Realitätsflucht/Phantasiewelten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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daydreamer81
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Realitätsflucht/Phantasiewelten

Beitrag Do., 01.03.2012, 08:46

Hallo zusammen,

erstmal kurz zu mir ich bin 30 Jahre alt, verheiratet, berufstätig und bin "eigentlich" auch ganz zufrieden mit meinem Leben. Ich war 1 Jahr in therapeutischer und psychiatrischer Behandlung auf Grund von globalisierter Angststörung. Die Probleme damit habe ich mittlerweile aber ganz gut im Griff. Mein "Problem" ist etwas anderes, dieses hatte ich damals in der Therapie aber nicht angesprochen, da es mir peinlich war.

Seit meinem Grundschulalter ist es so, dass ich mich in Fantasiewelten zurückziehe, so eine Art Tagträume. In dem Alter auch noch in Gegenwart andere Leute zb in der Schule, heute hauptsächlich nur noch wenn ich alleine bin. Ich dachte immer das ganze würde sich mit dem Alter etwas legen, aber es ist heute noch genauso stark vorhanden wie früher. Wenn ich ein paar Tage nicht dazu komme (wenn ich zb nicht alleine zuhause sein kann, weil mein Partner frei hat) fühle ich mich unwohl, weiß nicht so recht was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Es ist fast wie eine Art Sucht die ich brauche. Sobald ich alleine bin, geht’s dann los. Ich schnappe mir einen langen Gegenstand, mache Musik an die zu meinem "Szenario" passt und laufe mit dem Teil in der Hand durch die Wohnung und verbringe die Zeit in meiner Fantasiewelt. Anders kann ich das nicht, also einfach hinsetzen und wegträumen geht nicht, ich muss immer was in der Hand haben und mich bewegen können. Würde das jemand sehen, würde der sicher denken ich wär geistig Behindert oder so In der Grundschule war es auch schon so, nur haben mich da Zuschauer nicht gestört, habe mir auf dem Pausenhof einfach nen Ast geschnappt und bin durch die Gegend gesprungen.

In meinen Fantasievorstellungen bin ich immer jemand der total viel erreicht hat, berühmt ist oder auch in kompletten Fantasiewelten wie Videospielen oder Filmen. Ich bin dort zwar Ich selbst also im inneren, aber immer in Form einer anderen Person mit einem anderen Namen, zb auch irgendein Charakter aus nem Videospiel oder ähnliches. Häufig bin ich diese Person dann über einen längeren Zeitraum (Wochen, Monate)
Allgemein kann ich mich nie lange auf etwas konzentrieren, auch bei der Arbeit fällt mir das schwer. Gesprächen mit Freunden kann ich nie lange Folgen, nach kurzer Zeit höre ich nicht mehr wirklich zu. Ausserdem kann ich meine Gefühle anderen fast garnicht mitteilen, bzw habe auch kein Interesse daran. Auf andere wirke ich oft wohl total distanziert, was von mir garnicht gewollt ist

Bin mir langsam nicht mehr so sicher ob das irgendne Persönlichkeitsstörung ist oder so. Ich kann es wirklich nicht lassen sonst fühle ich mich nicht "ganz". Wenn irgendwann mal Kinder da sind und ich nicht mehr alleine zuhause bin, muss ich da ja auch drauf verzichten (weil ich mich ja eben nicht einfach still hinsetzen und losträumen kann), was ich mir momentan garnicht vorstellen kann ohne das es mich belasten wird, ist so als würde man mir einen Teil meines Lebens wegnehmen.

Ist das ein Krankheitsbild was irgendwo einzuordnen ist oder bin ich irgendwie total plem plem??

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S.Pezzini89
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Beitrag Do., 01.03.2012, 12:43

Hey daydreamer1!
Mir geht es da ganz ähnlich wie dir, nur geht das bei mir im stillen und sitzen. Ich neige auch zu Tagträumen, wo ich andere Charaktere annehme, bleibe immer ich, aber mit anderem Namen oder so. Bei mir ist das aber Ausdruck meiner fehlenden Identität, ich fühle mich selber identitätslos, also spiele ich Rollen, bin nicht ich, sondern jmd. anderes, weil ich nicht weiß, wer ich bin. Mein Therapeut sagt, das sei Ausdruck meiner Borderline-Persönlichkeitsstörung aufgrund der fehlenden Identitätsfindung. Ich habe das schon seit ich Kind bin. Früher war ich irgendein Star, dann fing ich an, ich selber innerlich zu bleiben und entwickelte eine Fantasiegestalt, die ich dann bin. Das kann innerhalb weniger Stunden wechseln, wer ich grad bin. Nicht falsch verstehen - ich habe keine gespaltene Persönlichkeit, sondern wie du träume ich mich weg in eine Fantasiewelt und spiele einfach immer eine andere Rolle.

Ich kenne die Scham, es dem Thera zu sagen, auch, weil ich mich total verrückt fühlte, aber mein Thera hat total gut reagiert und nicht, wie ich dachte, dass er mich auslacht oder so. Bei mir ist das halt einfach ein Ausdruck für meine eigene fehlende Identität und für eine Unzufriedenheit mit meinem Leben.

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