Dissoziative Störung, schizoid...wie geht's weiter?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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moktis
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Dissoziative Störung, schizoid...wie geht's weiter?

Beitrag So., 09.05.2010, 17:35

Hallo,

ich leide seit meiner Kindheit unter psychischen Beschwerden, allerdings ist mir nicht ganz klar, in welche "Schublade" ich gehöre - irgendwie treffen die genannten Diagnosen alle auf mich zu. Ich hatte eine sehr traumatische Kindheit, sowohl was externe Einflüsse als (daraus resultierend) Probleme mit mir bzw. meiner Entwicklung zu tun hat. Ich war mein Leben lang Aussenseiter und Einzelgänger, und habe nur zuhause gehockt und gelesen. Freunde hatte und habe ich wenige! Ausserdem wurde bei mir im nachhinein auch AD(H)S diagnostiziert.
Das Resultat war, dass ich in der Pubertät extreme Probleme mit mir bekommen habe und deshalb verschiedene Anteile von mir abgespalten habe, und zwar ziemlich radikal und in einem recht späten Alter (zuletzt mit 16), weil ich mit mir und meiner familiären Situation (Meine Mutter hat mich gehasst, mein Vater gehätschelt, aber vielleicht missbraucht) nicht mehr klargekommen bin!
Meine Alltagspersönlichkeit ist ziemlich leistungsfähig und durchsetzungsstark, was für mein(e) inneren Teile halt leider überhaupt nicht gilt. Diese Spaltung ist total quälend und ich weiss nicht, wie ich sie überwinden kann, weil ich merke, dass die inneren Teile einfach nicht tragen. Jetzt am Wochenende, ist mir dass wieder sehr bewusst geworden. Das Ganze geht jetzt schon so seit über 20 Jahren, und ich weiss nicht, wie es weitergehen soll...!!!
Das Problem ist auch, dass mein Inneres kein einmaliges (externes) Trauma trägt (zumindest nicht nur), sondern ich "einfach" ganz radikal mit mir selbst gebrochen habe, weil ich solche Probleme mit mir und meiner Umwelt hatte, dass ich aus mir selbst ausgestiegen bin und "beschlossen" habe, mit mir selbst und meinem Innern nichts mehr zu tun haben zu wollen - ich habe mich selbst am Schluss aufgrund meiner eigenen Ohnmacht extrem gehasst und konnte einfach nicht mehr! Ich versuche seit einiger Zeit verstärkt diese inneren Anteile aufzusuchen und mitzubekommen, wie es Ihnen geht. Das paradoxe ist, das ich gleichzeitig automatisch immer dabei bin, diese inneren Anteile nach Möglichkeit zu verdrängen, weil sonst gar nichts mehr ginge! Der Druck in mir ist unvorstellbar gross!
Ich befinde mich momentan auch in Therapie (als Diagnose habe ich sowohl Borderline als auch DDNOS bekommen), aber leider ist die Therapeutin keine Traumaspezialistin, und mir ist irgendwie auch klar, dass ich das Ganze nicht ambulant aufarbeiten kann. Das Problem mit einer stationären Therapie ist aber, dass ich
a) mich selbst immer wieder aus der ganzen inneren Scheisse wegdissoziiere, also ein Teil von mir da nicht richtig dranwill, und
b) der Klinikaufenthalt zeitlich begrenzt ist (und ich glaube, dass ich bei einer Aufarbeitung/Integration vrmtl. jahrelang in Behandlung bleiben müsste!) und man da den Patienten ja möglichst schnell stabilisieren und in den Alltag zurückbringen möchte (und das schaffe ich auch so...)
c) Ich wäre meinen Job los, der das einzig Normale ist, was mir noch bleibt...
Und so drehe ich mich seit Jahren im Kreis, und denke von Zeit zu Zeit an Selbstmord, weil es eine eigentlich unhaltbare Situation ist...
Da man natürlich darüber mit Leuten, die solche Probleme nicht haben, schwer reden kann, bin ich natürlich daran interessiert, wie es Anderen mit ähnlichen Problemen geht und wie sie (vielleicht) ihre Problematik besser in den Griff bekommen haben bzw. was ihnen zu dem Geschilderten einfällt...

