DIS: Ich verstehe das nicht

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Montana
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 16:47

Ich habe natürlich versucht, mir irgendwie zu helfen. Die Tätigkeiten des Tages musste ich sowieso aufschreiben, für die Rechnungsstellung an die Kunden. Nur, wenn Cheffe um die Ecke kommt und mich spontan fragt, da kann ich auch nicht sagen: "Moment, ich muss mal grad meine Liste der letzten zwei Wochen anschauen." Mit am Schlimmsten fand ich es, wenn ich im Flur Kollegen getroffen habe, die mich freudig mit Namen begrüßt haben und ein Gespräch angefangen haben. Kollegen, an die ich mich nicht erinnerte. Nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit. Das ist dann einfach nur peinlich. Danach musste ich immer im Intranet die Listen mit Fotos durchgehen, um den Namen herauszufinden. Oder auch andersrum: Cheffe sagt: setz dich zu dem Thema mal mit XY zusammen. Zugehöriges Foto gesucht und festgestellt, das ist ja der Typ vom Nachbartisch. Hm, hätte man vielleicht wissen können/sollen. Aber ich weiß sowas nicht. Ich kann vor dem Computer sitzen und frage mich, wie zur Hölle ich dieses Studium geschafft habe. Ich bin morgens aufgestanden und hatte Bauchschmerzen vor lauter Angst, wieder hilflos im Büro zu sitzen. Und ich habe oft tagelang nur dagesessen. Die produktiven Zeiten, die es lange auch noch gab, waren dafür so produktiv, dass ich nicht auffiel. Aber irgendwann funktionierte das nicht mehr. Zur Zeit bin ich in EM-Rente.

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 19:32

Nun du kannst aber durchau ssagen: Ja Chef, einen Moment ich muß gerade dies noch fertig machen dann komme ich sofort zhu ihnen rüber. Das ist eigentlich nie ein Problem, egal bei welchem Chef. Oder du sagst einen Moment ich suche noch fix die Informationen zusammen und komme gleich zu Ihnen. Sowas eben. Das geht schon, nicht gleich a ufgeben..

Ja peinlich ist sowas mit der Betriebszugehörigkeit schon, aber mei ist eben so, scheiß doch drauf ist doch nur die dumme arbeit und nicht dein ganzes Leben was an solchen Small Talk Gesprächen hängt. Du mußt lernen dich geschickt rauszumanövrieren. Was man wissen hätte sollen oder müßen oder sich erinnern müssen brauchste gar nicht mehr hinterfragen ist völlig irrelevant. Auch wie du was geschafft hast ist egal du bist jetzt da wo du bist, eben weil du so bist wie du bist. Mach dir deine eigene Hilfe, dafür bist du da, dafür hast du ein ganzes Team in dir, dass das KANN, mach dich nicht selbst weiter zum opfer, sondern mach dir das viele sein endlich zu nutze als nur darüber zu wettern.

Ich bins leid ehrlich gesagt immer du das mimimi von Multis zu hören was alles sowas von fies und gemein ist in der umwelt und alles so schwer und gar nicht machbar. Es ist machbar was du willst, es ist stemmbar und insbesondere multis sind begabt darin in auswegslosen situationen lösungen zu finden.
..:..


Igelkind
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 20:36

Ja, seit ich realisiert habe, was ich mein Leben lang immer für Zusatzarbeit gemacht habe, und die auch noch unbemerkt machen musste oder mit Ausreden verschleiern musste, bin ich eigentlich ziemlich stolz auf alles was ich machen konnte.
Auch wenn manches Mal nur ein "genügend" dabei raus kam... ich weiss, was ich geleistet habe!

Wenn ich hier lese fällt mir auch auf, was für ein Glück ich habe, dass ich meine Arbeit liebe und gern machen darf. Es interessiert mich, und auch wenn ich speziell 2 erwachsene Anteile habe, die arbeiten gehen, dann bin ich nun doch inzwischen so gut, darin, dass ich mich, sollten mal andere Anteile vorne sein, gut getragen fühle.
Das Gefühl von nicht wirklich wissen, was ich da tue habe ich zwar nicht so gern, aber da ich viel selbständig arbeiten kann und auch sehr gut organisiert bin, komme ich gut über die Runden.

