Zusammenbruch!

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Harlekin
Helferlein
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weiblich/female, 41
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 09:30

Hallo Fairy Corpse,

Recht so.

Magst Du vielleicht ein wenig mehr über Dich und die KH erzählen? Nur, wenn es Dir nicht ZU privat ist?
Grüße

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Thread-EröffnerIn
FairyCorpse
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 09:49

Hey!

Ich kann es versuchen. Bei weiteren Fragen stehe ich ja zur Verfügung.

Wann es genau angefangen hat, weiß ich gar nicht. Ich erfahre immer mehr über mich und komme immer wieder zu neuen Erkenntnissen. Aber den genauen Grund hab ich nicht oder viellt. doch, nur weiß ich es nicht!?

Als ich jünger war, war ich schon ehrgeizig, perfektionistisch... (kommt gewiss durchs Elternhaus!!!) Habe mich deshalb immer irgendwie anders gefühlt. Dies aber versucht zu ignorieren und so zu tun, als ob alles okay ist.
Ich habe, wie allen anderen Kinder gespielt etc. , aber immer mit einem Hintergedanken.
Als ich dann 13 wurde bzw. in die Pubertät kam, wurde es mir teils schon zu "blöd". Da haben alle angefangen Alkohol auszuprobieren, zu rauchen, zu kiffen. etc. Probiert habe ich es. Dies aber als sinnlos abgetan und die Menschen dann eher mit einem merkwürdigen Blick bedacht.
In der Schule fühlte ich mich irgendwann unterfordert und wollte gar nicht mehr richtig am Unterricht teilnehmen. Die Fragen erschienen mir dümmlich, die Leute, wie oben genannt merkwürdig.
Irgendwann habe ich diese Gedanken getrost wieder abgeworfen und weitergelebt, aber immer mit einem Hintergedanken.
Irgendwann kam dann alles auf einmal. Meine familiären Probleme waren riesig, ich hatte einen Freund- der viel von mir wollte, Arbeit, Schule, die Gedanken- die mich verfolgten...
Es wurde zu viel.
Ich fing an es abzubauen. Mit Sport , verdammt viel Sport. (Sport-Magersucht).
Da rutschte ich langsam rein. Löste viele menschlichen Beziehungen. Und war nur noch für den Sport da, kümmerte mich um die Familie und die Schule lief nebenbei.
An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass bei uns kein "normales" Eltern-Kind-Verhältnis herrscht. Ich kümmere mich z.B. um das Wohlergehen, wenn es einem schlecht geht etc, versuche Streit zu schlichten, spiele die "Mutter" - auch für meine Mutter!!!

So, irgendwann hörte ich dann auf zu essen. Ich bin stark- das brauche ich nicht. Damit grenzte ich mich dann ganz ab.

Es ist viel und es ist wirr.

Wenn etwas unverständlich ist, stellt einfach Fragen und ich versuche diese so gut es geht zu beantworten. Ist nur nicht so einfach.
Meine Ärztin meint, dass die MS bei mir genetisch veranlagt sein könnte... Nur so am Rande.
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat... (Nietzsche)

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Harlekin
Helferlein
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Beiträge: 81

Beitrag Mi., 03.12.2008, 10:27

Hi,
übermässiger Sport, ja, gehört zum KH-Bild. Auch die Fürsorge für die Familie, beinhaltet nicht nur, dass man z.B. die gesamte Familie ausgiebig bekocht, während man selbst nichtsw isst und zusieht. Auch die Umfunktion von Tochter auf Mutter mit den dazugehörigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
- Lebst Du noch zu Hause? Wenn ja, wie "regelst " Du die gemeinsamen Mahlzeiten? Anorektiker sind da ja leider sehr erfindungsreich.
- Darf ich Dich nach Deiner Größe und Deinem aktuellen Gewicht fragen?
- Bist Du Schülerin, Studentin, berufstätig? Wie regelst Du das am jeweiligen Ort?
- Bist Du ausschliesslich anorektisch oder mischt die Bulemie mit?
- Und die wichtigste Frage: wie geht Deine Familie mit Deiner Essensverweigerung um?
- Bestimmt die Waage, das Kalorienzählen Deine Gedanken?

