Wieviel Todessehnsucht ist 'normal'?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Navnav
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Wieviel Todessehnsucht ist "normal"?

Beitrag Mi., 06.08.2014, 16:45

Hallo,

Selbstmordgedanken, -Fantasien, Todessehnsucht oder einfach nur ganz normale Gedanken?
Wo zieht man die Grenze?

Ich mag nicht mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Wenn das so weiter geht, mache ich Schluss. Ich bin so furchtbar erschöpft. Was ist das denn noch für ein Leben? Wenn ich mich umbringe, dann nicht so Pussy-mässig mit Tabletten oder so... Romps gegen ne Wand... oder doch Hops vom Hochhaus? Wie ist das wohl wenn man stirbt? Werde ich vermisst? Oder dreht sich die Welt normal weiter? Ich bin sowieso krank geschrieben, auf Arbeit geht es scheinbar also auch ohne mich. Was hält mich noch? Meine Familie? Meine Haustiere? Meine Freunde? Lohnt es sich ein Testament zu verfassen? All mein Vermögen in den Tierschutz, bitte... oder doch in Einrichtungen die Menschen helfen? Den Kindern in Gaza, Syrien, Lybien oder wo sonst noch so Krieg und Leid herrscht. Noch bin ich nicht austherapiert, ich nehme Medikamente die NW verursachen. Mit Medikamenten geht es mir scheiße, ohne Medikamente noch scheißer! Wieso gibt es keine Steigerung von "scheiße"? Ich will keine Medikamente nehmen, morgens, mittags, abends, zur Nacht. Bin ich noch ich-selbst? Höchste Selbstmordrate bei bipolaren Störungen. Muss ich mich jetzt freuen, dass ich scheinbar nur eine schwach ausgeprägte Form habe? Irgendwo stand geschrieben, dass im Schnitt 12 Jahre des Lebens aufgrund der Krankheit verloren gehen, mal abgesehen von der 9 Jahre niedrigeren Lebenserwartung. Was habe ich noch, falls meine in die Tage gekommenen Angehörigen sterben? Weshalb bin ich noch hier? Soll ich noch schnell ein Kind bekommen, damit mich die Verantwortung auf dieser Erde hält? Und was hätte das Kind dann für ein Leben? Wieso ist die Welt so düster, so nebelig, so schwarz. Die Dunkelheit drückt, mir schmerzt der Kopf, ich kann kaum atmen, mir ist alles zu eng. Ich fühle mich wie äääääääeeeeeeeeehhhhhhhh...hhh...hhh... Zu nichts bin ich fähig, nichts bekomme ich hin, meine Lebensziele erreiche ich eh nicht. Meine eigenen Ansprüche kann ich nicht erreichen, wozu hat das alles also noch einen Sinn?

Nicht falsch verstehen, mir geht es zZ zwar nicht gut, aber so schlimm auch wieder nicht. Trotzdem habe ich Gedanken an den Tod. Was bringe ich in Gang, wenn ich davon meinem Psychiater erzähle? Weil... klingt vl blöd, aber so schlimm finde ich die Gedanken nicht. Manchmal bekomme ich durch solche Gedanken die Kurve und es geht mir hinterher besser. So nach dem Motto: Sterben kann ich auch später noch!

In sämtlichen Beipackzetteln und in sämtlichen Aufklärungsgesprächen heißt es, begeben Sie sich augenblicklich in psychiatrische Behandlung. Ist der Tod nicht Bestandteil des Lebens? Muss ich um mich Angst haben, sobald sich in meinem Kopf die Buchstaben S-E-L-B-S-T-M-O-R-D zu einem Wort zusammen fügen?

Ich empfinde das Angebot mich aufgrund von Selbstmordgedanken in stationäre Behandlung zu begeben als Bedrohung. Noch kann ich mein Leben alleine händeln, bin selbstständig und autark. Das darf sich auch für mich nicht ändern. Nun heißt es von allen Ecken und Enden, um einen Therapieerfolg zu erwirken bedarf es einer Compliance und einem vertrauensvollem Verhältnis zwischen Psychiater, Therapeut und Patienten. Wieweit bin ich denen ausgeliefert wenn ich davon erzähle?

