Ich lüge, weil ich die Person die ich bin, so hasse

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Peppermint_Patty
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Ich lüge, weil ich die Person die ich bin, so hasse

Beitrag So., 22.08.2010, 15:55

Hallo liebe Forumsmitglieder!


Ich wusste nicht wie ich die Überschrift formulieren sollte und habe auch keine Ahnung, ob das Thema hier richtig ist.

War schon länger nicht mehr im Forum, weil ich sonst immer zu lange davorsitze... wollte deshalb den Gebrauch von meinem PC
einschränken.

Ich brauche unbedingt Eure Hilfe, bitte schreibt mir, wenn euch zu meiner Situation irgendetwas einfällt.


Hier im Forum habe ich schon öfter geschrieben, dass ich eine dissoziative Persönlichkeit habe. Ich spüre aus mehreren Personen oder zumindest Teilen zu bestehen, die kaum miteinander kommunizieren können

Ich hasse mich so sehr, obwohl ich dafür eigentlich keinen Grund hätte (mittlerweile schon)....:
In meiner Depression haben oft andere Personen angefangen, in mir zu pochen.

Es waren von mir selbst kreierte Wunschszenarien, die ich mir ausgemalt habe, um aus der Realität zu flüchten.

Ich weiß, wenn ich anfange zu fantasieren und merke auch sofort, wenn ich durch z.B. irgendein Geräusch wieder zurückgeholt werde ins hier und jetzt.

In letzter Zeit passiert es mir jedoch immer wieder, dass ich anfange zu lügen,
obwohl ich ein herzensehrlicher Mensch bin und eigentlich immer so lieb war

Ich zerbreche mir darüber sehr den Kopf und ich schäme mich wirklich sehr dafür.

Es ist so: Wenn in der Realität irgendeine Situation entsteht, die einer Situation meiner ausgefeilten Wunschwelten ähnelt, "switche" ich sofort in diese zurück und
begegne den Menschen um mich herum auch so. D.h. Ich bin schon ich, rede völlig normal und weiß sogar, dass ich nicht die Wahrheit sage... Ich spreche quasi meine Wunschgedanken aus, stelle sie als Realität da... doch lüge ich mit einer für mich erschreckenden Leichtigkeit Es macht mich traurig. Ich kenne mich so gar nicht :( Das bin nicht ich.

Ein einfaches Beispiel: Ein Typ spricht mich an und fragt mich nach meiner Nummer.
Ich sage, ich hätte einen Freund, obwohl lediglich ein Teil einer meiner Fantasy-Ichs in festen Händen ist.
Sprich: In Realität bin ich momentan Single.

Das ist vielleicht ein banales Beispiel, das vielleicht viele kennen und das man mit etwas Fanatsie als einfache "Notlüge" abtun könnte. Doch leider beschränkt sich das nicht auf so einfache Situationen.

Ich komme mir skrupellos vor und ohne jedes Gefühl von Moral, wobei ich sonst niemandem etwas zu Leide tun könnte.

Hier ein sehr aktuellen Beispiel, der Auslöser, weshalb ich hier schreibe:

Eine sehr liebe Person traf mich in einem Zustand, in dem ich mir sehnlichst eine richtige Familie gewünscht habe und vorallem: Eltern die fähig sind, mir zu helfen, einen Weg zu finden.

Als ich einmal im Internet angeschrieben wurde, griff ich zu dieser Geschichte, nichts ahnend, dass ich je mit dieser Person irgendetwas wieder zu tun haben werde.

Mittlerweile schreiben wir uns schon Monate... telefonieren ständig und denken gegenseitig nur aneinader. Ich habe ihn wirklich so lieb und ich hasse mich dafür, dass ich es nicht geschafft habe, ihm meine wahre Familiensituation zu schildern. ...Aus lauter Angst, ihn zu verlieren.

Mittlerweile ist schon so viel Zeit vergangen, dass man sagen kann, dass ich mit ihm gespielt habe. Ich habe das nie gewollt. Mir tut die gesamte Situation so Leid.
Ich habe mich da in etwas verstrickt.

Ich komme mir schmutzig vor und schuldig. Es ist die Ernüchterung, wieder in die Realität zurückzukommen und zu merken, dass alles nur Ausdruck meiner Sehnsucht war... Zudem ist es die unermessliche Wut auf mich und unglaubliche Scham,
dass es tatsächlich so weit gekommen ist...

Bitte bitte schreibt mir eure Gedanken!!!

