+Borderline im Alltag: Allgemeiner Sammelthread+

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Alienia
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+Borderline im Alltag: Allgemeiner Sammelthread+

Beitrag Mi., 14.01.2015, 23:19

Hallo Leute!

Ich habe zwar schon Therapien gemacht. Mehrere. Die letzte ist seit Anfang Dezember beendet. Und sie haben mich auch weitergebracht. Aber trotzdem habe ich oft Probleme im ganz normalen Alltag.
Deshalb habe ich jetzt mal diesen Thread aufgemacht und bin gespannt, ob sich ein paar Leute als Borderliner "outen". Ich würde mich freuen, wenn hier vielleicht ein paar Tipps usw. gesammelt werden, wie man mit den Symptomen, die man so unter Borderline so zusammengefasst hat im Alltag besser umgehen kann.
Ich habe da nichts Konkretes im Kopf, ist ja auch ziemlich vielschichtig und bei jedem anders. Also einfach ganz allgemein: Was hat euch geholfen im Alltag besser klar zu kommen?
Ich mein damit auch nicht nur so extreme Dinge, wie selbstverletztendes Verhalten reduzieren, sondern auch z. B. mit Emotionen besser umgehen, mit anderen Menschen besser klarkommen, was euch eben gerade einfällt. Also auch "Kleinigkeiten".

Vielleicht können dann andere oder ich da doch weitere Ideen bekommen.

Ich werde dann später natürlich auch noch etwas Konkreteres dazu beisteuern.
Danke allen schon mal die sich beteiligen.

Viele Grüße
Alienia

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Geenie
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Beitrag Do., 15.01.2015, 09:44

Liebe Alienia,

Cool, dass du dich hier outest

Ich habe viele Bücher (mehr Philosophie, als Psychologie) gelesen, wenn ich mal eine ruhige Phase hatte.
Da du ja schon Therapien gemacht hast, wirst du schätze ich wissen, dass Du einfach DASEIN darfst so wie du bist
bzw. dass du nichts dafür kannst, den Autonomie/Abhängigkeitskonflikt von deiner Ursprungsfamilie auf deine besondere Art zu lösen versucht hast.

Im Hirn neue Programme (Gegenprogramme) zu installieren
Programme die aus einfachen Sätzen bestehen mir immer wieder selbst vorzusagen:

Ich liebe mich
Ich bin ein wertvoller Mensch
In mir ist alles was ich brauche
Ich genüge mir so wie ich bin
Ich heiße mich selbst willkommen
Ich bin ein erwachsener Mensch
und ich lebe meine erwachsene Persönlichkeit


Mit der Zeit wird man auch geduldiger mit sich selbst. Zwischen Ende 20 und jetzt habe ich viel weitergebracht.
Geoutet habe ich mich überhaupt nie, da ich weiß, dass jede Persönlichkeit sich aus irgendwelchen Anteilen zusammensetzt:
hysterisch, abhängig, narzistisch, zwanghafte Anteile. Irgendwie ist ja jeder gestrickt, deshalb ist die Welt auch bunt.

Wichtig ist auch, dass die Eltern, ja meist ebenfalls unter Störungsbildern leiden, sonst würde man ja keine BPS entwickeln.
Es handelt sich meist um eine frühkindliche Bindungsstörung, die sich in der Pubertät zuspitzt. Man hat halt zuwenig Liebe bekommen und viele Schmerzen erfahren. Such dir ein Kinderfoto, auf dem du trotzig schaust und tröste dich, denn dieser Zustand bleibt ja gespeichert.

