Neben sich stehen, Unwirklichkeitsgefühle Bestandteil der Depression?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Rippatha39
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Neben sich stehen, Unwirklichkeitsgefühle Bestandteil der Depression?

Beitrag Sa., 28.10.2017, 10:19

Meine Frage: Neben sich stehen, Unwirklichkeitsgefühle gehört zum Burnout?

Seit ca 3 Wochen erlebe ich Gefühle der Unkonzentriertheit, ein Gefühl des nicht bei sich seins, so abgespalten von einem selbst zu sein.

Ich habe so etwas schon mal vor 11 bzw. 15 Jahren gehabt und war jedes mal anscheinend eine Begleitsymptom/Gefühl der Erschöpfungsdepression.

Seit Anfang August befinde ich mich in meinen Zuständen. Ich gehe nach wie vor Arbeiten (Selbst und ständig). Die Angst und Panikgefühle sind eigentlich komplett weg. Vielleicht auch deshalb weil ich endlich mit Mittwoch letzter Woche einen für unsere Verhältnisse großen Deal abschließen konnte. Aber vielleicht bin ich auch noch nicht darüber!

Ich merkte regelrecht wie alle Anspannung von mir Abfiel.

Im Moment erlebe ich jeden Tag anders. Einmal geht alles gut, habe fast keine bis keine Beschwerden und dann gibt es wieder Tage wo mich mein Körper anscheinend dementsprechend "einbremmst".

Einmal habe ich ein rauschen oder pochen im Ohr - dann wieder nicht.

Rückenbeschwerden/Verspannungen einmal sind sie da und dann wieder auch nicht.

Der Magen macht auch fallweise was er will. Ich werde versuchen es mit einem lächeln zu ertragen.

Nur diese Depersonalisation/Derealisation gebe Ich zu macht mir schon ein starkes Unbehagen, obwohl ich weiß, dass so etwas ebenfalls durch "ein zuviel" kommt.

Ich habe in den letzten Wochen soviel gelesen geschrieben und mich mit mit meinem Befinden befasst, dass der Kopf schon raucht.

Unwirklichkeitsgefühle
Sich selbst fremd anfühlen
Depersonalisation
Derealisation

Ist das eine Schutzfunktion des Gehirn vor zu viel Input?
Danke für eure Erfahrungen und Meinungen.

LG Rippatha39

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Blume1973
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Beitrag Sa., 28.10.2017, 11:09

Hallo!

Ich begann vor ca. 4 Jahren zu Derealisieren. Damals war ich keinen Stress ausgesetzt. Ich war in einer Angst- und Depressionsphase. Ich ging sofort zum Psychiater damals und die Ärztin erklärte mir, dass das eine Schutzfunktion des Gehirns bei zu viel Angst sei.

Gruß Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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Rippatha39
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Beitrag Sa., 28.10.2017, 12:34

Hallo Blume1973

Danke für deine Antwort. Zusammenfassend findet man in der Literatur folgendes darüber.

Bei diesen Gefühlen der Unwirklichkeit empfindet man entweder ein Angst machendes Fremdheitserleben gegenüber sich selbst (Depersonalisation) oder gegenüber der Umwelt (Derealisation). Es kommt dann zu einer raschen Verunsicherung und einem starken Vertrauensverlust in das Außen und in die eigene Selbstwahrnehmung.

Im Netz ist zu finden, dass diese Gefühle und Empfindungen meistens in Verbindung mit anderen psychischen Störungen wie zum Beispiel posttraumatische Belastungsstörung, Panikstörung, Depression aber auch bei einem Burnout zu finden ist.

Man stellt eine Veränderung der geistigen Aktivität fest, seiner Gefühle oder des eigenen Körpers. Gefühle der eigenen Entfremdung, ein Gefühl des „Daneben-stehens“. Das eigene Erleben, Erinnerungen und das Denken fühlen sich anders an, irgendwie fremdartig. Empfindungen, man würde seine eigenen geistigen Prozesse abgespalten beobachten, genauso wie seinen eigenen Körper.

Man empfindet diverse Reaktionen und Verhaltensweisen nicht als die eigenen - so abgespalten. Viele beschreiben es auch als ob man "Watte im Kopf hätte", so künstlich wie in einem Film. Auch der Verlust von Gefühlen kann vorkommen. Bei einer Depersonalisation werden die Gefühle abgespalten aus Schutz vor einer leidvollen Gefühlsüberflutung.