P.S: Habt keine Bedenken, hier im Forum bin und war ich immer ehrlich. Das kann ich mit Sicherheit behaupten. Es gibt für mich hier keinen Grund, keinen
Drang, irgendetwas realitätsfernes zu erzählen...


Danke im Vorraus

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Sani
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Beitrag So., 22.08.2010, 16:14

Hallo Patty,

es ist schwierig etwas zu deiner Geschichte zu sagen, du bist noch sehr jung, weisst aber schon gut wie du "tickst".

So wie du es beschreibst verstrickst du dich durch dein Dissoziationstalent (das anscheinend mal sehr wichtig war, denn sonst hättest du es nicht) in immer mehr kompliziertere Geschichten.

Ich kenne dich noch nicht, bist du in Therapie? Ich denke es wäre ganz wichtig dass du mit jemandem mal schauen kannst was welcher Anteil möchte.

Schreibst du Tagebuch? Vllt kannst du so mehr herausfinden, warum du in den verschiedensten Situationen wie reagierst?

Liebe Grüße und viel Geduld mit Dir!
Sani
Vertrauen ist das Gefühl jemandem auch dann glauben zu können,
wenn man weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde

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Peppermint_Patty
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Beitrag So., 22.08.2010, 17:40

Danke Sani für deine Antwort

Jaaaa.... ich bin schon länger in Therapie.

Meine Therapeutin hat mich dazu "geführt" zu erkennen, was mit diesen mehren Teilen

gerade so in mir abgeht....

Leider habe ich mich noch nicht getraut, mit ihr über diese spezielle Sache mit dem Lügen zu reden, da ich mir dabei wie ein Unmensch vorkomme...

Ich hoffe, dass ich in Wirklichkeit nicht so schlimm bin, wie ich mich selbst werte

Denn eigentlich lege ich doch so viel wert drauf, ein guter Mitmensch zu sein


Ganz liebe Grüße,

PP

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Blaubaum
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Beitrag So., 22.08.2010, 19:01

Hallo Peppermint_Patty,

bei Kindern ist es ganz normal, dass sie in Fantasiewelten flüchten und sich z.B. als jemand oder etwas ausgeben, was sie in Wirklichkeit gar nicht sind.
Du als junge Erwachsene erwartest nun von Dir, dass Du ohne solche "Manöver" durchs Leben gehst, Du hast Angst, durch dieses Verhalten andere zu enttäuschen. Das finde ich sehr reif und in Ordnung.
Offensichtlich bist Du durchaus in der Lage, die verschiedenen "Seelen in Deiner Brust" zu überschauen und als ganzes zu "verwalten", andernfalls würdest Du Dich für Dein Verhalten nicht so hassen, wie Du es beschreibst.
Notlügen und Ausflüchte sind eigentlich etwas ganz normales, vielleicht nicht wünschenswert, aber nicht krankhaft.
Magst Du mal ausprobieren, wie die Person, die Du kennengelernt hast, tatsächlich darauf reagiert, wenn Du ihr Deine wahren Familienverhältnisse mitteilst? Ich könnte mir vorstellen, dass die Reaktion gar nicht so negativ ausfiele, wie von Dir befürchtet.
Du könntest mit Deiner Therapeutin eine solche Strategie besprechen und schauen, ob andere Dich dann so hassen wie Du Dich selbst. Ich glaube nicht, dass das jemand tun wird. LG Blaubaum
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Thread-EröffnerIn
Peppermint_Patty
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Beitrag Fr., 03.09.2010, 21:39

sooo... ich habe mich schon länger nicht mehr gemeldet

Ich wollte auf den heutigen Tag warten, an dem ich endlich meinen Mut zusammengenommen habe und gesagt habe, dass ich in einem Punkt nicht die Wahrheit gesagt habe.

Ich wollte euch herzlich Danken für den Mut, den ihr mir zugesprochen habt

Mein Freund hat sehr lieb reagiert. Er war nicht- wie ich es erwartet hätte- wütend auf mich, nochniemals enttäuscht von mir.
Er hatte ziemliches Mitleid, als er erfahren hatte, wieso ich es erlernt habe, mir solche Geschichten auszudenken und welcher Wunsch dahintersteht....

Ich bin wahnsinnig erleichtert, das gesagt zu haben.

