Hi!
Ich bin 21 Jahre alt und habe zur Zeit ein Problem, dass mich sehr beschäftigt. Seit 5 Wochen habe ich den Drang unglaublich große Mengen zu essen.Bitte um Hilfe!!
Angefangen hat alles vor ca. 9 Monaten. Ich habe durch Flashbacks etc realisiert, dass ich in meiner Kindheit missbraucht wurde. Mir ging es sehr schlecht. Ich hatte Stimmungsschwankungen und fühlte mich sehr oft absolut hilflos. Ich habe alles meinem damaligen Partner erzählt und mich dazu entschlossen eine Beratungsstelle aufzusuchen. Schnell wurde ich gut aufgenommen und konnte mich mit all den schlimmen Erinnerungen auseinandersetzen. Nach einigen Monaten hatte ich wieder Lust am Leben und das Gefühl mit diesem Thema einigermaßen gut umgehen zu können. Ich habe die "Therapie" erfolgreich abgeschlossen. Was mir allerdings schwer fiel, war meine Familie über einen längeren Zeitraum zu besuchen, da mich mein Heimathaus und die Umgebung sehr stark an meine Kindheit erinnerte und dies wiederum schlimme Gefühle hochkommen lies.
In dieser Zeit hatte ich des öfteren "Fressanfälle". Ich habe mir große Mengen an Schokolade gekauft und alles in mich hinein gestopft. Danach war mir jedes Mal schlecht und ich fühlte mich schuldig. Diese "Fressattacken" hatte ich jedoch anfangs nur sehr selten und ich sah das nicht als ein ernsthaftes Problem.
Dann kam die Wende. Mein Freund hatte sich von einem Tag auf den anderen von mir getrennt. (Das ist nun 3 Monate her.) Er wusste, dass er die einzige Person in meinem Umfeld war, der von meiner Kindheit wusste. Er hat sich seitdem kein einziges Mal gemeldet, sich erkundigt wie es mir geht etc. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen und ich habe aufgehört zu essen. Nach zwei Wochen habe ich begonnen stundenlang Sport zu betreiben. Der Sport hat mich irgendwie glücklich gemacht und ich hatte das Gefühl, dass das das Einzige war, was mich in dieser Zeit auf den Beinen hielt. Ich fühlte mich nicht nur elend, weil ich verlassen wurde, sondern weil ich nun "allein" mit der Missbrauchsstory war. Ich wollte einfach nur zu meiner Familie und mich ausheulen, andererseits hatte ich große Angst, weil ich befürchtete, dass alle Flashbacks und Erinnerungen wieder hochkommen könnten. Mein Essverhalten war so gestört, dass ich schließlich einen Zusammenbruch erlitt. Ich hatte innerhalb von 3 Wochen fast 5 kg verloren. Meine Eltern holten mich damals sofort ab und kümmerten sich um mich. Ich war froh, dass sie da waren und merkte, dass ich keine Angst vor meinem Zuhause haben musste. Schließlich ging es wieder bergauf. Ich habe gesund gegessen, viel Sport betrieben und mich gut abgelenkt. Ich habe meinen besten Freundinnen von meiner Kindheit erzählt und merkte, dass ich nur froh sein konnte, meinen Ex los zu sein, denn er verharmloste diese Erlebnisse mit Aussagen wie "Der Täter hat das sicher nicht so gemeint" oder "Das war sicher nicht so schlimm"… das war sehr kränkend! Meine Freundinnen sind immer da und haben mir so unterstützend zugehört, was mich sehr viel besser fühlen lies.
Trotz allem machte ich mir noch viele Gedanken wegen meinem Exfreund. Ich hatte sehr großen Liebeskummer und das Gefühl, ihn einfach nicht vergessen zu können. Ich wollte immer Sport machen und dünn sein, um "zu zeigen was er verpasst". Klingt dumm und naiv, war/ist aber leider wirklich so. Ich hatte versucht mich mit allen Mitteln abzulenken, habe für die Uni unglaublich gestrebert und Sport betrieben. Es hat funktioniert, ich lief erfolgreich bei einem Cityrun, schrieb am Ende des Semesters nur noch Einsen und fühlte mich gut.
