seelische Misshandlung Cannabis und Seroquel

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Filzpilz
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seelische Misshandlung Cannabis und Seroquel

Beitrag Di., 17.03.2015, 22:05

Hallo liebes Forum,

ich stelle mich mal kurz vor, damit ihr auch etwas Hintergrund habt.
Ich bin männlich, 28 Jahre alt und hatte eine ziemlich schwierige Kindheit, das hier aufzubereiten würde sehr lange dauern, deshalb versuche ich alles etwas abzukürzen, dennoch könnte es etwas lang werden. Deshalb bin ich sehr froh auf jeden der sich die Mühe macht meine Geschichte zu betrachten, dafür an dieser Stelle schon einmal vielen Dank.

Hintergrund

Mit 3 Jahren wurde ich von meiner leiblichen Mutter in Pflege gegeben, meine Pflegemutter hat 4 eigene Kinder sitzt im Rollstuhl oder läuft mit Krücken (deformierter Fuß).
Anstelle eines Vaters war die zweite Erziehungsberechtigte Person eine ehemalige Nonne, klingt erstmal ziemlich eigenartig, ich erkläre es kurz. Ihr Name ist Sabine sie ist ziemlich früh ins Kloster, und im Rahmen des Aufenthalts besucht man eine gewisse Zeit lang Familien die etwas schlechter gestellt sind, das alles hing auch irgendwie mit der Gemeinde zusammen, dazu muss man wissen das ich katholisch erzogen wurde. Es war keine Adoption, eben nur meine Pflegeeltern, wenn auch in einer eigenartigen Konstellation. Ich war damals 3 Jahre alt.

Jetzt möchte ich gerne auf meine Erlebnisse eingehen, es ist das erste Mal das ich das so offen darüber schreibe, und es fühlt sich irgendwie beschämend an, warum auch immer. Aber da muss ich jetzt durch.

Ich war von Anfang an das „Rabenkind“ ich wurde misshandelt, jedoch nie geschlagen (bis auf einige Ohrfeigen) ich wurde in eine Schule für Erziehungshilfe gesteckt, heute heißen diese Einrichtungen „Schulen mit Ausgleichsklassen“. Ab der 5 Klasse bin ich direkt von dieser Schule aufs Gymnasium gewechselt, denn ich war ziemlich gut, was nicht verwunderlich ist, war doch die Schule das einzig schöne in meinem Leben, denn ich war nicht zu Hause, bzw. in der Hölle. Soviel zum Tagesablauf hinter meiner täglichen Odyssee. Nach der Schule musste ich sofort nach Hause, wenn ich nur 2 Minuten zu spät war gab es richtig ärger, irgendetwas gab es immer um mir eine „Strafen aufzubrummen“, es war also völlig egal wie ich mich verhielt.

Das Bad

Klingt erstmal eigenartig aber diesem Thema möchte ich gern einen eigenen Abschnitt widmen, denn es bestimmte 80% meines Tagesprogramms.

Mir wurde vorgeworfen meine Kleidung beschmutze zu haben (Flecken wurden auch absichtlich von meiner Pflegemutter aufgebracht), deshalb musste ich jeden Tag im Bad stehen und meine Wäsche von Hand in der Wanne waschen. Logischerweise war es ein Ding der Unmöglichkeit diese Flecken mit Waschmittel und Bürste raus zu bekommen und sollte es doch mal gelungen sein wurde ein neues Kleidungsstück gefunden was mich beschäftigen sollte. Ich verbrachte also ein gefühltes Leben im Bad mit der Wäsche

Und weiter …
Zuletzt geändert von Filzpilz am Di., 17.03.2015, 22:15, insgesamt 3-mal geändert.

