Starkes Fremdheitsgefühl mit Beginn einer Psychotherapie

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Kathlea
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Starkes Fremdheitsgefühl mit Beginn einer Psychotherapie

Beitrag So., 10.01.2016, 17:24

Hallo, ich habe vor wenigen Monaten eine Psychotherapie angefangen. Unter anderem fiel die Diagnose Emotional-Instabile-Persönlichkeitsstörung. Ich habe viele Jahre schon damit zu tun mit Stress und Nähe nicht umgehen zu können und habe daraufhin oft mit Selbstverletzung oder exzessiven Alkoholkonsum reagiert. Aufgrund von stark negativer Gedanken und dem stärker werdenden Wunsch nach endgültiger Ruhe, habe ich dann beschlossen eine Therapie zu machen. Die Therapie hilft mir sehr, was die o.g. destruktivern Verhaltensweisen betrifft, allerdings habe ich seit Beginn der Therapie immer häufiger Phasen, wo ich mir vollkommen fremd bin und das beängstigt mich. Habe nun Angst zu dissoziieren oder das noch dazuzubekommen. Sind hier Borderliner, die ähnliches bei Therapiebeginn erlebt haben? Ist es vllt erstmal nur dem Umstand geschuldet, dass ich mich so explizit mit mir selbst auseinandersetze und die Stimmungsschwankungen auseinander halten will? Geht dieses Fremdheitsgefühl wieder weg bzw. ist es bei jemanden, der es so erlebt hat mit weiterem Therapieverlauf automatisch wieder verschwunden?

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Alienia
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Beitrag Mo., 11.01.2016, 22:45

Also dieses Fremdheitsgefühl ist ja ein Schutz des Gehirns vor Überlastung.

Deshalb solltest du auf jeden Fall deiner Therapeutin davon erzählen, damit sie darauf eingehen kann...

Ansonsten ich hab das immer wenn ich längere Zeit emotional mit irgendwas überfordert bin, viel Stress habe o. ä.

Verschwindet dann irgendwann ganz langsam und schleichend wieder.
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Kathlea
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Beitrag Mo., 11.01.2016, 23:01

Hey, danke für deine Antwort. Das mit dem Selbstschutz klingt logisch, nur beängstigt mich dieser Kontrollverlust extrem. Habe in einigen Mails das Fremdeitsgefühl bereits erwähnt, aber bisher ist sie noch nicht drauf eingegangen. Hatte jetzt aber auch über einen Monat Therapiepause, weil ich mich wiederholt nicht an die Rückfallvereinbarung gehalten habe. Denke, dass da für sie vorerst die Priorität liegt, aber mit dem jetzt doch hin und wieder mal selbstverletzen habe ich kein Problem, mit dem neu hinzugekommenden Fremdheitsgefühl schon. Was sagt denn dein/e Therapeut/in dazu? Wie kriegt man das schnellstmöglich wieder weg? Macht dir dieses Gefühl keine Angst?

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Alienia
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Beitrag Di., 12.01.2016, 00:39

Also bei mir trat das zum ersten Mal vor über 10 Jahren auf und halt auch ganz extrem.

Da hat mir das auf jeden Fall auch viel Angst gemacht. Vor allem, weil ich gar nicht wusste, was das ist und ich Angst hatte jetzt komplett durchzudrehen... irgedwie psychotisch zu werden oder was weiß ich.
Durch den zusätzlichen Stress, den ich mir mit der Panik vor diesem Gefühl gemacht habe, wurde es dann auch schlimmer.

Naja, in den 10 Jahren habe ich das schon so oft erlebt... Ich habe allerdings auch nie die Kontrolle verloren oder so was. Naja, was soll ich sagen, man gewöhnt sich an fast alles.

Mittlerweile finde ich das sogar manchmal positiv, weil es mir in dem Zustand letztendlch besser geht als vorher... auch wenn das auch nicht besonders angenehm ist.

Nee, Angst macht mir das nicht mehr.

Also im Moment mache ich keine Therapie mehr.
Was sie damals dazu gesagt hat, weiß ich eigentlich gar nicht mehr genau. Irgendwie ging es dann damals um meinen eher ungesunden Lebenswandel... Wie ich das verbessern kann...

