Keine Therapie hilft (Derealisiert, dissoziativ, depressiv(?))

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
derealisiert
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 21
Beiträge: 3

Keine Therapie hilft (Derealisiert, dissoziativ, depressiv(?))

Beitrag Mi., 11.03.2015, 19:37

Hallo,

ich fühle mich schon seit mindestens 7 Jahren von meiner Umwelt abgeschottet. Alles erscheint mir durchgehend fremd, unwirklich, wie in einem Traum. Den Auslöser kann ich nicht klar benennen, weil ich ihn selbst nicht wirklich kenne.

Ich war schon mehrfach stationär (psychosomatische Kliniken und einmal in der Klapse, alles freiwillig) in Behandlung, habe Antidepressiva und Neuroleptika ausprobiert, die nicht geholfen, sondern meist alles verschlimmert haben.

Gesprächstherapie, Entspannungsverfahren (PMR), tiergestützte Therapie - hoffnungslos.

Ich habe schon ganz vergessen, wie es ist, zu fühlen. Ich fühle mich durchgehend taub, seit 7 Jahren. Meine Konzentration hat stark nachgelassen, ich verließ frühzeitig die Schule um eine Ausbildung anzufangen. Die läuft durch meine Problematik eher schlecht als recht. Mit meiner Psychiaterin bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Therapie (Gesprächstherapie, aber es waren zwischendurch auch Medikamente im Spiel) nichts bringt. Durch Sprechen kommen meine Gefühle auch nicht mehr zurück, wenn ich sie nicht schon gänzlich verloren habe. Ich glaube ich bin schon seit 5 Jahren in ambulanter Gesprächstherapie gewesen, auch bei anderen Psychologen und Psychiatern.

Manchmal dissoziiere ich auch ziemlich stark. Darauf möchte ich jetzt nicht genauer eingehen, aber es gibt keine konkreten Auslöser und können durchaus mehrere Stunden dauern (mein Rekord: ca. 9 Std.) Sie sind ziemlich heftig, nicht kontrollierbar, enden häufig mit blauen Flecken und schränken mich sehr ein. Nicht zwingend, aber einige Trigger können sein: Koffein, Schlafmangel, Menschenmengen (die ich seit Jahren meide), zu helles, künstliches Licht. EEG befundlos, habe aber einen Tumor, der mit der ganzen Sache wohl nichts zu tun hat.

Vielleicht geht es jemandem ähnlich und hat ein paar Tips? Speziell mit dem Umgang der Derealisation. Ich weiß, dass die DR eine Art Schutzschild ist und vor anderen Gefühlen schützen will, aber nach 7 Jahren reicht es dann auch mal. Ablenken kann ich mich nicht immer, besonders während der Ausbildung und hilft auch nicht wirklich.

Ich mache mir in letzter Zeit oft gedanken um meine Zukunft. Ich habe das Gefühl, dass ich meine Ausbildung in diesem Zustand nicht stämmen kann. Abbrechen ist aber keine Option, dies ist bereits mein zweiter Anlauf. Trotdem häufen sich mittlerweile schon wieder meine Fehltage an, weil es oft einfach nicht mehr anders geht.


Werbung


Ambi14
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 144

Beitrag Fr., 13.03.2015, 10:15

Hey liebe derealisiert.

Ich lese gerade einen neuen interessanten Beitrag hier im Forum, der dir vielleicht auch weiterhelfen könnte:

viewtopic.php?f=21&t=31805


Ich selbst habe die Erfahrung auch gemacht, dass mir das reine Sprechen nicht weiterhelfen konnte.
Ich war allerdings in einer Analyse, nicht Gesprächstherapie.

Ich selbst bin mittlerweile bei einem tiefenpsychlogisch arbeitenden Therapeuten, der weitergebildet ist in der Psychotraumatologie.

Auch bei mir ist Dissoziation ein Thema.
In den reinen Gesprächen oder Erzählungen bei der Analyse kam ich auch gar nicht an meine Gefühle ran. Alles lief immer nur "im Kopf" ab.

