Binge Eating als coping mechanism

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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kuruxu
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Binge Eating als coping mechanism

Beitrag So., 30.07.2023, 16:26

Hallo, das ist mein erster Beitrag hier, ich kenne das Forum noch nicht gut.

Ich möchte einmal meine aktuelle Situation zum Ausdruck bringen und mich gegebenenfalls mit Menschen austauschen, die Ahnung haben, egal, ob selbst betroffen oder nicht.

Die "Ausgangssituation" ist, dass ich seit 7 Jahren eine Essstörung habe, es hat mit 13 angefangen mit Anorexie, dann habe ich etwas zugenommen, war aber immer noch untergewichtig und stark orthorektisch und dann haben die Essanfälle angefangen, die mich ins Normalgewicht (nur leicht darüber hinaus) gebracht haben.
Diese haben unregelmäßig zwei drei Jahre angehalten, jetzt bin ich 19 und hatte es bis vor einem Monat zum ersten Mal, seit alles anfing geschafft, "normal" zu essen (also keine Essanfälle) für 4 Monate lang. Ich hab auch fast 10 kilo abgenommen seit meinem Höchstgewicht, mache schon länger viel und sehr gerne! Sport und hatte mich endlich auch etwas wohler gefühlt.

Dann habe ich mich von meinem Freund getrennt, weil ich rausgefunden habe, dass er mich ca 100mal angelogen hat, auch teils über sehr wichtige Dinge, was allein schon sehr belastend ist und zwei Wochen später wurde ich vergewaltigt, wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich das so nennen darf, weil ich mitgemacht habe, obwohl ich nein gesagt habe.

Ich dachte, ich komme klar, ein paar Wochen danach, aber ich bin komplett fertig.
Seit ca 3 Wochen habe ich wieder richtig richtig schlimme Essanfälle. (das oben ist vor ca 6 und 4 wochen passiert).

Ich binge größtenteils hauptsächlich Süßigkeiten. Ich fühle mich süchtig und manisch, wenn ich es tue und überall steht, dass man sich nichts verbieten soll, aber ich hab das Gefühl, dass es mir einfacher fällt, wenn ich einfach wirklich gar keine Süßigkeiten esse. Ich hab sehr diese alles oder nichts Einstellung und überall steht halt, dass man sie nicht haben soll aber ich hab sie halt, dass kann ich ja nicht einfach so ändern? und ja, ich glaube eben, dass es mir am einfachsten fällt, wenn ich jeden Tag gesund koche, drei nahrhafte vollwertige Mahlzeiten esse und sonst nichts, weil diese ganzen Eventualitäten mit soll ich mir doch mal ungesünderes gönnen soll ich jetzt doch mal n eis essen etc machen mich fertig, ich glaube, struktur und einfach n plan, was ich wann esse und quasi ein allgemeingültiges "das ist gut für mich und das nicht" hilft mir grad am meisten, hat da vielleicht jemand eine meinung zu? Ich bin mir eben so unsicher, weil wirklich überall steht, dass man sich bei binge eating keine Süßigkeiten verbieten darf.

Aber ich merke eben, dass ich sie nur esse, um etwas emotionales zu befriediegen. Die ganze Essstörung ist ja nur ne emotionale Bewältigungsstragie und jetzt hab ich halt meine Sucht verlagert anscheinend. Ein alkoholabhängiger soll ja auch kein alkohol mehr trinken. ich bin eigentlich eh der meinung, dass so hochverarbeitetes verzuckertes kein richtiges essen ist, essen soll uns doch kraft geben und einfach nur ernähren..

ja, ich bin grad einfach wirklich am boden und ich glaube, ein klarer schlichter plan für essen würde mir ein wenig helfen, deshalb die frage, ob ich süßigkeiten eurer meinung nach komplett streichen kann.

Genauso steht überall, dass man am nächsten Tag "normale" Mahlzeiten essen soll, aber habt ihr nicht danach total Bauchschmerzen? Ich esse immer "normal" danach, aber davon wird mir einfach nur schlecht, weil ich noch so viel Unverdautes in mir hab.

sorry für diesen wirren beitrag und danke im voraus für jede antwort

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Beitrag So., 30.07.2023, 20:12

kuruxu hat geschrieben: So., 30.07.2023, 16:26

Ich binge größtenteils hauptsächlich Süßigkeiten. Ich fühle mich süchtig und manisch, wenn ich es tue und überall steht, dass man sich nichts verbieten soll, aber ich hab das Gefühl, dass es mir einfacher fällt, wenn ich einfach wirklich gar keine Süßigkeiten esse. Ich hab sehr diese alles oder nichts Einstellung und überall steht halt, dass man sie nicht haben soll aber ich hab sie halt, dass kann ich ja nicht einfach so ändern?

(...)

Genauso steht überall, dass man am nächsten Tag "normale" Mahlzeiten essen soll, aber habt ihr nicht danach total Bauchschmerzen?
Ich denke, es kommt darauf an wie refelektiert du bist und wie ehrlich zu dir selbst sein kannst.

Wenn du deine Esstörung behalten willst, weil du sie zur Emotionasregulierung nutzt oder brauchst, musst du eben erst mal andere Bewältigungsmechanismen erlernen. Das ist ja der Kern des Ganzen. Und es kommt mir so vor, als ob du gerade das Essen als Bewältigungamechanismus sehr stark brauchst. Daran solltest du arbeiten. Keine Ahnung, ob du schon mal ne Therapie gemacht hat bei jmd der oder sie sich mit Essstörungen auskennt. Manche brauche halt Jahre bis sie einfach weiter Strategien entwickeln und diese kindlichen Bewältigungsmuster loslassen können. Und ist halt echt anstrengend und nervig. Manche wollen das ja auch nicht, also so insgeheim. Sie tun dann so als ob sie die Esstörung loslassen wollen, belügen sich sehr gut selbst etc.