Ich hab das auch immer mehr als ein Nebensymptom gesehen. Also wenn man stänig nur so von Emotionen überschwemmt wird usw. ... ist es auch klar, dass man sowas entwickelt.
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Mauerwerk
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Beitrag Di., 12.01.2016, 07:56

Mir geht es so ähnlich, obwohl ihr schon weiter seit als ich. Erstgespräch habe ich erst diese Woche. Könnt ihr mal euer Fremdgefühl genauer beschreiben? Was den Stress betrifft ist positiver Stress für mich sogar ein Ansporn, nur der neg. Stress im zwischenmenschlichem im Arbeitsbereich und in der Familie, kein Urlaub, alleinerziehend die Verantwortung....irgendwie wunderts mich nicht, das man irgendwann mal so an der Grenze ist...das man dann wegen jeder Kleinigkeit ausrastet, besonders wenn man ein emotionale Persönlichkeit ist. Ich war immer stolz darauf eher ein emotionaler Mensch zu sein, Gefühle intensiver war zu nehmen....obwohl ich Phasen habe, wo ich Menschen beneidet habe, die eher oberflächlicch durch die Welt gehen, nicht alles an sich heran zulassen.
Emotionale instabile Persönlichkeit, was instabil ist kann man auch wieder stabil machen....so meine Devise, ich habe es einfach verlernt oder vielleicht nie gelernt, damit umzugehen, muss mir mein festes emotionales Gerüst aufbauen....Mich wieder selber spüren ohne mich zu verletzen..andere Reize setzen.
Diese Selbsterkenntnis habe ich heute, heut hatte ich schon beim Aufstehen ein gutes Gefühl, gestern war das ganz anders....
In der schlechten Phase muss ich mir das wohl immer vor Augen halten, man sieht ich kämpfe, weil ich nicht mehr so will, 2016 soll für mich ein Jahr des Neuanfanges sein....anders
Wie geht es Euch zur Zeit? Was bewegt Euch? Lg Mauerwerk

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Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 12.01.2016, 10:11

Ich schätze auch, dass das schlichtweg damit zu tun hat, dass du nun damit konfrontiert bist, dich mit dir selbst auseinandersetzen zu müssen und da einfach eine Schutzfunktion greift. Eventuell wird das im Verlauf der Therapie - je nachdem was da auch für Themen anliegen - noch deutlich schlimmer. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es wieder nachlässt und auch ganz weggeht, wenn du weniger Angst (ich unterstelle dir jetzt einfach mal, dass da vermutlich ne bewusste oder unbewusste Angst in dir herrscht) und die belastenden Themen aufgearbeitet hast. Auf jeden Fall solltest du noch mal gegenüber deiner Therapeutin deutlich ansprechen - nicht nur in Emails - und auch deine damit verbundenen Ängste schildern. Vielleicht könnt ihr etwas langsamer vorgehen in der Therapie.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Kathlea
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Beitrag Di., 12.01.2016, 22:24

Hallo ihr drei, ja genau diese Angst habe ich momentan auch. Noch verrückter zu werden, dass es irgendwann zwangsläufig nach außen hin sichtbar wird und ganz verstärkt auch das Gefühl mich irgendwann nicht mehr kontrollieren zu können und auszuticken.

Ehrlich gesagt kann ich dieses Fremdheitsgefühl nur ganz schwer beschreiben. Es ist dann auch irgendwie so eine Depersonalisation... Ich nehme genau wahr wie ich mich verhalte aber schaue mir das von außen an und habe nicht das Gefühl dass wirklich ich es bin die da gerade so gedankenvernebelt ist. Andererseits funktioniere ich ganz automatisch und habe aber auch da das Gefühl, dass nicht ich die Handlungen ausführe bzw schon mein Körper aber nicht ich diese bewusst lenke. Oh man, dass hört sich so krank an, fühle mich deswegen immer sehr schlecht und schwach, dass ich diese psychische Krankheit habe. Will es mir auch noch nicht recht eingestehen, weil vor anderen funktioniere ich perfekt. Und so lange das noch klappt, die Fassade aufrechtzuerhalten, sage ich mir immer, so krank kannst du dann gar nicht sein - du übertreibst; steigerst dich da rein.

Wie würdet ihr dieses Fremdheitsgefühl beschreiben und akzeptiert ihr das ihr diese psychischen Probleme habt bzw wie geht ihr damit um/ seid damit umgegangen?

@ Candykills, ja ich werde es in der Therapie noch mal ansprechen aber noch langsamer kann sie glaub gar nicht vorgehen. Wir stecken immer noch in der Stabilisierungsphase. Aber gerade das macht mir so Angst. Wenn ich schon jetzt, wo ich mehr über mich und die Vergangenheit nachdenke, was gewesen sein könnte, bereits so abdrifte, wie soll es dann erst werden, wenn die Vergangenheit explizit Thema wird...

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