Ganz liebe Grüße.. herzlichst,
PP

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Frau kocht tee
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Beitrag Sa., 04.09.2010, 15:08

hallo,

ich selbst kenne dieses problem. es betrifft mich zum teil auch. leben in einer fiktiven traumwelt. ich flüchte in tagträume um den gehassten alltag zu entfliehen. habe mich auch schon ab und an erwischt, wie ich leute angelogen habe, nur um besser da zu stehen. oder situationen die mir unangenehm sind aus dem wege zu gehen.
bei mir fing das mit 12-14 jahre an.

dieses forum ist meiner meinung nach sehr gut. habe hier schon sehr viel hilfe gefunden.
danke!

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Debby03
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Beiträge: 5

Beitrag Fr., 24.09.2010, 21:14

Ja ich kann mich auch dazu zählen. Ich lüge so oft, auch lüge ich anderen eine Person vor die ich gern wäre aber nicht bin. Bei mir fing es auch sehr früh an, ich kann mich an Situationen erinnern wo ich vielleicht gerade mal 6 oder 7 Jahre. Auch ich bin im Grunde aufrichtig und sehr loyal, aber wenn es um meine eigene Person und Darstellung geht bin ich gefangen in meiner geschaffenen Welt. Die auch immer wieder auf Unverständniss stöst , ich aber es sogar vor mir selbst rechtfertigen und entschuldigen kann ? Was ist denn nur los mit mir ? Kann mir da jemand was zu sagen ?

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Peppermint_Patty
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Beitrag Mo., 04.10.2010, 20:29

Zitat Debby: "Auch ich bin im Grunde aufrichtig und sehr loyal, aber wenn es um meine eigene Person und Darstellung geht bin ich gefangen in meiner geschaffenen Welt. "

...Es tut so gut soetwas zu lesen.... finde mich in euren Beschreibungen wieder :(

Ich merke: Lügen fangen im Denken an.... und solange man sich selbst noch in der Traumwelt befindet, sich also diese Lügen regelmäßig vor sich selbst zurechtbastelt, ist die Übertragung in die Realität vorprogrammiert :(

Seid meinem Post ist schon lange Zeit vergangen, aber ihc habe immernoch keinen Weg gefunden... :(

Freue mich, wenn wir uns weiter austauschen

Lg Peppermint_Patty

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Blaubaum
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Beitrag Di., 05.10.2010, 01:44

Hallo Peppermint_Patty,

sag mal, mit wem tauschst Du Dich denn lieber aus, mit Leuten, denen es genauso geht wie Dir, oder mit Leuten, denen es eher nicht so geht, die aber dennoch Interesse an diesem Thema haben? Was bringt Dir mehr?
Ausserdem möchte ich noch fragen, ob Du das Thema Lügengeschichten mittlerweile bei Deiner Therapeutin angesprochen hast? Und wenn ja, wie hat sie reagiert?
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Peppermint_Patty
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Beitrag Di., 05.10.2010, 07:57

Hallo Baubaum,

ich freue mich wirklich über jeden Beitrag- egal ob er von jemandem kommt, der selbst betroffen ist, oder von jemandem der sich für das Thema interessiert. Ich finde, beide Meinungen sind sehr viel Wert!!!

Ja, ich habe das Thema schon angesprochen... erst gestern hat es geklappt

Meine Psychiaterin sagt, dass ich mich gefangen fühle in meiner Situation, und dass mir keiner in meinem Umfeld bisher wirklich helfen kann (kurze Erklärung: Ich habe mir eine extreme Fassade aufgebaut --> ich lächeln ständig, bin "gut gelaunt", lustig.... obwohl es innen ganz anders aussieht.) Es weiß eigentlich keiner in meinem Umfeld, wie es mir wirklich geht und deshalb treffe ich auf wenig Verständnis, wenn ich manchmal etwas kürzertrete.... Treffen absage, in der Schule fehle...

deshalb erfinde ich Geschichten... um nicht Begründen zu müssen... um nicht sagen zu müssen mir gehts schlecht, oder zu erklären, warum das so ist...

Meine Psychiaterin selbst hats bisher einmal getroffen....das ist aber schon etwas länger her....
ich weiß, dass es schlimm ist, was ich da gemacht habe
..so eine Person anzulügen, zu der man doch eigentlich immer ehrlich sein sollte.... und die immer für mich da war
allerdings habe ich in der selben Therapiestunde dann noch zugegeben, dass es nicht stimmte, was ich ihr da erzählt habe

Trotzdem hatte sie sich verletzt gefühlt und ist erstmal auf Distanz gegangen Ich habe tagelang nur geweint, weil ich das nicht ertragen konnte, jemanden verletzt zu haben.
Sie hat mir dann zwar gesagt, dass sie weiß, dass ich das aus einer Notsituation heraus gemacht habe....
Aber ich merke, dass sie mir es bis heute immernoch verletzt ist... mir tut das so Leid. Ich weiß nicht, was ich machen soll... ich kann die Situation nicht mehr rückgängig machen. Ich wollte nicht lügen, aber in der Situation war das ein Schutz für mich, nicht durchzudrehen... ich glaube in meinem eingeschränkten Blick war das die einzige Möglichkeit

bis hierhin erstmal... ich muss jetzt weg..

