Traumwelt bzw. erträumte Parallelwelt

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Coraline
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Traumwelt bzw. erträumte Parallelwelt

Beitrag Mi., 15.12.2010, 01:43

Hallo,

Ich bin 24 Jahre und leide an einer manisch-depressiven Störung. Bei depressiven Phasen neige ich dazu mich von der Außenwelt zurück zu ziehen und meine eigene Welt zu erträumen.

Selbstreflektierend fiel mir auf, dass ich das schon mehr oder weniger seit meiner Kindheit mache. Wahrscheinlich kümmerte es mich nicht weiter, da das schließlich alle Kinder bis zu einem gewissen Grad machen. Nur umso älter ich wurde, desto exzessiver habe ich mich in diese Welt zurück gezogen. Ich liege nachts oft wach um in dieser Welt zu leben. Ich verliere in der realen Welt dadurch natürlich alle meine sozialen Kontakte. Ich würde nicht behaupten, dass ich generell derzeit ein soziales Netz besitze. Durch meine Depressionen ist mir das so genannte "socialising" oft zu anstrengend, ich verliere oft das Interesse in die Menschen oder die Motivation überhaupt welche zu treffen. In manischen Phasen bin ich darin andererseits wieder sehr gut und werde oft von Bekannten als sehr umgängliche Person bezeichnet. Dass ich mich überhaupt zurück ziehe, liegt wohl darin, dass durch meine mangelnde Kraft und Negativität das halten der Kontakte doch immer sehr schwierig fiel. Ich bin dazu auch noch unzufrieden mit meinem derzeitigen Beruf und in einer Beziehung befinde ich mich natürlich auch nicht. Die Menschen waren in meinem Leben immer mehr enttäuschend als bereichernd, deswegen träume ich sie mir wohl zusammen.

Man muss sich das ca. so vorstellen: in meiner Traumwelt bin ich wer ich schon immer sein wollte, habe die sozialen Kontakte die ich schon immer haben wollte und bin vor allen Dingen WIE ich schon immer sein wollte. Es ist so einfach in einer Traumwelt.

Meine Frage ist nun: Hat jemand mit sowas Erfahrung? Eine Zeit lang konnte ich in meine Traumwelt flüchten und es fiel mir nicht allzu schwer wieder zurück in die Realität zu kommen. Nun schmerzt die Realität jedoch schon so sehr, dass ich meine Freizeit nur noch in der von mir zusammen gereimten Traumwelt verbringe. Oft flüchte ich sogar schon während der Arbeit oder während einer Busfahrt dort hin. Ich habe sogar schon den Gedanken, dass wenn ich mich umbringe, ich vielleicht ewig in dieser Traumwelt sein kann. Ich weiß natürlich dass das nicht sicher ist, niemand weiß wohin wir gehen, aber der Gedanke ist da und lässt mich nicht mehr los.

Meine letzte Therapeutin wollte mir nie richtig zu hören so bald ich diese Problematik geschildert habe, sie tat es eher als "Tagträumen" ab. Es ist aber mit Sicherheit mehr als nur das. Ich bin derzeit auf der Suche nach einer neuen Therapeutin.

Wie komme ich da raus? Hat jemand ähliches erlebt?

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Empty-Soul
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 02:20

Hallo Coraline.

Als erstes: hast du den Film gesehen? Dein Name erinnert mich daran.
Wie in diesem Film flüchtet sich Coraline ja ebenfalls in eine Traumwelt, um dort glücklicher zu sein.
Bis sie merkt, dass auch dort nicht alles wunderbar ist.

Hast du noch Freunde? Oder niemanden mehr?

Ich kenne deine Situation recht gut.
Ich selbst habe mir Selbstdisziplin beigebracht.
Es gibt für mich nun eine Zeit, in der ich im hier und jetzt bin, und es gibt eine Zeit, in der ich woanders bin.

Somit habe ich nicht die Realität verloren.

Schaffst du das auch?
Wär das denkbar für dich, dass du dir feste Zeiten setzt, und dir was suchst, was dich an die echte Welt bindet?
Ein Hobby was du gern machst?
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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Coraline
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 13:59

Hallo Empty-Soul. Danke für deine Antwort.

Ich kenne den Film zwar, hab mich aber nach einer anderen Coraline benannt.

Das Problem ist, dass ich die Selbstdisziplin mehr und mehr verliere. Auch Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, zu denen kann ich mich nicht mehr motivieren.

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Empty-Soul
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 17:13

Und hast du noch Freunde?
Hast du Familie?

Selbstdisziplin muss nicht heißen, dass man sich selbst immer in den Hintern tritt.
Man kann sich auch belohnen für Sachen, die gut waren.
Und man kann sich für etwas begeistern.