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Filzpilz
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Beitrag Di., 17.03.2015, 22:07

Sabine arbeitete in einem christlichen Kindergarten und was am Abend vom Essen übrig blieb brachte sie mit nach Hause. Es kam oft vor das mir meine Pflegemutter verschimmelte Nahrung gab, ich musste diese unter Brechreiz essen, ich hielt mir dabei die Nase zu um weniger zu schmecken.
Die restliche Zeit (die 20% die ich nicht im Bad Wäsche wusch), verbrachte ich fast vollständig in meinem Zimmer. Einmal leerte meine Pflegemutter den Mülleimer über meinem Bett aus und ich musste mich hineinlegen, danach machte sie Fotos, für welchen Zweck auch immer. Sonntags ging es in die Kirche, ich freute mich wenn ich mit durfte, war doch diese Stunde dort eine kurze Befreiung von den schrecklichen anderen Dingen die so passierten. Einige Male durfte ich auch nicht mit. Ich war damals sehr sehr dünn, ich würde sagen unterernährt. Abends schlich ich mich aus dem Zimmer und „stahl“ mir etwas zu essen und hoffte dabei dass es nicht auffällt. Wenn es auffiel gab es wieder irgendeine Strafe, meist Hausarbeiten. Mein Hobby war das Zeichnen, ich hatte sonst nix in meinem Zimmer, keine Bücher keine Spielsachen einfach nichts nur Papier und Stifte. Und etwas Unrat an den ich mich nicht mehr erinnern kann, das alles ist lange her. Wenn Sabine am Abend von der Arbeit wiederkam war ich unendlich glücklich, denn sie zügelte meine Pflegemutter noch ab und zu, von einigen Sachen bekam sie nichts mit. Leider ist meine Erinnerung auch sehr schwammig und es fehlen große Teile.

Die Lehrer auf dem Gymnasium bekamen natürlich mit das zu Hause irgendetwas nicht in Ordnung ist, ich hatte ab und zu von einigen Sachen erzählt. Ich hatte auch nie Sportzeug mit weil ich einfach keins hatte, ich bekam Sportbekleidung von der Schule, es waren Kleider die irgendwann keiner mehr abgeholt hat. Irgendwann wurde ich von meiner Klassenlehrerin zu einer „Vertrauenslehrerin“ gebracht, die gab es damals bei uns, ich wusste allerdings lange nichts davon und hätte mich wohl eh nicht getraut, bis ich schließlich zu ihr gebracht wurde. Sie vermittelte mich an den „Kinder und Jugendnotdienst“ und ich blühte etwas auf. Ich durfte endlich an die frische Luft wann ich wollte und musste meine Freizeit nicht im Zimmer verbringen während alle anderen draußen waren. Irgendwann kam dann das Jugendamt und ich musste viele Fragen beantworten, ich glaube ich war damals 12-14 Jahre alt, ich weiß es leider nicht genau. Ich kam erstmal in die Kinder Psychiatrie, ich kann mich erinnern dass ich dort auch sehr auffällig war, ich habe Ausraster gehabt und war frech. Aus heutiger Sicht würde ich sagen sehr Verhaltensauffällig aber talentiert. Ich glaube ich war ungefähr ein Jahr da, weiß es aber nicht genau, jedenfalls kam ich dann in ein Kinderheim, dort verbrachte ich eine schöne Zeit, ich ging auf die Realschule, machte meinen Realschulabschluss und war wie geheilt. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war ich mit 18 Jahren ein aufgeweckter junger Jugendlicher der zwar im Heim war aber trotzdem keinerlei Probleme hatte, ich war ganz normal und vor allem Selbstbewusst. Ich hatte es dort sehr gut, wir fuhren in den Urlaub ins Auslandes gab einen Pool, es war ein schönes Dorf. Es gab sogar Pferde und einen kleinen Tierpark.

Mit 18 Jahren endete die gesetzliche Pflicht für meinen gesetzlichen Vormund den ich mittlerweile vom Jugendamt zugewiesen bekommen hatte, dieser besuchte mich ein paar Mal im Heim aber mehr hatte ich mit ihm nicht zu tun. Ich zog in eine Nachbarstadt und hatte noch für 2 Jahre eine Betreuerin die mich alle paar Wochen besuchte und mit mir z.B. Ämterwege erledigte, es war eine gute Unterstützung. Ich fing eine Ausbildung zum technischen Assistenten für Informatik an und bekam Bafög, es sammelten sich langsam Schulden an, ich hatte mein Leben nicht wirklich unter Kontrolle aber ich war trotzdem recht glücklich, ich fand Freunde und verlebte eine wunderschöne Zeit, irgendwann kam meine erste Beziehung, wir lebten zusammen in einer gemeinsamen Wohnung, ich hatte Schwiegereltern und endlich so etwas wie eine Familie, eine Zeit lang ging alles gut doch irgendwann zog ich mich nur noch zurück und hing die ganze Zeit vor dem Computer wir lebten aneinander vorbei. Die Beziehung endete in einem Drama, ich habe mich wie ein verrückter aufgeführt, völlig Verhaltensgestört so dass man Angst vor mir haben musste. Mit der Zeit legte sich alles wieder und ich war recht glücklich Single. Irgendwann beschloss ich in eine andere Stadt zu ziehen, ich hatte dort ein Mädchen kennengelernt und zog mit ihr und 2 anderen in eine WG.
Zuletzt geändert von Filzpilz am Di., 17.03.2015, 22:17, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitrag Di., 17.03.2015, 22:08

Ich begann eine neue schulische Ausbildung und alles lief recht gut, obwohl, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, war ich schon leicht Psychotisch zu dieser Zeit, ich hatte keine Freunde in dieser Stadt und zog mich immer mehr zurück, die sehr kurze Beziehung ging auch kaputt und ich wohnte irgendwann wieder allein, meine Kontakte bezogen sich auf die Leute in der Ausbildung mit denen ich allerdings in der Freizeit nichts zu tun hatte. Zu dieser Zeit begann ich Cannabis zu rauchen. Ich hatte keine Kontakte mehr, brach meine Ausbildung ab und zog mich vollkommen zurück, ich war jeden Tag berauscht und zeichnete, surfte im Internet oder machte Fotos. Irgendwann schrieb ich einem alten Freund das ich nicht mehr Glücklich bin allein in dieser Stadt, ich wollte zurück zu meinen alten Freunden, sehr spontan zog ich wieder zurück doch zu dieser Zeit war ich schon sehr psychotisch, ich hatte die Möglichkeit all meine Freunde zu besuchen etwas zu unternehmen aber ich bekam unglaubliche Minderwertigkeitskomplexe, bildete mir ein die Leute würden über mich reden. Zu dieser Zeit war ich Arbeitslos und zog mich von allen Kontakten zurück. Eigenartiger Weiße lernte ich doch wieder ein Mädchen kennen, ich wusste zu dieser Zeit auch dass etwas gewaltig nicht in Ordnung mit mir ist. Ich wurde schnell Gefühlskalt. Die Beziehung hielt sich verwunderlicher Weiße und wir zogen zusammen nach Leipzig und begannen dort auch zu Arbeiten. 2 Jahre musste meine Ex-Freundin meine depressive Stimmung aushalten, ich wollte nichts machen egal wie sehr sie sich auch bemühte mich unter Leute zu bekommen, wir lebten aneinander vorbei und die Beziehung endete erneut in einem Drama, doch diesmal war alles anders. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, habe tagelang nur geweint und war zu nichts mehr fähig ich drehte durch und ging schließlich zum Hausarzt wo ich unter Tränen alles erzählte wie ich mich fühle und das ich glaube durchzudrehen, dieser erkannte die Notlage und ich durfte sofort in die Psychiatrie, dort erzählte ich alles unter anderem auch das ich Cannabis konsumiere. Ich muss dazu sagen das ich auch zu meiner guten Zeit geraucht habe und trotzdem nie das verlangen danach hatte, eben ganz normal wenn es sich angeboten hat. Ich stabilisierte mich ein wenig und wurde schließlich auf Tabletten eingestellt am Ende der 3 Monate Psychiatrie waren es 700mg Seroquel/Quetiapin.
Ich hielt es ziemlich lange ohne Cannabis aus und es ging mir langsam besser, ich hatte dort das erste Mal wieder Leute um mich. Ich besorgte mir eine neue Wohnung und entließ mich selbst aus der psychiatrischen Anstalt, ich dachte es jetzt selbst in Angriff nehmen zu können. Nun sitze ich schon wieder seit fast einem halben Jahr in meiner Wohnung und vermeide alle Kontakte, ich kenne auch wenige Leute hier. Ich konsumiere Cannabis so oft es eben geht, dann fühle ich mich wenigstens für eine kurze Zeit etwas besser. Ohne Cannabis nur auf Tabletten wackle ich den ganzen Tag mit dem Bein, bin reizbar, nervös und habe unglaubliche Alpträume teilweise auch Traumschleifen. Ohne die Tabletten kann ich nicht mehr schlafen, zu dieser Situation kam es einmal als ich keine Tabletten mehr hatte. Ich war quasi 3 Tage wach. Ich bin mir sicher dass ich vom Cannabis ganz leicht weg komme wenn ich wieder etwas erlebe und unter Menschen bin, wären da nicht die Selbstzweifel ich bin total introvertiert geworden, früher war ich ein Mittelpunkt Streber und hatte viele Freunde, ich war immer gut drauf, dafür war ich bekannt.

