Hallo,
ich habe die Diagnose einer bipolaren Störung Typ II und psychische Probleme schränken mich tatsächlich in meinem Leben massiv ein. Dies bezieht sich momentan hauptsächlich auf den beruflichen Bereich. Sicher gab es auch große Probleme im privaten Bereich, aber momentan würde ich sagen, dass im Rahmen guter äußerer Umstände und eines Anpassungsverhalten meinerseits (kein Alkohol, keine Computerspiele, genügend Schlaf) keine tiefgreifenden privaten Probleme bestehen. Ich habe gute Freunde, viele Interessen, eine Freundin, die mir gut tut (und mit der ich verdammtes Glück habe, denn sie ist psychisch und körperlich gesund, sieht gut aus und ist intelligent, d.h. eigentlich habe ich sie nach Marktgesetzen gar nicht verdient :P) und insbesondere mache ich sehr viel Sport (Marathon-Training), lese und versuche mich selbst zu entwickeln.
Ich bin philosophisch interessiert und spirituell orientiert, halte aber nichts von dem blinden Glauben an irgendein metaphysisches System und bin für empirische Argumente sehr empfänglich, auch wenn ich mir im Rahmen wissenschaftstheoretischer Überlegungen eine gewisse Skepsis gegenüber akademischer Theoriebildung angeeignet habe. Aus dieser Kombination heraus plane ich, ein Jahr in ein Zen-Kloster zu gehen und danach zurückzukehren, um ein Studium zu absolvieren und mein Leben auch im beruflichen Bereich zurückzuerobern. Meine Freundin geht eh ein Jahr ins Ausland, so dass ich damit nicht die Beziehung gefährden würde und sollte die Beziehung entgegen meiner Hoffnungen und Erwartungen demnächst in die Brüche gehen, würde ich immer noch ins Kloster wollen.
Nun möchte ich eure Meinung zu folgendem Thema wissen:
Ich möchte Quetiapin absetzen. Ich weiß, dass das Medikament vermutlich das Zusammenspiel des Körpers im Rahmen von BDNF positiv beeinflusst und somit Neurodegeneration entgegenwirkt und ich weiß, dass die meisten Menschen, die Neuroleptika absetzen, Rückfälle erleiden. Nun ist es aber so: Ich würde die Krücke, die mir Quetiapin gibt, gerne durch positiven Lebenswandel ersetzen, um unabhängig zu werden. Meditation im Kloster und Ausdauersport erscheinen mir dafür zunächst ausreichend. Argumente für das Absetzen sind auch folgende: Neuroleptika hindern einen an Selbsterfahrung durch Selbstwahrnehmung und damit vll. auch an der eigenen spirituellen Entwicklung. Neuroleptika haben Langzeitnebenwirkung (Parkinson-Risiko etc.), Wenn ich Neuroleptika nehme, trinke ich Unmengen an Kaffee und Tee, um die Nebenwirkungen zu mildern, was Stress auslöst und Gift für meine psychische Gesundheit ist, so dass ich sowohl auf Koffein als auch auf Neuroleptika verzichten möchte.
Was sagt ihr dazu?
Auszeit vom Leben und Medis bei Bipolar II
Auszeit vom Leben und Medis bei Bipolar II
Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha
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Deine Beobachtung der Wirkung von Neuroleptika, daß sie jedlcihe Regungen dämpfen und sowas wie Selbsterfahrung verhindern kann ich nur bestätigen.
Ich würde vorschlagen wenn du absetzen willst, sehr langsam die Dosis zu reduzieren und schauen was passiert. Mit Meditation wäre ich sehr vorsichtig, würde eher zu körperorientierten, naturnahen Tätigkeiten und positiver menschlicher Gesellschaft raten. Weil Meditation durch ihren Innenschaucharakter und den Ausschluss von gesunden Aussenreizen "schräge" Geisteszustände eher fördert.
Ich würde vorschlagen wenn du absetzen willst, sehr langsam die Dosis zu reduzieren und schauen was passiert. Mit Meditation wäre ich sehr vorsichtig, würde eher zu körperorientierten, naturnahen Tätigkeiten und positiver menschlicher Gesellschaft raten. Weil Meditation durch ihren Innenschaucharakter und den Ausschluss von gesunden Aussenreizen "schräge" Geisteszustände eher fördert.
In der transpersonalen Psychologie bezeichnet man in der Regel sog. mystische Erfahrungen und
außergewöhnliche Bewußtseinszustände (z.B. visionäre Zustände, Trance, Ekstase, out of body experiences etc.) als spirituell. Man glaubt, daß sie verborgene Aspekte der Welt und "spirituelle
Dimensionen des Seins" aufdecken, ohne deren Erfahrung das menschliche Leben unvollständig ist.
Diese außergewöhnlichen Zustände können unter Umständen Lebenskrisen hervorrufen.