Bei manchen gehts schnell bei manchen langsamer.

Deshalb solltest du darber nachdenken, ob du genug Motivation aufbringen kannst und willst, daran zu arbeiten oder falls du damit schon angefangen hast, eben weiterzumachen.

Süßigkeiten einfach streichen, bringt auf Dauer nichts. Und es ist halt dir Frage, ob dadurch die Esstörung nicht aufrecht erhalten wird. Tendeziell so auf lange Sicht.

Und es ist eben die Frage wie ehrlich du zu dir selbst sein willst. Ich denke, du müsstest selbst ein wieder ein Gespür dafür entwickeln, ob dir nur die Esstörung einreden will, dass eine Mahlzeit zu groß ist oder ob sie es tatsächlich ist. Da scheinst du ja auch noch unsicher zu ein. Das dauert eben auch einfach.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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caduta
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Beitrag So., 30.07.2023, 21:20

Ich würde da keinen Ewigkeitsanspruch draus machen. Versuch es doch einfach mal eine Weile mit festem Plan. Und wenn du gut damit zurecht kommst, ist das doch wunderbar und wenn es eher zu mehr Essanfällen führt, dann solltest du vielleicht nach einer anderen Strategie schauen? Also immer nur von Tag zu Tag planen. Nicht gleich den Rest des Lebens in Stein meißeln ;)

Wie hast du es denn in den vier Monaten gemacht? Da könntest du doch darauf aufsetzen?

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Louna
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Beitrag Mo., 31.07.2023, 11:03

Einen Essensplan halte ich auch für gut, sofern Du Dich auch daran halten kannst. Wenn es trotzdem zu Essanfällen kommt, muss etwas Anderes her.

Mit den Süßigkeiten handhabe ich es so, diese im Keller zu lagern. Die Hemmschwelle in den Keller zu gehen und mir etwas zu holen ist größer als wenn ich das in der direkten Nähe habe. Manchmal funktioniert auch das nicht und ich bin öfter in den Supermarkt an die Kasse gegangen und habe mir bewusst nur einen Schokoriegel oder eine kleine Packung Kekse geholt. Mehr war dann eben nicht da und das hat bei mir sehr gut geklappt.
Übergangsweise war und ist das für mich sehr sehr hilfreich, ich verbiete mir nichts und kann das viel mehr genießen als wenn ich wie ferngesteuert alles in mich reinstopfe ohne zu schauen, was jetzt überhaupt los ist.

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kuruxu
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Beitrag Mo., 31.07.2023, 11:37

Vielen Dank für eure schnellen Antworten!

Ich war tatsächlich schon 5 mal in Therapie, aber irgendwie wird's ja nicht wirklich besser, das binge eating wurde auch nie richtig ernst genommen, weil ich dadurch nicht übergewichtig geworden bin. Und gerade ist es unmöglich Therapie zu finden, hab's versucht.

Aktuell komme ich eben wirklich mit allem einfach nicht klar, ich habe viele Bewältigungsstrategien, mache viel Sport, gehe spazieren, häkel, schreibe Tagebuch, Gedichte, treffe mich mit Freunden, aber es reicht einfach alles nicht, weil alles zu viel ist, deshalb die Essanfälle und ich hab auch sporadisch wieder angefangen, mich selbst zu verletzen.

Ich denke, ich werde mich jetzt Schritt für Schritt den einzelnen Gefühlen widmen, die ich habe, und überlegen, was ich damit machen kann. Allein diese ganzen Gefühle zu haben ist schon neu für mich, weil ich mich lange einfach nur leer gefühlt habe.



Danke Caduta, das klingt sehr schlüssig was du geschrieben hast! Naja, in den vier Monaten hab ich auch ab und zu Süßigkeiten gegessen tatsächlich also im Sinne von bin Mal n Eis essen gegangen. Aber ich glaube, dass mir mein Freund da viel Halt gegeben hat, weshalb es so gut geklappt hatte.


@Louna, Süßigkeiten hab ich sowieso nie Zuhause, weil ich immer das Gefühl habe, sie sofort essen zu müssen. Kaufe sowas also eigentlich wirklich nur extra für Essanfälle.

Süßigkeiten sind halt wirklich einfach so n Ding bei mir weil ich da eigentlich nie wirklich Lust drauf hab und das als "unnötig" erachte in der Regel sowas zu essen. Außer eben, wenn sich ein Essanfall anbahnt.

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Louna
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Beitrag Mo., 31.07.2023, 11:43

kuruxu hat geschrieben: Mo., 31.07.2023, 11:37
Ich denke, ich werde mich jetzt Schritt für Schritt den einzelnen Gefühlen widmen, die ich habe, und überlegen, was ich damit machen kann. Allein diese ganzen Gefühle zu haben ist schon neu für mich, weil ich mich lange einfach nur leer gefühlt habe.
Gefühle können schon sehr überwältigend sein. Das verstehe ich total gut, gerade wenn Du lange nichts gefühlt hast.
Ich drücke Dir die Daumen dass Du da wieder raus kommst ohne professionelle Unterstützung!

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