Gruß! Navnav

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LynnCard
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 19:22

Hey Navnav

Dein Leben hat schon einen Sinn, auch wenn Du daran zweifelst und es nicht einordnen kannst. Du könntest diese Gedanken auch kreativ umsetzen, denn irgendwie hast Du trotz der Ernsthaftigkeit des Themas humorvolle Sichtweisen in der Melancholie. Dabei fällt mir eine Filmszene ein, wo der Protagonist sich ins Meer stürzte, um Schluss zu machen, es sich aber auf einmal anders überlegte, als ihn daraufhin ein Hai verfolgte.

Denk mal drüber nach, so einfach HOPPS geht das nicht mit dem Selbstmord. Das tut weh, heftig weh. Mehr als Du willst. Ist es nicht einfach so, dass Du viel eher Angst hast, ins Leben zu springen? Eine Angst, die alle Menschen haben und oftmals verdrängen. Du verdrängst es einfach weniger gut, eigentlich etwas sehr Einsichtiges, worauf Du Deine eigene persönliche Philosophie begründen könntest.

Gerade neulich erzählte ich jemandem von einem Fachartikel, den ich gelesen hatte. Die Betreffende winkte gleich ab und meinte, was für ein dummes Zeug ich da labere. Sie war jedoch nicht bereit, sich den Fachartikel anzuschauen. Überhaupt liest sie nichts und bekennt sich dazu. Mich verwunderte aber, dass sie all das fachliche Wissen einfach für unerheblich erklärte, es nicht sah als solches. Aber so ist der Mensch, er verdrängt pausenlos Dinge, auch die guten Aspekte, weil er sich nicht traut an das Neue, er Angst hat, dass es ihn verändern und seine Sichtweise in Frage stellen könnte. So fällt es auch leichter, weiterhin im Tief zu bleiben, anstatt sich raufholen zu lassen aus dem Brunnen, in den man gefallen ist. Das sage ich mir übrigens auch oft selbst, um wieder offen zu werden, wenn ich zu negativ denke. Es ist vieles anders, als wir denken, auch im positiven Sinne. Vielleicht, ja vielleicht ist das Leben auch schön und lebenswert.
LG Lynn

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Christine_Walter
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 20:42

ich denke auch oft über den tod nach, denke, das ist normal, auch wenn man sich nichts antun will.

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Navnav
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Beitrag Mi., 06.08.2014, 20:58

Danke für Deine Antwort Lynn!

Ich bin weit entfernt von irgendwelchen Absichten und mir ist sehr bewusst, dass schon das Abziehen eines Pflasters so sehr an meinen zarten Häärchen ziept, dass ich das Unternehmen lieber abbreche als es durch(ab-)zuziehen Ach und ja Humor habe ich, kreativ bin ich auch, manchmal bin ich sogar Superwoman

Für mich ist alles noch ziemlich neu. Neu insofern, dass ich erst seit letztem Jahr eine Diagnose hab. Nungut bei jedem Profi den ich frage, kommt eine neue Diagnose dazu. Dafür verschwindet wieder eine Jedenfalls schwebt das Damoklesschwert bipolare affektive Störung direkt über mir, mal als BipoII, mal als Zyklothomie, mal gemischte Phase oder auch Rapidcycling. Ich habe also die volle Auswahl, darf mich auch gerne noch bei den Borderlinern und bei den Psychotikern fleissig bedienen um mein Angebot rund zu bekommen.

Ich weiss nicht, was jetzt auf mich zukommt und wie ich dieses steuern kann. Das ist das Schlimme für mich. Ich hab an mich hohe Ansprüche, denen ich zZ überhaupt nicht genügen kann. Kann nicht arbeiten, kann nicht studieren, schaffe es teilweise nicht mal mit dem Hund ne Runde ums Haus. Bin teilweise so gereizt, besser ist man begegnet mir möglichst nicht.