Der Grundgedanke, der dem Konzept der "spirituellen Krise" zugrundeliegt, besteht darin, "daß es
sich bei einigen der dramatischen Erfahrungen und ungewöhnlichen Geistesverfassungen, die von
der klassischen Psychiatrie als Geisteskrankheiten diagnostiziert und behandelt werden, in
Wirklichkeit um Krisen bei der persönlichen Transformation, um spirituelle Notfälle handelt. In der
religiösen Literatur werden über die Jahrhunderte Vorkommnisse dieser Art als Ergebnisse
meditativer Übungen und Wegweiser auf dem mystischen Pfad geschildert." (Grof, 10)
Mit der Einführung der Kategorie der "spirituellen Krise" ist also eine Spitze gegen die Psychiatrie
verbunden. Man dürfe die bei solchen Krisen auftretenden Zustände nicht - wie in der Psychiatrie
üblich - medikamentös unterdrücken, sondern müsse sie in ihrer Eigenart verstehen und
unterstützend behandeln, dann würden sie heilsam wirken. Es soll das "positive Potential" von etwas,
das psychiatrisch als psychotische Erkrankung abgestempelt wird, aufgezeigt werden.
Darüberhinaus hat der Begriff eine kulturkritische Bedeutung. Die Geringschätzung der altered
states of consciousness wird nämlich mit dem Aufkommen der industriellen und wissenschaftlichen
Revolution in der Neuzeit und Moderne zusammengebracht, durch die eine bestimmte Art von
Rationalität vorherrschend wurde und alle Bewußtseinszustände, die nicht durch sie erfaßt werden
konnten, tendenziell als krankhaft betrachtet wurde. Die Psychiatrie ist nach dieser Auffassung nur
die Erfüllungsgehilfin einer kulturell vorherrschenden Form der Rationalität, in deren Namen
abweichende Denkweisen diskriminiert und in Heilanstalten kaserniert werden.
Die Einführung des Begriffs der spirituelle Krise, ist dabei zunächst nicht viel mehr als die Anzeige
einer nötigen Kurskorrektur und ein Wegweiser in ein weitgehend unerforschtes Land. Das Konzept
steckt selber voller Unklarheiten, z.B. bezüglich der Grenzziehung zwischen Pathologischem und
Gesundem. Herkömmliche psychiatrische Pathologien werden durch das Konzept der spirituellen
Krise zwar zum Teil in Frage gestellt, aber eine wirklich überzeugende Alternativkonzeption ist noch
nicht in Sicht. Das Ehepaar Grof meint dazu: "Es ist extrem wichtig, daß man einen ausgewogenen
Zugang findet und spirituelle Krisen von echten Psychosen unterscheiden kann. Während einerseits
die traditionellen Ansätze dazu neigen, mystische Zustände zu pathologisieren, besteht andererseits
die Gefahr, pathologische Zustände [...] zu glorifizieren oder, was noch schlimmer ist, ein
organisches Problem zu übersehen." (Quelle: http://homepage.univie.ac.at/Karl.Baier ... Krisen.PDF)
Vielleicht erweitert Meditation tendenziell das Spektrum der Erfahrungswirklichkeit. Hier können psychose-ähnliche Zustände auftauchen, die in unsere rationale, intersubjektive Weltsicht nicht passen. Die Anpassung liegt darin, dass der metaphysische Gehalt entfällt und die wissenschaftliche Perspektive beibehalten wird. Die Erfahrungen, die in der Meditation gemacht werden, müssen vom Ich erst ausbalanciert und integriert wird. Das Gebabbel, dass in emotionaler Exstase auftauchen kann, muss verstummen, weil in ihm meist Kategorienfehler und Irrtümer impliziert sind, die von der emotionalen Wucht der Befreiung herrühren, die aber Vorurteile auf dem Gebiet der Welterklärung nähren. Es gibt durchaus Psychosen und diese werden von der heutigen Psychiatrie als neurodegenerative Erkrankungen eingeordnet. Die spirituelle Krise unterscheidet sich von der einfachen Psychose dadurch, dass die Sprache und der Geist nicht sukzessive zerfallen, was ein Hinweis darauf ist, dass das Ich integrierend tätig wird. Der Zugang zu grenzenloser Freude bleibt, auch Trauer kann achtsam und intensiv erlebt werden, aber distanziert, wobei diese Distanz nicht dissoziativer Natur ist, sondern aus einer Stärke des Ich im psychoanalytischen Sinne herrüht, sie bedeutet das Gegenteil von Dissoziation: Ganzheit der Erfahrung.
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. - Ludwig Wittgenstein (anerkannter Philosoph, Logiker und Mystiker)
außergewöhnliche Bewußtseinszustände (z.B. visionäre Zustände, Trance, Ekstase, out of body experiences etc.) als spirituell. Man glaubt, daß sie verborgene Aspekte der Welt und "spirituelle
Dimensionen des Seins" aufdecken, ohne deren Erfahrung das menschliche Leben unvollständig ist.
Diese außergewöhnlichen Zustände können unter Umständen Lebenskrisen hervorrufen.