Viele Fragen, ich weiß. Wenn sie Dir zu privat sind, brauchst Du ja nicht zu antworten.
Grüße

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Eve...
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 12:42

Hallo Fairy!

Du gibst sozusagen einen "klassischen" Einblick in das Innenleben einer Frau, die über das Nichtessen eine Wahnsinnskontrolle über sich ausübt, auch in die Entwicklung und den Hintergrund der Essstörung.

Nun frage ich mich: Wie sollte dies wohl " behandelbar" sein? Durch "Einsicht" in Deine Lage? Die HAST Du, hilft Dir nur nicht weiter. Du hast noch immer einen deutllichen Gewinn durch die Störung, auch wenn sie Dich andererseits belastet.

Wo, meinst Du selbst, ist der Ansatzpunkt, da rauszukommen, für Dich zu finden?

Eve

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 13:06

Hi nochmal,
FairyCorpse hat geschrieben:Ja, man sagt eine Klinik wäre in diesem Zustand angebracht, aber ich will es nicht. Da verlierst du die Kontrolle über dich bzw. wird sie dir da weggenommen. Da musst du dies und darfst nicht das.
Genau, das ist mein Problem. Außerdem gehe ich einer Arbeit nach und bin sehr ehrgeizig in diesem Bereich. Da will ich glänzen.
So lange zu fehlen, wäre für mich also auch nicht gerade angenehm.
Und? Hast du jetzt Kontrolle über dein Leben? Dein Leben kontrolliert doch schon längst nicht Du sondern nur die Krankheit, oder? Kontrolle über mein Leben ist für mich daß ich essen kann was ich will und zwar wann ich will und so viel wie ich Lust habe ohne hinterher von irgendwelchen Schuldgefühlen gequält zu werden. Und daß ich auch das daraus resultierende Rettungsringelchen mit mir rumtrage ohne daß es mich irgendwas schert ob das jemandem gefällt oder nicht.
Sag mir, wo hast du noch Kontrolle über dein Leben?
Und überhaupt, wieso sollte man sich die Mühe machen überhaupt alles kontrollieren zu wollen. Es ist erstens superanstrengend (ich wäre da viel zu faul dazu) und die Mühe meistens nicht wert und zweitens relativ nutzlos, weil sowieso ständig irgendwelche Sachen passieren auf die man keinen Einfluss hat.

Und wenn die ES in deinem Leben zu sehr überhand nimmt bist du den Job eh los, weil die Leistungefähigkeit ist bei Nahrungsentzug irgendwann am Ende, dann macht das Immunsystem dicht. Besser jetzt mal einige Monate Klinik als später dann den ganzen Job los zu sein.

Und wegen der Regeln dort, wie soll denn eine Klinik gegen eine Sucht helfen wenn es in der Klinik nicht Ziel ist das Suchtverhalten aufzugeben und es dafür auch klare Regeln gibt ? Klar ist das unangenehm, oder meinst du für den Junkie oder Alkoholiker ist der Entzug der gewohnten Droge nicht auch hart, besonders am Anfang...

FairyCorpse hat geschrieben:Wenn es ambulant nicht klappt-->
Dann "Adieu" Leben. Auch wenn es viellt. etwas extrem ist. Ich meine hiermit keinen Suizidversuch etc. Sondern eher den vollkommenen Entzug der Gesellschaft. Nicht ganz vollkommen. Arbeiten werde ich noch gehen. Aber nicht mehr leben! (Was ich ja ohnehin nicht tue
Tja, Flucht ist Problemlösung für Feiglinge
Nur ist es leider so daß es nicht funktioniert wenn man vor sich selbst davonlaufen will, weil praktischerweise hat man sich selbst ja immer dabei... Und ich glaube ehrlich gesagt auch nicht daß man sich selbst nach dem Tod loswird.