Ich habe mir also gesagt, mein Gott ich bin eben ein herziges Borderleinchen, viel lustiger und besser als ein ausgewachsener Narziss.
Ich liebe meinen Gerechtigkeitssinn und das Ausleben meiner Kreativität und habe immer Nervenruh (Hopfen, Melisse, Passionsblume) und CenterSchock (um im Gehirn im Notfall eine andere Chemie auszulösen) dabei. Stopschild im Kopf, bei dämlichen destruktiven Gedankenloops

Verhaltensänderungen brauchen seine Zeit, keine Ungeduld. Destruktive Beziehungen aufgeben konnte ich erst als ich mich selbst als einen wertvollen Menschen akzeptierte, und lernte das Alleinsein zu genießen. Ich habe mir ein eigenes Kinderzimmer sonnengelb ausgemalt....

Gernerell glaub ich es wächst sich aus, wenn man dran arbeitet.
Man muss lernen Hilfe anzunehmen (das kannst du ja offenbar schon) und auf unrealistische Forderungen und Problemlösungen verzichten.

Ich wollte einfach kein "Opfer" mehr sein und auch keine bringen, das war mein Antrieb.

Beruf ist auch wichtig und Freizeitgestaltung.

Was hast du denn in deinen Therapien gelernt? Welche Therapien waren das?

Alles Gute Dir

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Alienia
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Beitrag Sa., 17.01.2015, 23:25

Geenie hat geschrieben:Da du ja schon Therapien gemacht hast, wirst du schätze ich wissen, dass Du einfach DASEIN darfst so wie du bist
Ja, ICH grundsätzlich schon. Problem ist nur, dass ich das manchmal genauso sehe und manchmal wieder vergesse.
Geenie hat geschrieben:Gernerell glaub ich es wächst sich aus, wenn man dran arbeitet.
Ich hoffe. Wenn ich mir die Zeit von vor ein paar Jahren anschaue, bin ich glaube ich auf den Weg der Besserung.
Geenie hat geschrieben:Man muss lernen Hilfe anzunehmen (das kannst du ja offenbar schon)
Najaaaaaa. Dass ich das kann, ist vielleicht etwas übertrieben. I try my best. In Wahrheit ist es immer ein extremer innere Kampf.
Geenie hat geschrieben:Was hast du denn in deinen Therapien gelernt? Welche Therapien waren das?
Die waren alle verhaltenstherapeutisch ausgerichtet:

Mmmh. Was habe ich gerlernt?
Ja, was habe ich überhaupt gelernt?

Ich habe gelernt:
- wenn es mir schlecht geht resultiert das aus Emotionen. Wenn ich mich anstrenge, kann ich sie auch wahrnehmen und versuchen besser mit mir und den Emotionen umzugehen
- aus innere Anspannung, entstehen Probleme. Ich habe gelernt zu erkennen, dass ich diese Anspannung habe und kann dagegen steuern
- dass Emotionen nicht unbedingt gefährlich und Feinde sind. Das sie schwächer werden, wenn man sie nicht bekämpf
- dass es nicht schlimm ist, anders zu sein
- dass ich es schaffen kann, mich nicht selbst zu hassen, sondern gut zu mir selbst zu sein
- dass ich mich nicht für das bestrafen muss, was ich bin
- dass man auch so leben kann, wenn man an sich arbeitetet.
- dass es einfach notwendig ist an mir zu arbeiten, wenn ich nicht ständig am Boden sein will
- ....
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MainCoone
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Beitrag Mo., 26.01.2015, 14:28

hey ho,

bin auch ein borderliner. das klassische svv (schneiden, ritzen) mache ich nicht. trotzdem füge ich meinem körper auf andere weise schaden zu, den ich nicht im griff habe. schwieriger ist mein impulsives verhalten und meine emotionen. die habe ich garnicht im griff. wenn der schalter kippt, sollten lieber alle in deckung gehen. ich stehe allerdings erst am beginn meiner theraphiekarriere. werde demnächst in eggenburg aufgenommen für eine stationäre theraphie. ansonsten besuche ich derzeit keinen therapheuten (kosten). vorgeschlagen wurde mir, zwischenzeitlich eine skillsgruppe aufzusuchen. habt ihr da schon erfahrungen oder gar empfehlungen (wien, wien-umgebung)?

