Intuitive Fähigkeiten schizoider Persönlichkeiten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

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Fritzzi
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Intuitive Fähigkeiten schizoider Persönlichkeiten

Beitrag Do., 13.06.2013, 14:15

Hallo!

Aus persönlichem Interesse und weil ich mM zu gewissem Teil selbst davon betroffen bin, würde mich interessieren was man unter der "Ausbildung von intuitiven Fähigkeiten schizoider Menschen" versteht.

Irgendwo im Netz fand ich diese Beschreibung:

Menschen mit einer schizoiden Störung bilden kompensatorisch daher oft ein hohes Maß intuitiver Fähigkeiten aus, mit denen sie sich schützen und zugleich Überlegenheit und Kontrolle gewinnen wollen. Diese antrainierten Fähigkeiten bleiben oft ein Leben lang erhalten und helfen dem schizoiden Menschen bei der Alltagsbewältigung, belasten engere soziale Kontakte jedoch schnell.

Zunächst hätte ich stark auf Bauchentscheidungen getippt, die ich gerne fälle. Es dreht sich bei mir mehr um Fühlen, als um Logik, wenn ihr versteht was ich meine.

Hat jemand Erfahrungen/Beispiele solcher Fähigkeiten? Ich würde mich auch über professionelle Beschreibung dieses Sachverhaltes sehr freuen.

Fritzzi

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(e)
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Beitrag Fr., 14.06.2013, 20:24

Hallo Fritzzi

Ich finde Deine Frage interessant, da die Ausbildung intuitiver Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung und Selbstregulierung sowie Selbstkonstituierung auch ein wichtiger Punkt bei Zwängen, wie ich sie habe, ist. Das wird auch in einem Fachbuch für Zwänge beschrieben. Da bei Schizophrenie der Zwang als Gegenregulans mitwirkt, hat es wahrscheinlich damit zu tun.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Nico
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 07:13

Elena hast du in deinen Fachbüchern eigentlich auch gelesen dass eine schizoide Störung und Schizophrenie zweiverschiedene Stiefel sind ??
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 07:48

Fritzzi, ich bin zwar nicht wirklich offiziell schizoid, bin auch kein Wissenschaftler, kann dir aber nur sagen: Ich habe diese Intuition, diesen Röntgenblick. Ich sage dann immer im Scherz, dass ich Hellseher bin - was mir natürlich niemand glauben kann. Ich merke jedoch immer wieder - und das ist wirklich erschreckend -, wie sehr meine Wahrnehmungen zutreffen. Ich sehe einen Menschen und kann dir sagen - nicht immer, aber ZU oft -, welche Partei er wählt, welches Haustier er hat, ob er in einer WG lebt, überzeugter Single ist oder einen Partner hat, welches seine Lieblingsfarbe ist und wohin er gerne reist. Ich sehe das Sternzeichen eines Menschen, obwohl ich an Horoskope gar nicht glaube.

Ich habe damit im Alltag große Probleme, weil so was natürlich niemand gerne hören will, weil ich das aber nicht abschalten kann. Wenn ich etwas SEHE, dann SEHE ich es. Und dann kann ich nicht sagen: "Sieh mal lieber nicht hin". Das ist schwierig.

Das, was mich wirklich beruhigt, ist, dass ich auch mal danebenliege...

Ich glaube, ich hab damit angefangen - spätestens -, als ich von Personen, denen ich eigentlich hätte vertrauen sollen, massiv enttäuscht worden bin. Da blieb mir dann nichts anderes übrig, als Zeichen zu deuten. Vielleicht braucht man dafür auch eine gewisse Form von 'Intelligenz', vielleicht am ehesten emotionale oder soziale Intelligenz - was leider (ich definiere hier mal fröhlich vor mich hin) nicht dasselbe ist wie 'Kompetenz'.

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Waldschratin
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 08:03

Ich glaube,diese "besondere" Intuition ist sowas wie ein "Zugrückgreifen" auf Instinkte,die in der Entwicklung der Menschheit nunmal notwendig waren,wollten wir nicht vom nächsten Säbelzahntigerchen gefrühstückt werden oder vom nebenan wohnenden Clan überrannt und niedergemacht.
Heutzutage brauchen wir diese Instinkte beiweitem nicht mehr so ausgeprägt,wie das in grauer Vorzeit der Fall war.Nur können sie wahrscheinlich gut "reaktiviert" werden,wenn man Entsprechendes,nachhaltig genug,erlebt hat.
Was Trauma betrifft z.B.,aber eben und grade auch bei Doppelbotschaftigkeit der Umwelt grade in den frühen Entwicklungsjahren.Da MUß man ja als Kleines so intuitiv werden wie möglich,um rausfinden zu können,was verschafft einem das,was man braucht und hält einem jenes vom Leib,was einem schadet.

