Hallo,
ich lese hier schon länger Im Forum und habe mich nun angemeldet, weil mich ein Thema schon länger beschäftigt.
Ich leide seit ca. 10 Jahren unter einer Essstörung. Diese äußert sich durch eine starke Unzufriedenheit mit meinem Körper, einem ständigen Abnehmwunsch und panische Angst vor Gewichtszunahme, einer zwanghafte Beschäftigung mit Ernährung, Abnahme und Planung von Mahlzeiten.
Es gibt Phasen, in denen ich sehr unregelmäßig und wenig esse. Da nehme ich dann schnell ab und genieße das Gefühl der Macht und Kontrolle. Dann kommen immer wieder Phase mit unkontrollierten Essanfällen. Manchmal habe ich gar keine Kraft, diese auszugleichen, eine zeitlang habe ich dann aber sehr viel Sport getrieben. Seit einem halben Jahr erbreche ich auch Mahlzeiten. Ich leide sehr unter diesen Essanfällen und der Gewichtszunahme. Ich versinke dann über Tage und Wochen in depressive Verstimmung und Antriebslosigkeit, bin kaum in der Lage, soziale Kontakte zu pflegen und meine Arbeitsleistung nimmt stark ab. Zwischendurch hatte ich auch Phasen, wo ich zwar regelmäßig und ausreichend gegessen habe, aber dafür zwanghaft gesund und restriktiv in der Lebensmittelauswahl.
Mein Gewicht schwankt stark, ich war jahrelang an der Grenze zum Untergewicht, momentan aber eher oberes Normalgewicht. Ich fühle mich unglaublich unwohl und will unbedingt wieder Gewicht verlieren. Momentan esse ich wieder sehr wenig und erbreche häufig meine Mahlzeiten.
Da ich diesen Kreislauf nun schon seit ein paar Jahren aufrecht erhalte, ist mir klar, dass ich therapeutische Hilfe benötige und es nicht allein schaffe. Das Problem ist nur, dass meine Krankheitseinsicht stark schwankt. Wenn ich Essanfälle habe und ich zunehme, ist mein Leidensdruck extrem hoch und dann ist mir auch klar, dass mein Verhalten krankhaft ist. Wenn ich es aber schaffe, wenig zu essen und ich sehe, wie ich jeden Tag ein bisschen weniger wiege, geht es mir erstmal wieder unglaublich gut, weil ich dies Kontrolle wieder zu zurück habe. Dann spiele ich meine Probleme vor mir selber herunter und rede mir ein, dass ich ja eigentlich alles im Griff habe.
Ich frage mich, ob auf der Basis, therapeutische Hilfe überhaupt Sinn macht. Ich klammer mich unglaublich an meine Gewichtsabnahme und ich weiß nicht, ob ich mich davon lösen kann. Ich zweifel daran, ob ich mich jemals mit diesem Gewicht akzeptieren kann, weiß aber gleichzeitig, dass es schwierig ist gesund zu werden, wenn ich weiter auf diese höchst ungesunde Weise abnehme. Ich ertappe mich dabei, dass ich selber mit mir verhandel, dass ich jetzt erstmal 10 Kilo abnehme und mir dann therapeutische Hilfe hole. Ich habe dass Gefühl, dass ich zwar gesund werden will, aber auf der anderen Seite nicht bereit bin, mich und mein Essverhalten zu verändern.
Ich bin gerade sehr unglücklich und frage mich, ob es mit meiner Einstellung Sinn macht, sich in Therapie zu begeben.
Essstörung, Therapieerfolg bei schwankender Krankheitseinsicht
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Liebe Phoebe,
gerade dann, solltest du dich in eine Therapie begeben. Ziel der Therapie kann ja zu Beginn durchaus auch sein, eine stabile Veränderungsmotivation aufzubauen und gerade, wenn du beginnst zu bagatellisieren, ist es wichtig, dass du dann ein Gegenüber hast, was dich daran erinnert, was deine Ziele sind und dich auf deine blinden Flecken hinweist
gerade dann, solltest du dich in eine Therapie begeben. Ziel der Therapie kann ja zu Beginn durchaus auch sein, eine stabile Veränderungsmotivation aufzubauen und gerade, wenn du beginnst zu bagatellisieren, ist es wichtig, dass du dann ein Gegenüber hast, was dich daran erinnert, was deine Ziele sind und dich auf deine blinden Flecken hinweist
It is better to have tried in vain, than never tried at all...