für mich ist der zwischenmenschliche umgang in kombination mit meinen starken emotionen das größte problem. parallel fühl ich mich sehr einsam, denn freunde habe ich aufgrund meiner unkontrollierten wutanfälle leider alle verkrault ;(

lg
maincoone

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Alienia
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Beitrag Mi., 28.01.2015, 23:39

Hi!
MainCoone hat geschrieben:schalter kippt, sollten lieber alle in deckung gehen.
Ja, das Problem war bei mir auch das ist vorher gar nicht mitbekommen habe, wenn die Anspannung angestiegen ist, es mir schlecht ging usw. Erst wenn es ganz extrem wurde, habe ich es natürlich gemerkt.
Mittlerweile merke ich es eher, weit davor - also bevor der Schalter kippt - das habe ich mir im Laufe der Jahre antrainiert.
MainCoone hat geschrieben: eine skillsgruppe aufzusuchen. habt ihr da schon erfahrungen oder gar empfehlungen (wien, wien-umgebung)?
Ich komme aus Deutschland. Deshalb leider keine Empfehlungen. Skillgruppen sind ganz gut, wenn man akut etwas sucht, was einem im Alltag etwas hilft zurecht zu kommen. Allerdings hat mich immer gestört, dass es etwas zu "oberflächlich" ist. Also am besten finde ich Skillgruppen, Schematherapie und verhaltenstherapeutische Ansätze mit tiefenpsychologischen kombiniert. Das ha mir alles am meisten weitergeholfen. Skillgruppe war halt ein Baustein davon.
Wichtig finde ich das Skills immer eine sehr persönliche Sache sind. Also man muss eben ausprobieren, was einem persönlich weiterhilft. Oft wendet man auch schon Skills an, ohne das einem das richtig bewusst ist.
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kamelchen
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Beitrag Do., 23.04.2015, 20:57

Mein Problem ist, dass ich immer wieder ganz schlimme Wutausbrüche habe. Da ist es auch schon zu sehr peinlichen und unangenehmen Situationen gekommen. Einmal bin ich während einer mündlichen Prüfung rausgestürmt, habe geschriehen, mich am Klo eingeschlossen, also völlig ausgezuckt. Bei einem Arzt, der eine blöde Bemerkung gemacht hat, bin ich auch voll ausgezuckt, habe ihn beschimpft, wollte dann Chaos machen, die Arzthelferin musste mich dann am Boden festhalten...
Auch in der Psy. bin ich schon einmal ausgezuckt, habe einen Stuhl geworfen (gegen die Wand, nicht gegen einen Menschen). Zuhause habe ich einmal mein Wohnzimmer verwüstet. Bei meiner Therapeutin habe ich Chaos im Büro gemacht. Das waren einige meiner schlimmsten Wutausbrüche. Es gibt dann auch noch so ein paar kleine im Alltag, wie z.B. wenn ich was ausschütte, oder irgendwas nicht funktioniert, etc.

Ich will diese Wutausbrüche nicht, möchte mich eigentlich nicht so aufführen, aber in dem Moment habe ich mich einfach nicht mehr unter Kontrolle, es ist, als ob in meinem Kopf ein Schalter umgeht und dann kann ich mich nicht mehr kontrollieren.

Ich habe Angst davor, dass diese Wutausbrüche nie weggehen werden und ich dadurch Probleme bekomme im späteren Leben, in einem Job (studiere momentan noch). Ich kann ja nicht bei der Arbeit so durchdrehen!

Habt ihr auch solche Wutausbrüche? Was tut ihr, damit es nicht soweit kommt? Kennt ihr gute Techniken? Nehmt ihr Medikamente dagegen?

Freue mich über Antworten!


