal ist es aber auch sehr schwer für mich gewesen nicht so viel zu denken, sondern zu handeln. Konkret zu werden.
@offtheground
Dissoziation, vielleicht. Ich bin mir da nicht sicher, aber du sagst ja auch, dass eine Pathologisierung nicht passend wäre.
Interessant wie eine andere Sprache neue Bezeichnungen, Gedanken u Gefühle verändern kann. Oder?
Auf jeden Fall interessant, dass dir dieser Begriff dazu einfällt. Auch wenn ich, die eben kein Portugiesisch kann, ihn schwer einordnen kann.
Nostalgie in einer etwas abgewandelten Form spielt da tatsächlich mit hinein. Es ist nicht so, dass ich mich wirklich zurücksehne nach den alten Zeiten. Es ist nur der Wandel von Privatem und Gesellschaftlichen und eine manchmal plötzliche Erkenntnis, dass es Vieles heute so nicht mehr gibt und auch nicht mehr geben wird, die mich ab und an wehmütig macht.
Also auch ein sehr wichtiger Punkt.
@ Mondlicht
Ja, genau! Es mag so eine Art Zerissenheit sein... zumindest habe ich lange Zeit Schwierigkeiten gehabt, da ich vielen Dingen im Leben so ambivalent gegenüber stand. Heute fällt es mir etwas leichter diese Ambivalenz zu akzeptieren. Beeindruckenderweise scheinst du da wirklich einen wichtigen Punkt anzusprechen, der ganz bestimmt einen Anteil hat an dieser Art von Sehnsucht. Tatsächlich wünsche ich mir ein Leben in dem die von dir angesprochenen Punkte ganz unbedingt von Bedeutung sind. Gleichzeitig schäme ich mich aber oft, gehe eben nicht hinaus in die Welt, spreche mit Menschen, lasse mich auf meine eigene Kreativität ein. Hmm... ja, irgendwie fühle ich mich oft nicht lebendig u wäre es doch so gerne!
Ich danke dir für diesen verblüffenden Beitrag.
@ Aliena
oh je... kommt mir so bekannt vor.
Für mich war es ein furchtbares Gefühl, dass ich meine Mutter über aller Maßen geliebt habe und sie mir diese Liebe einerseits zurück geschenkt hat, andererseits aber eben auch nicht.
Mal waren wir (meine Schwester) u ich etwas ganz besonderes, einmaliges, sie hat uns hochgehoben bis zum Punkt emotionaler Vereinnahmung. Dann war sie andererseits aber auch abwesend, ganz physisch sogar, hat uns nicht geschützt in bedrohlichen Situationen und uns verletzt.
Meine Güte ist das ne Erfahrung solche Worte aus dem Mund einer anderen Person zu hören (bzw. sie zu lesen). Also ja... so schlimm ist es in letzter Zeit nicht mehr, aber gerade diese Sehnsucht nach Mutterliebe hatte in meiner späteren Realität oft das Resultat, dass ich mich in Menschen verliebt habe die unerreichbar oder nicht geeignet waren. Hmm.
Wie geht es dir heute? Hast du Strategien entwickelt damit umzugehen?
Mir hilft der Alltag. Ich hoffe, dass ich etwas wichtiges zu tun habe u versuche es zu erledigen.
@Feenya
Ach, du hast ja recht mit dem Stempel. Bescheuert dieses Denken in Störungen. Manchmal brauchte ich das um klar zu kommen. Wenn ich schon niemand war, dann wenigstens eine Psychotikerin oder so.