Bei meinem neuen Therapeuten empfinde ich eine engere und auch sichere Bindung -
ohne Gefühle der Abhängigkeit! Die hatte ich eher vorher, in der Theraform, die mir persönlich gar nicht half.
Der Thera arbeitet wirklich mit ganz anderen Methoden, die mir helfen, ganz allmählich meinen verdrängten Gefühlen näher zu kommen.

Nach dem was ich gelesen habe, sind auch Ansätze der Schematherapie vorhanden.
Und er arbeitet recht behutsam mit Anteilen, ohne dass ich mich "uneins" fühlen würde.
Das sind für mich eher Stimmungsmodi. Ein Teil in mir, der im Alltag "funktioniert", einer der traurig oder auch einsam ist etc.

Bei mir funktioniert es jedenfalls. Was ich vorher nicht gedacht hätte nach meiner ersten Erfahrung.

Gib also den Mut nicht auf. Es gibt bestimmt etwas, das dir helfen kann!

Viel Kraft und Erfolg bei der Suche.

Alles Gute, Ambi.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Fr., 13.03.2015, 11:23

Hallo Derealisiert,
derealisiert hat geschrieben:Alles erscheint mir durchgehend fremd, unwirklich, wie in einem Traum. Den Auslöser kann ich nicht klar benennen, weil ich ihn selbst nicht wirklich kenne.
ich würde gerne näher auf Dein Posting eingehen, aber wie so oft, bin ich mal wieder auf dem Sprung.

Deshalb (erst mal) nur ein paar Links, die eine Antwort sein könnten (nicht müssen).

Jugendliche zeigen häufig Symptome von Depersonalisation
http://www.unimedizin-mainz.de/presse/p ... liche.html

Jugendliche zeigen häufig Symptome von Depersonalisation
http://www.uni-mainz.de/presse/63355.php
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
derealisiert
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 21
Beiträge: 3

Beitrag Do., 19.03.2015, 22:56

Hallo,

danke für eure Antworten. Ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es in meinem Umkreis einige wenige junge Leute gibt, die selbst schon mal derealisiert waren. Bei ihnen war dieser Zustand allerdings nicht dauerhaft und wurde eigentlich immer durch Stress ausgelöst.

Den Begriff der Analyse lese ich ehrlichgesagt in diesem Forum zum ersten mal, obwohl ich ja schon einige "Vorkenntnisse" in Sachen Therapien habe, aber man lernt ja nie aus. Ist die Analyse denn das Selbe wie die Psychoanalyse? Oder verwechsle ich etwas?

Die Schematherapie war mir bisher auch unbekannt, worauf ich mich in dem von Ambi verlinkten Thread eingelesen habe. Klingt zwar interessant (wenn auch ein wenig ungewöhnlich), doch leider bietet hier weit und breit niemand diese Form der Therapie an.

Es würde mich interessieren, ob hier jemand speziell wegen Derealistion bereits in Behandlung war, also auch stationär, wie zum Beispiel in der Uniklinik Mainz, die Derealisation in ihrem Behandlungsspektrum aufzählt. Für viele Ärzte vom Fach ist DP/DR leider noch ein Fremdwort...

Für weitere Tips und Anregungen bin ich natürlich weiterhin offen und freue mich auf jede Antwort.

Werbung


Ambi14
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 42
Beiträge: 144

Beitrag Fr., 20.03.2015, 02:38

Hallo,

upps - ja, mit Analyse meinte ich Psychoanalyse.

Ich selbst kenne zwar dissoziatiative Zustände, aber mit Depersonalisation / Derealisation habe ich kaum eigene Erfahrungen.
Eine Freundin hatte in ihrer Therapiezeit zwischenzeitlich damit zu kämpfen.
Sie machte auch eine Traumatherapie.

Direkt nach Schematherapie zu suchen ist sicherlich schwierig.

Wie schon geschrieben - mein Therapeut bringt glaube ich Ansätze daraus in der Therapie ein. Das steht aber nirgends auf der Homepage oder sonst irgendwo.
Es ist eine Praxis für Tiefenpsychlogie und Traumatherapie. Und die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, nach der er behandelt und abrechnet, ist ja eine der drei von den Krankenkassen anerkannten Verfahren.