LynnCard
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Beitrag Do., 23.04.2015, 23:36

Alienia hat geschrieben:Ich will diese Wutausbrüche nicht, möchte mich eigentlich nicht so aufführen, aber in dem Moment habe ich mich einfach nicht mehr unter Kontrolle, es ist, als ob in meinem Kopf ein Schalter umgeht und dann kann ich mich nicht mehr kontrollieren.
Vielleicht hilft es Dir, Dir vorzustellen, was in den anderen gerade innerlich abläuft, wenn Du so austickst. Was denkst Du, wie sie Dich dann sehen in diesem Moment? Haben sie Angst vor Dir? Denken sie negativ über Dich? Meinst Du, sie haben Verständnis? Wie kommst Du Dir vor in diesem Moment? Möchtest Du, dass sie Dich so sehen in diesem Wutzustand?
LG Lynn

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kamelchen
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Beitrag Mo., 27.04.2015, 11:19

Ehrlich gesagt habe ich mir bis jetzt noch nie darüber Gedanken gemacht, was in anderen abläuft, wenn ich austicke. Ich bin in diesem Moment einfach total auf mich selbst konzentriert, kann da gar nicht auf andere denken, weil ich so überfordert bin mit meinen Gefühlen.

Ich hoffe nicht, dass die anderen Angst vor mir haben. Ich habe nicht vor, Menschen zu verletzen. Ich möchte nur manchmal Dinge kaputt machen.

Nach diesen Anfällen mache ich mir schon Gedanken, und zwar darüber, wie diese Leute über mich denken. Wahrscheinlich sagen sie, dass ich einen totalen Knacks im Hirn habe und nicht ganz normal bin. Das ist mir natürlich sehr peinlich, aber ich kann es dann auch nicht mehr ändern.

Nein, da hat ganz sicher kein Verständnis dafür, dass ich so auszucke. Aber teilweise kann ich auch gar nicht anders reagieren, ich formuliere es jetzt einmal ein bisschen überspitzt: Ich kann meinem Begehren gar nicht anders Ausdruck verleihen, ich muss mit allen Mitteln auf mich aufmerksam machen, darauf, wie schlecht es mir geht. Die Leute übersehen mich sonst.

Lg


LynnCard
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Beitrag Mo., 27.04.2015, 13:25

kamelchen hat geschrieben:ich formuliere es jetzt einmal ein bisschen überspitzt: Ich kann meinem Begehren gar nicht anders Ausdruck verleihen, ich muss mit allen Mitteln auf mich aufmerksam machen, darauf, wie schlecht es mir geht. Die Leute übersehen mich sonst.
Ja, das verstehe ich, aber Du kannst die Leute nicht zwingen, Dich wahrzunehmen bzw. so werden sie wahrscheinlich eher kein Mitgefühl entwickeln, wenn Du austickst. Da würde ich schon zuerst bewusst durchatmen - trotz Wut im Bauch - und dann versuchen, in den anderen Mitgefühl zu erzeugen, indem Du ihnen gefühlvoll entgegentrittst. Wenn ein Kind etwas will, versucht es auch meistens, die anderen um den Finger zu wickeln, es lernt dies zumindest irgendwann, weil eben Schreien nur Unverständnis erzeugt. Mitgefühl und Zuwendung bekommst Du nur freiwillig, also musst Du auch die richtigen Knöpfe drücken. Anders geht es nicht, sonst wirst Du allein gelassen. Es mag anstrengend sein, sich zurückzuhalten und nicht einfach zu verlangen, aber es geht nicht anders. Das kann man durchaus lernen.
LG Lynn

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lost88
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Beitrag Di., 28.04.2015, 00:10

Liebe Lynn,

wenn jmd. BL hat, kann er das nicht unterdrücken. Das ist Teil der Krankheit. Kenne das nur allzu gut von mir, doch ich hab mich zumindest im beruflichen Kontext "im Griff"!
( ob ich Bl hab weiß ich nicht, diese Wutanfälle habe ich allerdings auch!)

