Adipositas, ich kann meinen Körper so nicht akzeptieren

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Ive
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Beitrag Do., 21.04.2011, 08:44

Auch ich kann den Satz von Vallèe, dass das Abnehmen zwingend schlechte Gefühle erzeugt, keineswegs bestätigen; ich selbst habe inzwischen 9 kg weniger OHNE Hungern und OHNE besonderen Verzicht.

Man kann sich allerdings nicht weiterhin ständig überessen und gleichzeitig abnehmen, wenn man die Veranlagung hat, Gewicht zu speichern; aber das erwartet hoffentlich auch niemand.

Kluge Auswahl der Lebensmittel, aber sich grundsätzlich alles in bestimmten Mengen erlauben - das ist der Weg.

Was mir weiter oben noch auffällt: In einem einzigen Post stehen all diese negativen Glaubenssätze und Selbstprogrammierungen:
- Ich weiß, dass ich, selbst wenn ich jetzt abnehme, irgendwann in meinem Leben mindestens wieder auf dieses Gewicht komme.
- Ich setze sehr schnell Gewicht an.
- Wenn ich Kinder bekomme ... nehme ich sicher zu,
- genauso wie ich einfach durchs Altern zunehmen werde.
- Aber ich weiß, dass das niemals klappen kann ...
Und schließlich noch, im selben Beitrag:
die abstoßende Hülle ...
Die Frage liegt auf der Hand: Wie soll jemand abnehmen, der sich selbst ablehnt und kein bisschen daran bzw. an sich glaubt?! Nicht glauben kann, lautet jetzt vielleicht der Einwand - aber doch: Man KANN. Man kann es lernen, anders mit sich zu reden, mit sich umzugehen. Das geht selten von jetzt auf gleich, es ist in der Regel ein Prozess, der sich über längere Zeit hinzieht.

Ich glaube, diese Erfahrung haben diejenigen, die mit dem Abnehmen schließlich Erfolg hatten, auf die eine oder andere Art gemacht: Man kann die Gedanken, vielleicht mit therapeutischer Hilfe, "umpolen", man kann bereit werden, sich erst einmal zu akzeptieren MIT all den Mängeln, die man bei sich zu sehen meint, und von da aus starten, um mit sich und der Nahrung anders umzugehen.

Nur braucht es ein klares Ziel, das eine Zeitlang das Vorrangige sein sollte, die Bereitschaft, umzudenken - und schließlich das Handeln. Von allein geschieht nichts, aber es kann sich durchaus bei JEDEM etwas ändern.

Sich ständig solche Sätze wie oben einzuhämmern, zieht fast zwingend nach sich, dass alles so bleibt wie es ist - oder schlimmer wird.

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montagne
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Beitrag Di., 26.04.2011, 17:29

@lemon und Ive: ich nehme mal an ihr seit nicht wirklich adipös. 9 Kilo, klar ist auch ne Leistung, aber hier ging es ja um 30 und mehr Kilo, das ist eine ganz andere Liga, da steht ein anderer, gravierenderer psychischer Mechanismus dahinter als bei einem nicht-Essgestörten.

Und ich empfinde es (obwohl normalgewichtig) fast als Hohn einem Adipösen zu sagen, es geht, es ist so einfach, ohne Verzicht, ohne schlechte Gefühle. das ist, als würde man einem depressiven sagen, hab doch einfach Spaß am Leben und sieh die Dinge positives, tu was! Ist ganz einfach, ohne seelische Schmerzen, ohne Ängste.

Da ist eine Adipositas von ein paar Schönheitspfunden zu viel zu unterscheiden, ebenso wie ein Stimmungstief von einer major depression zu unterscheiden ist.
amor fati

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wasmachtmandann
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Beitrag Di., 26.04.2011, 17:30

da musst abnehmen! wennst zu dick bist musst du abnehmen.

das ist recht einfach, weniger essen.

wennst weniger isst, nimmst ab und dann bist nicht mehr dick. ehrlich wahr!

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Ive
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Beitrag Di., 26.04.2011, 17:45

@ Vallèe

Da hast Du wohl Recht. Ich habs bisher so gesehen, dass ich mir zwar vorstellen konnte, wie schwer es ist, von einem wirklich hohen Gewicht aus zu starten - wahrhaftig nicht einfach, mir geht der Mut schon bei der Vorstellung auf Grundeis - aber der Weg für alle der gleiche ist. Mag aber sein, dass das ein Irrtum war.

LG Ive

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montagne
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Beitrag Di., 26.04.2011, 18:29

Es tut mir leid Ive, wenn ich schroff klang, war nicht meine Absicht.