Ich hab in zweierlei Hinsicht Angst, zum Einen, dass ich mit meiner Erkrankung bei den Ärzten nicht ernst genommen werde. Nun sitze ich denen ja auch nicht gegenüber wie ich gerade hier vorm PC hocke, sondern reisse mich entsprechend zusammen und versuche objektiv zu schildern wie es mir geht. Aber ich habe das Gefühl, das reicht denen nicht. Bin ich nicht krank genug, weil ich noch versuchen kann objektiv zu sein? Muss ich erst nackig auf der Kreuzung den Verkehr regeln bevor ich "ernst" genommen werde?

In einer hypomanen Phase habe ich meine Meds in Absprache mit dem Meisendoc abgesetzt. Die NW, vor allem das immense Schlafbedürfnis haben mein Leben enorm beeinträchtigt. Ich hab ihm gesagt ich hab das Gefühl mir geht es zu gut. Er sagte, ich soll nicht pathologisieren, sondern einfach mal geniessen das es mir grad nicht schlecht geht. Das Resultat ich bin seit 2 Wochen wieder krank geschrieben, kann nicht arbeiten - gemischte Phase.

Also zurück zu Erstens Ich habe Angst, dass meine Erkrankung nicht ernst genommen wird. Ich bin ein reflektierter, sehr gut beobachtender Mensch. Ich habe das Gefühl, genau deshalb wird mir nicht geglaubt.

Zum Zweiten, ich habe Angst, dass aus ner kleinen Mücke nen Elefant gemacht wird. Vor nem knappen halben Jahr erzählte ich meinem Meisendoc, dass ich nicht in der Lage bin meinen Haushalt zu führen, nicht schaffe einzukaufen, nicht schaffe Wäsche zu waschen, Rechnungen nicht überweise obwohl das Geld da wäre, Organisatorisches komplett liegen bleibt. Da schlug er mir eine Betreuung vor. Weiss nicht wie das in Rechtsdeutsch genau hiess, aber dass ich irgendwo unterschreibe und dann jemand vom Amt bestelltes mein Vormund ist - ich also meine Selbstständigkeit komplett aufgebe, so lange bis mir wieder Zurechnungsfähigkeit attestiert wird. Das war für mich ein Schock. So weit soll es schon sein mit mir? Eher nicht! Was ich brauche ist eine Putzfrau und zum richtigen Zeitpkt nen Tritt in den Po. Diesen Zeitpkt herbei zu holen, das es mir wieder besser geht, deshalb sass ich vor ihm, nicht um alle Verantwortung abzugeben.

Was kann mir also im schlimmsten Fall passieren, wenn ich meinem Doc von meinen Ideen rund um den/meinen Tod erzähle? Ab wann sind Gedanken an den Tod so "krank", dass mir meine eigene Entscheidungsgewalt genommen wird?

Jetzt bin ich dank meiner netten Erkrankung ja an Extreme gewöhnt, aber wie kann ich denn mit diesem Spagat zwischen "Hör auf zu pathologisieren" und "Gib die Verantwortung komplett ab und lass Dich betreuen" umgehen?

Muss ich meine Gedanken filtern, bevor ich sie meinem Meisendoc erzähle? Das ist so furchtbar anstrengend!

Danke fürs Lesen!

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LynnCard
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Beitrag Do., 07.08.2014, 03:10

Hey Navnav

So weit ich weiß, wird man in Deutschland nicht entmündigt, auch bei Betreuung nicht. Da bist Du immer noch geschäftsfähig und alles, nur dass Du eine Hilfe hast. Ich würde mich mal erkundigen. Ich hörte auch schon von jemandem mit Betreuung in D, sie malt mittlerweile schöne Kinderbilderbücher und scheint ihren Weg gefunden zu haben, vielleicht weil die Betreuung sie wirklich sehr entlastet. Sie fühlt sich jedenfalls nicht entmündigt. Sie ist hochintelligent und schreibt auch Poetisches.