Liebe Grüße, PP

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Tristezza
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Beitrag Di., 05.10.2010, 08:38

Peppermint_Patty hat geschrieben: Aber ich merke, dass sie mir es bis heute immernoch verletzt ist... mir tut das so Leid.
Woran merkst du das? Als Psychiaterin, die von deinem Problem weiß, sollte sie eigentlich darüber stehen können.
Magst du erzählen, was du so "Schreckliches" erfunden hast?

Lg
Tristezza

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 05.10.2010, 11:42

Bist du in irgendeiner Art von therapeutischer Behandlung?

Ich denke mal das was du hier beschreibst ist nur ein Symptom dessen, daß ganz massive Defizite mit dem Selbstwertgefühl und deinem Selbstbild hast.

Was hast du denn für eine Diagnose? Borderline?

Dafür gibt es gerade auch stationär mittlerweile auch ganz gute Therapieangebote. Stichwort DBT.

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Peppermint_Patty
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Beitrag Di., 05.10.2010, 21:04

@Tristezza: Ja, manchmal denke ich auch, dass sie eigentlich mehr darüber stehen müsste...
Vielleicht war unser Verhältnis etwas zu innig für ein therapeutisches... hab ich die Vermutung Ich denke, dass sie sich deshalb so persönlich gekränkt gefühlt hat....


Auch wenns mir schwerfällt, aber zum Verständnis erzähle ich mal, was ich angestellt habe Aber vielleicht dient es einer Erklärung, vielleicht dem Verständnis.
es ist mir äußerst peinlich--..... wenn auch vielleicht ein Weg, damit umzugehen und es in Zukunft zu lassen??

Es ist eine lange Geschichte...:

Als es mir in einer Situation besonders schlecht ging... ich wusste nicht, wie ich die Woche bis zum nächsten Termin überstehen sollte... ich wollte Hilfe, hatte Angst, mich umzubringen... ich wäre am liebsten einfach in den Arm genommen worden....
Aber es gab keinen ersichtlichen Grund, weshalb ich so oft so verzweifelt bin.
Alle meine Versuche, mich in dieser Situation irgendwie mittzuteilen, um Hilfe zu bekommen, sind schief gegangen.... weil ich natürlich auch das nicht tun konnte, ohne dabei zu lächeln, wie ich es immer mache Ich kann selbst wenn ich am Ende bin diese sch*** Fassade nicht ablegen.

Weil mir Hilfe aber überlebeswichtig schien, dass andere sich um mich kümmern und einfach da sind für mich, wusste ich, dass ich mir eine Situation herzaubern muss, mit der ich "objektiv auch einen Grund habe", dass es mir schlecht geht...
Dieser Wunsch danach war so heftig, dass ich mich vergewaltigen lassen wollte- um schwanger zu werden und dann das Kind zu verlieren.... denn in meinem körperlichen Zustand; d.h. durch die Essstörung und durch die ganzen Medikamente hätte sich niemals ein Kind in mir entwickeln können...
Würde ich ein Kind verlieren, hab ich mir gedacht, könnten andere eher nachvollziehen, dass ich jeden Tag mit mir kämpfe...

Ich war mir soviel Wert und verzweifelt zugleich, dass ich mit mir eigentlich alles hätte machen lassen.

Doch dann passierte etwas ungewöhnliches... Mein Bauch wuchs, die Tage blieben aus... aufeinmal spürte ich, wie etwas in mir wächst... jeden Morgen vor der Schule musste ich mich übergeben- mir war so schlecht...

Es war eindach wunderschön dieses Gefühl, etwas in mir zu haben...und ich war glücklich und wollte Leben...

Ich hatte es für mich behalten. Vorerst. Doch dann... ich war so glücklich, auch wenn ich wusste, dass ich das Kind nicht lange behalten würde... ich musste es einfach allen erzählen... zumindest den wichtigsten Personen...