Tja und jetzt bin ich auf Tabletten und möchte diese gern absetzen und versuchen mit einem Psychologen und ohne Chemie an meiner Vergangenheit zu arbeiten.

Ich möchte versuchen die Tabletten aus zu schleichen, doch leider darf man diese nicht teilen.
Ich werde mir jetzt schnellstmöglich eine Psychiaterin suchen, ich habe zum Glück wieder Arbeit gefunden und freue mich sehr darauf, vielleicht ändert sich was wenn ich wieder unter Menschen bin, am 27.03 geht es los. Gleichzeitig hab ich Angst das ich wieder denke die Leute reden über mich, ich fange teilweise vor Stress an zu schwitzen.

Das war jetzt viel Text ich weiß aber ich hoffe jemand kann mir ein paar Ratschläge mit auf den Weg geben.

Liebe Grüße

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mondlicht
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Beitrag Di., 17.03.2015, 23:44

Hallo Filzpilz, willkommen hier im Forum. Ich habe Deine Geschichte gelesen und finde sie wirklich ungewöhnlich und bewegend. Du hast sehr viel Kraft und Mut, die Dich immer wieder ins Leben und zum Licht sozusagen geführt haben. Klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich meine das so. Ich hoffe, Du kannst Dich auch in schweren Zeiten auf diese Kraft besinnen oder Dich erinnern.
Was jetzt Deine Frage hier ist, verstehe ich nicht ganz. Es ist toll, dass Du einen Job gefunden hast, auf den Du Dich freust. Die Idee, eine Psychiaterin zu suchen, finde ich sehr gut.
Zum Thema Cannabis möchte ich sagen, dass ich da sehr vorsichtig wäre. Wenn Du zu psychotischem Erleben neigst, solltest Du echt die Hände davon lassen. Auch wenn Du kurzzeitig entspannen kannst.

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Feenya
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Beitrag Mi., 18.03.2015, 09:34

Filzpilz hat geschrieben:
Ich möchte versuchen die Tabletten aus zu schleichen, doch leider darf man diese nicht teilen.

Ich nehme an es handelt sich um Seroquel XR bzw. Quetiapin Retard.

Die bekommt man auch mit jeweils 100 mg weniger. Frage deinen Arzt, ob er dir da eine geringere Dosis verschreiben kann.
Wenn du mit 100 mg Reduktionsschritten nicht klar kommst, die Absetzsymptome zu stark durchschlagen, dann nimmst du halt noch normale Seroqel dazu.
Diese gibt es von 25 mg bis zu 200 mg (oder sogar mehr?) in allen Größen. Und diese dürfen auch geteilt werden.

D.h. dass du z.B. die XR um 100 mg reduzierst, aber noch 25 mg, oder 50 mg, oder 75 mg mit den normalen Seroquel dazu nimmst, damit der "Entzug" sanfter verläuft. Und alle paar Wochen reduzierst wieder um die Dosis, die ein sanftes Ausschleichen möglich macht.

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Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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