Ein bisschen wirken Deine Beschreibungen schon schwarz-weiß, was aber nicht heißt, dass es gar nicht ernstgenommen wird, nur drückst Du Dich eben schon so aus, einerseits eben "zu gut drauf", dann wieder "sauer sodass dir niemand begegnen darf", weiter hast Du praktisch alle instabilen Störungen wie einen Katalog aufgezählt, vielleicht sind da nur Anteile gemeint und nicht, dass Du gleich alle diese Störungen im Vollbild hast. Das wär eben dieses aufgeblähte Pathologisieren, weil Du Angst hast, sonst nicht ernst genommen zu werden. Aber weniger ist oft mehr, gerade wenn es ums Ernstgenommenwerden geht.

Es gibt eine Nothilfe-Regel: Lass denjenigen warten, der noch schreien kann und kümmere dich um den, der bewusstlos am Boden liegt.

Wenn Du übertreibst, wird Dir höchstens noch etwas Hypochondrisches aufgedrückt, ich würd schon versuchen, genauer zu beobachten, auch die Feinheiten. Du sagst ja, dass Du eine gute Beobachterin bist.

Also ich hör da schon Deine Sorgen raus, völlig den Anschluss zu verlieren, und das kann ich nachvollziehen, auch ohne jede Störung, denn das ist eine Angst, die viele haben, Existenzangst, vielleicht auch Panik, Arbeitsstörung. Egal wie man es auch nennt, Du bist derzeit blockiert. Dass da solche verzweifelten Gedanken aufkeimen, ist naheliegend, Du scheinst nun immer mehr Panik zu bekommen, weil diese Aufgaben anstehen und Du Dich nicht in der Lage siehst, es anzugehen.

Ich kenne jemand, die das bis zur bevorstehenden Zwangsräumung gemacht hat, wobei sie sehr stark verdrängte und sich ständig im Garten aufhielt und den Tieren nachsah, um dies alles durch die Naturkulisse wegzuschieben. Die Angst und Sorge, die Dich jetzt umkreist wie ein Geier, ist an sich nicht schlecht, denn natürlich besteht wirklich die Gefahr, dass Du Dich gerade in die Probleme reinreitest.

Ich würd jetzt trotzdem anfangen, auch wenn Du vielleicht nur eine kleine Sache schaffst. Jeden Tag ein kleiner Schritt ist auch etwas. Da musst Du jetzt durch, dann wird´s irgendwann besser. Angst kann auch gesund sein, auch wenn sie sich unangenehm anfühlt. Sonst würdest Du jetzt nicht daran denken, was fällig wäre, sondern auch im Garten rumhängen und den Schmetterlingen nachjagen. Von daher finde ich, dass Deine Angst eigentlich gesund ist, weil sie Dich richtigerweise alarmiert, so wie ein fauler Zahn schmerzen soll, damit er gezogen wird. Also ziehe Deinen Zahn - das wär der gewünschte Tritt in Deinen Hintern, ein ganz kräftiger!

Das klingt jetzt vielleicht so, als würde ich nicht glauben, dass Du Dich dazu nicht in der Lage siehst. Doch, das glaube ich Dir schon. Aber wenn Du diese Schwelle nicht überwindest, wirst Du eine Betreuung aufgedrückt erhalten, das muss nicht schlecht sein, aber Du möchtest autark bleiben, also musst Du jetzt wirklich kämpfen, allein kämpfen, wie so viele. Glaube, dass Du den Schlüssel zu Dir selbst hast, Du kennst Dich am besten, versuche, Dich dazu zu bewegen, einen Schritt nach dem anderen, auch wenn Du dabei weinst.
LG Lynn


Feenya
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Beitrag Do., 07.08.2014, 08:44

Die NW, vor allem das immense Schlafbedürfnis haben mein Leben enorm beeinträchtigt. Ich hab ihm gesagt ich hab das Gefühl mir geht es zu gut. Er sagte, ich soll nicht pathologisieren, sondern einfach mal geniessen das es mir grad nicht schlecht geht.
Das immense Schlafbedürfnis kenne ich auch als NW bei meinem Mann. Aber ansonsten geht es ihm momentan sehr gut. Und nach den 12 Horrormonaten, die er mit den Nebenwirkungen eines anderen NL hinter sich hat, ist er da sehr demütig, dass es NUR das immense Schlafbedürfnis ist.