Hab halt in meiner familie, insbesondere meine Mutter früher schon genau darunter Leiden sehen, das vielfach suggeriert wurde, es wäre ja nicht soooo schwer abzunehmen. Heißt ja im Umkehrschluss, jemand mit 30 oder mehr Kilo Übergewicht ist einfach zu dämlich oder zu bequem es durchzuziehen.
amor fati

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lemon
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Beitrag Di., 26.04.2011, 18:40

Nach vallees post habe ich mich auch besonnen und gebe zu, dass ich mich nicht hineinversetzen kann, was es bedeutet adipös zu sein. Wollte eher den anderen Blickwinkel eröffnen, dass es viel schöner ist sich wohl zu fühlen, als zu essen bzw. schöner sein kann. Es durchzuziehen ist eine andere Geschichte, da der Berg bei Adipositas schon arg groß ist. So ein kleines Berglein von paar Kilos ist halt doch leichter zu bewältigen. Trotzdem glaube ich fest daran, dass auch das zu schaffen ist, Schritt für Schritt, nicht aufgeben und immer ein Stückchen weiter gehen, auch wenns einen mal zurückwirft.

Liebe Grüße
lemon
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ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]


montagne
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Beitrag Di., 26.04.2011, 18:48

Ja, es ist zu schaffen! (:
Aber wohl nur extrem schwer ohne professionelle Hilfe. Heilung von Adipositas (sofern das überhaupt geht) ist mehr als nur Pfunde los werden. Nicht umsonst ist es eine psychische/psychosomatische Störung, im gegensatz zu ein paar Pfunden, die wohl eher eine ästhetische Störung sind.

Mehr wollte ich nicht sagen, als Mut zu machen das probpem wirklich ernst zu nehmen und sich nicht mit Diät-Tipps abspeisen zu lassen.
amor fati

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Empty-Soul
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Beitrag Di., 26.04.2011, 19:12

Hallo Emily!

Ich habe ein ähnliches Problem.
Ich bin krank und kann nicht rennen , springen, joggen, laufen, hocken...

Zu Anfang der Krankheit wog ich 55kg und war 1,55m groß.
Jetzt bin ich 1,60 und wiege knappe 94kg.

Allein weniger essen bringt garnichts.

Mein Problem ist, dass ich mich gern für etwas belohne oder tröste. Dann isst man nicht nur ein Knoppers sondern drei...

Früher hatte ich einen tollen Körper, wenn auch mit einigen Geweberissen, die in der Pubertät kamen, als ich Brüste und Hüften bekam. Damit musste ich leben, aber es war nicht so schlimm.
Meinen Körper hab ich nur bedingt gemocht, anfangs in der Schulzeit nicht, weil ich die kleinste und trotzdem reifeste war, mit Brüsten... Habe meinen Körper immer vesteckt so gut es ging.

Nachdem ich krank wurde konnte ich die ersten zwei Jahre kaum gehen. Ich aß weiter wie bisher und wurde nur langsam dicker.
Dann folgten viele Probleme mit nachhängender Depression und dann gings los mit dem Zunehmen.

Was mir geholfen hat war Trennkost. Ich hab mich gut gefühlt, alles war gesund und so viel dass ich satt war.
Aus Kostengründen kann ich es momentan nicht anfangen, aber ich hab vor, schwimmen zu gehen, wenn hier am 1. Mai das Schwimmbad auf macht. Habe mir fest vorgenommen jeden Tag schwimmen zu gehen, da ich nicht viel mit meinen Beinen machen kann.

Was ich dir raten kann ist nicht viel.
Du musst deinen Körper nicht akzeptieren.
Schließe einfach Waffenstillstand und lass ihm nicht alles durchgehen.
Nein sagen ist sehr schwer, ich kenn es selber.
Aber auch das ist etwas was man lernen kann: Selbstdisziplin.
Ich lern es gerade und muss sagen... es ist HART.
Aber ich hab mich entschieden, ich will mich nicht mehr so fühlen wie du es gerade tust.
Ich mach Sport und versuch so gut es geht gesund zu essen. Gottseidank rauch und trink ich nicht, sonst wäre es wohl noch schwerer.

Versuch einfach, deinen Körper als "Wettbewerbskandidaten" zu sehen. Wenn er zu dick ist, zeig ihm dass du besser bist als er und fordere ihn zum Sport heraus.
Hört sich albern an, aber der Ehrgeiz kann inspirierend sein.

Viel Glück.

PS: Ich meine zu wissen, dass Adipositas bei dir noch nicht gegeben ist, eher Übergewicht Klasse 3...
Vielleicht hört sich das besser an als "Fettleibigkeit". Zumindest ich find "Übergewicht" nicht so schlimm wie "Adiopsitas".
Wenn du nicht gehst wenn du willst, bist du schon weg, bevor du endlich gegangen bist!

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Ive
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Beitrag Mo., 27.06.2011, 20:13

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ich lese gerade, was Du hier zuletzt geschrieben hast.

Sorry, aber für mich hört sich das sehr nach einem Kampf mit sich selbst oder sogar gegen sich selbst an. Ich meine, das genaue Gegenteil ist die Lösung, d. h. sich selbst annehmen und locker lassen: Den Körper nähren, aber das Essen nicht als Problemlösungsstrategie einzusetzen versuchen.

Ich will es nicht schon wieder zu sehr vereinfachen, aber Härte, Disziplin ... das sind Dinge, die gerade bei Übergewichtigen viel Frust auslösen - und noch mehr zum Essen veranlassen können.

LG Ive

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