Emotional auf der Suche nach Bezugsperson

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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NeverEndingStory
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Beitrag Sa., 13.03.2021, 19:29

Hallo ihr,
ich kenne das von mir glaube ich auch.
Nur dass ich neben diesem drängenden Bedürfnis gleichzeitig so eine Angst vor Nähe und Zuwendung habe, dass ich ersteres manchmal gar nicht spüre und wenn, dann kappe ich den Kontakt sofort wieder und schubse mein Gegenüber dabei fast weg.

Und meiner Erfahrung nach, Scars, ist das wirklich ein Brauchen.
Sonst wäre das Bedürfnis doch auch nicht so drängend, so unkontrollierbar?

Meine Therapeutin stillt das immer wieder ein bisschen und wenn das dann mal wirklich bei mir ankommen darf, dann hilft das tatsächlich auch in der Außenwelt. Seitdem ich das zum ersten Mal zulassen konnte, kann ich das sehr viel besser annehmen. Es ist übrigens definitiv keine Verliebtheit bei mir, nur weil der Gedanke hier irgendwie aufkam. Aber ja, das Bedürfnis ist ähnlich drängend. Eben weil es wirkliches Brauchen ist.

Ich habe für mich das jetzt einfach als einen inneren Anteil verortet, der ganz dringend erwachsene, elterliche Fürsorge und Hilfe braucht. Der in dieser Zeit quasi stecken geblieben ist, der das nicht bekommen hat, als er es unbedingt gebraucht hätte.

Wie man da wirklich wieder raus kommt, das weiß ich leider auch nicht,
Da ist gerade wieder eine Person, bei der das ganz stark ist und ich winde mich zwischen Scham und zurückgewiesen fühlen (auch wenn sie es nicht weiß) und dem unbändigen Drang In ihrer Nähe zu sein. Gleichzeitig wäre ich auch gerne ganz einfach und normal mit ihr befreundet. Aber erstes funkt da so dazwischen... dass auch ich überlege, jetzt auf Abstand zu gehen. Auch wenn das nur bedingt möglich ist.

Bei mir ist das schlimmste die Scham. Die Scham da etwas zu brauchen, vor allem etwas, das vielleicht nicht unbedingt erwachsen ist.

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Scars
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Beitrag So., 14.03.2021, 13:47

NeverEndingStory hat geschrieben: Sa., 13.03.2021, 19:29 Und meiner Erfahrung nach, Scars, ist das wirklich ein Brauchen.
Sonst wäre das Bedürfnis doch auch nicht so drängend, so unkontrollierbar?
Naja, ich weis es nicht. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich meine nicht selten unbedingt noch irgendwas zu brauchen obwohl ich definitiv genug davon habe. Dementsprechend wäre ich mir nicht so sicher, dass mein Haben-wollen auf tatsächlichem Brauchen fußt.... das mit der Scham definitiv!

Wie kannst du das so deutlich unterscheiden, dass es keine Verliebtheit bei dir ist? Woran machst du das fest?
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Beitrag Mo., 15.03.2021, 14:33

Mh. Zum Brauchen versus Wollen.
Vielleicht ist es auch kein Brauchen, sondern ein Wollen, das mich dann aber so überrollt, dass ich da handele ohne das richtig steuern zu können. Also ja, vielleicht will dieser Anteil auch einfach nur? Aber selbst wenn, bleibt das Problem ja, dass ich es in der Situation nicht schaffe so richtig erwachsen zu agieren. Meistens beende ich die Situation dann sofort.
Das fühlt sich für mich einfach so existentiell an und ist schon so lange unverändert da, dass ich da von Brauchen ausgehe.

Was spricht denn für dich dagegen, dass es Brauchen ist? Klar, Wollen kann man viel, aber vielleicht steckt ja auch hinter diesem Wollen eigentlich irgendein Brauchen?


Ich verliebe mich schon immer in Frauen, aber das fühlt sich dann doch anders an.
Richtig bewusst geworden ist mir das aber erst, als mal eine dieser gewünschten Bezugspersonen tatsächlich eine Beziehung mit mir wollte.
Ich habe mich erst total gefreut, weil mich jegliche Art von Zuneigung etc. von ihr gefreut hat, aber es hat sich total falsch angefühlt.
Zum Glück war ich damals in Therapie und konnte mit meiner Thera gemeinsam rausfinden, wieso ich mich so schlecht gefühlt habe. Das hat sich für mich nämlich irgendwie missbräuchlich angefühlt, auch wenn es das natürlich nicht war.
Und seitdem spüre ich das recht deutlich.
Ich merke es z.B. auch an der Frage, ob ich sie küssen wollen würde. (Nicht, ob ich sie zurück küssen würde, wenn sie wollte. Denn da würde ich in jedem Fall ja sagen.)

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Beitrag Di., 16.03.2021, 14:46

Das ist interessant, das kann ich mir gut vorstellen, dass sich das in der Beziehung falsch angefühlt hat. Ich hatte mich auch schon immer mal wieder in Frauen verguckt und wenn ich genau überlege, hat sich dieser Wunsch nach Nähe anders angefühlt. Da hatte ich auch nicht diese innerliche Barriere, dass ich es als falsch empfunden hätte. Allerdings hätte ich das eher mit dem geringeren Altersunterschied und der Orientierung des anderen in Verbindung gebracht. Bei Frauen, die sich ihrerseits nur für Männer interessieren, fühle ich mich wieder ganz furchtbar damit.

Ich glaube die Sache mit dem Wollen vs. Brauchen macht für mich den Umgang damit aus. Wenn’s nur wollen wäre, dann zügig damit wieder in die Schublade und Schluss ist. Wenn es brauchen wäre, dann müsste ich hinhören, so wie beim Essen Hunger vs. Appetitt. Bei Hunger hätte (habe?) ich einfach auch das Problem, dass ich, um die so passende Wortwahl von waldschratin aufzugreifen, nicht das Gefühl habe, „Antworten auf diese Gefühle“ zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich so abartig damit finde und deswegen nichts in der Richtung annehmen kann. Mir tut das dann Leid, dass ich so bin, dass ich überhaupt da bin, selbst wenn der andere freiwillig irgendetwas gibt.
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Beitrag Mi., 17.03.2021, 07:10

Ja, es ist tatsächlich auch so, dass ich es schwieriger finde, wenn die Person hetero ist. Die Scham ist dann bei mir auch größer, vielleicht auch einfach, weil das Ganze nicht so einfach den Deckmantel von Verliebtheit bekommen kann?


Und das mit dem Wollen. Ja, das kann ich nachvollziehen. Fast eher Selbsthass als Scham kommt da bei mir oft hoch.

Später mehr, habe gerade keine Zeit mehr.

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Beitrag Mi., 17.03.2021, 14:09

Ich habe in den letzten Jahren für mich festgestellt, dass immer wiederkehrendes Wollen, entweder andere Bedürfnisse verdeckt (z.B. das sich selbst verletzen wollen verdeckt das Bedürfnis nach Ruhe, nach weniger Gefühls- und Gedankenüberflutung oder das Bedürfnis weniger Selbsthass zu spüren oder das Bedürfnis mehr zu spüren wenn ich dissoziiere) oder dass es eigentlich gar kein Wollen, sondern ein Bedürfnis an sich ist.

Mir haben dabei ganz doll meine eigenen Kinder geholfen, zu sehen, dass sowas wie Nähe, Schutz, Anerkennung usw. tatsächlich etwas ist, was ein Mensch immanent braucht. Und nicht etwas, was man doch nur haben will.

Scars, ich schätze mal, dass du wenig von diesen Dingen als Kind bekommen hast (wenn das nicht stimmt, lies einfach nicht weiter)? Und vielleicht auch signalisiert bekommen hast, dass dein Bedürfnis danach einfach nur ein verzogenes WOLLEN ist, das weder Platz hat noch gutgeheißen wird?
(Bitte entschuldige, wenn ich hier zu weit gegangen bin.)

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Scars
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Beitrag Mi., 17.03.2021, 16:32

Sicherlich wird dieser Mangel irgendwo begründet sein, aber ich könnte jetzt nicht sagen, dass ich als Kind gar so wenig davon bekommen hätte oder das verboten war. Da steht die Intensität dieses Gefühls für mich in keiner passenden Relation. Wie so oft. Meine Ängste sind in der Regel auch total übersteigert.