Stell dir vor, es macht jmd etwas Abscheuliches/ Kraenkendes oder stell dir einfach ein Verhalten von anderen vor das dich zur Weißglut bringt. ( denke das kennt jeder gesunde Mensch auch). Kannst du dich dann zurück halten? So ergeht es Bl'ern sehr oft. Sie fühlen sich missachtet, bevormundet, tlw sogar verar***t. ( ob das von ihnen Wahrgenommene jetzt der Realität entspricht od nicht). Sie können nicht anders, konnten nie lernen wie man mit Frustration richtig umgeht/ sind früher oft gedemütigt worden usw. (" erlernte Hilflosigkeit", google mal wenns dich interessiert)
Dies hat den Ursprung in frühkindlichen Erfahrungen / fehlende Botenstoffe in best. Hirnregionen führen auch zu solch extremem Verhaltensweisen. Es ist schwierig, da sich die Betroffenen in dem Moment selbst nicht spüren. Ich fühle mich als wäre ich ihn einem Art "Vakuum" gefangen. Dies soll freilich nicht ein Freibrief sein, zu "wüten" und anderen Menschen ernhaften Schaden zuzufügen. Ich versteh auch, dass es schwierig ist für Menschen, die nicht betroffen sind die Bl- Wut nachempfinden zu können, aber vlt kannst du es jetzt etwas besser nachvollziehen, warum er / ich/ wir so reagieren? !

lg


LynnCard
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Beitrag Di., 28.04.2015, 00:29

@lost

Ich hab auch einen Borderliner in der Verwandtschaft und kenn mich aus. Ich weiß genau, was in einem Borderliner vorgeht, glaub mir.

Einerseits ist da der Impuls (die Wut), aber es gibt eine Gegenposition, nämlich die Kontrolle. Und genau diese Kontrolle muss ein Borderliner mit Hilfe einer Therapie trainieren. Das ist durchaus möglich. Die meisten Borderliner lernen es mit den Jahren von selbst, deshalb ist es im Alter meistens schwächer, denn das Leben zwingt einen Borderliner, sich einigermaßen kontrollieren zu lernen, weil er die harten Konsequenzen fürchtet. Aber durch die Therapie kann eben die Kontrolle schon in jungen Jahren gestärkt und gefördert werden. Nur Mut! Leicht ist dieses innere Karussell nicht, aber Logik ist z. B. auch ein gutes Mittel, seine Impulse lenken zu lernen. Logik, um ans Ziel zu kommen, denn eigentlich will man ja geliebt und nicht weggestoßen werden.
LG Lynn

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Alienia
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Beitrag Di., 28.04.2015, 21:56

LynnCard hat geschrieben:Leicht ist dieses innere Karussell nicht, aber Logik ist z. B. auch ein gutes Mittel, seine Impulse lenken zu lernen. Logik, um ans Ziel zu kommen, denn eigentlich will man ja geliebt und nicht weggestoßen werden.
Also ich finde klar, solange es mir im Grunde einigermaßen gut geht ... Klar, da kann ich es quasi "kontrollieren" bzw. es durch Skill o. ä. in andere Bahnen lenken. Ich kann mich auch oft sehr, sehr gut kontrollieren, wenn andere Menschen anwesend sind. Also früher war es oft so, dass ich auf der Arbeit perfekt funktioniert habe, aber dass was dann Zuhause abgegangen ist, hätte niemand für möglich gehalten, noch irgendwie geahnt.

Geliebt werden? Ich weiß nicht, eine Zeitlang wollte ich auch eher, die Bestätigung, dass ich gehasst werde und habe das provoziert. Klar will jeder geliebt werden. Aber in bestimmten Phase ertrage ich nur Hass und Abneigung von anderen Menschen. Da wollte ich garantiert nicht geliebt werden.