Bei der Freundin war es auch so. Ihre Thera brachte auch verschiedene Erkenntnisse der Schematherapie, oder auch Ego States Therapie ein, war aber auch Tiefenpsychologin mit der Zusatzausbildung zur Traumatherapeutin.

Ohne dass bei dir unbedingt ein Trauma zugrunde liegen muss, kannst du dich ja
evtl. hier schlau machen / beraten lassen, weil die Thematik eben auch im Bezug zu traumatischen Erlebnissen steht:

http://www.degpt.de/informationen/fuer- ... ation.html

Es ist auch eine Telefonnummer auf der Seite unter Kontakt zu finden. Ruf doch da mal an - evtl. haben die bessere Infos und gute Tipps.

Alles Gute,
Ambi.


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4990

Beitrag Fr., 20.03.2015, 06:13

@ derealisiert,
Es würde mich interessieren, ob hier jemand speziell wegen Derealistion bereits in Behandlung war, also auch stationär
Ja, ich gehöre zu denen, die wegen Depersonalisation Dp und Derealisation Dr in Therapie waren.
Mich hat Dein Thread angesprochen, weil auch ich das Problem hatte, dass man in all den vielen Therapiejahren bei mir zwar nach der Ursache meiner Dissoziation (dass das Dp und Dr war erkannte kein Therapeut, da Dp und Dr Therapeuten nahezu unbekannt ist) gesucht hat, sie aber nie gefunden hat. Erst nach der Therapie fand ich selber heraus, wodurch die Dp und die dr bei mir ausgelöst wird. Ursache ist bei mir Stress. Erst durch Selbstbeobachtung und führen eines Tagebuches, in dem ich mir notiert habe, wann die Dp bzw. Dr auftritt, was dieser Dissoziation vorausging, ... konnte ich herausfinden, dass ich auf Stress mit einer Dp bzw. Dr reagiere. Die Ursache der Dp bzw. Dr liegt bei mir nicht in der Kindheit, wie Therapeuten vermutet haben, sondern darin, dass ich ein Problem mit Reizüberflutung habe (Stichwort Hochsensibilität). Ich nehme Gefühle in einer sehr starken Intensität wahr und kann Außenreize nicht filtern. Ich nehme alles in meiner Umwelt wahr, jedes Geräusch, jede Bewegung. Irgendwann stoße ich an meine Grenzen und muss mich zurückziehen und zur Ruhe kommen. Wenn ich meine Grenzen ignoriere und nicht rechtzeitig für Ausgleich und Ruhe sorge, kommt es bei mit zu Dp und Dr-Reaktionen. Dann wird aus der ursprünglichen Reizüberflutung innere Leere, neben mir stehen, nicht mehr fühlen können, mich von außen sehen, Erstarrung, Entfremdungsgefühl mir selbst und meiner Umwelt gegenüber, ... Ich weiß heute, dass mich die Dp und Dr vor Reizüberflutung schützt. Seit ich das weiß und auf meine Grenzen achte, habe ich auch keine Dissoziationsprobleme mehr.

Bzgl. Therapie kann ich Dir leider keine dir weiterhelfenden Antworten geben, da ich selber in der Therapie keine Hilfe erfuhr und Dp und Dr unbekannt waren.
Was ich dir aber mit auf den Weg geben kann ist ein Link zu einem Forum: http://www.dpforum.de.vu/ Dort wirst Du Gleichgesinnte finden, die Dir vielleicht auch mehr zur Therapie sagen können.
Viel Erfolg!
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

sonrisa
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 37
Beiträge: 3

Beitrag Mi., 16.08.2017, 13:41

Hallo, wie geht's dir inzwischen? Der Beitrag ist lange her... Was hat geholfen? (Falls es schon etwas gibt, das geholfen hat...) ganz lieben Gruß s.

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag Mi., 16.08.2017, 23:08

DP und DR, sind Teile der Dissoziation
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag