Hallo,
erstmal ein wenig zu meiner Vorgeschichte:
ich bin seit 2 Jahren in ambulanter Therapie und habe vor 2 Monaten mein Studium mit großen Quallen abgeschlossen. Im letzten halben Jahr meines Studium hatte ich einige mündliche Prüfungen, die ich trotz starker Depressionen und Prüfungsangst bestanden habe. So bitter es klingt war zu dieser Zeit das "am Leben bleiben" eine große Leistung.
Teilweise habe ich Symptome wie bei einer sozialen Phobie und nehme auch an einer Selbsthilfegruppe teil. Jedoch merke ich immer mehr, dass diese soziale Phobie nicht das Hauptproblem ist. Wir unternehmen auch viel außerhalb der Gruppe und ich merke, dass ich mich dabei nicht wirklich dazugehörig fühle. Z.B. kann ich keine Gespräche aufrecht erhalten, wenn ich angesprochen werde antworte ich nur kurz und das wars. Im Grunde habe ich auch garkein Interesse Gespräche zu führen.
Vor einem Jahr wurde von meiner Psychaterin der Verdacht auf Asperger geäußert (Selbsttest 34/50). Seit einiger Zeit gibt es jedoch den Verdacht auf eine kombinierte Persönlichkeitsstörung (schizoid, narzistisch, zwanghaft), zusätzlich starke Depressionen. Ich werde zur Zeit von meiner Psychaterin als arbeitsunfähig eingestuft und nehme seit einigen Wochen Trevilor.
Jetzt zu meiner Frage
Wenn ich mich allein außerhalb meiner Wohnung bewege, z.B. in der Stadt einkaufe, gehe ich konkret zu den Standorten wo ich hinwill, nichts anderes interessiert mich. Ich nehme andere Dinge nicht wirklich war, sondern denke nur daran wie ich ans Ziel komme, man könnte vielleicht sagen, dass ich mich ferngesteuert fühle. (Ich fühle mich aber nicht beobachtet.)
Kennt jemand vielleicht so ein Verhalten/Gefühl und hat dafür vielleicht eine bessere Beschreibung? Ich möchte endlich wissen was mit mir los ist und wie ich damit umgehen kann.
Viele Grüße
Leidensdruck beschreiben lernen
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Hallo Winston,
willkommen im Club. Ich habe ähnlich wie du eine schizoide und zwanghafte Persönlichkeitsstruktur mit Depressionen, wobei aktuell die Depressionen nicht akut sind.
Zu deiner Frage: Ich gehe auch in die Stadt und laufe nur die Stellen an, bei denen ich konkret etwas einkaufen möchte. Also, shopping oder ähnliches mache ich nicht, interessiert mich nicht. Wenn ich in der Stadt etwas einkaufen muss, eine Hose oder einen Mantel, dann erledige ich das immer in einem Affentempo (30-45 Minuten), weil ich damit schnell durch sein möchte. Dafür kann ich mich aber in Buchhandlungen oder Museen stundenlang aufhalten, weil ich mich dafür interessiere. Aber ich finde das ein relativ normales Verhalten. Fühlst du dich ferngesteuert oder bist du einfach nur irritiert, weil dich das Angebot in der Stadt nicht so interessiert?
Liebe Grüße
A.
willkommen im Club. Ich habe ähnlich wie du eine schizoide und zwanghafte Persönlichkeitsstruktur mit Depressionen, wobei aktuell die Depressionen nicht akut sind.
Zu deiner Frage: Ich gehe auch in die Stadt und laufe nur die Stellen an, bei denen ich konkret etwas einkaufen möchte. Also, shopping oder ähnliches mache ich nicht, interessiert mich nicht. Wenn ich in der Stadt etwas einkaufen muss, eine Hose oder einen Mantel, dann erledige ich das immer in einem Affentempo (30-45 Minuten), weil ich damit schnell durch sein möchte. Dafür kann ich mich aber in Buchhandlungen oder Museen stundenlang aufhalten, weil ich mich dafür interessiere. Aber ich finde das ein relativ normales Verhalten. Fühlst du dich ferngesteuert oder bist du einfach nur irritiert, weil dich das Angebot in der Stadt nicht so interessiert?
Liebe Grüße
A.
Hallo Amazonee,
erstmal vielen Dank für die Antwort.
Ja "ferngesteuert" ist irgendwie das falsche Wort. Es irritiert mich, dass ich eigentlich nichts anderes wahrnehme und mich sozusagen nur auf mein Ziel konzentriere. Also, dass ich an nichts Interesse oder Freude empfinde auf dem Weg und sozusagen alles als neutral einstufe.
Liebe Grüße
erstmal vielen Dank für die Antwort.
Auch Museen und Buchhandlungen interessieren mich leider nicht wirklich. Bei Buchhandlungen und Videotheken wundere ich mich auch immer wie Leute sich da überhaupt zurechtfinden, bzw. nach welchem System die sortiert sind. Ich muss bei sowas schon genau wissen, was ich suche, sonst werde ich nervös.Amazonee hat geschrieben: Dafür kann ich mich aber in Buchhandlungen oder Museen stundenlang aufhalten, weil ich mich dafür interessiere. Aber ich finde das ein relativ normales Verhalten. Fühlst du dich ferngesteuert oder bist du einfach nur irritiert, weil dich das Angebot in der Stadt nicht so interessiert?
Ja "ferngesteuert" ist irgendwie das falsche Wort. Es irritiert mich, dass ich eigentlich nichts anderes wahrnehme und mich sozusagen nur auf mein Ziel konzentriere. Also, dass ich an nichts Interesse oder Freude empfinde auf dem Weg und sozusagen alles als neutral einstufe.
Liebe Grüße
Hallo Winston,
Meine Freude ist eher so ein sanftes, zartes Freuen, da muss ich schon aufpassen, dass ich es bemerke. Ich sammle diese kleinen Freude-Erfahrungen und merke sie mir, dass ich mich sozusagen bei Gelegenheit daran erinnere und darauf achte. Z. B. mag ich sanften Wind auf meiner Haut, und stelle mich hin und wieder einfach wenn ein passenderr warmer Wind weht hin und spüre dem Hautgefühl nach. Oder ich liebe Glöckchen-Läuten, das bringt mir eine zuversichtliche Stimmung. Was mir Freude bringt, hat aber in den meisten Fällen nichts mit Stadt oder Menschen oder Action zu tun, das sind eher weite menschenleere Landschaften. Hin und wieder mag ich auch die Anwesenheit von Freunden, aber halt nicht zu oft. Wobei ich eine Freundin auch häufiger sehen kann. Sie hat eine ähnlich distanzierte Grundstruktur, sie ist zurückhaltend, vorsichtig, das passt gut und überrollt mich nicht.
Versuch doch einfach mal die kleinen netten Dinge, die dir gefallen zu finden. Das ist vielleicht ein Anfang. Und lass dich nicht beirren von Sachen, die anderen gefallen oder von dem was andere tun. Das ist einfach deren Sache.
Liebe Grüße
A.
Tja... das mit System... da würde ich in Buchhandlungen auch teilweise anders sortieren. Deswegen bleibe ich da ja auch so lange, ich gehe einfach alle Reihen ab und schaue mir interessante Titel an. Das dauert bei den großen Buchhandlungen dann schon mal ein paar Stunden.Winston hat geschrieben:Auch Museen und Buchhandlungen interessieren mich leider nicht wirklich. Bei Buchhandlungen und Videotheken wundere ich mich auch immer wie Leute sich da überhaupt zurechtfinden, bzw. nach welchem System die sortiert sind. Ich muss bei sowas schon genau wissen, was ich suche, sonst werde ich nervös.
Mir geht das genauso, aber ich finde eher die anderen merkwürdig, die auf jeden Quatsch achten, der so rundherum passiert. Irgendwie geht mich das nichts an und so reagiere ich auch nicht darauf.Winston hat geschrieben:Ja "ferngesteuert" ist irgendwie das falsche Wort. Es irritiert mich, dass ich eigentlich nichts anderes wahrnehme und mich sozusagen nur auf mein Ziel konzentriere.
Das neutrale Gefühl bei den meisten Handlungen kenne ich auch, das ist eigentlich das Standardgefühl. Ich fühle selten negatives (bin froh, wenn ich wenigstens hin und wieder mal Wut über etwas empfinden kann), aber auch selten positives. Das mit der Freude empfinden ist aber auch nicht so leicht. In meinem Freundeskreis gibt es etliche emotionale Menschen, die sich über vieles freuen (aber auch ärgern) können. Das habe ich nicht so.Winston hat geschrieben:Also, dass ich an nichts Interesse oder Freude empfinde auf dem Weg und sozusagen alles als neutral einstufe.
