Hallo. Ich bin männlich und 31 Jahre alt. Vor über einem Jahr war ich noch dick und hab knapp 40 Kilo in einem Jahr abgenommen. Fitnessstudio und Ernährungsumstellung sei Dank. Mittlerweile wiege ich nur noch 55kg auf einer Größe von 1,71m.
Ich gehe viel spazieren (arbeitsbedingt), aber Krafttraining mache ich aufgrund von Zeitmangel nicht mehr. Vorher auch eher nur zur Diätbegleitung. Aufgrund meines gewichtlichen Erfolgserlebnisses habe ich nun panische Angst davor zuzunehmen. Ich möchte nicht mehr so aussehen wie früher. Jeder der mich sieht, lobt mein Engagement und wie ich nun aussehe. ''Du bist so schön schlank geworden''. Meine Mutter meint allerdings, dass ich zu dünn bin. Auch ich fühle mich körperlich wohler. Sowohl optisch, als auch meine Blutwerte sind top. Aber psychisch fühl ich mich nicht wohl.
Seit über einem Jahr verzichte ich auf Fastfood. Ich esse viel Gemüse am Tag und das in riesigen Mengen... Kiloweise Gemüse, nur weil es kalorienarm ist und ich so viel essen kann wie ich will und mir somit richtig den Bauch vollstopfen kann, bis ich so richtig satt bin (hab irgendwie kein Sättigungsgefühl). Alles dreht sich ums Essen reistopfen wenn ich morgens aufwache, versuche es aber immer aufzuschieben, damit ich am Tag nicht über meinen Bedarf esse. Einmal in der Woche gönne ich mir Salzstangen oder Laugenbrezeln, habe aber immer danach ein schlechtes Gewissen, wie eigentlich immer, wenn ich mehr gegessen habe, als ich verbrauche. Diese Gedanken rund ums Gewicht macht mich noch psychisch fertig. Ich steige jeden Tag nach dem Aufstehen auf die Waage und notiere mir mein Gewicht, ob ich nicht ein paar Gram oder Kilo zugenommen habe. Merke ich, dass ich mehr habe, esse ich weniger, was mich aber zerfrisst.
Früher hab ich mir auch nichts geschissen, wie viel ich gegessen habe. ''Zu Mittag 4 Semmeln mit Leberkäs oder 2 Döner und jeden Abend eine Familienpizza kurz vom Schlafengehen. einen 5 Liter Topf voll mit Spaghetti und Pesto''. Dementsprechend hab ich auch ausgesehen. Klar war mir bewusst, dass ich nicht kalorienarm gegessen habe, aber es war mir egal. Ich hab gern gegessen und vorallem hab ich gegessen worauf ich Bock hatte und das in Mengen. Ich war glücklich. Jetzt bin ich sowas von in diesem krankhaften Diätwahn drin, dass ich Angst habe, dass mir bald die Hosen die ich mir gekauft habe nicht mehr passen, wenn ich wieder ''normal'' esse, die Shirts und dass ich wieder zunehme. Zunehme und wieder speckig und dick werde und ich mich wieder nicht ins Freibad traue. Wie wird man diese ernährungsfixierten Gedanken los? Heißt ja nicht, dass ich nicht auf die Ernährung achten möchte. Klar, ins Fastfoodleben möchte ich nicht mehr zurück... Aber ich möchte einfach normal essen. Ein Eis, wenn ich Bock drauf hab, eine Pizza, wenn ich Lust drauf habe, ein Stück Kuchen und Torte, wenn ich bei meinen Eltern eingeladen werde, und mich nicht ständig schlecht fühlen, wenn ich mehr gegessen habe, als ich verbrauche (was nicht schwer wäre). Und vorallem möchte ich, dass es mir egal ist, wenn ich wieder 5kg oder 10kg oben habe... Einfach, weil es dazu gehört ab- und zuzunehmen.
Aktuell hab ich eine Verletztung am Bein und bin im Krankenstand seit zwei Wochen. Heißt, ich kann nicht spazieren und wandern gehen, um meinen Grundbedarf erhöhen. Es macht mich einfach fertig. Ich möchte doch einfach nur weg von diesen Essensgedanken. Damals war ich dick und auch nicht unglücklicher als jetzt. Eher im Gegenteil. Jetzt, wo ich weiß, wieviel Kalorien ein bestimmtes Lebensmittel hat, bin ich unglücklich. Dieser Diätwahn hat mich kaputt gemacht. Ich möchte einfach, dass es mir egal ist, solang ich nicht wieder über 90kg habe...
Liebe Grüße.
(Hinweis Admin: Betreffzeile von "Raus aus der Essstörung" etwas auf die obige präzisiert (Ihre Wortwahl) - ich hoffe, das passt so für Sie)
Vom Übergewicht zum Diätwahn
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Thread-EröffnerIn - neu an Bo(a)rd!
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Nach meinen Erfahrungen besteht genau darin die Essstörung, nicht im zu viel oder zu wenig Essen oder Wiegen.Ich möchte doch einfach nur weg von diesen Essensgedanken.
Die ständige Beschäftigung mit Nahrungsaufnahme- oder Verzicht verhindert den Kontakt zu Gefühlen und Bedürfnissen.
Die Beziehung zu sich selbst (und damit auch zu anderen ) ist somit "gestört".
Es gibt mehrere Möglichkeiten, daran etwas zu ändern.
Der erste Schritt besteht in der Akzeptanz, dass es ist wie es ist.
Das setzt die Energie frei, die sonst zum Kämpfen verbraucht wird.
Mit dieser Energie kann man den Weg raus aus der Essstörung entdecken, der zu einem passt.
Das kann ambulante oder stationäre Therapie sein oder eine Selbsthilfegruppe oder Menschen, die man nah genug an sich heran lassen will.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
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