Fritzzi,hast du schon mal was von HSP gehört?Vielleicht geht's auch eher in diese Richtung.Wenns dich interessiert,guck mal hier:
http://www.hochsensibilitaet.ch/content/index_ger.html

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Nico
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:04

Titus funktioniert das nur wenn du die betreffende Person siehst, oder reicht es auch wenn du die Stimme hörst ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:16

Die Stimme ist es eigentlich eher weniger. Es sind mehr die Bilder. Gut, manchmal ist es auch nicht schwer: Neulich hat mein Sohn im Fernsehen 'Aktenzeichen xy' gesehen. Ich hab das bis vor wenigen Jahren auch immer mal geguckt - bis mir irgendwann aufgefallen ist (better late than never), dass das doch irgendwie immer dasselbe ist. Genau das wollte ich meinem Sohn sagen. Ich gucke auf den Bildschirm, sehe quasi nur ein Standbild, eine Diskothek, und sage: "Ach, hier zum Beispiel. Hier wird gleich ein Schwuler umgebracht" - wie gesagt: Bei XY ist das keine Kunst, denn da läuft es immer nach denselben Mustern. Aber für mich ist es offenbar sehr einfach, das auch in weniger schlichten Zusamenhängen zu erkennen. Ich sehe etwas und deute es.

Meine Tochter kann das auch. Sie war sechs Jahre alt, als ich mit ihr im Bus saß. An der Haltestelle sahen wir draußen einen jungen Mann und eine junge Frau, die sich irgendwie so 'leer' ansahen. Wir hörten nichts, und es wurde auch nicht groß gestikuliert; es flossen nicht mal Tränen. Und meine Tochter sprach das aus, was ich dachte: "Der macht gerade mit ihr Schluss" - wie gesagt: Auch das ist nicht so spektakulär, aber für ein sechsjähriges Kind fand ich das schon beeindruckend.

Mir passiert das immer wieder. Ein Dozent: Ich phantasiere mir was über ihn, und im Laufe des Semesters erzählt er immer mehr über sich, und ich denke: "Ja, klar, mir musst du das nicht erzählen; ich weiß das alles schon".

Ich wusste das Sternzeichen meines Therapeuten - ohne dass ich über dieses Sternzeichen an sich irgendwas wusste, über die Eigenschaften, die den Leuten zugeschrieben werden. Ich hab einfach nur gesehen: "Er ist ...". Dann hab ich das Geburtsdatum rausbekommen, anschließend hab ich nachgelesen, was man so sagt über dieses Sternzeichen - und ich wäre fast umgefallen, weil das genau die Eigenschaften sind, die ich an ihm auch wahrnehme.

Also, ich könnte deswegen nicht im Zirkus auftreten oder so, aber ich glaube nicht, dass diese Antennen so üblich sind.

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Nico
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:29

Hm, da klingt aber vieles einfach nach sehr guter Beobachtungsgabe.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Nico
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:37

Apropos, bei dem Beispiel mit deiner Tochter, könnt ihr doch gar nicht wissen ob es gestimmt hat, oder habt ihr die zwei dann gefragt ob sie sich gerade trennen ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:38

Stimmt, ich denke, da gibt es fließende Übergänge. Aber wenn du den Leuten ansiehst, ob sie dich anlügen - fremden Leuten, die du einmal gesehen hast - ob das nur mit guter Beobachtungsgabe erklären kannst?

Ich war mal in der 1. Hilfe, wegen Koliken und Durchfall. Ich bin ein Hypochonder und dachte also an Darmkrebs (was sonst?). Die Ärztin wollte mich wohl beruhigen und machte einen Test auf okkultes Blut im Stuhl. Sie sah auf den Teststreifen, meinte, es sei alles in Ordnung und verließ - warum auch immer - das Zimmer. Ich wusste natürlich, dass NICHTS in Ordnung war, nahm den Teststreifen aus dem Mülleimer und sah das Ergebnis. Und wenn dir so was immer mal passiert, auch als Kind, dann entwickelst du die Fähigkeit, HINTER das zu schauen, was man dir ins Gesicht sagt. Oder, noch besser, schon VORHER zu erkennen, was der Andere im Schilde führt.