Meine Freude ist eher so ein sanftes, zartes Freuen, da muss ich schon aufpassen, dass ich es bemerke. Ich sammle diese kleinen Freude-Erfahrungen und merke sie mir, dass ich mich sozusagen bei Gelegenheit daran erinnere und darauf achte. Z. B. mag ich sanften Wind auf meiner Haut, und stelle mich hin und wieder einfach wenn ein passenderr warmer Wind weht hin und spüre dem Hautgefühl nach. Oder ich liebe Glöckchen-Läuten, das bringt mir eine zuversichtliche Stimmung. Was mir Freude bringt, hat aber in den meisten Fällen nichts mit Stadt oder Menschen oder Action zu tun, das sind eher weite menschenleere Landschaften. Hin und wieder mag ich auch die Anwesenheit von Freunden, aber halt nicht zu oft. Wobei ich eine Freundin auch häufiger sehen kann. Sie hat eine ähnlich distanzierte Grundstruktur, sie ist zurückhaltend, vorsichtig, das passt gut und überrollt mich nicht.
Versuch doch einfach mal die kleinen netten Dinge, die dir gefallen zu finden. Das ist vielleicht ein Anfang. Und lass dich nicht beirren von Sachen, die anderen gefallen oder von dem was andere tun. Das ist einfach deren Sache.
Liebe Grüße
A.
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Hallo,
ich habe es an andere Stelle schonmal kurz angesprochen. Ich bin seit 2 Jahren in Therapie (auch Gruppen und Ergotherapie) und hatte das letzte halbe Jahr schwerste Depressionen, wohl ausgelöst durch die Abschlussprüfungen meines Informatik Studiums.
Meine bisherigen Diagnosen waren:
- Entwicklungsstörung
- Verdacht auf Asperger (Selbsttest 34/50)
- Verdacht auf Persönlichkeitsstörung (schizoid, narzistisch, zwanghaft)
Jetzt soll ich 3 Monate stationär in eine Psychosomatische Klinik und im Anschluss 50 Stunden Therapie. Momentan geht es mir, wohl dank Trevilor, einigermassen gut.
Wie auch immer, ich hänge momentan leider nur zu Hause rum, obwohl ich eigentlich gerne arbeiten würde. Aber dazu müsste mein Arbeitgeber von der Erkrankung wissen, so dass ich irgendwie ohne Druck arbeiten könnte. Oder Arbeit von zu Hause aus...
Aber das ist wohl beides unmöglich. Ich sehe auch wenig Chancen für mich in Bewerbungsgesprächen, zumindest wenn sich mehrere Leute auf eine Stelle bewerben, werde ich allein schon sprachlich leider hinten an stehen. (Wenn man selbst nicht von sich überzeugt ist, wie soll man dann einen anderen von sich überzeugen.)
Was gibt es für Möglichkeiten "sanft" in das Arbeitsleben einzusteigen, wie sieht es eigentlich mit Reha oder ähnlichem aus?
Da ich momentan viel Zeit haben, würde ich auch gerne selbst versuchen meine Erkrankung genauer herauszubekommen bzw einzugrenzen. Es geht zwar in die Richtung Asperger (bzw. schizoide PS), so gut wie alle Symptome treffen zu, aber irgendwie ist mir das zu unkonkret. Was kann ich denn jetzt machen, um meinen Leidensdruck zu verringern?
Ich habe momentan leider das Gefühl, dass meine Ärztin Angst hat mir Empfehlungen/Tipps zu geben, weil sie ja was falsch machen könnte...
Viele Grüße,
Winston
ich habe es an andere Stelle schonmal kurz angesprochen. Ich bin seit 2 Jahren in Therapie (auch Gruppen und Ergotherapie) und hatte das letzte halbe Jahr schwerste Depressionen, wohl ausgelöst durch die Abschlussprüfungen meines Informatik Studiums.
Meine bisherigen Diagnosen waren:
- Entwicklungsstörung
- Verdacht auf Asperger (Selbsttest 34/50)
- Verdacht auf Persönlichkeitsstörung (schizoid, narzistisch, zwanghaft)
Jetzt soll ich 3 Monate stationär in eine Psychosomatische Klinik und im Anschluss 50 Stunden Therapie. Momentan geht es mir, wohl dank Trevilor, einigermassen gut.
Wie auch immer, ich hänge momentan leider nur zu Hause rum, obwohl ich eigentlich gerne arbeiten würde. Aber dazu müsste mein Arbeitgeber von der Erkrankung wissen, so dass ich irgendwie ohne Druck arbeiten könnte. Oder Arbeit von zu Hause aus...