An sich besteht eine Persönlichkeit ja auch nicht aus Symptomen. Das weiß ich heute etwas besser. Wahrscheinlich ist es mit diesen unbenannten Gefühlen manchmal schwer für mich, weil ich keinen Ausdruck dafür habe. Was meinst du wie oft ich vor meinem Tagebuch saß und einfach nicht wusste, wie ich es ausdrücken könnte? Früher habe ich es einfach "Leerstelle" genannt, heute, da ich romantischer geworden bin, bezeichne ich es als Utopia. Mich selbst sehe ich dann als eine Weltreisende, die dieses Utopia auf der Karte sucht und einfach noch nicht begriffen hat, dass Utopia nur in einem selbst existiert. Oo Oder so
Im Übrigen glaube ich, dass diese Sehnsucht seltener hemmend ist. Manchmal gerate ich wirklich in Panik und verfalle in eine tiefe Verzweiflung. Das ist aber nicht die Regel, bzw. glaube ich, dass ich diese Sehnsucht auch nutzen könnte. Weißt du? Aufstehen, weil es da noch etwas zu geben scheint.
Ja, diese verdammte Gelassenheit. Ist das die Schwester von der ollen Tante Geduld? Hab das da nicht so mit. Lebe immer noch meine Sturm- und Drang-Periode aus. Hoffe ich zumindest. Es ist zumindest, so wie du es wohl andeutest, recht sinnvoll zu lernen, dass man sich selbst beschwichtigen, vielleicht sogar beruhigen kann. Es erfordert wohl eine innere Stärke, die mit der Zeit wächst. So sehe ich das.
Es ist auch gut, dass du so konkret an den Gedanken heran gehst und ich kann dir wirklich nicht widersprechen. Um unsere Omas zu zitieren: es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wir. Manchmal verlieren sehr drängende, schlimme Gedanken/Erlebnisse tatsächlich mit der Zeit ihre Bedrohlichkeit. Ich bin nämlich wirklich jemand, der sehr intensiv über vieles nachdenkt. Oft hat mir diese Eigenschaft geholfen, da ich mich selbst in Frage stellen und durch das Verstehen anderer Positionen etwas in meinem Leben richtig stellen konnte. Manchmal ist es aber auch sehr schwer für mich gewesen nicht so viel zu denken, sondern zu handeln. Konkret zu werden.
@offtheground
Dissoziation, vielleicht. Ich bin mir da nicht sicher, aber du sagst ja auch, dass eine Pathologisierung nicht passend wäre.
Interessant wie eine andere Sprache neue Bezeichnungen, Gedanken u Gefühle verändern kann. Oder?
Auf jeden Fall interessant, dass dir dieser Begriff dazu einfällt. Auch wenn ich, die eben kein Portugiesisch kann, ihn schwer einordnen kann.
Nostalgie in einer etwas abgewandelten Form spielt da tatsächlich mit hinein. Es ist nicht so, dass ich mich wirklich zurücksehne nach den alten Zeiten. Es ist nur der Wandel von Privatem und Gesellschaftlichen und eine manchmal plötzliche Erkenntnis, dass es Vieles heute so nicht mehr gibt und auch nicht mehr geben wird, die mich ab und an wehmütig macht.
Also auch ein sehr wichtiger Punkt.
@ Mondlicht
Ja, genau! Es mag so eine Art Zerissenheit sein... zumindest habe ich lange Zeit Schwierigkeiten gehabt, da ich vielen Dingen im Leben so ambivalent gegenüber stand. Heute fällt es mir etwas leichter diese Ambivalenz zu akzeptieren. Beeindruckenderweise scheinst du da wirklich einen wichtigen Punkt anzusprechen, der ganz bestimmt einen Anteil hat an dieser Art von Sehnsucht. Tatsächlich wünsche ich mir ein Leben in dem die von dir angesprochenen Punkte ganz unbedingt von Bedeutung sind. Gleichzeitig schäme ich mich aber oft, gehe eben nicht hinaus in die Welt, spreche mit Menschen, lasse mich auf meine eigene Kreativität ein. Hmm... ja, irgendwie fühle ich mich oft nicht lebendig u wäre es doch so gerne!
Ich danke dir für diesen verblüffenden Beitrag.
@ Aliena
oh je... kommt mir so bekannt vor.
Für mich war es ein furchtbares Gefühl, dass ich meine Mutter über aller Maßen geliebt habe und sie mir diese Liebe einerseits zurück geschenkt hat, andererseits aber eben auch nicht.
Mal waren wir (meine Schwester) u ich etwas ganz besonderes, einmaliges, sie hat uns hochgehoben bis zum Punkt emotionaler Vereinnahmung. Dann war sie andererseits aber auch abwesend, ganz physisch sogar, hat uns nicht geschützt in bedrohlichen Situationen und uns verletzt.
Meine Güte ist das ne Erfahrung solche Worte aus dem Mund einer anderen Person zu hören (bzw. sie zu lesen). Also ja... so schlimm ist es in letzter Zeit nicht mehr, aber gerade diese Sehnsucht nach Mutterliebe hatte in meiner späteren Realität oft das Resultat, dass ich mich in Menschen verliebt habe die unerreichbar oder nicht geeignet waren. Hmm.
Wie geht es dir heute? Hast du Strategien entwickelt damit umzugehen?
Mir hilft der Alltag. Ich hoffe, dass ich etwas wichtiges zu tun habe u versuche es zu erledigen.
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- Forums-Insider
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Ich glaub, ich finde mich hier gerade auch ganz gut wieder in dem, was Du beschreibst... ja, es hat etwas von Sehnsucht, von Zerrissenheit oder vielleicht besser Angst vor dem Zerreissen... und es hat etwas von Heimweh?!
Ja, der Alltag hilft mir auch ziemlich. Also ich finde es z. B. schrecklich 2 Tage hintereinander frei zu haben, weil Alles dann ziemlich schwierig wird. Zum Glück habe ich einen Job bei dem ich kein Wochende habe, also muss selten 2 Tage am Stück überbrücken. Das finde ich wirlich gut. Andere jammern darüber, mir erleichtert es mein Leben. Ich arbeite halt auch Vollzeit. Arbeitslosigkeit ist echt immer mein Ende, da ist dann irgendwann die Mega-Krise vorprogrammiert.Allerleirau hat geschrieben:
Wie geht es dir heute? Hast du Strategien entwickelt damit umzugehen?
Mir hilft der Alltag. Ich hoffe, dass ich etwas wichtiges zu tun habe u versuche es zu erledigen.
Ansonsten hilft mir, dass ich versuche mich selbst gut zu behandeln. Eben auch im Alltag. Quasi so wie ein Mutter ein Kind behandeln würde.
Sich selbst Wünsche erfüllen, sich selbst einen schönen Tag machen, Geborgenheitsgefühl vermiteln ... ... ... ... , damit kann ich auch Zeit überbrücken, die ich allein bin.
Und wenn ganz krass wird, habe ich auch noch andere Dinge mit denen ich mich erst mal ablenken kann, Anspannung reduzieren kann usw.
Allerdings musste ich davor erst mal damit klar kommen, dass ich mich eigentlich immer selbst zerstören wollte. Aber im Moment kann ich es irgendwie, dass ich mich selbst gut anstatt schlecht behandle OHNE dabei wütend auf mich selbst zu werden. Das macht natürlich vieles leicher.
Es riecht nach Heldentaten und Kerosin
Bären erwürgen, Metall verbiegen
Mehr Kerben im Colt, genug Risse im Riemen
Flanke, Dropkick, aufgestiegen.
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Flanke, Dropkick, aufgestiegen.
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- Forums-Insider
- , 40
- Beiträge: 234
MIr geht es wie Mondlicht - deine Beschreibungen bringen etwas in mir zum Schwingen.
Doch, ich glaub, ich kenne eine ähnliche Sehnsucht, wie du sie beschreibst.
In manchen Augenblicken auch als eine Art fast überwältigender Weltschmerz, das Gefühl, ganz klein und unbedeutend zu sein und verloren in dem riesigen Universum.
Und dann positiv gewendet eine Art Euphorie, in der aber Unvollständigkeit mitschwingt, Unerfülltheit, die Ahnung von etwas, das noch kommen kann...
Für mich interpretiere ich das recht eindeutig als "Sehnsucht nach mir selbst". Ein Hinweis darauf, dass ich nicht ganz bei mir bin, nicht ganz zu mir stehe und mich ängstige, mich anderen 'zuzumuten'.
Für mich fühlt es sich ganz deutlich so an, dass ich in dieser Gefühlslage (egal ob positiv oder negativ eingefärbt) in der Zuschauerrolle bin, jedenfalls zu dem entscheidenden Teil. Ich stehe quasi etwas am Rand, außen vor, und sehe anderen beim "richtigen Leben" zu (auch wenn ich äußerlich durchaus mittendrin und sehr beteiligt sein kann). Und für mich hat das so-Fühlen viel mit einer untergründigen Angst und mit Depression zu tun, ich hab das als eine Art unterirdischen Zufluss empfunden (auch die vorgeblich 'positive Färbung').
Dass meine Interpretation für mich richtig war, merke ich daran, dass ich diese Gefühlslagen fast nicht mehr kenne, seitdem ich das Gefühl habe, mehr und mehr ich selbst zu sein, ohne große Rücksicht auf die Erwartungen und Vorstellungen anderer.
Rosenfüchsin
Doch, ich glaub, ich kenne eine ähnliche Sehnsucht, wie du sie beschreibst.
In manchen Augenblicken auch als eine Art fast überwältigender Weltschmerz, das Gefühl, ganz klein und unbedeutend zu sein und verloren in dem riesigen Universum.
Und dann positiv gewendet eine Art Euphorie, in der aber Unvollständigkeit mitschwingt, Unerfülltheit, die Ahnung von etwas, das noch kommen kann...
Für mich interpretiere ich das recht eindeutig als "Sehnsucht nach mir selbst". Ein Hinweis darauf, dass ich nicht ganz bei mir bin, nicht ganz zu mir stehe und mich ängstige, mich anderen 'zuzumuten'.
Für mich fühlt es sich ganz deutlich so an, dass ich in dieser Gefühlslage (egal ob positiv oder negativ eingefärbt) in der Zuschauerrolle bin, jedenfalls zu dem entscheidenden Teil. Ich stehe quasi etwas am Rand, außen vor, und sehe anderen beim "richtigen Leben" zu (auch wenn ich äußerlich durchaus mittendrin und sehr beteiligt sein kann). Und für mich hat das so-Fühlen viel mit einer untergründigen Angst und mit Depression zu tun, ich hab das als eine Art unterirdischen Zufluss empfunden (auch die vorgeblich 'positive Färbung').
Dass meine Interpretation für mich richtig war, merke ich daran, dass ich diese Gefühlslagen fast nicht mehr kenne, seitdem ich das Gefühl habe, mehr und mehr ich selbst zu sein, ohne große Rücksicht auf die Erwartungen und Vorstellungen anderer.
Rosenfüchsin
Wir alle brauchen die Liebe am meisten, wenn wir uns fühlen, als hätten wir sie gerade gar nicht verdient.
"the ones who are hardest to love, probably need it the most" -Dan Millman
"the ones who are hardest to love, probably need it the most" -Dan Millman
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- Forums-Insider
- , 35
- Beiträge: 227
Was mich interessieren würde: Was macht ihr in den Situationen, in denen dieses Gefühl hochkocht? Ich werde dann so unbeweglich, alles wird eng, der Hals schnürt sich zu (mit einer Art Traurigkeit, die dort festzustecken scheint) und ich möchte raus aus diesem Gefühl. Es macht mir immer noch Angst, wenn auch weit weniger als es mal machte.
LA
LA
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 26
- Beiträge: 26
@Alienia:
Ja der Alltag... momentan bin ich arbeitslos, so offiziell gesehen. Tatsächlich arbeite ich aber an meiner Mappe für die Hochschule (Illustration) und versuche im Blick zu haben, dass ich eines Tages als Kreativschaffende arbeiten will.
Ich habe keine Struktur und schlimmer finde ich, nachdem ich immer Schulkameraden/Kollegen hatte, jetzt auch oft ziemlich allein zu sein. Zwar habe ich einige Freunde/Bekannte, aber die sind eben auch in ihren Kram innvolviert.
Weißt du, ich finde das bewundernswert, dass du solche Strategien entwickelt hast und auch anwendest. Ich bewundere es, weil ich oft genug wider besseren Wissens in Situationen manövriere von denen ich weiß, dass sie schwierig werden. Früher habe ich meinen Gefühlen/negativen Gedanken viel, viel zu viel Raum gegeben. Heute ist es besser, aber immer wieder herausfordernd.
Diese Sache mit dem Drang sich selbst zu zerstören... ja. Es hilft vielleicht sich klar zu machen, dass man ein Kind war, das jedes, verdammt noch einmal jedes Recht gehabt hätte versorgt, behütet und geliebt zu werden. Dass die Erwachsenen einen an der Marmel hatten/haben, dass sie im Grunde genommen schwach oder krank oder unglücklich sind in ihrem Sein. Mir hilft das zumindest: meine Mutter sitzt real in einer Wohnung, die nicht vom Amt übernommen wird, sie hat so 20 € zum Leben, sie raucht wie ein Schlot, sie ist depressiv und inzwischen körperlich krank. Wieso sich von so jemandem abhängig machen? Von jemandem, der nach weltlichen Maßstäben gescheitert und auch nach anderen Maßstäben nicht glücklich ist?
Also sry, wenn ich wieder nur um mich kreise. Ich danke dir für deinen Erfahrungsbericht, er motiviert mich. Man ist eben nicht seine Kindheit...
@Rosenfüchsin
Oha, ja das fucking Universum. Mein tot war eine Doku über ein sogenanntes Multiversum, also, so weit ich das mit meinem begrenzten Verstand kapiert hab, etwas das VIEL größer ist als unser eigenes Universum. und dann kam da noch die These, dass der Mensch, mit all seiner potentiellen Technologie nur einen Bruchteil aller vorhandenen Informationen erfassen könnte.
Hmm ja, einer meiner Lieblingsgedanken, wenn ich ganz schlimm verzweifelt bin.
und ich finde es interessant, dass du den positiven Aspekt erwähnst. An sich kann es sehr hilfreich sein, wenn man sich eingesteht, dass man eben nur ein winziger Teil im großen Ganzen ist. Also vielleicht nicht bedeutender als ein einzelnes Atom oder so. Es ist eben kein Weltuntergang, wenn man etwas nicht hinkriegt, seine Wohnung mal nicht ordentlich hält, jemand dir ans Bein pisst oder sonstwas. Oder gerne denke ich auch: ich kann einfach kein faktisch gesehen nicht alles in diesem Leben lernen oder erleben, dafür gibt es zu viele Möglichkeiten.
Oh je, das ist etwas weit ab vom Thema: also ja, deine Deutung dieser Sehnsucht. Die ist bemerkenswert. Weißt du, vielleicht habe ich irgendwo einen ähnlichen Grund. Momentan stehe ich an einem Scheideweg. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sich in den nächsten Monaten/im nächsten Jahr sehr viel verändern wird, weil ich gerade Schritte unternehme, die eine Veränderung bewirken könnten (Bewerbung an einer Hochschule, Entschluss eine eigene Wohnung zu finden, Überlegung meine Beziehung zu beenden, Kontaktaufnahme mit anderen Menschen)
Sowas macht Angst! Veränderungen, die Komfortzone verlassen, neues entdecken, ausprobieren, immer mit der Möglichkeit vielleicht zu scheitern.
