Essstörung adé - Körperschemastörung bleibt?!

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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silenttear1981
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Essstörung adé - Körperschemastörung bleibt?!

Beitrag Sa., 15.03.2008, 23:33

Hallo zusammen,

ich weiß, hier kennt mich noch niemand. Ich hoffe dennoch auf hilfreichen Austausch und vielleicht kennen ja einige von Euch das Problem auch!

Ich war (ich sage dieses Wort noch immer sehr vorsichtig) von meinem 13. bis zum 25. Lebensjahr schwerst essgestört. Es war überwiegend Bulimie mit bis zu 15 Fressanfällen täglich und hohem Verschleiß an Diuretika und Abführmitteln. Aber es gab auch anorektische Phasen, in denen ich so gut wie nichts gegessen habe und mein Gewicht dann auch unter die 44 kg rutschte. Die Essstörung bestimmte mein Leben, ich lebte nur noch dafür und war darüber hinaus eigentlich nicht mehr normal lebensfähig. Aufstehen-hungern-Studium-heim-fressen und kotzen-schlafen-fressen und kotzen usw.
Damals war ich mir sicher, ich würde es niemals schaffen, den Weg da raus zu finden und ich bin heute froh sagen zu können, dass es doch geht - so irre schwer es auch ist. Das will heißen: wenn ich heute 3 Mal in nem halben Jahre erbreche ist das schon sehr viel (es ist immer noch nicht normal, das ist mir bewusst, aber ich bin zuversichtlich, dass auch dies bald der Vergangenheit angehören kann), ich esse "normal" und esse vor allem mit Genuss.

Es könnte alles so schön sein, denn Fakt ist: ich habe seitdem ein wesentliches Mehr an Lebensqualität, ABER: ich hasse meinen Körper nach wie vor und lehne ihn zutiefst ab. Oft geht es so weit, dass ich heulend vor dem Spiegel stehe (zur Info: ich habe mit BMI 22 Normalgewicht) und am liebsten mit einem scharfen Gegenstand einfach drauf los ritzen würde, weil ich es kaum aushalten kann.
Ich frage mich, wie ich diese letzte Hürde noch schaffen kann? Ich mein: inwiefern kann denn da ne Therapie überhaupt weiterhelfen?
Ich kenne viele essgestörte Mädels, aber leider geht das denen fast allen so. Nur eine von ihnen mag heute ihren Körper und das entmutigt mich sehr, denn auf Dauer frage ich mich schon: ist es das wert? Ist es dann nicht besser, doch wieder in die Bulimie zu rutschen und zu leiden - dafür aber im Bereich Körper/Gewicht glücklicher zu sein?

Hat jemand von Euch Erfahrung mit Körpertherapie? Oder gibt es irgendwas, das Euch geholfen hat? Ich wäre um jeden Rat wirklich dankbar!!

lg
Silenttear

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lemon
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag So., 16.03.2008, 22:43

werds mal hier reinschreiben meine Gedanken,
da ich momentan keinen neuen Thread öffnen kann und wie silenttear berichtet liegt bei mir auch eine Körperchemastörung vor.
(Ich hoffe es passt, waren ja noch keine Diskussionen bisher zu diesem Thema hier).


Nun bin ich mittlerweile 44 Jahre und plage mich immer noch mit Essstörungen rum .

Seit 20 Jahren begleitet mich diese Last, wobei ich durchaus einige Jährchen hatte, da ist sie in den Hintergrund getreten und hatte keine so große Macht. Doch war sie ein klein wenig immer vorhanden und hat sich hin und da bemerkbar gemacht.

Seit 4 Monaten belästigt sie mich wieder täglich, so dass ich Tag für Tag konfrontiert werde und damit beschäftigt bin sie mir vom Hals zu halten.

Gibts vielleicht noch jemanden hier, dem es genauso geht? Empfinde es manchmal etwas beschämend, sollte ich mich doch schon dahingehend weiterentwickelt haben, dass es keine Rolle mehr spielt.

Freue mich auf Antworten

lemon
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ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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die_geisha
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Beitrag Di., 18.03.2008, 14:46

hi silenttear!

ich habe auch bulimie seit ca. 6 jahren...seit einiger zeit sind meine fressanfälle weniger geworden, die ES ist ein bisschen in den hintergrund gerückt in meinem leben. irgendwie hat sie früher alles andere überschattet. ich weiß aber dass ich auch ein gestörtes körperbild habe. ich bin nicht ganz schlank aber auch nicht fett...das macht es vielleicht auch schwieriger mich zu mögen, da ich ja eben nicht schlank bin , aber meine körpereinschätzung ist wahrscheinlich realistisch. obwohl ich immer erstaunt bin wenn ich fotos von mir sehe dass ich gar nicht so dick bin wie ich immer denke. irgendwie sehe ich mich immer noch so wie früher obwohl ich nicht mehr so dick bin.
ich hab mich früher auch mal richtig gehasst aber heute nicht mehr...ich schiebe nur immer alles auf meinen körper...wenn mein freund keine lust auf sex hat denke ich es ist weil ich so fett bin (die größten probleme mit meinem körper hab ich sowieso wenn es um männer geht)wenn ich shoppen gehe und mir ne hose in 38 nicht passt könnte ich heulen vor wut auf mein fett...aber die wut ist nicht mehr so stark dass ich dann nichts essen kann. mitlerweile ziehe ich ja auch wieder n bikini an und kurze hosen...

ich hab erfahrung mit körpertherapie...dort lernt man ja dass man seinen körper mögen soll und wie das funktioniert...man kann sich was gutes tun, alles was eben spaß macht und so...sodass man sich mit seinem körper wieder als einheit fühlt und ihn nicht als ding sieht dass nicht zu einem gehört...ich geb zu bei mir hat es noch nicht richtig klick gemacht. ich ,,liebe" meinen körper nicht. ich hab gelernt ihn zu ignorieren anstatt zu quälen. das macht es leichter aber er ist noch immer ein lästiges übel und ich will noch immer abnehmen...ob das jemals im leben anders wird wenn man einmal eine ES hatte?
lg geisha
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Kerstin1
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Beitrag Di., 25.03.2008, 13:51

Zitat:: Ist es dann nicht besser, doch wieder in die Bulimie zu rutschen und zu leiden - dafür aber im Bereich Körper/Gewicht glücklicher zu sein? [/size]

Hallo!

Habe gerade Deine Zeilen gelesen und diese Zeilen treffen mich sehr.
Du kannst sehr, sehr stolz auf Dich sein, dass Du es soweit geschafft hast.
Du musst eine starke Persönlichkeit sein, dass Du da herausgekommen bist, darum verstehe ich Deine Zeilen nicht.
Der Weg zurück in die Bulimie wäre vielleicht für Dich momentan das "Einfachste", aber die Bulimie ist nicht Dein Freund. Es ist ein Ritual wo wir uns sicher fühlen. Die Bulimie nimmt Dir alles.
Ich hatte auch eine ES und ich verstehe Dich sehr gut und ich kann es auch sehr gut fühlen, was für eine Ablehnung gegenüber Du Deinen Körper hast. Aber vergiss nie, dein Körper ist Dein Freund darum pflege und hege ihn und behandle in gut.
Ich habe ein Tanztherapie gemacht und die hat mir sehr gut für mein Körpergefühl getan.
Ich weiß auch, dass wir alle geliebt werden egal wieviel Kilo wir auf die Waage bringen. Wir brauchen nicht schlank zu sein um geliebt zu werden.

Alles Liebe

Kerstin

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die_geisha
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Beitrag Di., 25.03.2008, 18:39

hi!
Ich weiß auch, dass wir alle geliebt werden egal wieviel Kilo wir auf die Waage bringen. Wir brauchen nicht schlank zu sein um geliebt zu werden.
wow... da bin ich aber platt...man merkt dass du es wirklich weißt, also nicht nur im kopf sondern im herzen...
wie lange hat es gedauert bin du das gewusst hast? kam es nur durch die tanztherapie?
bei mir ist das noch nicht ganz angekommen, ich denk immer noch wenn ich fett bin liebt mich keiner.
lg geisha
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Kerstin1
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Beitrag Do., 27.03.2008, 07:52

Hallo,

ich möchte Dir Deine Frage nicht genau beantworten, (bitte nicht persönlich nehmen), aber es liegt in Deiner Hand und wir sind alle Individuen und so kann es bei den einem länger oder kürzer dauern. Ich kann Dir nur sagen, dass ich sehr viel Geduld gebraucht habe und Geduld nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt. Aber du hast schon gezeigt, dass Du sehr viel Stärke in Dir trägst und dass Du alles schaffen kannst.
Vielleicht überlegst Du Dir einfach, was wir Spass machen könnte(Tanztherapie, Maltherapie usw., und probierst es einfach aus.
Es macht Dich sicher wieder eine Erfahrung reicher und stärker.

Liebe Grüße

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MoonChild
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 18:49

Hallo ihr!

(bin nicht ganz neu, kannte das alte forum schon ...)

Also - ich "leide" unter Bulimie und hab eigentlich das umgekehrte Problem. Ich weiß nicht, warum ich Fressanfälle hab und dann kotzen gehe... Ganz bestimmt nicht weil ich mich für fett halte, das ist bescheuert. Sicher, ich hab total Angst vor dem zunehmen, aber wenn ich nicht so viel fressen würd, sondern mich ganz normal ernähren würde, dann würde ich auch nicht zunehmen. Außerdem WEISS ich dass es sich nicht ändert wenn ich 20 Kilo mehr hätte. Die Liebe von den Menschen, die mir wichtig sind, wäre die gleiche (hatte 20 Kilo mehr und es hat sich durch das abnehmen ja auch nichts verändert).