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Danke für Deine Enschätzung! Ich lese gelegentlich etwas über Therapieansätze bei Essstörungen und lese dann häufig, dass es wichtig, dass der Patient sich von bestimmten Gewichtszielen verabschiedet, eine regelmäßige Mahlzeitenstruktur hat, auch Gewichtszunahmen in Kauf genommen werden sollten und so weiter...
Immer wenn ich dann sowas lese, bin ich so mutlos und bin mir sicher, dass ich das nicht schaffen werde. Ich habe einfach Angst, dass ich eine Therapie durch meinen starken Abnehmwunsch torpediere. Ich fühle mich so schlecht damit, dass ich regelmäßig hungere und erbreche oder mich bis zur Schmerzengrenze vollstopfe, aber nur einen Leidensdruck verspüre, wenn ich zunehme. Wenn ich 10 Kilo weniger wiegen würde, würde ich mein gestörtem Essverhalten wahrscheinlich komplett verdrängen.
Mir ist auf rationaler Ebene klar, dass ich Hilfe brauche, habe aber gleichzeitig solche Selbstzweifel und Angst, dass ich es nicht schaffe, meine Verhaltensweisen aufzugeben...
Immer wenn ich dann sowas lese, bin ich so mutlos und bin mir sicher, dass ich das nicht schaffen werde. Ich habe einfach Angst, dass ich eine Therapie durch meinen starken Abnehmwunsch torpediere. Ich fühle mich so schlecht damit, dass ich regelmäßig hungere und erbreche oder mich bis zur Schmerzengrenze vollstopfe, aber nur einen Leidensdruck verspüre, wenn ich zunehme. Wenn ich 10 Kilo weniger wiegen würde, würde ich mein gestörtem Essverhalten wahrscheinlich komplett verdrängen.
Mir ist auf rationaler Ebene klar, dass ich Hilfe brauche, habe aber gleichzeitig solche Selbstzweifel und Angst, dass ich es nicht schaffe, meine Verhaltensweisen aufzugeben...
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Sieh's doch mal so: Vielleicht verweigert dein Körper ja die Gewichtsabnahme, damit du dir Hilfe holst um besser, liebevolle mit ihm umzugehen? Eins hat mich die Erfahrung gelehrt: Einen Krieg gegen deinen Köper kannst du niemals gewinnen, er ist kein Objekt, das du beliebig um eines "Schönheitsideals" willen manipulieren und schikanieren kannst. Ihr seid ein Team, auf Lebenszeit auf Gedeih und Verderb aneinander gebunden. Du kannst also nur mit ihm gemeinsam etwas erreichen.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Ja, mir ist klar, dass ich langfristig, meinen Körper nicht durch Kontrolle und Zwang beherrschen kann. Momentan bin ich allerdings in der Hunger-Abnahmphase. Obwohl ich weiß, dass das nur eine Frage der Zeit hast, bis das wieder kippt, lässt meine Motaivation, mir therapeutische Hilfe zu holen, wieder nach. Ich zögere die Therapie hinaus, um noch möglichst viel Gewicht zu verlieren. Ich verstehe einfach nicht, warum ich die destruktiven Mechanismen rational erkenne und benennen kann, ich aber gleichzeitig mit dem Gedanken and Veränderungen so überfordert bin und deswegen lieber weiter in der Hunger-Fress-Spirale verharre.
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Dann geh' doch einfach erstmal mit dem Ziel in die Therapie, dass du dich besser fühlst, und stelle nicht nur die ES in den Vordergrund. Vielleicht kommt dann im Verlauf der Therapie auch in "Abnehmphasen" die Einsicht...
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Danke, ich habe gerade einen Termin bei einer Therapeutin zu einem Erstgespräch ausgemacht.
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