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Beherit
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Beitrag Di., 18.05.2010, 15:24

Hi,
ich bin zwar um einiges jünger als du, aber ich habe auch teilweise ähnliche Probleme wie du.
Bei mir wurden vor 1 1/2 Jahren auch mehrere Störungen festgestellt, die sich aber irgendwie nicht genau einordnen lassen, bzw. nicht eingeordnt werden dürfen - und das nur, weil ich noch nicht volljährig bin. Das muss man sich mal vorstellen!
Ich bin mir manchmal auch nciht mehr ganz sicher, was überhaupt mit mir los ist, was und wem ich glauben soll/kann.
Ich weiß, dass ich eine Borderline-Störung habe, aber die darf nicht diagnostiziert werden... und so wird es als "emotionale Störung mit Angst und Depression" abgestempelt.
Ich fühle mich oft nicht ernst genommen, was ja bei diesen eigenartigen Gesetzgebungen verständlich ist.

Was heißt denn eigentlich DDNOS?
Ich selbst habe auch ein Derealisationssyndrom. Zählt ja auch zu Dissoziationen. Kannst du mal genauer beschreiben, wie du das mit dem Abspalten meinst? Ich habe noch nie über soetwas nachgedacht, weil es mir immer als fremd erschien... aber so langsam glaube ich auch, dass ein Teil von mir irgendwie und irgendwo anders ist als der andere Teil.
"Unangenehme" Gefühle sind wie bittere Medizin. Wer sie nicht einnimmt, wird krank!

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Lolo
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Beitrag Di., 18.05.2010, 16:46

Hallo, ich kann deine Ängste und Probleme sehr gut verstehen. Ich selber bin immer viel arbeiten gegangen, glücklich verheitatet und habe Kinder. Das es einige traumatische Erlebnisse in meiner kindheit gab ist mir völlig klar. Glücklicherweise habe ich davon eine ganze Menge verdrängt. Bis zum Zusammenbruch im letzten Jahr. Es ging einfach garnichts mehr. Diagnose: schwere Depression. Danach hatte ich sehr mit mir zu kämpfen. Eine Seite hat mich ständig erinnert endlich wieder arbeiten zu gehen, eine andere seite verurteilte mich bei diesem Gedanken, wieder eine andere sagte ständig reg dich nicht auf, bring dich doch einfach um. Es gab da noch etliche Meinungen in mir, alle wollten gehört werden. Mit jemandem aus meinem engeren Umfeld drüber zu reden kommt nicht in Frage. Alle kennen mich nur als starken Menschen, der genau weiß wie Leben zu gehen hat. Jetzt habe ich vor etwa drei Monaten eine Therapie begonnen. Die Therapeutin sagte ziemlich schnell ich hätte dissoziative Störungen. Danach habe ich mich mit diesem Krankheitbild beschäftigt und stellte fest alle diese typischen Anzeichen nicht zu haben, bis auf die Stimmungslagen. Was mir richtig Angst macht ist, dass die Thera.angefangen hat in den Sitzungen verschiedene Anteile in mir bewußt anzuspechen. Das verwirrende ist, ich antworte prompt. Dann möchte ich zurückrudern, aber das geht meist nicht mehr. Habe dann das Gefühl mich lächerlich zu machen. Fühle mich nach jeder Sitzung schlecht, möcht am liebsten alles hinschmeißen. Darüber zureden fallt mir extrem schwer, denn Gefühle zulassen habe ich nie gelernt.

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Thread-EröffnerIn
moktis
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 18:23

[quote]Was heißt denn eigentlich DDNOS?
Ich selbst habe auch ein Derealisationssyndrom. Zählt ja auch zu Dissoziationen. Kannst du mal genauer beschreiben, wie du das mit dem Abspalten meinst?