Aber jetzt wieder zu dir.
Kann man nicht durch Medikamentenreduktion etwas an dieser Müdigkeit ändern?
Oder - wenn ich dem Arzt Glauben schenken darf, der vor ein paar Tagen die "Angehörigenfortbildung" mit uns gemacht hat - dann gibt es auch Psychopharmaka, die nicht so müde machen.
Wobei, Nebenwirkungen gibt es bei allen Medis. Da würde ich nicht zu viel herumexperimentieren.

Der Arzt hat es mit zwei Aussagen so ausgedrückt:

--> Wenn ich eine Decke habe, die für den ganzen Körper zu kurz ist, dann habe ich die Wahl: Soll ich die Füße zudecken, damit sie nicht kalt werden? Oder soll ich die Nase zudecken, damit sie nicht kalt wird? (Also, man sollte das geringere Übel [NW, die eigentlich zu ertragen sind] wählen)

--> Psychopharmaka sind keine Tic-Tacs, das ist klar. Aber sie schützen oft wie eine zweite Haut (halten die störenden Einflüsse, die negativ auf einen einprasseln, ab) von außen, und man kann ein halbwegs geordnetes Leben leben.

Wie gesagt, mein Mann redet sich seine immense Müdigkeit "schön". "12 Stunden zu schlafen, das ist gerade richtig so."
Mein Mann geht kurz nach 21 Uhr (nach der Einnahme der Medikamente) zu Bett, und "kämpft" sich um 9 Uhr müde und gerädert aus dem Bett.

Und dann machen wir "Morgensport". Walken, Rad fahren, Rückengymnastik, etc. ....... je nach Wetterlage.
Zu Mittag ist mein Mann dann endlich so fit, wie man es als normal erachtet.
Aber das nimmt er alles hin, weil er weiß, WIE schlimm die NW anderer Medikamente sein können.

Darum hat dein Arzt (oder war es der Thera?) gar nicht so unrecht, wenn er sagt, dass du diesen Zustand genießen sollst.
Oder hast du das Gefühl, dass du gerade in eine manische Phase rutscht?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Navnav
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Beitrag Do., 07.08.2014, 17:26

Hallo und vielen Dank für die Antworten!

Liebe Lynn,

natürlich habe ich nicht alles auf einmal, vielleicht habe ich auch gar keine dieser Störungen. Darauf kommt es mir auch gar nicht an. Jeder darf meine Meise nennen wie er will Ich bin im Kopf nicht so weit, mich auf eine Betreuung, bzw irgendwas was über ambulante Therapie und Medikation hinaus geht, einzulassen. Da muss es doch etwas dazwischen geben, aber auch wenn ich nachfrage, gibt es keine Antworten.

Ich komme grad vom Doc, bin weitere 2 Wochen krank geschrieben. Nur krank geschrieben, sonst nichts. So langsam steigt die Angst was mit meinem Job wird, ob dann das Geld reicht, wann mir die Decke aufn Kopf fällt. Der Stress steigt, aber die Kraft, Dinge zu erledigen kommt immerhin langsam zurück. Ich war heute aufm Markt und habe danach einen leckeren Kirschkuchen gebacken.

Habe gestern einen Kommentar in der "Zeit" zum Thema Prokrastination gelesen: "Was mir ein wenig hilft, ist die mentale Vorstellung des zufriedenen Selbst, wenn ich die Aufgabe erledigt habe. Immer aufs Endergebnis fokussieren und die Freude des Geschaffthabens vorwegnehmen. Wenn ich dann so positiv motiviert an die Sache herangehe und die ersten Schritte durchhalte, geht der Rest oft leichter. - Was hingegen weiter demotiviert ist mentale Vorstellung der Tätigkeit selbst mit all ihren Unwägbarkeiten und unangenehmen Begleiterscheinungen. Die Spirale von Selbstquälerei und schlechtem Gewissen wird dadurch noch intensiviert."