Der Grundgedanke, der dem Konzept der "spirituellen Krise" zugrundeliegt, besteht darin, "daß es
sich bei einigen der dramatischen Erfahrungen und ungewöhnlichen Geistesverfassungen, die von
der klassischen Psychiatrie als Geisteskrankheiten diagnostiziert und behandelt werden, in
Wirklichkeit um Krisen bei der persönlichen Transformation, um spirituelle Notfälle handelt. In der
religiösen Literatur werden über die Jahrhunderte Vorkommnisse dieser Art als Ergebnisse
meditativer Übungen und Wegweiser auf dem mystischen Pfad geschildert." (Grof, 10)
Mit der Einführung der Kategorie der "spirituellen Krise" ist also eine Spitze gegen die Psychiatrie
verbunden. Man dürfe die bei solchen Krisen auftretenden Zustände nicht - wie in der Psychiatrie
üblich - medikamentös unterdrücken, sondern müsse sie in ihrer Eigenart verstehen und
unterstützend behandeln, dann würden sie heilsam wirken. Es soll das "positive Potential" von etwas,
das psychiatrisch als psychotische Erkrankung abgestempelt wird, aufgezeigt werden.
Darüberhinaus hat der Begriff eine kulturkritische Bedeutung. Die Geringschätzung der altered
states of consciousness wird nämlich mit dem Aufkommen der industriellen und wissenschaftlichen
Revolution in der Neuzeit und Moderne zusammengebracht, durch die eine bestimmte Art von
Rationalität vorherrschend wurde und alle Bewußtseinszustände, die nicht durch sie erfaßt werden
konnten, tendenziell als krankhaft betrachtet wurde. Die Psychiatrie ist nach dieser Auffassung nur
die Erfüllungsgehilfin einer kulturell vorherrschenden Form der Rationalität, in deren Namen
abweichende Denkweisen diskriminiert und in Heilanstalten kaserniert werden.
Die Einführung des Begriffs der spirituelle Krise, ist dabei zunächst nicht viel mehr als die Anzeige
einer nötigen Kurskorrektur und ein Wegweiser in ein weitgehend unerforschtes Land. Das Konzept
steckt selber voller Unklarheiten, z.B. bezüglich der Grenzziehung zwischen Pathologischem und
Gesundem. Herkömmliche psychiatrische Pathologien werden durch das Konzept der spirituellen
Krise zwar zum Teil in Frage gestellt, aber eine wirklich überzeugende Alternativkonzeption ist noch
nicht in Sicht. Das Ehepaar Grof meint dazu: "Es ist extrem wichtig, daß man einen ausgewogenen
Zugang findet und spirituelle Krisen von echten Psychosen unterscheiden kann. Während einerseits
die traditionellen Ansätze dazu neigen, mystische Zustände zu pathologisieren, besteht andererseits
die Gefahr, pathologische Zustände [...] zu glorifizieren oder, was noch schlimmer ist, ein
organisches Problem zu übersehen." (Quelle: http://homepage.univie.ac.at/Karl.Baier ... Krisen.PDF)
Vielleicht erweitert Meditation tendenziell das Spektrum der Erfahrungswirklichkeit. Hier können psychose-ähnliche Zustände auftauchen, die in unsere rationale, intersubjektive Weltsicht nicht passen. Die Anpassung liegt darin, dass der metaphysische Gehalt entfällt und die wissenschaftliche Perspektive beibehalten wird. Die Erfahrungen, die in der Meditation gemacht werden, müssen vom Ich erst ausbalanciert und integriert wird. Das Gebabbel, dass in emotionaler Exstase auftauchen kann, muss verstummen, weil in ihm meist Kategorienfehler und Irrtümer impliziert sind, die von der emotionalen Wucht der Befreiung herrühren, die aber Vorurteile auf dem Gebiet der Welterklärung nähren. Es gibt durchaus Psychosen und diese werden von der heutigen Psychiatrie als neurodegenerative Erkrankungen eingeordnet. Die spirituelle Krise unterscheidet sich von der einfachen Psychose dadurch, dass die Sprache und der Geist nicht sukzessive zerfallen, was ein Hinweis darauf ist, dass das Ich integrierend tätig wird. Der Zugang zu grenzenloser Freude bleibt, auch Trauer kann achtsam und intensiv erlebt werden, aber distanziert, wobei diese Distanz nicht dissoziativer Natur ist, sondern aus einer Stärke des Ich im psychoanalytischen Sinne herrüht, sie bedeutet das Gegenteil von Dissoziation: Ganzheit der Erfahrung.
Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. - Ludwig Wittgenstein (anerkannter Philosoph, Logiker und Mystiker)
Zuletzt geändert von R3VO am Mo., 09.04.2012, 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt weiter, bemüht euch, unablässig achtsam zu sein. - Buddha
"Ich glaube also und glaube nicht! Aber ich glaube vielleicht, dass die Menschen in einiger Zeit einesteils sehr intelligent, andernteils Mystiker sein werden. Vielleicht geschieht es, daß sich unsere Moral schon heute in diese zwei Bestandteile zerlegt. Ich könnte auch sagen: in Mathematik und Mystik. In praktische Melioration und unbekanntes Abenteuer!“ - Ulrich aus "Der Mann ohne Eigenschaften" von Robert Musil
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