Austausch: Psychose

[hilliboe]

Hallo ihr Lieben,

ich bin frisch aus der Klinik entlassen und sitze nun gerade im Dorf meiner Eltern fest, wo ich aufgewachsen bin, eigentlich wohne ich in Berlin. Nun bin ich gaaanz weit weg von meinem zu Hause, meine Freunde sind auch alle weggezogen, deshalb hoffe ich hier auf Leute zu "treffen" mit denen ich mich über eure und meine Situation austauschen kann.


Also ich bin 22 und laut meiner Psychologin befinde ich mich seit 6 Jahren im Anfangsstadium einer Psychose. Ich würde mich über Antworten von Leuten freuen, die sich ebenfalls in einer Psychose befinden, oder es sogar geschafft haben aus einer Psychose herauszukommen. Mich interessiert wie eure Krankheit verläuft oder verlaufen ist und wie lange es gedauert hat, bis jemand herausgefunden hat, was euch fehlt. Oder wisst ihr vielleicht noch gar nicht genau, ob ihr eine habt? Freue mich über Antworten


Liebste Grüße,

Eure hilliboe

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[Amelie23]

hallo hilliboe

Wie hat sich deine Psychose gezeigt, was war der Auslöser?
Es gibt ja verschiedene Arten und Beschwerden.

Ich hatte auch 2 Wochen ca eine Psychose die von Drogen ausgelöst wurde. Genauer gesagt hatte ich eine Depersonalisationsstörung.

Gezeigt hat sie die Psychose erst 2 Tage nach meinem letzten Drogenkonsum. Ich wachte in meinem Bett auf und hatte schon so ein ungutes Gefühl. Dann schaute ich meine Hand an und es kam mir so vor als gehörte die nicht zu mir. Ich glaubte mein ganzer Körper gehörte nicht mir. Nur meine Augen - das waren noch meine. Wenn ich in den Spiegel sah war das nicht ich und alleine beim Reden wenn ich meine Stimme hörte war das nicht meine sondern eine Fremde.

Die 2 Wochen waren die schlimmsten in meinem ganzen Leben. Ich hatte solche Angst. Ich bekam von meiner Psychiaterin Abilify verschrieben die mir auch wirklich gut halfen.
Weiters war ich in der Zeit viiiel spazieren und habe Yoga gemacht. Einfach das was einem gut tut und langsam ging es mir besser

Das ist jetzt 3 Jahre her und heute habe ich trotzdem immer noch hin und wieder Angst das ich wieder so etwas bekommen könnte. Aber man muss sich einfach viel ablenken dann kann man das schaffen

Ich wünsche dir alles Gute

Liebe Grüße

Amelie

[hilliboe]

Hallo Amelie,

danke für deine Antwort

Bei mir fing alles vor dem Drogenkonsum an, aber danach wurde es natürlich noch schlimmer. Ich konnte nicht mehr auf die Straße gehen, viel zu viele Geräusche, ich bin sooft draußen in Tränen ausgebrochen, weil ich der Reizüberflutung nicht mehr standhalten konnte. Ich hab alles von mir weg geschoben, auch wichtige Dinge, zb. finanzielle, dadurch bin ich dann in Schulden geraten und alles wurde noch schlimmer. Ich wollte nicht mehr leben, konnte mir nicht vorstellen, wie ich es jemals schaffen sollte, dass ich mein Leben auf die Reihe kriege, zumal ich schon so viele Dinge angefangen und wieder abgebrochen habe.

Hinzu kamen noch starke Schuldgefühle, vor allem gegenüber meinen Eltern. Deshalb wurde bei mir zuerst auch eine Borderline Störung diagnostiziert, bis jemand rausgefunden hat, dass es eine Stoffwechselstörung ist, also eine Psychose.

Wenn ich auf der Straße einem Polizisten begegnet bin, dachte ich er könnte mich jetzt einfach wegsperren, einfach so und ich könnte nichts dagegen tun, da habe ich dann immer Panik bekommen. Und ich kann nicht aufhören über das Leid auf der Welt nachzudenken und in ganz schlimmen MOmenten glaube ich, das sei alles meine Schuld.


Schön, dass du deine Krankheit überwunden hast, das gibt mir auf jeden Fall Hoffnung, dass es bei mir auch der Fall sein wird. Abilify bekomme ich auch und dazu noch Seroquel. Wie lange hat es ungefähr gedauert, bis du von dem Abilify eine Besserung verspürt hast?

Liebste Grüße

hilliboe

[hilliboe]

Achja, angefangen hat es, als ich 16 war, das kommt wohl oft bei Jugendlichen vor, wenn sich im Gehirn so viel ändert, dass dort Fehler unterlaufen können.

