Literatur Narzisstische Persönlichkeitsstörung

[Gold__Marie]

Hallo,

bin auf der Suche nach Literatur zum Thema narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Kann mir jemand etwas empfehlen?

Lg Gold__Marie

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[Hamna]

Hallo Gold_Marie,

mir gefällt folgendes Buch sehr gut:

Bärbel Wardetzki: Weiblicher Narzissmus

[hope_81]

Welche Form des Narzissmus meinst Du denn?

[Gold__Marie]

Naja, eben NICHT den natürlichen, gesunden Narzissmus , sondern die narzisstische Persönlichkeitsstörung.
Befasse mich allerdings gerade sehr umfassend mit dem Thema, weil ich dazu eine wissenschaftliche Arbeit schreibe und jegliche Literaturtipps sind herzlich willkommen!
Was mich in diesem Zusammenhang besonders interessiert ist inwiefern die moderne Leistungsgesellschaft die narzisstische Persönlichkeitsstörung begünstigt; Beispiele für narzisstisch- persönlichkeitsgestörte Politiker und deren Machtmissbrauch und auch die Rollenkonstellation innerhalb einer Familie mit einem betroffenem Elternteil. Literaturhinweise diesbezüglich wären natürlich besonders toll

Lg

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[Anne1997]

Liebe Gold_Marie,

das Buch, das Rilke empfohlen hat, ist sehr gut (wie überhaupt die Bücher dieser Autorin; ergänzend: "Ohrfeigen für die Seele").
Hier kannst Du eine Einführung in den sog. "weiblichen Narzissmus" von ihr nachlesen.
Für die Einführung ist das Internet sehr hilfreich:
1. Narzissmus auf Wikipedia (wirklich hilfreich auch mit den weiteren Hinweisen)
2. Die "Klassiker": Stangl und Faust.
3. AWMF
4. Aus einer atemtherapeutischen Praxis
5. Aus der Sicht eines Betroffenen - sachlich gut gemacht: http://igork.de/narziss.pdf (keine direkte Verlinkung; Link kopieren, kann nur 5 Links schicken).
6. Zum Thema "Politiker, Machtmissbrauch etc." eine Arbeit eines Psychiaters aus Österreich: http://www.walter-koenig.at/_TCgi_Image ... 153_bn.pdf

Ansonsten finde ich generell alle gängigen Grundlagenbücher von Ausbildung, Studium, Schule hilfreich, damit das Terminologische klar ist (wenn es eine wissenschaftliche Arbeit wird). Hier helfen oft die Bibliotheken vor Ort sehr gut weiter. Mir persönlich hat auch der "gute alte" Riemann (Grundformen der Angst) weitergeholfen, auch wenn er nicht explizit auf den Narzissmus eingeht.
Ansonsten findest Du bei den obigen Hinweisen auch Links zu Foren von Betroffenen; diese helfen vielleicht noch besser weiter.

Herzlichen Gruß,
Anne

[leberblümchen]

Gold-Marie, meinst du, Politiker mit einer NPS schreiben ihre Diagnose auf ihre Homepage? Oder geht es dir mehr so um laienhafte Bezeichnungen bzw. Stigmatisierungen für besonders ehrgeizige und eitle Menschen?

Wenn du dich schon umfassend wissenschaftlich damit beschäftigst - wieso bist du dann auf ein Forum bei der Recherche angewiesen?

Mich persönlich würde dabei interessieren, wie du dir die Hypothese erklärst, dass die Leistungsgesellschaft (wie definierst du die?) die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung begünstigen soll. Soweit ich weiß, ist die Leistungsbetonung nicht die URSACHE der NPS, sondern deren FOLGE, eben weil bestimmte frühkindliche Erfahrungen vorliegen, nämlich u.a. mangelnde Anerkennung - also genau das Gegenteil einer Leistungsbetonung. Um dieses Defizit auszugleichen, entwickeln die Betroffenen einen besonderen Ehrgeiz, um den Hunger nach Anerkennung zu stillen (jetzt mal alles sehr dilettantisch formuliert, weil ich es nicht besser weiß).