Das zufriedene Selbst...! Obwohl ich schon x Maßnahmen verfolgt habe, um meine Aufschieberitis irgendwie in den Griff zu bekommen und ich dergleichen bestimmt an die 100 mal gelesen oder gehört habe, haben diese paar Sätze jetzt bei mir den bisher größten Effekt erzielt. Ist das soo einfach?

Ich habe beschlossen meinem Meisendoc nichts über meine Gedanken rund ums Sterben zu erzählen. Ein Problem welches mir bei meinem Doc im Weg steht, ist im Job meine größte Stärke. Sich auf den Gegenüber einstellen, meine beobachtenden und analytischen Fähigkeiten einsetzen um die richtigen Methoden zu finden und gegebenfalls wieder zu hinterfragen, damit das bestmögliche und zeitlich adäquate Ergebnis erziehlt wird. Es ärgert mich unglaublich, dass ich zZ überhaupt gar nichts bewegt bekomme. Es geht mir alles zu langsam, es geht nicht strukturiert und zielgerichtet genug vorwärts. Würde ich meinen Job so machen, wäre ich meine Kunden im null,nix los!

Liebe Feenya,

lieben Dank für Deine Antwort! Das ist ein schönes Gleichniss mit der Bettdecke! Ich kann mir die NW nicht schön reden, 12 h Schlaf und mehr waren es auch bei mir, weitere 3 h zum wach werden bis ich halbwegs handlungsfähig war. Ich hab innerhalb von 3 Monaten 10 kg zugenommen. Dann kamen Wortfindungsstörungen dazu. Ich hab nen Job wo ich vor Kunden rede. Mir sind partout die Worte nicht eingefallen! Deshalb hab ich die Medikamente in Absprache reduziert bzw ausgeschlichen und befinde mich jetzt nach einem dreiviertel Jahr Ruhe (inkl NW) als Resultat wieder in einer gemischten Phase.

Ich bin 31 Jahre alt, ich liebe meinen Job, es kann doch einfach nicht sein, dass es das jetzt gewesen sein soll! Nehme ich die Meds kann ich nicht wie ich will, nehme ich sie nicht, gehts ebenfalls nicht. Ich will keinen "Morgensport", ich will nicht um 21 Uhr ins Bett gehen und dann den ganzen Tag nur durch eine Nebelwolke wahr nehmen, ich will nicht auf alles verzichten was Spaß macht! Ich will arbeiten, Geld verdienen, Vorwährtskommen!

Klar ich bin grad hypoman, aber na und? Mein Leben hat etwas Comic-haftes, in diesem Comic ist die ganze Welt unfähig, langsam, stupide, träge und fett! Und ich mitten drin! Hat schon fast wieder etwas tragisch-komisches...

Irgendwo habe ich gelesen, ich soll versuchen meine Krankheit anzunehmen... Die können mich mal!


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Beitrag Do., 07.08.2014, 20:36

Liebe Navnav

Vielleicht helfen alternative Methoden, Dich besser zu steuern, um die Medis noch mehr runtersetzen zu können in Absprache mit Deinem Arzt, wenn diese Dich wiederum so lahmlegen. Gerade heute las ich etwas in der Richtung von einer Psychologin mit alternativen Techniken, schau HIER. Vielleicht kannst Du damit Deine negativen Gedanken unterbrechen, indem Du innehältst und Dich auf das Wesentliche besinnst, um Dich dann besser in der Arbeit und überhaupt im Leben zu steuern.
LG Lynn

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Beitrag Do., 07.08.2014, 20:43

nicht Pussy-mäßig... gegen die Wand oder vom Hochhaus?
Wer kratzt dich denn da ab?
Also echt, niemand zwingt dich zum leben, aber zwinge auch du niemanden deinen Rest wegzumachen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli


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Beitrag Do., 07.08.2014, 22:09

hopeless, muss man denn immer "Rat-Schläge" geben, kann man denn nicht anteilnehmen und menschlich miteinander sein.

