@ Lotosritter
Gleichzeitig empfinde ich sie auch als eine angenehme Phase der Versunkenheit. Wirklich präsent bin ich dabei jedenfalls nicht.
Du verwendest mehrfach das Wort "Versunkenheit". Wie unterscheidest Du Versunkenheit und Dissoziation (im PTBS-Sinne)? Mir fällt diese Unterscheidung nicht leicht. Man kann ja auch einfach in einem Gedanken versunken sein oder in einer Beschäftigung und sich dabei "abwesend" fühlen und um sich herum nichts mehr mitkriegen.
Wenn ich las oder vor dem Fernseher lag oder in die Landschaft blickte, war ich meist auf angenehme Weise dissoziiert.
Ich kenne das auch wenn ich am See sitze und das Gefühl habe, innerlich total ruhig und entspannt zu sein, an nichts mehr denken zu müssen, völlig weg zu sein von der Welt, irgendwie eins mit der Natur zu sein, ... Ich sagte diesbezüglich auch mal zu meiner Therapeutin "dann dissoziiere ich; aus Entspannung wird Dissoziation". Gleichzeitig stellte sich mir jedoch die Frage, ob das tatsächlich eine (behandlungsbedürftige) Dissoziation ist. Es fühlt sich so an, ja, aber ich versuchte herauszukriegen, was normal ist und welche Dissoziationen mit der PTBS zu tuen haben. Diese Frage stellte sich mir auch deshalb, weil ich entscheiden musste, ob ich noch eine weitere Therapie machen soll oder ob das, was ich für Dissoziation halte, normal ist.
Dann gibt es Tage an denen ich an demselben See sitze und mich wieder total ruhig und entspannt fühle und plötzlich gehen diese Gefühle über in die Gefühle die ich damals spürte, nämlich Einsamkeit, Traurigkeit, Schmerz, ... Dann stecke ich völlig in dem alten Film drin und komme da kaum noch raus. Entspannung kann somit bei mir in Dissoziation (im PTBS-Sinne) übergehen, wenn mich die Gefühle, die ich in der Entspannnung erlebe, an die Gefühle erinnern, die ich damals spürte. Dann ist mir klar, ich brauche noch Hilfe, da die Gefühle so intensiv sind, so dass ich konkrete Selbstmordgedanken entwickle. Also ähnlich wie Du es beschreibst: "
Ich würde eher sagen, Entspannung als Kontrollverlust und deswegen abgleiten in eine massive Dissoziation." Genau aus dem Grund habe ich Angst vor Entspannung. Die Gefühle, die ich in der Entspannung erlebe erinnern mich zuweilen an die Depersonalisation, die ich damals erlebte und an die Gefühle, die ich damals empfand.
Heute rücke ich nur noch selten bewusst nach oben rechts, um mich aus einer bedrohlichen Situation zu retten. Heute geschieht derlei Entrückung von selbst, ohne dass ich dafür konkret etwas tue. Sie geschieht in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Schlangestehen, bei Stress und ähnlichem, ist also mehr oder minder alltäglich. – Vielleicht ist diese Art von „Depersonalisation“ eine Form der Entspannung.
Meinst Du damit, dass die Depersonalisation, die in Stresssituationen auftritt, Dir dabei hilft in diesen Situationen zu entspannen? Habe ich Dich richtig verstanden?
Wenn ich dich richtig verstanden habe, ... es entspricht auch meiner Eigenwahrnehmung. In Stresssituationen kommt es bei mir gerne zu einer Depersonalisation.
Ich empfinde das bei mir alles so verwirrend und durcheinander. Auf der einen Seite schützt mich die Dissoziation vor Stress, in dem sie mich in einen Entspannungszustand überführt. Anderseits führt Entspannung zur Dissoziation, die ich als sehr aversiv erlebe. Und in dem Ganzen gibts dann noch die Dissoziation, die normal ist (z.B. am See sitzen und in Gedanken versunken zu sein) und die Dissoziation, die mit dem früheren Ereignis zusammenhängt.
Weiß nicht, ob Dir meine Eigenwahrnehmungen und mein eigenes inneres Chaos weiter helfen?
Grüße
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.