Aber Logik ... ich weiß nicht. In manchen Situationen bilde ich mir zum Beispiel ein, mein Partner hasst mich und will mich verlasssen ... wegen einem Wort oder einem Blick. Und in dem Moment ist es die Realität für mich, da bin ich von irgendwelchen Emotionen überflutet und ich kann dann gar nicht mal normal denken. Ich denke, manchmal sind die Emotionen so stark, da kann man nicht mehr logisch denken. Ich finde gerade das ist das Problem. Eben das dann das rationale Denken einfach weg ist. Ich meine ich habe auch Phase, da kommt das nicht so oft vor ... Und im Nachhinein denke ich auch, dass ich einfach in einer anderen Realität war, aber dann habe ich eben schon reagiert.

Ich lebe auch in vielen verschiedenen Welten. Manchmal finde ich alles vollkommen sinnlos, alle sind gegen mich, nichts macht mehr Sinn, ich will ich nur noch verkriechen, alles nervt mich, alles sollen mich in Ruhe lassen, ich bin einfach nur noch traurig und *CUT* bin ich der glücklichste Mensch der Welt, alles macht Sinn, ich habe so viele Pläne und Ziele, verabrede mich mit vielen Menschen, will möglichst viel erleben und *CUT* bin ich einfach so wütend, kann nicht schlagen, schlage gegen Wände und *CUT* ich hasse mich, ich will mir selbst schaden, ich bin so scheiße und *CUT* ich möchte mich selbst belohnen, habe so viel erreicht, ich kann mitleid für mich empfinden und *CUT* ein Wort und ich bin am Boden zerstört, ich bin so ein Versager, sollte gar nicht existieren und *CUT* ein Satz und ich bin so glücklich, dass ich tanzen und springen möchte. Ich möchte mit anderen Menschen reden, feieren, abends weggehen und *CUT* möchte ich doch einfach nur allein sein und ein Wort, jede Wort nervt mich so extrem, jedes Geräusch tut mir weh ....

......

Ich sehe oft einen Tag später die Welt mit vollkommen anderen Augen, kann oft meine Handlungen nicht mehr nachvollziehen. Also ich sehe noch nicht mal irgendeine Logik in mir. Und Logik kommt bei mir oft nicht an, weil ich dann so durch Emotionen gesteuert bin.
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LynnCard
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Beitrag Di., 28.04.2015, 22:19

Alienia hat geschrieben:Also ich finde klar, solange es mir im Grunde einigermaßen gut geht ... Klar, da kann ich es quasi "kontrollieren" bzw. es durch Skill o. ä. in andere Bahnen lenken. Ich kann mich auch oft sehr, sehr gut kontrollieren, wenn andere Menschen anwesend sind. Also früher war es oft so, dass ich auf der Arbeit perfekt funktioniert habe, aber dass was dann Zuhause abgegangen ist, hätte niemand für möglich gehalten, noch irgendwie geahnt.
Ja, Borderliner gelten als sozial durchaus integrierbar, im Gegensatz zu manch anderen Persönlichkeitsakzentuierungen und Auffälligkeiten, die bei der Arbeit nicht unterbrochen werden können. Das liegt daran, dass die Borderline-Dynamik vor allem auf Beziehungen bezogen ist. Bei der Arbeit sind es dann auch eher die Beziehungen zu Kollegen etc., die zu Problemen führen, aber sonst funktionieren viele Borderliner erstaunlich gut und sind sehr tüchtig, auch wenn es innerlich oft gegenteilig aussieht.

Dass die Selbststeuerung durch die Gegenwart anderer Personen oder eine klar strukturierte Arbeitswelt besser funktioniert, liegt am begleitenden Effekt dieser Strukturen durch andere. Im Privatleben, wo diese Strukturen viel schwächer oder gar nicht vorhanden sind, muss man auf einmal eigenständig sein in der Selbststeuerung, was vielen schwerfällt und für einen Borderliner zur Katastrophe wird. Deshalb müssen Angehörige dann oft eine strukturierende Rolle übernehmen und dienen dabei auch als Projektionsflächen, die manchmal idealisiert und dann wieder extrem entwertet werden.