Ansonsten: Klinikpersonal findet es sicher auch nicht traumberuflich, sich um Überdosis Tabletten u.ä. zu bekümmern.

Menno, muss man denn immer solche Themen nehmen, um im Forum herumzubashen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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hope_81
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Beitrag Do., 07.08.2014, 22:15

Weißt Pandas, ich finde es witzig was Du unter "Ratschlag" verstehst
Siehst Du da ne Gebrauchsanweisung? Mh.....

Ist wohl deine Projektion, was
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli


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Beitrag Do., 07.08.2014, 22:49

hopeless81 hat geschrieben:Weißt Pandas, ich finde es witzig was Du unter "Ratschlag" verstehst
Siehst Du da ne Gebrauchsanweisung? Mh.....

Ist wohl deine Projektion, was
nuuu, das hat nichts mit Projektion von meiner Seite zu tuen, gar nichts.

Ich meinte, da steckt eindeutig ein negativer Rat-Schlag drinnen:
hopeless81 hat geschrieben:Wer kratzt dich denn da ab?
Also echt, niemand zwingt dich zum leben, aber zwinge auch du niemanden deinen Rest wegzumachen.
Rat-Schlag=Gebrauchsanweisung, okay, kann man so sagen,
folglich:

Der implizite negative Rat-Schlag ist:

a) "niemand zwingt Dich zum leben" (=Du bist wohl niemand wichtig, interessiert auch nicht, was mit Deinem Leben passiert)

b) "zwinge auch du niemanden deinen Rest wegzumachen" = also wenn das keine Handlungsanweisung ist.

In Verbindung mit a) ergibt sich, Gebrauchsanweisung: "Nimm Dein Leben nicht wichtig, aber belästig keinen anderen mit" (wobei ich letzteres für unmöglich halte, da der Körper immer bleibt und die Anderen sich mit diesen befassen müssen.

Fazit: Ist ein Rat-Schlag, und einer, der unter die Gürtellinie geht, einer Userin, die einem persönlich nicht wichtig ist, dann glatt dies zu schreiben, woanders aber den Tod zu bejammern.

Ich mein, wir schreiben hier ja auch nicht Alkoholiker, trink doch einfach, aber jammer nicht herum, kotz mir nicht vor die Tür o.ä.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Feenya
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 06:43

Navnav hat geschrieben: Ich bin 31 Jahre alt, ich liebe meinen Job, es kann doch einfach nicht sein, dass es das jetzt gewesen sein soll! Nehme ich die Meds kann ich nicht wie ich will, nehme ich sie nicht, gehts ebenfalls nicht. Ich will keinen "Morgensport", ich will nicht um 21 Uhr ins Bett gehen und dann den ganzen Tag nur durch eine Nebelwolke wahr nehmen, ich will nicht auf alles verzichten was Spaß macht! Ich will arbeiten, Geld verdienen, Vorwährtskommen!

Klar ich bin grad hypoman, aber na und?

Ah, ich verstehe das Problem.

Ich bin nicht dein Arzt und auch nicht dein Therapeut. Ich darf dir keine med. Ratschläge geben, aber ich schreibe jetzt einfach, was mir zu deinem Zitat einfällt.

Bei der "Angehörigen-Fortbildung" haben wir erfahren, dass es NL gibt, die müde machen, und auch solche, die nicht so stark sedierend wirken.
Der Arzt meinte, er sieht sich den Patienten an, wenn er so vor ihm steht.
Ist der Mensch schlank, wirkt also aktiv, dann greift er zu den sedierenden NL.
Ist der Mensch schon übergewichtig, wirkt also wie ein couch-potato, dann greift er zu einem weniger sedierenden NL.

Abilify, das soll so ein weniger sedierendes NL sein. Du kannst ja mal deinen Arzt fragen, ob es für dich in Frage käme.