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[Amelie23]

Hallo 

welche Drogen konsumierst du jetzt?

Ich kann dich sehr gut verstehen mir ging es fast so wie dir.
Seit 2 Jahren ca habe ich auch immer wieder depressive Phasen.
Wenn ich eine Phase habe in der es mir schlecht geht, dann kann ich auch kaum vor die Tür fühle mich unwohl. Vor allem wenn viele Menschen um mich herum sind.

Mir hat Sport geholfen, und ich habe auch viiele Bücher gelesen wie man am besten damit umgeht. Probier doch mal Yoga oder andere Entspannungstechniken?

Ich habe schon insgesamt 3 Schulen angefangen und wieder abgebrochen und eine Lehre abgebrochen. Weil ich einfach dachte es gibt wichtigere Dinge. Aber irgendwann dachte ich mir so kann es nicht weiter gehen ich muss mir Ziele setzen. Ich habe dann die Fachschule fertig gemacht und arbeite jetzt im Büro. Arbeitest du?

Jaa von Schuldgefühlen kann ich ein Lied davon singen. Ich hatte immer Schuldgefühle wenn ich Drogen konsumiert habe gegenüber meinen Eltern. Aber man trifft selbst seine Entscheidungen, und natürlich muss man dann auch mit den Konsequenzen rechnen und selbst wieder seinen Weg finden.
Man lernt immer wieder dazu. 

Abilify habe ich nach ca 2-3 Tagen gespührt. Bin mir nicht sicher ist schon wieder länger aus. Aber ich habe mich gefühlt wie auf Koks den ganzen Tag, ich war extreeem motiviert. Habe Abilify 2 Wochen genommen.


Liebe Grüße
Amelie

[hilliboe]

Hey Amelie,

ich habe gekifft und alles mögliche an chemischen Zeug genommen. Darf da momentan gar nicht dran denken, weil ich es vermisse und bereue. War aber nur selten feiern, hab mich meist zu hause eingeigelt und irgendwelche Downer genommen. Wie war es bei dir?

Ich war von dem Abilfy auch motiviert, umso schlimmer war, dass ich in der Klinik war und da gar nichts machen konnte und auch nichts planen durfte wie es beruflich weitergeht oder so.

Jetzt arbeite ich nicht, bin momentan bei meinen Eltern und warte hier auf einen Platz in der Tagesklinik, dabei würde ich viel lieber zurück nach BErlin und dort wieder in eine Tagesklinik, weil mir das letztes Jahr auch gut geholfen hat. Nur danach war ich zuu motiviert, habe mir zu viel aufgehalst und hatte wieder einen Rückfall.

Ich würde so gern jetzt zurück nach Berlin und mein Abi nachholen, aber dann würde ich meine Eltern enttäuschen, die wollen noch nicht mal, dass ich nach Berlin in die TK gehe, sondern erstmal hier, bis ich stabil genug bin und dann darf ich erst in die TK nach Berlin zurück. Ich weiß ich bin erwachsen und kann meine eigenen Entscheidungen treffen, aber ich würde ihnen so viel Sorge bereiten, wenn ich jetzt zurück nach Berlin gehe. Momentan läuft eh alles schief.

Yoga habe ich auch schon gemacht, das hat viel spßa gemacht, aber ich kann mich so schwer durchringen, dass aus eigenmotivation zu machen.

Schön, dass du jetzt eine Arbeit hast und du dich wieder gefangen hast Wie gesgat, ich hoffe so läuft es bei mir auch. Momentan hilft mir die "radikale Akzeptanz" sehr viel. Ich darf nicht zu sehr drüber nachdenken, wie scheiße ich meine Situation finde, sondern muss sie ersteinmal so akzeptieren, mit meiner Krankheit und allem drum und dran, dass ich jetzt warten muss und geduldig sein muss.

Liebe Grüße,

Hilke

[Amelie23]

Liebe Hilliboe,

ich habe seit meiner Psychose nicht mehr gekifft. Jedoch konsumiere ich hin und wieder beim fortgehen noch Speed oder MDMA. Ich habe 5 Jahre lang jedes Wochenende konsumiert. Hauptsächlich halt Speed, MDMA, LSD und Ketamin. Benzos habe ich meistens nur zum Runterkommen konsumiert.

Das Kiffen vertrage ich überhaupt nicht mehr. Da bekomme ich nur Panikattacken und glaube ich falle wieder in die Psychose rein. Das würd ich an deiner Stelle komplett sein lassen, natürlich alle anderen Drogen auch.
Ja ich vermisse es auch darum schaffe ich es nicht ganz aufzuhören. Das ist auch mein Problem.

