Kontaktaufnahme mit Anteilen bei DIS

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Rubey
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Kontaktaufnahme mit Anteilen bei DIS

Beitrag Fr., 29.01.2016, 13:16

Hallo ihr Lieben,

Ich habe nun recht frisch die Diagnose einer DIS erhalten und nun die Aufgabe bekommen mich über Kontakt zu den verschiedenen Anteilen zu informieren und es dann auch zu versuchen..

Ich habe eigentlich gar keinen Kontakt zu meinen Anteilen, sie machen was sie wollen und ich trage einfach nur die Konsequenzen. Es macht wenig Spaß und eigentlich wäre es schöner, wenn sie sich in Luft auflösen würden..

Nun hat meine Therapeutin etwas gesagt was mich nachdenklich gemacht hat. Sie sagte mir, dass auch diese Anteile eine Daseinsberechtigung haben und es vielleicht nicht unbedingt fair wäre sie zu ignorieren, obwohl sie so sehr nach Aufmerksamkeit schreien. Immerhin wäre ich vielleicht gar nicht mehr lebensfähig ohne sie.

Meine Therapeutin versucht auch immer wieder die Anteile zu motivieren zuzuhören oder etwas zu sagen.., aber viel mehr als “auf einmal nicht mehr sprechen können“ kommt auch nicht. Es ist mir so total unangenehm ihr zu sagen welche Vermutung ich habe, wenn sie mich fragt welche Anteile wohl gerade zuhören...Ach ja..

Vielleicht habt ihr ja Ideen..oder/und eigene Erfahrungen gemacht? Ich habe null Ahnung wie es gehen soll..

Liebe Grüße

Rubey

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Candykills
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 13:53

Hey Rubey

Ich habe durch ein "Buch", das wir hier offen herumliegen haben, Kontakt zu einigen Anteilen bekommen. Da darf jeder Anteil herein schreiben. Vielleicht wäre das ja eine Option für dich?

LG
Candy
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Rubey
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 13:59

Vielen Dank für deine Antwort!

Eine gute Idee ist es auf jeden Fall! Wie hast du es anfangs geschafft die Anteile einzuladen mit dem Schreiben zu beginnen? Bzw. hast du etwas gefragt? Oder mit einem “Herzlich Willkommen“ begonnen? Sorry, wenn es doofe Fragen sind..

LG

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Myhre
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 15:21

Ich hab tatsächlich einen lieben Brief und eine Einladung in das Buch geschrieben...Zettel übers Bett und ins Bad gehängt.
Inzwischen weiss ich auch wer was mag und mache den anderen gerne mal eine Freude und lege das neben das Kommunikationsbuch.Blümchen,Schoki...so wie man das bei lieben Freunden macht.
Herzliche Grüsse
Myhre
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi

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Rubey
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 16:06

Lieben Dank Myhre!

Irgendwie berührt es mich, wenn ich lese wie angenehm du den Umgang mit den Anteilen beschreibst. So liebevoll..

Ich glaube, dass ich es mit dem Buch probieren sollte. Ich habe nur irgendwie etwas Angst. Manchmal gruselt mich die Vorstellung noch und ich bleibe lieber bei der Illusion, dass ich einfach nur “paddelig“ bin.

Wie war es für euch die ersten Antworten oder Reaktionen zu erhalten? Hat es gedauert?..

LG

Rubey

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Myhre
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 16:30

Es hat gedauert und es war notwendig Vertrauen aufzubauen.
Aber es läuft im Alltagsteam gut.
Rückschläge gibt es immer,aber man muss ja nur einmal mehr aufstehen als hinfallen,ne?
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Mahatma Ghandi

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Sünneli13
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 16:48

Liebe Rubey

Ich habe auch durch ein Buch, welches für alle zugänglich ist, mehr über meine Anteile erfahren. Ich finde das eine gute Sache. So ist jeder bei mir eingeladen, da zu zeichnen, zu schreiben oder was auch immer.

Bei mir war das der Therapeut, der das vorgeschlagen hat. Und so hat er auch alle Anteile dazu eingeladen, in diesem Buch zu schreiben. Die Kinder können auch zeichnen. Er will ja Kontakt zu allen. Probiers doch einfach aus.

Bei mir sind es aber noch die eigenen Kinder, welche mir von den anderen erzählen. So z.B. dass die Kleinen Pink und Minions lieben. So habe ich heute extra ein rosafarbenes Küchentuch für die Kinder gekauft.

LG

Sünneli


Vincent
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 16:52

Hallo Rubey,
Rubey hat geschrieben:Nun hat meine Therapeutin etwas gesagt was mich nachdenklich gemacht hat. Sie sagte mir, dass auch diese Anteile eine Daseinsberechtigung haben und es vielleicht nicht unbedingt fair wäre sie zu ignorieren, obwohl sie so sehr nach Aufmerksamkeit schreien. Immerhin wäre ich vielleicht gar nicht mehr lebensfähig ohne sie.
Zwar habe ich keine Idee, wie du mit deinen Anteilen in Kontakt kommen könntest. Aber vielleicht ist es ja schon ein Schritt in die richtige Richtung, wenn du dir gewahr werden lässt und anerkennst, dass all das, was sich da so 'meldet' und nach Aufmerksamkeit schreit, eigentlich du selber bist.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


mio
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 17:25

Hallo Rubey,

mir fällt noch was ein was meine Thera mal ganz am Anfang der Therapie mit mir gemacht hat und zwar ist das ein Modul aus der Schematherapie soweit ich weiss. Ich sollte damals über die Woche "Gefühlszustände" auf einzelne A4 Zettel schreiben (also zB. wütend, traurig, ängstlich, mutig, glücklich - was Dir eben so einfällt) und dann jeweils darunter, was damit verbunden wird. Das fand ich für den Anfang sehr hilfreich und nicht ganz so "belastend" wie "direkte" Kommunikation.