Nico, glaub mir: Wir haben es gesehen. Es lässt sich natürlich nicht immer alles überprüfen - das wäre ja auch irre. Aber oft genug eben schon.

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Sunny75
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:40

titus2 hat geschrieben:Und meine Tochter sprach das aus, was ich dachte: "Der macht gerade mit ihr Schluss" - wie gesagt: Auch das ist nicht so spektakulär, aber für ein sechsjähriges Kind fand ich das schon beeindruckend.
Nun ja, aber ob der Junge WIRKLICH Schluss gemacht hat, weißt du nicht. Nur weil deine Tochter den selben Gedanken hatte, wie du, bedeutet das noch nicht, dass es auch stimmt

Trotzdem - ich glaube schon, dass man sehr viel erspüren kann, und dann über sich selbst erstaunt ist (auch wenn sich die Beispiele immer irgendwie banal anhören) - genauso oft erwischt es einen aber auch oftmals eiskalt, weil man etwas ÜBERHAUPT nicht geahnt hat, oder?


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:45

...eben. Und weil diese Menschen dann, so gut es eben geht, ausschließen wollen, dass ihnen das noch mal passiert, sich so eiskalt erwischen zu lassen, entwickeln sie diese Intuition. Das ist übrigens nicht dasselbe wie 'immer das Schlimmste annehmen', denn oft sind das ganz neutrale Beobachtungen. Oder auch positive Wahrnehmungen - was es schwierig macht, denn denen zu trauen, fällt mir z.B. enorm schwer. Ich nehme etwas Positives wahr, Interesse an meiner Person und Wertschätzung, und muss das dann irgendwie so umdeuten, dass es ungefährlich wird. Das macht es dann ziemlich verrückt.

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Sunny75
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:52

Ich glaube "diese Menschen" sind wir alle. Der eine mehr, der andere weniger erfahrungsgeschädigt. Der eine mehr, der andere weniger mit Werkzeugen ausgestattet Erfahrungen mit Beobachtungen zu verknüpfen, und Schlüsse daraus zu ziehen.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 09:59

Ja, gut, aber das betrifft dann ja alle psychischen 'Phänomene' bzw. Störungen. Nimm das Merkmal 'Schüchternheit' - da kannst du dir eine Skala vorstellen, und irgendwo beginnt der Bereich, wo es auffällig wird. Mit der Intelligenz ist es ähnlich. Ab einem IQ von 130 gilt man als hochbegabt. Deshalb sind ja nicht alle anderen Menschen nicht intelligent. Und so ist es mit der Intuition auch. Irgendwo wird es halt auffällig.


leberblümchen
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Beitrag Sa., 15.06.2013, 10:31

Noch was anderes, was in dieselbe Richtung geht, vielleicht, obwohl es keinerlei Relevanz hat. Aber es ist mir unheimlich, weil mir so was so häufig passiert:

Mein Sohn und ich gucken einen Tatort im Fernsehen, den wir noch nie gesehen haben. Der Film fängt an und ich hab Blaubeeren mit Sahne gemacht, und ich sage, noch bevor jemand tot ist: "Bestimmt wird das Opfer mit Blaubeeren vergiftet" - ich weiß gar nicht, wieso ich das gesagt hab. Aber da war im Film noch gar nicht an Blaubeeren zu denken. Und am Ende wurde er wirklich mit Blaubeerkompott vergiftet.

So was macht mir einfach Angst. Klar, erst lachen wir darüber, aber was soll das? Wie wahrscheinlich ist es, dass in einem Tatort jemand mit Blaubeeren vergiftet wird - das kann man doch nur dann 'wissen', wenn man irgendwelche - sorry - übersinnlichen Kräfte hat, oder?

Ich kannte den Film übrigens WIRKLICH nicht... Und wie gesagt: Ich glaube eigentlich gar nicht an solchen Quark. Es klappt natürlich nicht immer, denn wenn es so wäre, würde ich natürlich Lotto spielen. Genau genommen, klappt es immer dann besonders gut, wenn es sich um etwas handelt, das mit Menschen zu tun hat - was bei Lottozahlen ja eher nicht der Fall ist; vielleicht sollte ich dafür plädieren, die Zahlen von einem Menschen ziehen zu lassen?

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