Zwanghaftes Lügen / Pseudologie

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Katzenmama
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Beitrag Mo., 26.01.2009, 17:17

hab noch einen nachtrag, den ich mir von der seele schreiben muss ...

"mein" münchhausen wurde mit der zeit immer schwieriger, und nach dem letzten dramatischen eifersuchts-brüll-anfall hat ich ihm als schlußpunkt unserer freundschaft klargemacht, dass ich der meinung bin, dass er professionelle hilfe braucht. die frage ist wofür ...
es wäre durchaus möglich, dass einige der schlimmen erfahrungen, die er erzählt hat, wahr sind, er macht absolut den eindruck einer traumatisierten persönlichkeit. vieles von den unglaubwürdigeren dingen passt wiederum genau in eure beschreibungen: krankheit, kriminelle vergangenheit, sex-heldentaten, er ist der einsame, dunkle held schlechthin. und wenn man auf ungereimtheiten hinweist, kommt das totschlagargument "das verstehst du nicht/das kann ich dir nicht erklären!". jedenfalls hab ich jetzt begonnen, jede seiner aussagen logisch auseinanderzupflücken - was ihm überhaupt nicht gefällt! inzwischen redet er kaum mehr mit mir, anscheinend ist ihm klargeworden, dass ich ihm kein wort mehr glaube, auch das nicht, was er mir früher erzählt hat. abgesehen davon sind manche von den lügen so leicht zu widerlegen, dass es meine intelligenz beleidigt. welche meinung muss er von mir haben, wenn er tatsächlich glaubt, ich nehm ihm das ab?
wird aber nicht so schlimm für ihn sein, er hat ja noch andere freundinnen. darunter mindestens eine, die glaubt, seine feste freundin zu sein. ich würd ja so gerne mal mit denen plaudern, was er denen erzählt!

komm mir echt dämlich vor, dass ich mir mal sorgen gemacht habe, dass manche von den geschichten vielleicht stimmen könnten ... ich dachte ja eher, dass er traumatisiert ist und sich eine fiktive vergangenheit ausgedacht hat, um es zu verarbeiten. ich glaube auch, dass er manche von seinen geschichten wirklich selber glaubt. ansonsten wäre er der begnadetste lügner und schauspieler, den ich kenne!
[center]Wie hoch auch deine Sehnsucht reicht, ich lasse dich ihr folgen.
Neigt dein Herz sich einem anderen zu, so will ich deine Liebe teilen;
strebt meines nach einem anderen,
so will ich doch niemals dich aus meinem Herzen verbannen.[/center]

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Nurse_with_wound
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Beitrag Mi., 28.01.2009, 09:37

ja das kommt mir sehr bekannt vor.
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dieKatze1
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Beitrag So., 17.07.2011, 23:13

Hallo,
ich schreibe zum ersten Mal hier, in der Hoffnung vielleicht ein bißchen Klarheit über mich selbst zu gewinnen. Ich bin gesund, beruflich erfolgreich und könnte eigentlich mit meinem Leben zufrieden sein, eigentlich...

Vor einem Jahr hat mein Problem angefangen, ich habe mich von meinem langjährigen Freund getrennt (es hat aus div. Gründen nicht mehr funktioniert). Damals konnte ich die Gründe ihm gegenüber nicht wirklich offen legen, also erzählte ich "ich habe mich in jemand anderen verliebt" was auch stimmte. Aus der ganzen Sache ist aber nichts geworden und ich hatte permanent das Gefühl, mein Exfreund versuchte mich zu sich zurück zu drängen (wir haben viel miteinander telefoniert bzw. tun es immer noch). Und dann habe ich erzählt, ich hätte eine Beziehung zu diesem anderen Mann und damit begann die große Lügengeschichte: Er wollte Einzelheiten wissen und ich erfand sie ..... und immer mehr und mehr...

Heute stehe ich vor der Situation dass NICHTS was ich meinem Ex erzähle stimmt, meine Erzählungen von dutzenden Phantasiegestalten bevölkert sind, deren Biographien schon für ganze Schauerromane reichen würden. Ich habe teilweise das Gefühl das Lügen beherrscht mein Leben (insofern das meine Gedanken oft schon morgens darum kreisen "was könnte ich heute erzählen") und obwohl ich nur diese eine Person belüge, emfinde ich es selbst als zwanghaft. Vor allem da ich es nicht lassen kann, ich habe zwischendurch versucht alles zu gestehen (dass wurde mir dann als Lüge ausgelegt) oder einfach zu sagen "ich will mit dir nicht mehr so viel über meine neue Beziehung und meine Freunde reden" (auch damit keine Chance, da er dies als Zurückweisung seiner Person interpretierte).

Ich weiß nicht weiter, das Lügen belastet mich einerseits, anderseits brauche ich die Lügen um den Kontakt zu ihm weiter haben zu können (aus meinem realen Leben erzähle ich schon lange nicht mehr bzw. münze es so um das es in den erlogenen Kontext passt). Was tun????
Liebe Grüße
die Katze

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mitsuko
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Beitrag So., 17.07.2011, 23:34

Willst du mit deinem Ex wieder zusammen sein?
Ich verstehe nicht, was für eine Art Beziehung ihr habt. Du sagst, du kannst dies und jenes nicht zu ihm sagen, da er es als Zurückweisung empfindet. Aber weswegen kannst du ihn nicht in machen Dingen zurückweisen?