Ich habe mir einen Motivationstrainer gekauft, eine Stabschrecke.
Leider hat mein Kater sie gefressen, bevor sie mich motivieren konnte. =(

Wichtig ist, dass du dir wirklich feste Zeiten setzt für deine "Ausflüge" in die Anderswelt.
Freu dich ruhig drauf, und sag dir: erst mach ich dies das und Jenes, dann leg ich mich hin.
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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(V)
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 18:20

Ich kenne es ähnlich. Aber mit einem Unterschied, vielleicht wäre das auch was für dich? Nämlich dass ich daraus fiktive Geschichten mache und auch(versuche zu) schreibe(n). Es sind genau die selben Effekte, - manchmal so wie derzeit bin absolut fern der Realität, ganz übel, auch mit körperlichen Symptomen - aber durch das kreative Schreiben kann man es besser kanalisieren, es hat einen selbstherapeutischen Effekt, macht Spaß und wenn man Glück hat, kommt noch ein Roman dabei raus.
Wärst du ein (Laien-)Autor, dann wären deine Symptome kein Fluch, sondern man würde genau dasselbe als Talent bezeichnen und normal (für 'n schrulligern Autor) ansehen. Zynisch gesagt: jetzt sieht man es als Krankheitssymptom. Hat man erst aber erstmal ein Buch veröffentlicht, dann nennt man dasgleiche eine Begabung.

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Coraline
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 20:43

Empty-Soul hat geschrieben:Und hast du noch Freunde?
Hast du Familie?

Selbstdisziplin muss nicht heißen, dass man sich selbst immer in den Hintern tritt.
Man kann sich auch belohnen für Sachen, die gut waren.
Und man kann sich für etwas begeistern.

Ich habe mir einen Motivationstrainer gekauft, eine Stabschrecke.
Leider hat mein Kater sie gefressen, bevor sie mich motivieren konnte. =(

Wichtig ist, dass du dir wirklich feste Zeiten setzt für deine "Ausflüge" in die Anderswelt.
Freu dich ruhig drauf, und sag dir: erst mach ich dies das und Jenes, dann leg ich mich hin.
Ich wohne noch bei meinen Eltern.
Mit meinen "Freunden" habe ich nur noch per "social network" Kontakt. Ich schaffe es nicht mehr mich zum Rausgehen zu motivieren.

Die meisten Dinge für die ich mich noch begeistern kann, ziehen mich noch mehr in meine Traumwelt hinein. Musik, Filme z.B.
Ich war früher leidenschaftliche Musikerin, würde auch gerne Schlagzeug lernen, nur mein Job lässt mir nicht die Zeit.

Meistens findet dieses zurückziehen am Abend statt, aber es ist so intensiv, ich komme dann oft nicht zum Schlafen. Tagsüber muss ich arbeiten. Das ist derzeit noch die einzige Ablenkung um nicht ganz und gar in ein Loch zu fallen. Aber es wird immer mehr deprimierend. Früher war diese Gedankenwelt auch eine schöne Abwechslung zum Alltag. Nur ist der Alltag so extrem unbefriedigend geworden, dass ich es kaum noch aushalte. Ich habe deswegen bereits vor einem halben Jahr schon mal probiert mich umzubringen. Nachdem ich das Spital verlassen hatte, war ich wieder motiviert genug um mein Leben wieder etwas interessanter zu gestalten. Leider hat diese Motivation nicht lange gehalten und ich befinde mich wieder in einem Loch.
Gothika hat geschrieben:Ich kenne es ähnlich. Aber mit einem Unterschied, vielleicht wäre das auch was für dich? Nämlich dass ich daraus fiktive Geschichten mache und auch(versuche zu) schreibe(n). Es sind genau die selben Effekte, - manchmal so wie derzeit bin absolut fern der Realität, ganz übel, auch mit körperlichen Symptomen - aber durch das kreative Schreiben kann man es besser kanalisieren, es hat einen selbstherapeutischen Effekt, macht Spaß und wenn man Glück hat, kommt noch ein Roman dabei raus.
Wärst du ein (Laien-)Autor, dann wären deine Symptome kein Fluch, sondern man würde genau dasselbe als Talent bezeichnen und normal (für 'n schrulligern Autor) ansehen. Zynisch gesagt: jetzt sieht man es als Krankheitssymptom. Hat man erst aber erstmal ein Buch veröffentlicht, dann nennt man dasgleiche eine Begabung.
Schon seltsam, diese Ironie.