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Peppermint_Patty
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Beitrag Di., 05.10.2010, 21:05

Doch eigentlich- und das wusste ich im Inneren- war alles eine Illusion- der Test zeigte, dass mein Körper mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte... mir einen Wunsch erfüllen wollte... aber in wirklichkeit war ich nicht schwanger.

Als ich das realisiert habe, bin ich zusammengebrochen, mein Kind hatte ich in dem Moment verloren, obwohl es eigentlich gar nie da gewesen war.

Mir ging es schlecht...mein Leben hatte jetzt endgültig keinen Sinn mehr.... Ich ging zu meiner Psychiaterin in völliger Illusion gefangen und sagte ihr, ich habe ein Kind verloren.... Doch sie merkte, dass irgendwas nicht stimmte und wollte meinen Frauenarzt direkt sprechen... rief ihn an. Er sagte ihr, dass ich nie schwanger gewesen sei. Ich drehte fast durch... Hatte Angst Sie würde mich zwangseinweisen und realisierte, welchen Mist ich gebaut hatte. Dabei habe ich diesen Schmerz doch gespürt, das Kind war doch in mir... das habe ich doch gefühlt... dass es nie da war... ein Schlag ins Gesicht.

Insegasamt war ich 2Wochen offiziell "schwanger". Meiner Therapeutin erzählte ich es sofort, als ich selbst noch vielzusehr in der Illusion hing, um ihr zu sagen, dass es eigentlich nicht so ist... ich nahm mir also vor, ihr am Ende der Stunde die Situation aufzulösen, doch brachte ich es nicht übers Herz...
Ich konnte nicht zu etwas sagen, dass es nicht richtig war...obwohl ich es doch in mir gespürt habe...

Nach zwei Wochen kam dann eben dieser Tag, an dem mir knallhart bewusst wurde, dass das Kind für mich tot ist, als ich gemerkt habe, dass es alles nur eine Illusion war... dieser Tag als ich zu meiner Psychiaterin ging, die noch von gar nichts wusste... und direkt danach zu meiner Therapeutin, die schon " zwei Wochen Schwangerschaft" mitbekommen hatte....

Ihr zu sagen, dass alles nur ein Traum war, war wesentlich schlimmer, als es vor meiner Psychiaterin zuzugeben, da meine Therapeuin ja schon viel früher von allem wusste. Ich war völlig zusammengebrochen und lag in den Armen meiner Therapeutin, die mich festhielt, als ich nur noch am weinen war...

Ich habe mich so geschämt für mein Verhalten...
Trotzdem wurde ich noch angenommen...gehalten... das hat mir in diesem Moment glaube ich am meisten geholfen..

Trotzdem haben beide zu mir gesagt, dass sie auf Distanz zu mir gehen werden, dass sie sich gekränkt fühlen...und dass es etwas in ihnen persönlich ausgelöst hat.
Ich war viel zu verwirrt und hab einfach nur gefragt, ob sie mich denn noch lieb haben. Meine Therapeutin sagte dann, dass es noch nie einen Moment gab, in dem sie mich nicht lieb gehabt hat. Das war glaub ich der beste Satz, den sie in dieser Situation hätte sagen können... Es hat mir so unglaublich gut getan und ich hab mich verstanden gefühlt.
Unser Verhätnis ist mittlerweile "geheilt" würde ich sagen... hoffe ich sagen zu dürfen
Meine Psychiaterin wird mich aber denke ich immer mit dieser Situation im Hinterkopf betrachten... Ich glaube es steht immer zwischenuns
Sie greift dieses Thema immerwieder auf und es belastet mich :(

Muss jetzt schlafen, sorry.... Freu mich so, hier schreiben zu dürfen...
Ich hoffe, es ließt keiner mit, der involviert ist und von mir in die Geschichte mit rein gezogen wurde Könnte sonst glaube ich gar nicht so offen schreiben....

Gute Nacht, PP

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Blaubaum
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Beitrag Di., 05.10.2010, 22:36

Schlaf gut PP,
und danke für die offenen Worte. Ich hab mich bei der Gelegenheit mal ein bischen über Scheinschwangerschaften informiert. Faszinierend, wie stark sich Wünsche, Ängste und Autosuggestionen auf die körperlichen Funktionen auswirken können.

Ich glaube übrigens, dass Du bei Deiner Psychiaterin und Deiner Therapeutin in guten Händen bist. Sie werden sicher dabei helfen, dass es eines Tages dann eine richtige Schwangerschaft werden kann.

BB
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