FairyCorpse hat geschrieben:Ich wünsche mir tief in mir, dass dieser Zustand anders wäre/wird. Nur ist es dieser innere Kampf.
Eine Stimme sagt "Ja, tu was dagegen" , die andere jedoch "Nein!Das ist es!Das willst du!". Genau dieses ambivalente macht die Krankheit so schwer.
Und genau dieses Ambivalente bringe ich in meinen Wünschen über : Zufriedenheit UND Perfektionismus.
Wenn du sie wirklich loswerden willst dann musst du deine Ansichten und dann dein Verhalten ändern. Wenn du die ES loswerden willst, dann musst du aufhören wollen. Es klappt nicht daß auf einmal alles toll ist ohne daß du dafür was ändern musst.
FairyCorpse hat geschrieben:Ich sitze zwischen zwei Stühlen. Schon Jahre sitze ich dazwischen.
Jepp. Welcher ist auf Dauer der unbequemere? Der auf dem Tod steht oder der auf dem Leben steht. Wenn du auf dem sitzen willst auf dem Leben steht wirst du einige deiner jetzt heissgeliebten ungesunden Ansichten über Bord werfen müssen und deinem Leben einen komplett neuen Sinn geben müssen.
Und ich denke wenn du deinem Leben wirklich einen neuen Sinn geben WILLST dann wirst du das auch können. Mit etwas Hilfe...

Bloss "wasch mich aber mach mich nicht nass" funktioniert auf Dauer nirgens im Leben.
FairyCorpse hat geschrieben:Momentan versuche ich sowieso in mich zu gehen, meine Gedanken zu ordnen und überlege, wie ich vorgehen soll.
Das ist immer gut
FairyCorpse hat geschrieben:Ich glaube mitunter, dass mir der nötige Halt fehlt. Ich habe sehr hohe Ansprüche und bis jetzt hat keiner diesen entsprochen. Nicht so, dass ich mich fallen lassen könnte.
Naja, man sollte auf intelligente Weise Ansprüche stellen. Auf der einen Seite nicht jeden Mist schlucken den einem irgendwer vorsetzt. Aber auch nicht rumlaufen wie die Prinzessin auf der Erbse und ständig wegen künstlich aufgeblähten Lapalien alles hinschmeissen und dafür Ausreden suchen.
FairyCorpse hat geschrieben:Ich will mich entziehen , aber gleichzeitig brauche ich als Mensch sozialen Halt, da ich ja auch nur ein Herdentier bin....
Du brauchst ein oder zwei Hobbies wo du unter Leute kommst und Spass haben kannst, und zwar ohne irgendein Leistungsziel.


Liebe Grüsse,

Petra

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Harlekin
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 13:31

Hallo,
für einen Anorektiker steht die Kontrolle ganz weit oben. Jeder Verzicht auf Nahrung trotz Hunger wird als Stärke, als Überwindung, als Kontrollmacht empfunden.
Ein Anorektiker KANN in dieser Situation meist gar nicht begreifen, dass er bezüglich Kontrolle einem Irrtum unterliegt und zwar einem fatalen.
Du lebst nicht die Kontrolle, Du lebst die absolute Fixierung. Du kontrollierst gar nichts, sondern wirst auf der ganzen Ebene kontrolliert.Deine KH hat die Führungsrolle übernommen, der Du Dich nun unterordnest, im Glaube,Du hättest die Zügel in der Hand.
Ich verstehe, dass Du wegen Deines Jobs nicht in eine Klinik möchtest, wobei es ja, wie erwähnt, auch Tageskliniken gibt, die man mittags wieder verlässt.
Was Du hier als Kontrollübernahme durch Ärzte etc. befürchten würdest, ist auch hier keine, da - wenn- Dein Hingehen eine Freiwilligkeit wäre und es "nur" Regeln gäbe, nicht um Dich zu schikanieren oder Dir Fremdes auszudrücken, sondern Regeln als Leitlinien raus aus dieser Sucht.
Wirkliche Fremdkontrolle wäre dann vorhanden, wenn es aufgrund Deines Gewichtes zu einer Zwangseinweisung mit Zwangsernährung käme.
Ich weiß nicht, was Du beruflich machst, aber es wurde hier zu Recht geschrieben, dass Du bei Fortschreiten Deiner KH Gefahr läufst, den Job irgendwann zu verlieren.
Mit jedem Kilo, dass Du verlierst, wirst Du ja nicht gesünder und jetzige gute Leistung hin oder her, wenn die ersten gesundheitlich bedingen Ausfälle kommen, dürftest auf Dauer für die Firma nicht mehr tragbar sein.
Ich mutmasse mal, dass Dein Leidensdruck noch nicht groß genug ist und noch nicht die Grenze erreicht hat, an der eine Entscheidung ansteht.
Man mag es kaum glauben, aber Anorektiker sind meist Menschen mit eisemharten Willen und ziehen durch, was sie sich vorgenommen haben. Nur hier eben Energieinvestition, bzw. - verpulverung in höchst destruktivem Masse.
Diese Kraft und Energie umgelenkt....was könnte daraus werden...
Selbstbestimmung ist etwas Feines, Befreiendes und vermittelt ein gutes und sicheres Gefühl. Du hast sie längst abgegeben undlebst den tödlichen Irrtum.
Grüße