Nur dass mir die Dinge, die in meinem Kopf vorgehen, peinlich sind. Schließlich finde ich ja dort all die Dinge, die ich im Alltag nicht habe. Sowie Liebe z.B. und Anerkennung. Ich beziehe reale Personen mit ein, was es noch peinlicher machen würde, die Dinge nieder zu schreiben. Aber meine Fantasie wurde schon immer von meinen ehemaligen LehrerInnen gelobt. Nur kann ich halt meine Traumwelt nicht niederschreiben. Hm.

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Empty-Soul
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 21:22

Und wie wäre es wenn du deinen Freunden, egal aus welcher Kategorie, sagst, was los ist, und sie dich vielleicht ein bisschen "zwingen", am Ball zu bleiben?

Ich wollte nie mit meiner Mutter einkaufen gehen, die hat es immer in die Länge gezogen, dass es nicht mehr feierlich war.
Ganz besonders als ich ganz schlimmen Liebeskummer hatte.
Ich hab mich also zwingen lassen und hatte hinterher immer einen schönen Tag gehabt.

Lass dich vielleicht mal ein bisschen zwingen.
Und bitte: nicht sterben wollen!
Das bringts nicht.
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Coraline
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Beitrag Do., 16.12.2010, 20:47

Mich "zwingen" lassen, hat bis jetzt immer in einem Streit geendet. Weil ich es letztendlich doch nicht genießen konnte.

Nun, ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich die Freunde denen ich mich anvertraut hatte, nach einiger Zeit verloren habe, weil diese nicht damit umgehen konnten. Ist ihnen auch nicht zu verübeln. Jeder will doch nur mit jemanden befreundet sein, der keine Probleme mitbringt und nicht krank ist. Vielleicht bleibe ich deswegen in meinem Kopf. Weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Menschen sehr schlecht sind.

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Empty-Soul
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Beitrag Do., 16.12.2010, 22:08

Hmmm~~~

Es gibt da noch eine Psychologische Betreuung. Die kommt nach Hause und macht was mit dir. Das wäre vielleicht nicht schlecht. Die ist ausgebildet, weiß was sie tut und du hast keine Zeit, dich in deine Träume zu flüchten.
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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Frau kocht tee
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Beitrag Di., 28.12.2010, 14:08

hallo,

ich finde es immer wieder sehr schön und es tut mir selbst sehr gut, hier in diesem forum menschen zu finden, die unter dem selben problem leiden wie ich. ich habe hier schon einige male das thema "leben in einer traumwelt" im forum angesprochen.
auch ich lebe in einer fiktiven traumwelt. mal mehr mal weniger. wenn ich bei der arbeit bin habe ich keine zeit um mich in meine traumwelt zurück zu ziehen. aber abends auf der couch oder wenn ich im bett liege träume ich. meist kann ich dann auch nicht einschlafen und dann ärgere ich mich wenn es schon so spät ist und ich früh raus muss.

seit ich kind bin habe ich diese traumwelt (liest man sehr häufig, dass dies schon in der kindheit anfängt).
in meiner welt bin ich beliebt, hüpsch und kann irgend welche tollen sachen wie z.b. super singen. habe eine zeit lang geträumt, dass ich sängerin von einer sehr erfolgreichen band bin und auf der bühne stehe vor tausenden von menschen. habe sogar geträumt, dass ich rockstars (die es wirklich gibt) kenne und mit denen auf tour bin.

zur zeit plagt mich der traum, dass ich die kleine schwester einer rocksängerin (die es auch wirklich gibt) bin. als ich vor kurzem in der muskpresse gelesen habe, dass diese sängerin geheiratet hat und jetz auch schwanger ist, haben diese neuigkeiten meine traumwelt zerstört. ich war sehr wütend darüber und irgedwie auch wütend auf die sängerin. dass die sängerin geheiratet hat und jetzt schwanger ist, stimmt wirklich, das hab ich nicht in meiner traumwelt erfunden.

wo von ich auch viel träume ist, dass ich ca. 18 jahre alt bin in californien lebe und ich eine ganz junge mutter hätte die schwert tättowiert ist. meine fiktive traummutter ist eine berühmte tättowiererin und photographin.

es ist echt schräk. habe mir auch schon mal überlegt, ob ich das ganze aufschreibe. aber wie es hier einige nutzer schon geschrieben habe. ist das ganze echt peinlich. ich habe dies noch niemanden erzählt. nur hier im forum.

ich habe eine sehr gute arbeitsstelle. habe freunde, gehe weg, z.b. kino, konzerte, kneipentour oder auch auf festivals mit ihnen. ich habe wernige freunde, dafür aber sehr gute!!! nur einen freund habe ich nicht und das wünsche ich mir sehr. meine freunde wissen nichts von meine traumwelt.

bitte schreibt mir doch
würde mich freuen.
danke.

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