Entgegen der Meinung vieler Leidenden stellt eine Depersonalisation wie auch eine Derealisation nicht den Beginn einer Schizophrenie dar. Bei Angsterkrankungen und bei einer akuten Panikattacke können diese Depersonalisation/Derealisationzustände und Gefühle ebenfalls in der jeweiligen Situation auftreten. Ich habe das bei mir selbst bei der einen oder anderen heftigen Panikattacke in der Vergangenheit miterleben dürfen.

Aber auch starke Stresszustände im Rahmen der momentanen Lebenssituation (massive psychosoziale Belastungsfaktoren), können Auslöser von Depersonalisation/Derealisationszuständen sein. Die größte Angst in akuten Situationen ist das Gefühl "den Verstand zu verlieren, bzw. verrückt zu werden".

Ich habe mal gelesen, dass wenn man das Gefühl hat jetzt verrückt zu werden genau das Gegenteil passiert. Alleine schon die Wahrnehmung, dass etwas mit einem selbst nicht stimmt bzw. Gefühle, Situationen, Empfindungen, das Außen oder das Innenempfinden anders als sonst erlebt werden ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass man nicht verrückt oder Geisteskrank ist

Menschen mit Depersonalisation/Derealisation sind emotional verwirrt
Menschen mit Schizophrenie sind geistig verwirrt. 

Meine Mama hat seit 3 Jahren Demenz (ich kann schwer damit umgehen). Bei ihr merkt man den Unterschied. Sie weiß mittlerweile nicht mehr was da mit ihr passiert.

Jetzt zu meinen Fragen an dich


1. Wie haben sich deine
Depersonalisation/Derealisationszustände erstmalig
geäußert
2. Wann sind sie das erste Mal aufgetreten und in
welchem Zusammenhang?
3. Wie hast du darauf reagiert bzw. konntest du etwas
dagegen tun das es wieder besser wurde?
4. Wie gingen Sie wieder weg - was war der Schlüssel
dazu?



PS
Ich habe bei mir festgestellt, dass mir Entspannung und Ruhe sehr gut tut. Am Abend gemütlich ein Buch lesen oder mit meiner Frau kuscheln, eine warme Tasse Tee vertreibt diese Depersonalisation/Derealisationszustände völlig. Entspannungsmusik, Mediation und Yoga sind auch sehr gut

Was mir auch sehr dagegen hilft ist Sport. Wenn ich eine Runde Mountainbiken gehe, merke ich so nach ca. 30min wie sich alles entspannt, ich bin fokussiert aufs Biken und sonst auf nichts. Stress wird abgebaut und positive Endorphine/Glückshormone ausgeschüttet.
Wenn ich dann Zuhause bin und geduscht habe sind diese Zustände irgendwie nicht mehr so präsent, ich bin lockerer, fröhlicher, glücklicher und unbeschwerter, als ob ich durch den vergossenen Schweiß, auch den emotionale Dreck aus der Birne rausgeschwitzt habe.

LG Rippatha39

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Blume1973
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Beitrag Sa., 28.10.2017, 18:09

Hallo!

Zu deinen Fragen -

genau erinnere ich mich nicht mehr daran, weil es eben schon 4 Jahre her ist.

Was ich noch weiß ist, dass mir gewisse Dinge aus meiner Umgebung fremd vorkamen. Ich konnte sie zwar benennen, aber ich verspürte keinen Bezug mehr dazu. Es erschien mir surreal und fremd. Bäume und Blumen zum Beispiel. Sie waren wie tot.

Ich dachte, jetzt werde ich verrückt und bekam schreckliche Angst. Ich lief förmlich zum Arzt und erzählte so gut ich konnte, was da mit mir passiert. Meine Ärztin wusste sofort, dass das DR ist und verschrieb mir erstmalig Neuroleptika.

Und ich nahm sie, dankbar, dass es Hilfe bei diesen fürchterlichen Zuständen gibt. Und sie halfen mir wirklich. Ein paar Tage später, was meine Umwelt wieder ganz normal.

Ich will keine Werbung für PP machen. So war es bei mir - du hast gefragt. Heute nehme ich keine Neuroleptika mehr und habe auch keine DR mehr.

Alles Gute
Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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