[Ratlosigkeit]

Was mich in diesem Zusammenhang besonders interessiert ist inwiefern die moderne Leistungsgesellschaft die narzisstische Persönlichkeitsstörung begünstigt;

Das ist tatsächlich eine interessante Frage.
Ich glaube nicht, dass die "moderne Leistungsgesellschaft" die narzistische (oder auch jede andere) Persönlichkeitsstörung stärker begünstigt, als jede andere Gesellschaftsform. Narzisten wird es immer in jeder Gesellschaft geben. Was aber durchaus zu überlegen wäre, ist dass die Manifestationen gerade dieser Störung in der heutigen Gesellschaft anders, sogar positiver bewertet werden als in anderen Gesellschaften. Werbeslogans wie "Weil ich es wert bin", "Ich will das beste und zwar sofort", die noch vor 50 Jahren undenkbar gewesen wären, weil moralisch fragwürdig, tauchten zunächst als gewollte Provokation auf und wurden dann unreflektiert zur akzeptierten Norm. Ein Lebensstil, der sich ausserhalb oder sogar gegen das Gemeinwohl definiert, wird heute eher bewundert als verurteilt. Ein Politiker denkt heute mehr an seine persönliche Karriere, als an seinen Einsatz für die Gemeinschaft. Die Unzufriedenheit mit dieser Entwicklung ist da, aber noch nicht klar definiert und ausgesprochen. Es herrscht Verwirrung. Und was ist "gesunder Narzismus"? Meiner Meinung nach ein Widerspruch in sich.

[mitsuko]

Ich mochte das hier, weil es nicht an irgendwelchen fachlich-theoretisch oder idiologischen Definitionen festhält, sich vielmehr gegen diese abgrenzt:
http://www.buchfreund.de/Narzissmus-Neu ... 78014-buch

Macht und Machtmissbrauch - da kannst du dir auch immer Erich Fromm reinziehen, den ich persönlich allerdings nicht so sehr schön zu lesen finde.

[hope_81]

Schau mal bei der Ruhr-Uni-Bochumd, da beschäftigt sich ein Lehrstuhl eben genau mit dieser Problematik wie Du sie beschreibst...Ansonsten denke ich wirst Du in der Zozialpsychologie sehr viel zu dem Thema finden.

[hawi]

Wirst du wahrscheinlich ohnehin machen, schon gemacht haben, trotzdem von mir ganz klein der Hinweis, dass sich heute neben Büchern auch das Internet als Studien-/Forschungsgrundlage ziemlich gut geeignet,

Z.B.
http://www.alltagsforschung.de/die-psyc ... arzissmus/
Und allzu sehr, wenn es um Einbeziehung der „Gesellschaft“ geht, würde ich auch nicht fixiert auf „Narzissmus“ forschen.

Vieles, was sich durchaus darunter subsumieren ließe (wie ich finde), wird ja gar nicht als Narzissmus bezeichnet, ist eher ein gesellschaftlich akzeptiertes oder gewolltes gefördertes Verhalten, Narzissmus, der heute - zu Recht oder zu unrecht - als gesund gesehen wird, als notwendig, als gut und richtig.
http://www.rp-online.de/wirtschaft/unte ... -1.2153457

LG hawi

[hawi]

Was mich in diesem Zusammenhang besonders interessiert ist inwiefern die moderne Leistungsgesellschaft die narzisstische Persönlichkeitsstörung begünstigt

Bin da ja sehr unbewandert, unbedarft, aber das sich so zu „fragen“, halte für recht bedenklich.
Wird nicht „narzisstische Persönlichkeitsstörung“ erst aus der heutigen Gesellschaft heraus definiert? Ist die heutige Störungsdefinition nicht durchaus schon eine, die auf der heutigen gesellschaftlichen Anschauung fußt? Und allein so gesehen natürlich „begünstigt“.
Kenne mich da auch geschichtlich nicht aus, aber aus früheren Sichten dürfte wohl vieles, was heute normal ist, gestört gewesen sein und umgekehrt.