Die vollgeschriebenen Zettel hab ich dann mit in die Therapie genommen und wir haben anhand dessen versucht einen ersten groben "Überblick" zu erarbeiten indem wir sie auf dem Boden ausgebreitet haben und meine Thera auch mal hin und her sortiert hat bzw. meinen Focus auf was bestimmtes gerichtet etc.

Ansonsten hat hier jeder Teil sich nach und nach ein "eigenes" Bild gekauft die alle an einer Wand hängen. Dadurch wurde auch sehr viel deutlich. Buch hat bei uns gar nicht geklappt da das leider immer wieder "verschwand", dafür haben wir online geschrieben, das ging besser. Und die Kleinen haben gemalt.

Lieben Gruss,

mio

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Candykills
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 18:24

Also bei mir war es auch so, dass die Therapeutin das Buch vorschlug und alle einlud. Einige Anteile hatten sich ja bei ihr sowieso schon gezeigt und gemeldet. Ich denke da war die Motivation von den anderen auch recht groß das Buch zu nutzen! Ist auf jeden Fall ne gute Sache. Inzwischen haben wir auch noch ein "privates" Buch nebst dem Therapiebuch.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Rubey
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 20:10

Ui, so viele Antworten Danke!

Der Spruch ist super Myhre und du hast sicherlich recht mit den Rückschlägen. Aber ich weiß nicht wie viele Rückschläge ich noch vertrage. Aber das sage ich auch schon seit Jahren ..

Ich würde auch gerne wissen, wie es zu schaffen ist alle, bzw. die meisten Anteile mit in die Therapie zu nehmen? Ich merke immer nur gelegentlich, dass bei bestimmten Themen etc. mal ein Anteil die “Ohren“ spitzt und zuhört. Die Therapeutin hat mir halt in der letzten Stunde erklärt wie so ein Inneres System aufgebaut ist. Also die verschiedenen Kinderanteile, Beschützer etc. und da habe ich gemerkt, dass ich nicht die einzige Zuhörerin war. Zum Beispiel schlug sie vor das nächste Mal einen Spaziergang zu machen, ich könnte meinen Hund mitbringen. Und zack hörte ich von Innen eine freudige Kinderstimme, die der Meinung war, dass ich sofort “Jaaaa“ kreischen solle. Aber das passiert auch nur ganz selten.

Vincent, ich glaube es ist wirklich noch ein langer Prozess für mich die Diagnose zu akzeptieren, die Anteile als ein Teil von mir zu sehen und vor allem mit ihnen leben zu können und zu wollen. Aber so “banal“ diese Aussage von der Therapeutin auch war, sie hat wirklich etwas bewirkt. Und gerade da merkte ich einige mehr Zuhörer.

Mio, wurden die einzelnen Anteile denn eingeladen die Gefühlszustände aufzuschreiben? Oder sollten es allgemeine Gefühle sein?

Ich werde mich am Wochenende mal auf die Suche nach einem Buch machen. Schon bei der Auswahl ded Designs könnte es Probleme geben.. Eine Mischung aus Prinzessin Lilifee, pechschwarz und Landschaftsbildern..

LG Rubey


mio
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 20:23

Hallo Rubey,
Rubey hat geschrieben:Mio, wurden die einzelnen Anteile denn eingeladen die Gefühlszustände aufzuschreiben? Oder sollten es allgemeine Gefühle sein?
es waren schon alle eingeladen sich zu beteiligen und es wurde auch ziemlich klar, dass die Gefühle sowohl auf verschiedene Anteile "verteilt" sind als auch von verschiedenen Anteile gleichzeitig gefühlt werden. Ging in erster Linie um den "Kindbereich" das erinnert ich noch. Also die "Kids" sollten was dazu sagen, die Größeren waren glaube ich eher nicht so angesprochen, haben aber mit "aufgeschrieben" für die Kleinen. Ich fand das damals total seltsam, aber es hat gut funktioniert.

Ich glaube sie hat das vor allem gemacht um mir das ein wenig zu erleichtern damit umzugehen. Es war so einfach erst mal "abstrakter".

Viel Erfolg bei der Suche nach dem "für alle passenden Buch" - das kann heiter werden ... ich find's toll, dass Du Dich einlässt!

Lieben Gruss,

mio

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Rubey
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Beitrag Fr., 29.01.2016, 21:50

Mio, es klingt auf jeden Fall interessant, wie deine Therapeutin mit dir gearbeitet hat um dir und den anderen Anteilen die “Hemmungen“ zu nehmen.

Ich hoffe mal, dass das Buch auch immer am ausgewählten Platz bleibt. Ich glaube mein Mitbewohner würde ansonsten ggf. in das Buch schauen. Das wäre mein Untergang.

Ich habe noch eine Idee. Ein Anteil (hoffentlich ein jüngerer) hat sich nach Weihnachten einen “Sorgenfresser“ gekauft und mit ins Bett geholt. Es ist ein Kuscheltier mit einer eingenähten Tasche zum Verschließen. Vielleicht lege ich ein paar leere und ein paar beschriebene Zettelchen rein und hoffe auf Antworten und der Bereitschaft das Kuscheltier zu teilen

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