Dementsprechend fühle auch ich mich momentan nicht wirklich lebendig. Ich träume mich in eine andere Welt, bin dabei nicht glücklich, halte mich an den Alltag und komme doch wieder in diesen Zustand der Sehnsucht.
Ja, ich habe Angst, ich will raus aus meinem Loch und gleichzeitig fürchte ich mich wahnsinnig davor in eine schlimme Situation zu geraten. Das ist unrealistisch, denke ich. Aber tatsächlich muss ich noch Zutrauen in mich selbst gewinnen.
Hinter dieser Sehnsucht steht eine Ambivalenz! Danke für deinen Gedanken.
@ Lady Amalzia
Ich versuche mich zu beruhigen. Gestern nacht war es wieder so weit: ich versuche zuerst mit anderen Gedanken gegenzusteuern: du kennst das, es ist nur ein kleiner Moment in deinem großen Leben, es wird definitiv besser, lange hat es noch nie angehalten. Ich versuche dann einfach an alles zu denken, was irgendwie gut ist in meinem Leben. Meine Freunde, meine kreativen Impulse, Kunst...
Feenyas Beitrag über Beschwichtigung war auch toll in dem Moment. :D
Gestern habe ich dann gelesen. Ein Buch übers Machen von Comics, das sehr charmant daher kam und mich daran erinnert hat, dass ich gerade dabei bin für meinen Berufswunsch zu arbeiten.
Mir hilft fast immer: Kommunizieren. Das haben die mir damals in der Kinder- und Jugendpsychiatrie versucht abzugewöhnen. Aber heute, 10 Jahre später weiß ich, dass es für mich eine gute Möglichkeit ist. Einfach quatschen, sich darüber austauschen- Außerdem tue ich ja aktiv was dafür um mir solche Gespräche zu verschaffen..
Tagebuchführen hilft mir auch manchmal sehr weiter!
Ja der Alltag... momentan bin ich arbeitslos, so offiziell gesehen. Tatsächlich arbeite ich aber an meiner Mappe für die Hochschule (Illustration) und versuche im Blick zu haben, dass ich eines Tages als Kreativschaffende arbeiten will.
Ich habe keine Struktur und schlimmer finde ich, nachdem ich immer Schulkameraden/Kollegen hatte, jetzt auch oft ziemlich allein zu sein. Zwar habe ich einige Freunde/Bekannte, aber die sind eben auch in ihren Kram innvolviert.
Weißt du, ich finde das bewundernswert, dass du solche Strategien entwickelt hast und auch anwendest. Ich bewundere es, weil ich oft genug wider besseren Wissens in Situationen manövriere von denen ich weiß, dass sie schwierig werden. Früher habe ich meinen Gefühlen/negativen Gedanken viel, viel zu viel Raum gegeben. Heute ist es besser, aber immer wieder herausfordernd.
Diese Sache mit dem Drang sich selbst zu zerstören... ja. Es hilft vielleicht sich klar zu machen, dass man ein Kind war, das jedes, verdammt noch einmal jedes Recht gehabt hätte versorgt, behütet und geliebt zu werden. Dass die Erwachsenen einen an der Marmel hatten/haben, dass sie im Grunde genommen schwach oder krank oder unglücklich sind in ihrem Sein. Mir hilft das zumindest: meine Mutter sitzt real in einer Wohnung, die nicht vom Amt übernommen wird, sie hat so 20 € zum Leben, sie raucht wie ein Schlot, sie ist depressiv und inzwischen körperlich krank. Wieso sich von so jemandem abhängig machen? Von jemandem, der nach weltlichen Maßstäben gescheitert und auch nach anderen Maßstäben nicht glücklich ist?
Also sry, wenn ich wieder nur um mich kreise. Ich danke dir für deinen Erfahrungsbericht, er motiviert mich. Man ist eben nicht seine Kindheit...