Gut - schön langsam kapiere ich, dass ich mich einfach hasse - aber das ist nicht auf den Körper beschränkt. Aber der Körper ist halt die Instanz, mit dem man sich mit der Umwelt verbindet. Und ehrlich gesagt - ich kenne ziemlich viele Leute, die keine Essstörung haben und sich trotzdem nicht selbst ausstehen können. Also ... offensichtlich hängt das gar nicht so zusammen ...

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Lule
sporadischer Gast
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Beiträge: 6

Beitrag So., 06.04.2008, 17:24

Hallo, du schreibst mir aus der Seele mit Deinem 2 Absatz.

ich weß zu gut was das heißt vorm Spiegel zu stehn und sich zu wünschen das es nur ein Alptraum ist was man da sieht. Ich hab übrigens BMI 20 auch Normal. Abern es schnürrt mir die Kehle vor Schmerz.

Was mir für einen moment hilft ist der sport, bis ich uter der Dusche komme, dann kommt wieder die Warheit am licht, die dann meinen ganzen Tag bestimmt.


Mobsie
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Beiträge: 2

Beitrag Di., 26.02.2013, 21:40

die_geisha hat geschrieben:ich bin nicht ganz schlank aber auch nicht fett...das macht es vielleicht auch schwieriger mich zu mögen, da ich ja eben nicht schlank bin
Ich persönlich finde es attraktiver wenn eine Frau ein bisschen Mehr hat als eine perfekte schlanke Figur. Es strahlt gewisse Dinge positiv aus, was bei dünnen frauen eher als ungesund scheinen.
Es ist aber auch nur geschmackssache.
Ich weiß auch, dass wir alle geliebt werden egal wieviel Kilo wir auf die Waage bringen. Wir brauchen nicht schlank zu sein um geliebt zu werden.
Tief in meinem inneren bin ich ganz genau deiner Meinung. Ich weiss wie es ist zu lieben und man nimmt den Menschen so an, egal wie sie aussieht.
Lule hat geschrieben:Was mir für einen moment hilft ist der sport, bis ich uter der Dusche komme, dann kommt wieder die Warheit am licht, die dann meinen ganzen Tag bestimmt.
Kenne ich gut, nur dass es bei mir zum Glück nicht den ganzen Tag bestimmt.

Ich akzeptiere Menschen so wie sie sind. Das kommuniziere ich auch nach aussen. Aber warum akzeptiere ich meinen Körper nicht?

Es gibt richtig dicke Menschen, die zufrieden sind. Wie schaffen sie das? Ich vermute es hat stark mit selbstbewusstsein und selbstvertrauen zu tun. Wie kann ich den stärken?

Ich möchte gerne ein bisschen von mir erzählen.

Alter: 23
Geschlecht: Männlich
Grösse: 184cm
Gewicht: 77,7kg
BMI: 23 (Normalgewicht)

In meiner Kindheit lag mein BMI leicht höher als Normal, sah auch dementsprechend aus. Daher wurde ich auch in der Schulzeit gehänselt.
Seit mehreren Jahren übe ich Krafttraining aus. Hauptsächlich aus dem Grund mein Körperbild zu verbessern.
Vor 2 Jahren war ich in Psychotherapie auf Grund eines Burnouts (andere Geschichte), mein Psychiater hat bei mir unter anderem auch eine Körperschemastörung (Dysmorphophobie) festgestellt. Zu dieser Zeit war ich auch abgemagert, mein BMI lag auch unter dem Normalbereich, wog 10kg weniger als jetzt.
Auch zu der Zeit als ich untergewichtig war empfand ich mich als Fett, Speckröllchen und Bauch störten mich wahnsinnig. Jetzt da ich gewichtsmässig wieder im Normalbereich bin, und durch das Training auch Muskelmasse zu sehen ist, stören mich immer noch enorm mein Bauch, meine Speckröllchen und meine Brust. Habe immer das Gefühl dort ist es zu Fett.
Manchmal ob im Alltag, während oder nach dem Training zieht es mich wieder runter. Ich vergleiche mich mit andern, suche oft einen Spiegel auf, etc.
Meine Ärzte sagen ich bin schlank. Meine Eltern sagen ich soll mehr zunehmen. Ich fühle mich nach wie vor Fett.

Es gibt selten Momente, vor allem morgens wenn ich mich im Spiegel sehe oben ohne, da denke ich wow man sieht echt langsam dass ich fitness mache. Aber nach einigen Stunden verfällt dieses Gefühl wieder im Gegenteil, als ob ich nie Sport getätigt hätte alles für die Katz war.

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