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dieKatze1
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 05:53

erstmal danke für deine Antwort,
also ich möchte auf garkeinen Fall wieder mit meinem Ex zusammen sein.

Wollte bzw. will ihn aber als Freund nicht verlieren. Wobei ich aber leider nicht in der Lage bin, ihn zurückzuweisen in der Hinsicht dass ich sagen kann "darüber rede ich nicht mit dir", sondern dann lüge ich lieber (bzw. habe dann gelogen, mittlerweile ist die Lügengeschichte bereits ein "Selbstläufer" aus dem ich nicht mehr herausfinde)

Hmmm weiß nicht ob es so verständlicher wird........

P.s zurückweisung ist hier nicht im Körperlichen Sinne gemeint, wir haben uns das letzte Mal vor 9 Monaten gesehen (hätte ich vielleicht vorher schon schreiben sollen, es war eine Fernbeziehung)


Waldschratin
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Beitrag Mo., 18.07.2011, 06:16

Hallo Katze,
frag dich doch mal,welche Vorteile dir die Lügengeschichten bringen.Da dran erkennt man dann meistens recht schnell,wo`s "hakt".

Hat dieses "Konstrukt" vielleicht den Sinn,Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen?Ne Art der "Harmonie" aufrechtzuerhalten?
Oder dient es dazu,deinen Ex an der "langen Leine" behalten zu können?

Irgendwo "spielt" er ja das Spiel auch mit - Ich kann mir nämlich nicht vorstellen,daß man so ein "Konstrukt" in der Art über längere Zeit gemanagt bekommt,ohne daß man sich nicht hier und da mal verzettelt.Also wird ihm wohl längst was aufgefallen sein,was er aber toleriert und eben "mitspielt".

Für mich hört sich das an,als ob dieses "Geschichtenkonstrukt" ne Art Wiederholung/Aufrechterhaltung eurer Art der Beziehung ist : nicht wirklich "echt",viel "Gemachtes",aber bei "Licht" besehen hält es nicht stand...

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mitsuko
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Beitrag Di., 19.07.2011, 18:34

dieKatze1 hat geschrieben: Wobei ich aber leider nicht in der Lage bin, ihn zurückzuweisen in der Hinsicht dass ich sagen kann "darüber rede ich nicht mit dir", sondern dann lüge ich lieber
Versuch mal zu ergründen, warum das so ist.
Betrifft das nur ihn oder hast du schon öfter solche Probleme damit gehabt, Menschen die du magst zurückzuweisen?
Waldschratin hat geschrieben:Irgendwo "spielt" er ja das Spiel auch mit - Ich kann mir nämlich nicht vorstellen,daß man so ein "Konstrukt" in der Art über längere Zeit gemanagt bekommt,ohne daß man sich nicht hier und da mal verzettelt.Also wird ihm wohl längst was aufgefallen sein,was er aber toleriert und eben "mitspielt".
Das muss nicht sein. Man kann sich durchaus komplexe Lügengebäude aufbauen. Besonders wenn die Kommunikation meistens nicht über das persönliche Gespräch läuft, in dem die Mimik einen verraten könnte. Wenn man sich schreibt, kann man ja auch immer noch mal nachdenken.



Ich frage mich allerdings auch, weswegen er das alles überhaupt so genau wissen will. Wenn ihr nicht mehr zusammen seid und eure Beziehung ist definitiv gelaufen, wirkt das auf mich schon etwas penetrant kontrollig. War eure Beziehung früher auch so krampfig, dass man immer alles vom anderen wissen musste?


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Beitrag Mi., 10.06.2015, 12:23

Ich hoffe, dass ich hier in irgendeiner Form „Hilfe“ oder Ratschläge bekommen kann, wie ich mein Leben wieder in die richtige Richtung lenke.

Erstmal zu meiner Geschichte. Ich bin mit 7 Jahren nach Deutschland gekommen. Meine Mutter hatte einen deutschen Mann kennengelernt und sich verliebt. Die erste Zeit war sehr schwer, deutsch lernen, etc. Nach und nach kristallisierte sich auch heraus, dass mein Stiefvater sehr große Alkoholprobleme hatte. Es gab kein Weihnachten, Geburtstag oder ein anderer Feiertag der mal friedlich und erfreulich war. Er war immer ein sehr aggressiver Trinker, zu Schlägen, etc. ist es aber zum Glück nie gekommen. Ich kann mich daran erinnern, dass er mich nicht leiden konnte – ich war eine Last. So weit es gibt hatte er mir damals vieles verboten: Computer (hing einen Post-It dran, ich dürfte es nicht benutzen!), Internetnutzung, Fernseher, Süßigkeiten, Ausflüge und einiges mehr. Es gab sogar eine Zeit wo ich heimlich Süßigkeiten gegessen und sie in die Ritzen unseres Sessels gesteckt habe, keine Ahnung warum, aber irgendwann hat er den ganzen Müll gefunden und meine Mutter hatte für mich gelogen, behauptet sie wäre es – total absurd.