Ich frage mich warum du nicht planen durftest wie es beruflich weitergeht? Ich finde das wäre schon wichtig, denn was machst du wenn du raus bist? Was willst du denn mal machen beruflich?

Ja ich kann dich verstehen aber ich kann auch deine Eltern verstehen. Vielleicht solltest du wirklich einfach mal zur Ruhe kommen und noch bei deinen Eltern bleiben. Du spürst dann eh selber wenn es so weit ist und es dir wieder besser geht.

Ich habe auch einen anderen Beitrag von dir gelesen (Intelligenz gemindert). Ich kenne das Gefühl . Ich hatte es auch bei meiner Psychose und ich habe es wenn ich depressive Phasen habe. Ich komme mir oft so dumm vor kann mich nicht konzentrieren. Aber das ist normal. Ich glaube dein Körper braucht einfach eine Pause und hat andere Sachen worauf er sich konzentriert. Mir sind die einfachsten Sachen nicht mehr eingefallen und ich habe mich oft versprochen. Da wollte ich oft einfach gar nichts mehr reden. Aber das legt sich alles wieder. Du musst dir Zeit geben.

Mein Problem ist oft, dass ich meistens nur dann Sport mache und besser auf mich achte wenn es mir schlecht geht. Sobald es mir gut geht ist wieder alles vergessen und ich lasse mich wieder gehen. Mehr Motivation würde mich auch nicht schaden 

Ja ich habe noch immer nicht wirklich akzeptiert das ich immer wieder depressive Phasen habe. Ich denke mir oft – warum ich? Aber es soll halt so sein anscheinend, damit wir besser mit uns umgehen und in unserem Leben etwas ändern.

alles Liebe
Amelie

[hilliboe]

Hallo Amelie.

ja, ich lag auch gern zu hause rum, hab am liebsten Keta genommen und alles um mich herum vergessen. Aber das geht jetzt einfach nicht mehr, das sag ich mir immer wieder. Benzos bekomme ich gerade auch, also Lorazepam, das wurde mir aber verschrieben, bin die ganze Zeit müüüüde. Kann aber auch mit am Wetter liegen.

Ich sollte nicht planen, weil sie meinten ich solle mich erstmal auf das Gesundwerden konzentrieren. Hat mich aber total genervt.

Bei mir ist es andersrum, als bei dir, ich mache nur Dinge die mir gut tun, wenn es mir auch gut geht. Wenn es mir schlecht geht, esse ich meist nicht mal mehr. Dann krieg ich gar nichts auf die Reihe. Würde auch gern mehr Sport machen.

Warum du? Vielleicht weil du besonders empfindsam bist, für das was um dich herum geschieht und das ist ja nicht unbedingt etwas schlechtes

LG

Hilliboe

[Amelie23]

Hallo Hilliboe,

ja ich versuche mir auch immer wieder zu sagen dass es ohne Drogen auch geht. Aber wenn man einmal probiert hat dann weiß man wie das so ist Ja, müde bin ich auch ständig. Das liegt auch an den Tabletten die ich nehme. Oder ja am Wetter :D

Ok, ja es ist vielleicht auch gut wenn man weiß was man nachher machen könnte nach der Therapie und was einen alles erwartet Aber ich bin ja kein Arzt.

Ich nehme auch nur Drogen wenn es mir gut geht. Also da komme ich meistens in Versuchung Wenn es mir schlecht gehe ich sowieso nie fort und ich bekomme die Drogen meistens beim fortgehen.

hmm.. ja da hast du recht! Das trifft schon zu bei mir Man muss einfach das beste draus machen!


Alles Liebe
Amelie

[hilliboe]

Hey Amelie,

ich bin jetzt ja auch bei meinen Eltern, da komme ich sowieso an nichts, aber wenn ich wieder in Berlin bin, will ich eig auch nichts nehmen. Ich hofffe es klappt

Du sagst du bist auch ständig müde, was für Tabletten nimmst du denn noch?

Liebe Güße

hilliboe

[Amelie23]

Hey Hilliboe,

ja es ist nicht so einfach. Schon gar nicht wenn Freunde auch konsumieren. Wie bei mir zum Beispiel. Man soll ja den Kontakt abbrechen wenn man wirklich aufhören will. Aber es sind trotzdem Freunde, mit denen man schon viel erlebt hat? Oder ich muss einfach so stark sein, Nein sagen zu können.

Ich nehme seit 2 Jahren Cipralex und seit 2 Monaten Wellbutrin gegen meine Depressionen. Ich habe ca alle 3-4 Wochen depressive Phasen. Derzeit geht es mir gut - nur habe ich ständig Angst wann denn die Depressionen wieder kommen.

Ich denke auch immer viel zu viel nach. Hoffentlich hört das alles endlich mal auf..

LG

Amelie

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