Neurastisches Erschöpfungssyndrom: Angst und kein Plan

Die Psyche spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung des körpereigenen Abwehrsystems: immer mehr Krankheiten werden heute als 'psychosomatisch' und damit ggf. psychotherapeutisch relevant betrachtet.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
waldquelle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 26

Neurastisches Erschöpfungssyndrom: Angst und kein Plan

Beitrag Mi., 09.12.2009, 16:13

Hallo an alle

Ich bin seit einem Monat krankgeschrieben mit der Diagnose "Neurastisches Erschöpfungssyndrom". Ich war eines Tages in der Arbeit und bekam das Gefühl, dass ich jeden Moment entweder ohnmächtig werden oder zu weinen beginnen könnte. Ich bin nach Hause und habe mal einen Tag durchgeweint was jetzt ab und zu noch vorkommt.
Ich arbeite in einer Hotline in einem Großraumbüro und wir wurden von einem der oberen Stockwerke in den Keller übersiedelt da "unser" Stockwerk an eine andere Firma vermietet wurde.

Seit dem wir im Keller waren (ca. seit August) hatte ich immer ein beklemmendes Gefühl in der Arbeit bis zu dem bereits genannten Tag an dem ich "zusammenbrach". Der Neurologe machte sichs einfach und verschrieb mir quasi die Arbeit zu wechseln. Mein Lebensberater bei dem ich seit ca. 4 Jahren bin, meinte, dass dies ein Zeichen ist, dass ich so nicht mehr weitermachen will, was ja auch stimmt und es jetzt an der Zeit ist, mein Leben komplett umzukrempeln...

Aber was soll ich jetzt tun? Meinen jetzigen Job kann und will ich nicht mehr ausüben. Aber egal welches Jobangebot ich mir ansehe, ich bekomme gleich wieder das Gefühl, dass ich damals in der Firma hatte. Noch dazu sitzen mir meine Eltern im Genick, ich muss AUF DER STELLE wieder arbeiten und soll nicht faul zuhause rumliegen bla bla bla... (ja, ich wohne noch zuhause, da mein jetziger Job so schlecht bezahlt ist, dass ich mir keine eigene Wohnung leisten kann). Meine Eltern sind auch noch ein eigenes Kapitel, die es mir in meiner jetzigen Lage auch nicht einfacher machen.

Zurück zur Jobsuche:
Ich weiß ja nicht mal, ob ich in der jetzigen Branche bleiben kann. Ich bin in der IT-Branche tätig, hab auch darin einen höheren Schulabschluss da ich immer, seit dem ich geboren wurde etwas mit Strom oder Computer zu tun hatte. Und nun? Ich bekomme Zitteranfälle (die ich noch einigermaßen unterdrücken kann) wenn ich bei meinem Bruder ein neues Programm am Computer installiere, was ja nur 5 bis 10 Minuten dauert. Oder ich könnte einen Blutrausch bekommen wenn mich ein Kumpel mit den Worten: "Du, ich habe da ein Problem..." anredet.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter...

Geht es hier jemanden genau so?

(Hinweis Admin: Betreffzeile präzisiert.)

Werbung

Benutzeravatar

Holzklotz
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 28
Beiträge: 137

Beitrag Di., 05.01.2010, 19:18

Hi,

ich habe Neusarthenie und das kronisch und da ich auch mal Call Center Angestellter war kann ich Dir nur raten diese Art von Job künftig nicht mehr auszuüben. Es gibt genug andere Menschen die stressresistenter sind!

Du findest sicher einen Job wo Du dich nicht ganhz so verausgaben musst und nun ruh DIch erst mal aus. Die Gesundheit steht immer an Platz 1 !!

Liebe Grüße

PS: Zu der Krankheit o.ä.kannst Du mich gerne mehr fragen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
waldquelle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 26

Beitrag Sa., 09.01.2010, 02:35

Kronische Neurasthenie? Das hört sich echt schlimm an. Ich hoffe, dass ich nicht auch so etwas bekomme und wünsche dir natürlich, dass du es bald in den Griff bekommst.
Ich fühle mich , je mehr ich über Jobs und Zukunft nachdenke, immer labiler und habe echt Angst vor der Zukunft.
Mittlerweile habe ich meinen Lebensberater an den Nagel gehängt und fange übernächste Woche eine Psychotherapie an. Ich hoffe, dass mir die Frau helfen kann.