Die verschiedenen Anteile erlauben es mir auch, mich schnell an die verschiedenen Menschen anzupassen, mit denen ich zu tun habe. Ich kann mit sehr verschiedenen Leuten im 1:1 Kontakt schnell sehr gut klar kommen, was manche Kollegen von mir nicht so gut hin kriegen. Es kann sein, dass es nicht unbedingt mit dem Multipel-sein zu tun hat, aber es ist sehr auffällig, auch anderen, mit wie vielen sehr verschiedenen Menschen ich kompatibel sein kann.

@Montana: Vielleicht gelingt es am besten, wenn man einen Job machen kann, den mindestens einen Anteil sehr interessiert, und der dann die Arbeit (gern) übernehmen kann?
Man muss halt wirklich sehr viel Zusatzarbeit machen.

Viel Glück und alles Gute
Igelkind
Zuletzt geändert von Igelkind am Mo., 15.01.2018, 20:44, insgesamt 1-mal geändert.

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Montana
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 20:43

Klar, es hat alles jahrzehntelang funktioniert. Ich bin damit wirklich sehr weit gekommen. Dafür war das System ja da, damit das funktiniert. Aber irgendwann fing es an, dass mir alles über den Kopf gewachsen ist. Ich bin in eine Lebenssituation gekommen, die mit meinen gewohnten Strategien nicht zu bewältigen war. Natürlich habe ich mein bestes versucht. Das macht man ja immer. Aber für mich war die Grenze erreicht. Wie sich das genau geäußert hat, will ich gar nicht im Detail ausführen. Aber es kann halt passieren, dass das Ganze kippt und anstatt einen am funktionieren zu halten schmeißt es einem plötzlich Knüppel zwischen die Beine. Wer ist denn auf sowas vorbereitet, wer weiß überhaupt, was da mit einem passiert? Ich wusste es nicht. Hättest du mich vor ein paar Jahren gefragt, ich hätte jeden Verdacht auf ein irgendwie geartetes psychisches Problem entschieden von mir gewiesen. Bzw. ich habe die Hilfsangebote meiner Hausärztin abgewiesen, die schon damals deutlich mehr sah als ich. Dass die Umwelt gemein sei, habe ich nie behauptet. Die Anforderungen auf meiner Arbeit sind doch etwas ganz normales, etwas das niemandem mit meiner Berufserfahrung auch nur im geringsten schwerfällt. Das Problem bin ich. Weißt du, wie mein privates Umfeld reagiert hat, als ich nach Monaten damit rausgerückt bin, dass ich eine Therapie begonnen hatte? "NA ENDLICH!" Da war offenbar ein krasser Unterschied zwischen meiner Selbst- und Fremdwahrnehmung. Mir selber konnte ich gut vormachen, dass alles super sei. Wer mich besser kannte als ein x-beliebiger Arbeitskollege wusste aber schon länger, dass irgendwas faul ist.

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Igelkind
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 20:51

Liebe Montana,
Das kenne ich, was du beschreibst.
Bei mir hat es auch sehr viele Jahre lang gut funktioniert, und dann kam der Zusammenbruch... ich musste mich einige Monate krank schreiben lassen und konnte zum Glück mit kleinem Pensum wieder einsteigen.
Dass andere vor mir merkten, dass etwas nicht stimmt, das war bei mir auch so... und es ist ein steiniger Weg mit all der Therapie wieder auf die Beine zu kommen.

Aber so langsam geht es bei mir, und gerade die Arbeit gibt mir auch Halt.
Ich wünsche dir von Herzen, dass dir die Therapie hilft und du wieder in dein Leben findest, nicht nur funktionierend, sondern fühlend und erlebend, so ganz wie möglich.

Liebe Grüsse
Igelkind

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Montana
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 21:04

Danke, Igelkind. Mein Arbeitsplatz wartet auf mich, ich kann (und möchte) dort wieder anfangen, sobald ich bereit dazu bin. Auch mit weniger Stunden. Die fanden meine Arbeit dort nämlich gut und möchten mich zurückhaben.


Igelkind
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Beitrag Mo., 15.01.2018, 21:11

Das klingt gut!
LG Igelkind

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