Bei hetero Personen ist es glaube ich die Sache, dass homosexuelle Tendenzen (gesellschaftlich) nicht akzeptiert sind und diese Frauen es entsprechend einfach sehr unangenehm finden könnten. Egal ob jetzt „normal“ verguckt oder auf dieser anderen Ebene verguckt. Da lasse ich die Finger von, auch wenn ich mich frage, ob‘s nicht eh alle Welt bemerkt... :lol:

Die Therapeutin meinte, dass mir diese sehnsüchtigen Gefühle so viel Angst machen würden, dass ich deswegen so wirr werden würde, wenn ich in Kontakt damit komme, weil man dann meine Schwäche bemerken könnte. Das also auf diese Sehnsüchte die Angst vor Kontrollverlust darüber obendrauf kommt. Fand ich einerseits verständlich, andererseits auch logisch, wenn sie zum Beispiel im Kontext von Arbeit auftreten, da muss niemand mitbekommen, dass ich emotional instabil bin... :neutral:
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Beitrag So., 21.03.2021, 17:36

Scars hat geschrieben: Di., 16.03.2021, 14:46 Wenn’s nur wollen wäre, dann zügig damit wieder in die Schublade und Schluss ist. Wenn es brauchen wäre, dann müsste ich hinhören, so wie beim Essen Hunger vs. Appetitt.
Aber wieso eigentlich? Ich meine klar, wenn das Wollen selbstschädigend ist (zu viel essen wollen, nie schlafen wollen o.ä.), dann sollte man das stoppen (auch wenn, meiner Meinung nach, auch dann da ein echtes Bedürfnis hinter steckt).
Aber ansonsten? Hast du das schonmal in Ansätzen zugelassen? Kam das Bedürfnis schonmal in Therapie hoch?

Und ein Bedürfnis oder ein Wollen ist ja nicht deshalb weniger drängend, weil der Durchschnitt das an deiner Stelle vielleicht nicht hätte. Das macht es ja nicht weniger real, weniger wichtig. Oder weniger erlaubt. Außer von uns selbst vielleicht nicht erlaubt.
Ich wünsche dir, dass du dich da mehr annehmen und mehr lassen kannst. (Und mir wünsch ich das auch, wenn ich schonmal dabei bin. ;).

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Scars
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Beitrag Sa., 17.07.2021, 15:34

Ich möchte ein kurzes Update geben, weil sich glaube ich eine positive Entwicklung abzeichnet. Ich habe mich in den letzten Monaten über das Thema mit mir selbst intensiver auseinandergesetzt und auch mit anderen Menschen darüber gesprochen. Das hat dem ganzen Thema mehr „gesehen werden“ gegeben und mich alleine schon dadurch erleichtert. Meine Gefühle sind schwächer geworden und ich habe dadurch z.B. keine Angst mehr vor den Personen, die diese intensiven Emotionen in mir ausgelöst haben. Gegenüber auftauchenden regressiven Tendenzen kann ich mich besser abgrenzen. Neben der direkten Aufarbeitung von dem Thema arbeite ich an meinem Selbstwert und anderen Beziehungen, sodass ich mich innerlich nicht mehr so abhängig von einer (nicht vorhandenen) Bezugsperson fühle. Ich denke der Ausbau solcher Ressourcen ist ein wichtiger Punkt. Ich merke auch, dass es mir ohne diese „emotionalen Sümpfe“ leichter fällt, von anderen Menschen „nährende“ Dinge anzunehmen und mich auf Beziehungen einzulassen. Vermutlich spielt auch eine aktuell stabile Lebenssituation mit herein und es wird in stressigeren Zeiten wieder schwieriger. Dennoch freue ich mich über die derzeitige Entwicklung.
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Sydney-b
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Beitrag Sa., 17.07.2021, 16:12

Was für eine schöne und positive Entwicklung!

Wie hast du das denn geschafft?

Also, die Umsetzung meine ich.

Nur drüber reden hilft vielen ja nicht.

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Scars
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Beitrag Sa., 17.07.2021, 20:42

Hm, wie meinst du das mit Umsetzung? Ich bin zwangsläufig weiterhin mit den für mich problematischen Personen in Kontakt sodass ich unmittelbar an meinen Emotionen arbeiten kann. :anonym: Mir hat es geholfen mit anderen Menschen meine Gefühle etwas zu analysieren etc. deren Perspektiven waren z.T. ganz neue Denkanstöße oder haben mir mal den Kopf gerade gerückt.
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Sydney-b
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Beitrag Sa., 17.07.2021, 21:34

Wie ich das mit der Umsetzung meine?:

Die meisten Menschen wissen ja um ihr "Problem".
Sie sprechen auch mit Freunden und Familie darüber, trotzdem bekommen sie ihr Problem nicht "weg".
Der Verstand weiß ja, was Sache ist, aber das Gefühl funkt ständig dazwischen...deshalb bestehen auch bestimmte Probleme oft noch jahrelang weiterhin.
Deswegen bin ich nun beeindruckt, wie lösungsorientiert du vorgehst und am Ball bleibst.

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