@Rosenfüchsin
Oha, ja das fucking Universum. Mein tot war eine Doku über ein sogenanntes Multiversum, also, so weit ich das mit meinem begrenzten Verstand kapiert hab, etwas das VIEL größer ist als unser eigenes Universum. und dann kam da noch die These, dass der Mensch, mit all seiner potentiellen Technologie nur einen Bruchteil aller vorhandenen Informationen erfassen könnte.
Hmm ja, einer meiner Lieblingsgedanken, wenn ich ganz schlimm verzweifelt bin.
und ich finde es interessant, dass du den positiven Aspekt erwähnst. An sich kann es sehr hilfreich sein, wenn man sich eingesteht, dass man eben nur ein winziger Teil im großen Ganzen ist. Also vielleicht nicht bedeutender als ein einzelnes Atom oder so. Es ist eben kein Weltuntergang, wenn man etwas nicht hinkriegt, seine Wohnung mal nicht ordentlich hält, jemand dir ans Bein pisst oder sonstwas. Oder gerne denke ich auch: ich kann einfach kein faktisch gesehen nicht alles in diesem Leben lernen oder erleben, dafür gibt es zu viele Möglichkeiten.
Oh je, das ist etwas weit ab vom Thema: also ja, deine Deutung dieser Sehnsucht. Die ist bemerkenswert. Weißt du, vielleicht habe ich irgendwo einen ähnlichen Grund. Momentan stehe ich an einem Scheideweg. Ich habe wirklich das Gefühl, dass sich in den nächsten Monaten/im nächsten Jahr sehr viel verändern wird, weil ich gerade Schritte unternehme, die eine Veränderung bewirken könnten (Bewerbung an einer Hochschule, Entschluss eine eigene Wohnung zu finden, Überlegung meine Beziehung zu beenden, Kontaktaufnahme mit anderen Menschen)
Sowas macht Angst! Veränderungen, die Komfortzone verlassen, neues entdecken, ausprobieren, immer mit der Möglichkeit vielleicht zu scheitern.
Dementsprechend fühle auch ich mich momentan nicht wirklich lebendig. Ich träume mich in eine andere Welt, bin dabei nicht glücklich, halte mich an den Alltag und komme doch wieder in diesen Zustand der Sehnsucht.
Ja, ich habe Angst, ich will raus aus meinem Loch und gleichzeitig fürchte ich mich wahnsinnig davor in eine schlimme Situation zu geraten. Das ist unrealistisch, denke ich. Aber tatsächlich muss ich noch Zutrauen in mich selbst gewinnen.
Hinter dieser Sehnsucht steht eine Ambivalenz! Danke für deinen Gedanken.
@ Lady Amalzia
Ich versuche mich zu beruhigen. Gestern nacht war es wieder so weit: ich versuche zuerst mit anderen Gedanken gegenzusteuern: du kennst das, es ist nur ein kleiner Moment in deinem großen Leben, es wird definitiv besser, lange hat es noch nie angehalten. Ich versuche dann einfach an alles zu denken, was irgendwie gut ist in meinem Leben. Meine Freunde, meine kreativen Impulse, Kunst...
Feenyas Beitrag über Beschwichtigung war auch toll in dem Moment. :D
Gestern habe ich dann gelesen. Ein Buch übers Machen von Comics, das sehr charmant daher kam und mich daran erinnert hat, dass ich gerade dabei bin für meinen Berufswunsch zu arbeiten.
Mir hilft fast immer: Kommunizieren. Das haben die mir damals in der Kinder- und Jugendpsychiatrie versucht abzugewöhnen. Aber heute, 10 Jahre später weiß ich, dass es für mich eine gute Möglichkeit ist. Einfach quatschen, sich darüber austauschen- Außerdem tue ich ja aktiv was dafür um mir solche Gespräche zu verschaffen..
Tagebuchführen hilft mir auch manchmal sehr weiter!
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