Das liegt daran, dass die Psyche fortlaufend fiktive Strukturen als Krücken erschafft, um Orientierung zu finden in diesem Gefühlschaos, d. h. es muss alles irgendwie eingeordnet werden, schwarz oder weiß, gut oder schlecht, etc. Aus diesem Grund kann z. B. der Partner einmal als superlieb und dann wieder als Teufel höchstpersönlich gewertet werden, weil immer dieses Raster des Einordnens läuft. Da man keinen Halt in sich selbst und in der Realität hat, fällt es schwer, zwischen Wahrheit und Einbildung zu unterscheiden. Es gibt also nur diese fiktionalen Entwürfe, an denen man sich festhält, einmal im Plus, dann wieder im Minus. Ein gesunder Mensch kann sich von solchen Vor-urteilen eher befreien und es mit der Realität abgleichen, während eben ein Borderliner weiterhin am Raster festhält und es nur sehr schwer realisiert, was davon Einbildung ist und was nicht, aber irgendwann kommt dieser Zeitpunkt und dann versteht er selbst nicht mehr, was da genau abgegangen ist.

Wenn man sich immer wieder diesen Prozess der fiktionalen Entwürfe der Psyche vor Augen hält, der sich durch verurteilende Strukturen absichern will vor Verletzung, dann ist es möglich, daraus zu lernen, zu differenzieren und sich selbst in diesem Prozess zu beobachten. Dann kann man aussteigen und ist nicht mehr Spielball seiner eigenen Impulse. So lernt jemand, sich selbst zu steuern und auszubalancieren und eine Abgleichung mit der Realität herzustellen, sodass z. B. der Partner als Mensch mit unterschiedlichen Facetten wahrgenommen wird, nicht nur gut (weil er z. B. immer da ist), nicht nur schlecht (weil er z. B. keine Zeit hat), sondern von allem ein bisschen wie jeder vielschichtige Mensch. Auch sich selbst wertet man nicht mehr ab, sondern kann sich selbst auch mehrdimensional wahrnehmen und annehmen. Das gilt nicht nur für Borderline.
LG Lynn


Geenie
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Beitrag Fr., 01.05.2015, 11:25

Hallöchen,

Wie geht's Euch?
Habe grad einen Schub, seit fast zwei Wochen,....
Grund: meine Kollegen haben etwas zerstört, was ich aufgebaut habe (ca. 40Std. Arbeit)
hab versucht wenig svv zu machen, da ich in der Tehrapie gelernt habe, dass ich auch andere Dinge tun kann,..
hatte dann typischerweise einen Unfall (unbeabsichtigt) und eine schwere Gehirnerschütterung... Krankenhaus (3 Tage Ruhe)
keinen Plan? Keine Geduld. Mit Wut kann ich gar nicht umgehen, die richtet sich auch unbewusst gegen mich selbst.
Dumm ist das.

Kennt sowas jemand von Euch, dass man sich nicht wehtun will und sich dann "unabsichtlich" verletzt?????

Wie geht es Euch eigentlich mit Euren Eltern?

liebe Grüße
Geenie

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Alienia
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Beitrag So., 17.05.2015, 20:47

Geenie hat geschrieben: Wie geht's Euch?
Also mir geht es vergleichweise gut.


Das hört sich bei dir ja gerade schwierig an.
Geenie hat geschrieben:Kennt sowas jemand von Euch, dass man sich nicht wehtun will und sich dann "unabsichtlich" verletzt?????
Ja, kenne ich auch. Also dass ich dann irgendwelche körperlichen Verletzungen habe.
Aber manchmal auch quasi "unabsichtliche" psychische Verletzungen, die ich selbst provoziert habe. Das stelle ich dann aber immer erst im Nachhinein fest.

Geenie hat geschrieben:Wie geht es Euch eigentlich mit Euren Eltern?
Mmmh, mit dem Thema Eltern habe ich mittlerweile so ziemlich abgeschlossen. Ich habe distanzierten, freundlichen Kontakt zu ihnen. Und nicht zu oft. Da ist für mich da beste.
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