Wie es also so eingrenzen, dass es greifbar wird, nicht ausufert und dann noch vergleichbar belegbar wird und zwar so, dass das Resultat auch ein wenig Allgemeingültigkeit beinhaltet?

LG hawi

[Gold__Marie]

Erstmal Danke für die zahlreichen Beiträge und Tipps!!

@Anne: Danke noch einmal, super Links!
@ titus2: Nein, ich meine eher in geschichtlichen Zusammenhängen Politiker, denen nachgesagt wird, sie hätten die NPS gehabt und aufgrund dessen ihre Machtposition missbraucht (z.B. Stalin wird die NPS nachgesagt). Habe mich mit diesem Thema noch nicht befasst, deshalb suche ich ja auch nach Literaturhinweisen. Allerdings sind das natürliche EXTREME Beispiele! Würde mich interessieren ob es dazu auch Literatur gibt und auch inwiefern die NPS Schuld an deren missbräuchlichem Verhalten trägt...
Und wieso sollte ich mich denn nicht nach Tipps erkundigen?

Und zur Leistungsgesellschaft: Ich denke da hast du mich missverstanden: Ich glaube natürlich NICHT, dass sie die URSACHE für die NPS ist- allerdings begünstigt sie sie: zum Beispiel durch das mediengeleitete Konkurrieren oder weil Bescheidenheit heute nicht mehr eine so große Tugend ist wie vor einigen Jahren, sondern das "Groß Rauskommen" zählt . Wie gesagt, ich stehe erst ganz am Beginn meiner Arbeit! Deshalb suche ich ja auch Anregungen...

@ Ratlosigkeit: Interessante Gedanken! "Was aber durchaus zu überlegen wäre, ist dass die Manifestationen gerade dieser Störung in der heutigen Gesellschaft anders, sogar positiver bewertet werden als in anderen Gesellschaften." - Auch ein guter Aspekt, mit dem ich mich sobald ich Zeit habe noch ausführlicher auseinandersetzen werde!!
Gesunder Narzissmus: Ein gewisses Maß an Narzissmus und Selbstliebe ist gesund: hierbei muss man dann normal und krank abgrenzen, Freud trennt hierbei den primären und den sekundären Narzissmus. Unter primären (gesunden/ normalen) Narzissmus, versteht man zum Beispiel die narzisstische Entwicklungsphase, die jedes Kleinkind durchlebt. Unter Sekundären Narzissmus definiert er dann die NPS, das "krankhafte" sozusagen. (Hoffe ich habe das jetzt richtig wiedergegeben- ist ja ein ganz schön komplexes Thema)

@ Mitsuko: Danke auch dir! Inwiefern findest du ihn ungut zu lesen?
@ Hawi: Ja, meine Lehrerin wollte diesen Aspekt unbedingt reinbringen- weiß auch noch nicht so genau was sie sich davon erwartet... danke auf jeden Fall für den Link!

Lg Gold__Marie

[mitsuko]

Inwiefern findest du ihn ungut zu lesen?

Vom Sprachgebrauch her habe ich ihn oft als umständlich empfunden und dadurch zum Lesen etwas mühsam, aber das ist Geschmackssache. Inhaltlich hingegen sehr spannend und auch von den Gedankengängen her kaum veraltet oder überholt.

[hawi]

http://derstandard.at/3018472/Napoleon- ... ikaGroup=2

[Gold__Marie]

Danke Hawi! @ Anne1997: kannst du mir vielleicht noch einmal Link 6. angeben? Kann ihn leider nicht öffnen...

LG

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