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Eve...
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 17:43

Harlekin,

aus Deinen Worten ließe sich der Umkehrschluss ziehen, dass Fairy, um "die Kontrolle" wirklich zu haben, weder Gewicht noch Essen kontrollieren, sondern die Kontrolle über IHRE KRANKHEIT erlangen müsste ... !?
Und dass ihr Irrtum genau darin besteht:
So nämlich kontrolliert ja die Krankheit SIE.

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Harlekin
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 19:05

Hallo Eve,

richtig.

Grüße

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Eve...
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weiblich/female, 12
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 22:04

Hallo Harlekin!

Hm-hm.
Das Problem dürfte sein, dass Fairy das anders fühlt, und es dadurch so schwierig ist, aus dem Teufelskreis auszusteigen ...

Gruß, Eve

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 03.12.2008, 22:39

Eve... hat geschrieben:Hallo Harlekin!

Hm-hm.
Das Problem dürfte sein, dass Fairy das anders fühlt, und es dadurch so schwierig ist, aus dem Teufelskreis auszusteigen ...

Gruß, Eve
Ja und hier gibt es halt echt das Problem daß man Gefühlen nicht unbedingt trauen kann. Weil ein Psychotiker "fühlt" auch daß seine Wahnwelt real ist und der Zwangskranke "fühlt" daß die Haut auch nach einer Stunde Waschen dreckig ist. Oder jemand der zu grundloser Eifersucht neigt "fühlt" daß da irgendein Betrug stecken könnte. Oder jemand der im Affekt gewalttätig wird "fühlt" den Drang zu randalieren.


Schlechter Ratgeber, Gefühle...

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Prinzessin00
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Do., 04.12.2008, 23:24

Hallo Fairy Corpse,
dass was du da schreibst, spricht mir aus der Seele. Ich bin zwar nicht magersüchtig, aber ansonsten geht es mir genauso. Mich versteht auch niemand und überhaupt habe ich das Gefühl, es gibt in dieser Welt keinen Platz für mich. Und jedem muss ich was vorspielen, weil ich niemandem richtig vertrauen kann. Und überhaupt krieg ich in meinem Leben nichts zustande. Meinen Job habe ich wegen angeblicher Überforderung verloren, jetzt darf ich von Hartz IV leben. Neulich hatte ich auch einen Zusammenbruch und hätte beinahe eine Packung Tabletten geschluckt, aber das konnte ich dann doch nicht. War jetzt bei ner Beratungsstelle. Die meinten, ich sollte auch ne Therapie machen. Wäre dann auch meine zweite. Aber ich kann das irgendwie nicht. Ich kann nicht zu nem Arzt gehen und sagen: " Ich bin krank, ich brauch ne Therapie." Ich will aber auch nicht mehr so weiterleben. Was soll ich denn jetzt machen? Hat jemand eine Idee? Ich weiß echt nicht mehr weiter!
lg Bine

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