Dann trennten sie sich und ich wohnte mit meiner Mutter alleine. Ich war zur damaligen Zeit nicht besonders beliebt, aber auch kein Aussenseiter. Die „coolen“-Mädchen in der Schule wollten plötzlich mit mir rumhängen, als ich langsam erwachsen wurde und mein aussehen sich zum positiven änderte, aber ich habe mit den Lügen begonnen. Ich log so viel ich konnte und wo es nur ging. Nach einigen Jahren ist alles zusammengebrochen, ich verlor meine besten Freunde und stand alleine da, alle wussten bescheid, sogar meine Lehre und Mutter, da meine Lügen sich sogar bis in die Schule ausgeweitet hatten. Ich weiss nicht wie, aber meine Mutter verzieh mir und ich änderte mich als ich zu meinem Glück sitzen blieb – es war kurz nachdem alles aufflog, ich zwang mich zur Schule, konnte aber weder richtig den Unterricht noch dem Lernen folgen. Ich entkam meinen Schulkameraden und fand neue Freunde, log dennoch hin und wieder, aber nichts flog jemals auf – ja, ich war richtig stolz.

Nach dem Abschluss lernte ich meinen noch jetzigen Freund kennen. Ich war grauenhaft, erzählte ihm die kühnsten Geschichten: Ich hätte eine Krankheit, mein Vater wäre reich, usw. Ich log sogar wenn er mir fragen was ich mittags gegessen habe. Es war zum verrückt werden. Doch dadurch traf mich die Erkenntnis und ich hörte nach und nach damit auf. Ich zwang mich die Wahrheit zu sagen, so ungern ich dies auch tat. Sprach niemals wieder meine erfunden „Krankheit“ oder irgendwas von meinem Vater an – sagte ihm, dass ich meinen Vater kaum kannte und nichts mit ihm gemein habe, was tatsächlich der Wahrheit entsprach. Es wurde immer besser und besser, ich war immer stolz die Wahrheit zu sagen und fiel nicht mehr in mein altes Muster zurück.

Jetzt merke ich jedoch wie es wieder anfängt. Ich fange wieder an meine Freunde zu belügen. Da ich meine Ausbildung in einer anderen Stadt mache, habe ich neue Freunde gefunden. Sie waren die ersten denen ich die Wahrheit über mich erzählt habe. Nicht, dass ich lüge, sondern woher ich kommen, was meine Eltern von Beruf sind, etc. Doch jetzt fängt es wieder an. Ich lüge bei banalen Dingen, sage widersprüchliches zu verschiedenen Menschen und habe die Befürchtung, dass jemand etwas bemerken könnte, wenn es nicht schon längst geschehen ist. Ich fühlte mich so schlecht wie seit langem nicht mehr. Ich weiss nicht was ich tun soll, habe solche Angst, dass wieder alles von vorne anfängt und ich alles verliere. Aber ich weiss nicht wie ich das jetzt stoppen soll/kann. Ich möchte aus diesem Teufelskreis und zwar aus eigener Kraft. Und ich brauche Hilfe, denn ich bin dabe mir eine Zukunft mit meinem Partner zu bauen und könnte es nicht verkraften, wenn jetzt wieder alles zusammenbrechen würde.

Ich hoffe das ihr mir irgendwie helfen könnt. Denn der letzte und schwierigste Ausweg für mich wäre ein Psychologe…

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Chancen
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 14:45

Hallo!

Ich muss bei der Lügen-Problematik immer daran denken, dass jemand nicht will, dass die Anderen zu nahe kommen.

Man will sich nicht mit Schwächen, Problemen und seinen Gefühlen der Minderwertigkeit (so wie sie alle bzw. die allermeisten Menschen haben) auseinandersetzen und dies schon gar nicht vor Anderen, sondern man will die Anderen fern halten und im Grunde emotional für sich allein bleiben. Die Anderen bleiben dann bloß Statisten im Leben, da keine wirkliche Beziehung entstehen kann, weil sich der der lügt, der Beziehung entzieht.

Dahinter steckt Angst und/oder Scham. Die Angst davor, entdeckt zu werden. Die Scham über seine gefühlte Minderwertigkeit.

Der Weg raus ist sicher nicht leicht und führt - so denke ich - über die nachsichtige und liebevolle Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und die dadurch entstandenen Ängste.

Am besten funktioniert sowas im Rahmen einer therapeutischen Beziehung.

Warum wäre das für dich denn der allerletzte Weg?

Chancen

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simplicite
Helferlein
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weiblich/female, 23
Beiträge: 32

Beitrag Do., 11.06.2015, 07:25

Es stimmt. Ich habe auch meine Probleme damit. Ich lüge auch manchmal, aber nicht um etwas zu vertuschen sondern um genau dieser Minderwertigkeit die ich in mir fühle zu entgehen.

Aber es gibt auswege. Einfach dazu zu stehen wer man ist, was man gerne tut und warum man so ist, wie man ist.
Geduld ist eine Jägertugend

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