Aber auch dieses Medikament hat NW.
Eine Mutter aus der Angehörigengruppe hat berichtet, dass ihr 19-jähriger Sohn (schon im Krankenhaus) nicht sehr gut darauf reagiert hat.
Da sollte man schon abwägen, ob sich eine Umstellung lohnt.
Aber, wenn es dir die Todessehnsucht ( weil, Zitat: Mein Leben hat etwas Comic-haftes, in diesem Comic ist die ganze Welt unfähig, langsam, stupide, träge und fett! Und ich mitten drin! Hat schon fast wieder etwas tragisch-komisches...) nimmt, dann wäre doch schon etwas gewonnen.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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majello
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 12:45

Ich mag zu dem Thema auch ein paar Worte einwerfen, weil ich das Gefühl kenne, auch wenn es sich bei mir ausdrückt. der impuls aauf der ubahnplattform einen schritt nach vorn zu machen, den muss ich aktiv unterdrücken. das hängt auch längst nicht mehr an irgendwelchen höhen und tiefen, das ist fast permanent da, sobald mein kopf ein wenig zeit hat.

ich versteh den schritt aber als etwas egoistisches. eigentlich den ultimativen egoismus, da gehts dann nur mehr um mich, ohne rücksicht auf die konsequenzen für andere. das ist das was mich hält am ende des tages, dass es mensch gibt, denen ich das ergebnis meines handelns nicht zumuten mag.

generell mein ich, sich über den tot gedanken zu machen ist nichts ungewöhnliches. sich drüber gedanken zu machen wie man sterben möchte per se auch nicht. aber es tut einem auch nicht gut.

ich teile übrigens das gefühl des TE, dass das was als hilfestellung gemeint ist, eher bedrohlich wirkt.

aber für den tag an dem es soweit ist hab ich einen plan. das beruhigt mich irgendwie.

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Navnav
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Beitrag Fr., 08.08.2014, 15:09

Vielen Dank für die vielen Gedanken!

Liebe Lynn,
alternativen Methoden sind nichts für mich. Vl sollte ich das auch einmal untersuchen lassen, aber der ganze Achtsamkeitskram macht mich höchstens aggressiv . Vl liegt es daran dass soetwas nicht schnell geht, ich brauche Ergebnisse, und die am besten Vorgestern. Ich empfinde soetwas als Zwang, Zwang zur Ruhe. Da ist Rebellion bei mir vorprogrammiert. Ich versuche mich statt dessen lieber in Kuchen backen, Bücher lesen, Blumen pflücken... etwas "handfesteren" Dingen sozusagen Jedenfalls habe ich für Achtsamkeit nicht die nötige Ruhe - ich weiß das ist paradox

Liebe Pandas, liebe hopeless ,
ich bin gut darin Dinge ein- und wegzustecken, vor allem in einem anonymen Forum. Ich bedanke mich jedenfalls für Eure Meinungen. Vl hilft so ein "Rat-Schlag" manchmal mehr als Anteilnahme und Menschlich sein. Wie ein Schlag ins Gesicht jemanden vorm Ausrasten abhalten kann, wie Nichtbeachtung einem beim Runterkommen helfen kann. Jetzt kenn ich natürlich nicht Eure Intensionen, aber der Hinweis darauf, dass es Menschen gibt, die keinen Spaß daran haben, Überreste zusammen zu kratzen kann ja evtl doch auch zu einem Perspektivwechsel führen. Mal abgesehen davon, dass das "Wie" schon entscheiden kann, und da hat Pandas vollkommen Recht!

Liebe Feenya,
das ist ein guter Ansatz, vielen Dank, das spreche ich auf jeden Fall beim nächsten Arztbesuch an. Dieses Nicht-leistungsfähig-Sein macht mich irre.

Lieber majello,
danke das Du mir schreibst. Ich versuche das Ganze nochmal für mich zu präzisieren: Ich mag das Ergebnis meines Handelns anderen Menschen nicht nur nicht zumuten, sondern damit erst recht kein neues Leid erschaffen. Vl ist es genau dieser Gedankengang... Es gibt da noch Andere!... und falls es die irgendwann alle auch nicht mehr geben sollte... und mein Handeln auch sonst keine negativen Konsequenzen hätte,... ja dann weiß ich wie! Mich tröstet das jedenfalls.

Sonnige Grüße Euch allen! Nav

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