Schließlich begannen die Ferien, ich jobbte die letzten 5 Wochen in einem Restaurant, um ein bisschen Geld zu verdienen. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe in diesen 5 Wochen nur gegessen. Ich hatte extreme Essanfälle. Innerhalb dieser Wochen habe ich fast 6 kg zugenommen. Seit drei Tagen habe ich meinen Job beendet und dachte, dass sich mein Essverhalten vielleicht wieder einpendeln würde, aber es gelingt nicht. Ich habe jegliches Gefühl für Disziplin verloren. Ich "fresse" im wahrsten Sinne des Wortes. So viel, bis ich mit einem wahnsinnigen Völlegefühl im Bett liege und mich nicht mehr bewegen kann. In der Nacht kann ich nicht mehr schlafen, meine Kleidung sprenge ich bald. Ich fühle mich schlecht und will nicht mehr außer Haus. Ich hasse mich dafür und weiß nicht mehr weiter. Jeden Tag denke ich mir "Ab morgen esse ich wieder gesund und mache wieder Sport." aber sobald ich Essen sehe oder zu essen beginne, kann ich nicht mehr aufhören. Ich habe zurzeit keine Flashbacks oder dergleichen. Trotzdem fühle ich mich so oft einfach nur schlecht und esse unkontrolliert. Was soll ich nur tun? Wie soll ich aus diesem endlosen Teufelskreis dieser Essensschwankungen entfliehen? Ich weiß absolut nicht mehr weiter….
unkontrollierbare Esssucht
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Hallo carry,
hat dir noch keiner geantwortet...
Ich tu das jetzt mal. Also, wie du so einfach aus diesem Teufelskreis herauskommst, keine Ahnung.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, denn das, was du beschreibst, ist mehr als ein typischer Verlauf direkt in die Essstörung. Du bist schon drin. Was mich sehr irritiert hat, ist, dass du schriebst, du habest die Therapie erfolgreich beendet. Sorry, ist nicht der Fall, denn so schnell geht es nicht und das zeigt dir jetzt ganz deutlich dein Essverhalten. Die Probleme, die du hast und die du auch schon durch die Erfahrungen in deiner Kindheit gemacht hast, kommen jetzt wohl hoch bzw. sind verstärkt worden, als dein Freund dich auch noch verließ...(was für ein A****loch...sorry, also ohne sich zu erklären?!). Die Konzentration auf das Essverhalten und deinen Körper sind gerade eine Art Stütze, so dass ganz unbewusst du dich nicht nur mit dem Rest auseinandersetzen musst.
Ich kenne alles nur zu gut. Ich bin mittlerweile 27 und habe eine ES entwickelt so mit 14. Ich habe jetzt seit 10 Jahren Bulimie. Viel Therapie und Klinikaufenthalte, aber eher mäßig Erfolg. Ich komme nicht an meine Gefühle...Nun nur das kurz zu mir, dass du verstehst, ich sehe, wo du da rein rennst.
Such dir Hilfe und damit meine ich, einen Therapeuten! Und vertrau dich ihm erstmal an. Für mich das Wichtigste bei einer Therapie ist das Verhältnis zu ihm und dass du dich bei ihm wohlfühlst, nicht so sehr die Form (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse...) und auch nicht, ob er Erfahrungen mit Essstörungen hat. Letzteres ist natürlich das non plus Ultra, aber schwer zu finden, auch weil man bei uns zumindest lange auf einen Platz warten muss.
Meine Meinung und mein Rat: Such dir Hilfe, deine Therapie und Aufarbeitung deiner Vergangenheit hat gerade erst angefangen. Durch dein Essverhalten ist es auch dir nur mehr als deutlich geworden.
Wenn du Fragen hast, melde dich.
Lieben Gruß
hat dir noch keiner geantwortet...
Ich tu das jetzt mal. Also, wie du so einfach aus diesem Teufelskreis herauskommst, keine Ahnung.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, denn das, was du beschreibst, ist mehr als ein typischer Verlauf direkt in die Essstörung. Du bist schon drin. Was mich sehr irritiert hat, ist, dass du schriebst, du habest die Therapie erfolgreich beendet. Sorry, ist nicht der Fall, denn so schnell geht es nicht und das zeigt dir jetzt ganz deutlich dein Essverhalten. Die Probleme, die du hast und die du auch schon durch die Erfahrungen in deiner Kindheit gemacht hast, kommen jetzt wohl hoch bzw. sind verstärkt worden, als dein Freund dich auch noch verließ...(was für ein A****loch...sorry, also ohne sich zu erklären?!). Die Konzentration auf das Essverhalten und deinen Körper sind gerade eine Art Stütze, so dass ganz unbewusst du dich nicht nur mit dem Rest auseinandersetzen musst.
Ich kenne alles nur zu gut. Ich bin mittlerweile 27 und habe eine ES entwickelt so mit 14. Ich habe jetzt seit 10 Jahren Bulimie. Viel Therapie und Klinikaufenthalte, aber eher mäßig Erfolg. Ich komme nicht an meine Gefühle...Nun nur das kurz zu mir, dass du verstehst, ich sehe, wo du da rein rennst.
Such dir Hilfe und damit meine ich, einen Therapeuten! Und vertrau dich ihm erstmal an. Für mich das Wichtigste bei einer Therapie ist das Verhältnis zu ihm und dass du dich bei ihm wohlfühlst, nicht so sehr die Form (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse...) und auch nicht, ob er Erfahrungen mit Essstörungen hat. Letzteres ist natürlich das non plus Ultra, aber schwer zu finden, auch weil man bei uns zumindest lange auf einen Platz warten muss.
Meine Meinung und mein Rat: Such dir Hilfe, deine Therapie und Aufarbeitung deiner Vergangenheit hat gerade erst angefangen. Durch dein Essverhalten ist es auch dir nur mehr als deutlich geworden.
Wenn du Fragen hast, melde dich.
Lieben Gruß
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Liebe carry2509,
ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Dein Essverhalten zeigt ganz klar, dass du mit der Verarbeitung Missbrauchserfahrung noch nicht durch bist. Das ganze in 9 Monaten abzuackern stelle ich mir auch unheimlich schwierig vor. Ich mache auch seit ungefähr 9 Monaten Traumatherapie und stehe noch relativ am Anfang. Weil ich einfach unheimlich viele Phasen zur Stabilisierung brauche.
Meine Es (Magersucht) unter der ich schon in meiner Jugend gelitten habe hat sich jetzt durch die Flashbacks reaktiviert. Ich habe damals und heute gehungert um die anderen schlimme Gefühle nicht fühlen zu müssen. Du hast diese Fressanfälle, aber gelagert ist es wahrscheinlich trotzdem ähnlich und ich denke der Übergang in eine ES kann da ziemlich fließend passieren.
Du solltest versuchen noch mal eine Therapie anzufangen. Am besten bei nem Therapeuten oder Therapeutin die sich sowohl mit Trauma als auch mit Essstörung auskennt.
Es wird nicht einfach, aber man kann es schaffen.Ich denke professionelle Hilfe ist da unerlässlich.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute
Liebe Grüße Amy
ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen. Dein Essverhalten zeigt ganz klar, dass du mit der Verarbeitung Missbrauchserfahrung noch nicht durch bist. Das ganze in 9 Monaten abzuackern stelle ich mir auch unheimlich schwierig vor. Ich mache auch seit ungefähr 9 Monaten Traumatherapie und stehe noch relativ am Anfang. Weil ich einfach unheimlich viele Phasen zur Stabilisierung brauche.
Meine Es (Magersucht) unter der ich schon in meiner Jugend gelitten habe hat sich jetzt durch die Flashbacks reaktiviert. Ich habe damals und heute gehungert um die anderen schlimme Gefühle nicht fühlen zu müssen. Du hast diese Fressanfälle, aber gelagert ist es wahrscheinlich trotzdem ähnlich und ich denke der Übergang in eine ES kann da ziemlich fließend passieren.
Du solltest versuchen noch mal eine Therapie anzufangen. Am besten bei nem Therapeuten oder Therapeutin die sich sowohl mit Trauma als auch mit Essstörung auskennt.
Es wird nicht einfach, aber man kann es schaffen.Ich denke professionelle Hilfe ist da unerlässlich.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute
Liebe Grüße Amy
Ein bißchen Nähe
ist nicht genug
für die große Sehnsucht
nach Zärtlichkeit.
Ein bißchen Vertrauen
ist nicht genug
für die schwierige Suche
nach Geborgenheit.
Ein bißchen Liebe
ist nicht genug
für die ehrlichen Versuche,
ein erfülltes Leben
zu führen.
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- neu an Bo(a)rd!
- , 18
- Beiträge: 1
Und wenn Du einfach akzeptierst, dass es bei Dir so ist? Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du das könntest?
Bitte nicht gleich abwehren - obwohl das nicht leicht ist, weil gefühlte 1 Mio mal gehörter Widerspruch dazu im eigenen Kopf sitzt - sondern die Vorstellung wirklich mal zulassen und die Erleichterung fühlen, ohne inneren Widerstand und Konflikt das zu leben, was schon so lange so IST - schließlich hat alles Wegwünschen bisher nichts verändert - und nicht immer gegen die Wirklichkeit anzukämpfen ...
Bitte nicht gleich abwehren - obwohl das nicht leicht ist, weil gefühlte 1 Mio mal gehörter Widerspruch dazu im eigenen Kopf sitzt - sondern die Vorstellung wirklich mal zulassen und die Erleichterung fühlen, ohne inneren Widerstand und Konflikt das zu leben, was schon so lange so IST - schließlich hat alles Wegwünschen bisher nichts verändert - und nicht immer gegen die Wirklichkeit anzukämpfen ...
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Hier wurde zuletzt geschrieben im August letzten Jahres, ob die Adressatin die letzte Antwort noch liest? Aber wenn nicht, hilft sie vielleicht anderen …
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