Aber das ist wohl beides unmöglich. Ich sehe auch wenig Chancen für mich in Bewerbungsgesprächen, zumindest wenn sich mehrere Leute auf eine Stelle bewerben, werde ich allein schon sprachlich leider hinten an stehen. (Wenn man selbst nicht von sich überzeugt ist, wie soll man dann einen anderen von sich überzeugen.)
Was gibt es für Möglichkeiten "sanft" in das Arbeitsleben einzusteigen, wie sieht es eigentlich mit Reha oder ähnlichem aus?
Da ich momentan viel Zeit haben, würde ich auch gerne selbst versuchen meine Erkrankung genauer herauszubekommen bzw einzugrenzen. Es geht zwar in die Richtung Asperger (bzw. schizoide PS), so gut wie alle Symptome treffen zu, aber irgendwie ist mir das zu unkonkret. Was kann ich denn jetzt machen, um meinen Leidensdruck zu verringern?
Ich habe momentan leider das Gefühl, dass meine Ärztin Angst hat mir Empfehlungen/Tipps zu geben, weil sie ja was falsch machen könnte...
Viele Grüße,
Winston
Reha kannst du sicher versuchen. Siehst du dich denn grundsätzlich (d.h. irgendwann einmal) in deinem studierten Beruf arbeitsfähig, oder denkst du, dass du einen ganz neuen Anfang in einem anderen Bereich brauchst? Für eine geförderte Umschulung (Arbeitsamt) muss dir deine Psychiaterin bescheinigen, dass du in deinem erlernten Beruf nicht arbeiten kannst. Es gibt auch Integrationsfachdienste, aber die haben den Nachteil, dass sie für ihre Beratungen normalerweise einen Schwerbehindertenausweis voraussetzen. Du könntest trotzdem unverbindlich dort anrufen. Vielleicht können sie dir zumindest andere Anlaufstellen nennen, wo du Hilfe findest. Ich habe die Leute vom Integrationsfachdienst schon als sehr freundlich und hilfsbereit erlebt, obwohl sie eigentlich gar nicht zuständig waren.Winston hat geschrieben:Was gibt es für Möglichkeiten "sanft" in das Arbeitsleben einzusteigen, wie sieht es eigentlich mit Reha oder ähnlichem aus?
Wenn du deinen aktuellen Beruf ausüben möchtest, könntest du auch versuchen, über Praktika oder Teilzeitstellen einen langsamen Einstieg in den Berufsalltag zu finden. Aber erkundige dich doch auch einmal in der psychosomatischen Klinik. In solchen Kliniken gibt es normalerweise extra Sozialberater. Meine Klinik bot damals am Ende des Aufenthalts sogar eine zweiwöchige Belastungserprobung in ortsansässigen Betrieben an, um langsam und ohne Leistungsdruck den Berufsalltag auszuprobieren.
Es gibt leider noch keinen Gehirnscan, nach dem man 100%ig sagen könnte, es ist das oder das. Diese Diagnosen orientieren sich im Endeffekt auch nur an Symptomen. Wenn dir dennoch eine offizielle Diagnose wichtig ist: Asperger kannst du diagnostizieren lassen. Bei Bedarf schicke ich dir gern eine Adressenliste mit Anlaufstellen für die Diagnostik zu.Winston hat geschrieben:Da ich momentan viel Zeit haben, würde ich auch gerne selbst versuchen meine Erkrankung genauer herauszubekommen bzw einzugrenzen. Es geht zwar in die Richtung Asperger (bzw. schizoide PS), so gut wie alle Symptome treffen zu, aber irgendwie ist mir das zu unkonkret.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.
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- Forums-Gruftie
- , 26
- Beiträge: 508
Was hältst du von OpenSource-Projekten? Oder aktiv in einer lokalen Computergruppe mitarbeiten? Oder hat es dir zuwenig Ähnlichkeit mit dem Berufsleben?Winston hat geschrieben:Was gibt es für Möglichkeiten "sanft" in das Arbeitsleben einzusteigen, wie sieht es eigentlich mit Reha oder ähnlichem aus?
Sorry, dass deine Ärztin dir nicht weiterhelfen kann. Gab es denn irgendwelche Ereignisse in deiner Kindheit?
Unterscheidungsmerkmale können ja afaik Sprachstörungen sowie soziale Probleme in den ersten Lebensjahren sein.
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