Hallo,

also DDNOS heisst "Dissociative Disorder Not Otherwise Specified", soll heissen, man hat nicht komplett abgespaltene Personen in sich (die z.B. auch unterschiedliche Namen tragen können), sondern meine Persönlichkeit ist in unterschiedliche Teilpersönlichkeiten zerfallen, die unterschiedliche Entwicklungsstände, Alter, Fähigkeiten, Wünsche, Gefühle und Traumata haben und tragen! D.h. ich musste scon von klein auf lernen (aufgrund von enormen Leidensdruck), mein Inneres von meinem Bewusstsein abzutrennen.
Es gibt die Theorie der Strukturellen Dissoziation, entwickelt von E. Nijenhuis und O. van der Hart, indem sich DDNOS und DID (dissoziative Identitätsstörung) aufgrund der Tatsache unterscheiden, dass es bei DDNOS mehrere EPs (Emotionale Persönlichkeiten) und einen ANP (Anscheinend Normale Persönlichkeit) gibt, bei der DID mehrere EPs und mehrere ANPs. Die EPs enthalten das nichtverarbeitete, traumatische Material, und die ANPs sorgen für die Bewältigung des Alltags.
Bei mir ist es leider so, dass die ganzen inneren EPs (und es scheint dutzende zu geben) überhaupt nicht tragen und ich die meisste Zeit voll dissoziert im ANP verbringe, der aber von seinem Inneren total abgeschnitten ist und ein "als-ob"-Leben, eigentlich mehr eine Existenz führt und quasi im Nichts hängt!
Die EPs sind alle mehr oder weniger dysfunktional und nicht überlebensfähig, weil sie traumatisiert und emotional sowie kognitiv nicht meinem Alter entsprechen! Es gibt dort alle möglichen Teile, von extrem umfassenden fast-Personen bis hin zu mehr episodenhaften Bruchstücken...
Leider sind die Differenzen so krass und das Ganze so eingespielt, dass ich nicht mehr weiss, wie das Ganze noch zu kitten sein soll, weil mich die Arbeit an den inneren Teilen wahrscheinlich sofort in die Klapse bringen würde, und zwar für eine ziemlich lange Zeit! Besonders Angst habe ich davor, Fähigkeiten zu verlieren bzw. zu merken, dass ich noch nicht soweit bin, wie mein ANP, also dass ich nicht mehr für mich selbst sorgen kann, weil meine Innenpersonen (eigentlich Ich) dass halt einfach noch nicht können! Ich hatte vor ca 13 Jahren schonmal einen solchen Zusammenbruch, dass genau dass passiert ist, also dass die Innenpersonen quasi aus mir rausgefallen sind und die ontrolle über mein Verhalten übernommen haben, und da ging dann buchstäblich gar nichts mehr!
Ich hatte gehofft, hier Leute zu treffen, bei denen das auch so extrem ausgeprägt ist wie bei mir, und die mir vielleicht Mut machen können!

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Zerrissene
Forums-Gruftie
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Beitrag Mo., 24.05.2010, 19:55

Hallo moktis,

schau doch mal in den Thread: Austausch mit DIS/DDNOS-Betroffenen (mittlerweile Teil 2) rein. Dort triffst du auf Leute, die auch DIS bzw. DDONOS haben.

Ob ich dir dort Mut machen kann, weiß ich nicht.

Zerrissene

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MentaleVernichtung
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Beitrag Mi., 27.10.2010, 20:48

Hallo.

Also ich kenn das auch was du da schreibst. ich versuche auch andaurnd einen Weg zu mir selbst zu finden, ich weiß eig. gar nicht mehr wer ich bin und mittlerweile glaube ich dass war mein ganzes Leben schon so.
Deswegen habe ich mich jetzt mal erkundigt und es gibt da so ne These das sehr sensible intelligente Menschen die Fülle an Eindrücken und die wiederum damit verbundene fülle an assoziationen die sie aus der Umwelt bekommen einfach nicht ausreichend verarbeiten können und sich so einen seelischen Schutzwall aufbauen, weil es einfach zu viele sind und diese zu intensiv empfunden werden. So trennen sie aber auch in gewisser Weise die verbindung zu sich und der Umwelt und die Gefühle gehen verloren und es entwickelt sich eine Persönlichkeitsstörung.

Ich z.B. habe irgendwie immer das gefühl gehabt mit mir stimmt was nich, aber wusste nie was, weiß es bis heute nich.
Ich habs immer wieder in frage gestellt aber nix kam dabei raus, ich kanns wahrscheinlich nich lösen und langsam denke ich auch darüber nach mir das leben zu nehmen, weils einfach keinen sinn mehr hat.
Wie sollte ich auch wenn ich die Blockade durchbrechen würde, dann würde ich wahrscheinlich nen Nervenzusammenbruch bekommen und tot umfallen.

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