Mittlerweile hat sich das Blatt mit meinen Eltern gewendet. Sie unterstützen mich, wo sie nur können. Und ich muss auch zugeben, wie ich meinen vorigen Post verfasst habe, habe ich etwas übertrieben. Klar, meine Eltern wollen natürlich, dass "etwas aus ihrem Burli wird". Aber ich hatte mittlerweile echt Tiefgründige Gespräche mit ihnen (was ich bis jetzt noch nie hatte!?!?) wo sich herausgestellt hat, dass mein Vater, obwohl er seinen ersten Job gehasst hatte, trotzdem 23 Jahre ausgeübt hatte.
Aber, ich schweife ab...

Ich musste bei deiner Aussage mit dem Call Center Angestellten zugegeben etwas schmunzeln. Tatsache ist, ich bin ebenfalls ein Call Center Angestellter. Ich habe eigentlich nichts gegen den Job. Man plaudert mit teilweise mit netten Leuten, freundet sich mit ihnen teilweise sogar an (da wir nur für Mitarbeiter intern zuständig sind rufen fast immer die gleichen Leute an) und Stress hatte ich auch nie wirklich.
Das einzige, wo ich mich unter Druck gesetzt hatte, war, wir müssen ja jeden Call als Ticket erfassen (quasi ein Einsatzbericht schreiben). Und obwohl die Anzahl der Tagestickets bei meiner Tätigkeit irrelevant ist, wollte ich immer an der Spitze stehen und der mit den meisten Tickets sein. Das war der einzige Stress.
Sonst sind wir einfach nur da gesessen und haben auf Calls gewartet.
Das schlimme ist ja die Warterei... man ist eigentlich total unterfordert, denn wenn jemand mal anruft, ist das Problem, dass der "Kunde" hat eigentlich eh nur 08/15. Es ist diese permanente Langeweile, die mich fertigmacht...

Und jetzt weiß ich, ich brauche einen neuen Job, habe aber Angst davor, wieder arbeiten zu gehen. Vor allem, weil ich wie gesagt, keinen Plan habe, was ich machen soll. Es gäbe sogar einige Studienzweige, die mich interessieren würden, was auch kein Problem wäre. Meine Eltern meinten, sie würden mich als Student finanziell unterstützen. Nur ich habe kein Selbstvertrauen zu studieren, da ich in der Schulzeit nicht viel vom lernen gehalten habe...

Benutzeravatar

Holzklotz
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 28
Beiträge: 137

Beitrag Mo., 25.01.2010, 14:01

Achsooo
Bei uns waren immer über 10 Leute in der Warteschleife und das war Stress pur.

Also ich kann Dir trotzdem nur raten immer wieder Luft zu holfen und DIch selbst nicht zu stressen. Das mit dem "die meisten Tickets bearbeiten wollen" kann ich mir gut vorstellen und ich glaube auch den Druck macht man sich selbst.

Was würde Dich denn für ein Studium interessieren?

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
waldquelle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 26

Beitrag Di., 09.02.2010, 11:32

Beim Studieren würde ich mich für Schauspielerei oder für die Audiotechnik interessieren. Beides lässt mich etwas höher schlagen, wenn ich daran denke.

Aber im Moment bin ich wieder am Boden zerstört. Ich hab mit Ende Januar einvernehmlich gekündigt weil ich nicht mehr zu diesem Arbeitsplatz zurückwollte. Mit mir selbst hab ich dann vereinbart, dass ich dann ein Monat auf Sparbuch lebe und mich ein wenig Durchtherapieren lasse. Mein Vater ist natürlich etwas nervös, dass ich daheim so vor mich hinlebe. Was ihn aber komplett fertig macht, ist die Tatsache, dass ich im Moment keinen Versicherungsschutz habe. Mir ist das ganze egal aber er hat mich gebeten, zum AMS zu gehen, damit ich eben Versicherungsschutz usw. bekomme. Aber diese Wort "AMS" hat bei mir wieder irgendwas ausgelöst. Ich heule schon wieder. Das letzte Mal habe ich vor ca. einem Monat geheult.
Mich macht irgendwie die Vorstellung fertig, dass ich beim AMS reingehe, ein paar Fomulare ausfülle und die Tante sagt: "Ui, ich hab schon einen Job für Sie gefunden. Sie können am Montag gleich anfangen...."
Ich fühle mich im Moment einfach nicht bereit zum arbeiten....

Was soll ich nur tun... mein Vater wird wieder komplett auszucken, wenn ich nicht beim AMS war...


luciabava
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 39
Beiträge: 626

Beitrag Di., 09.02.2010, 11:43

waldquelle hat geschrieben: Was soll ich nur tun... mein Vater wird wieder komplett auszucken, wenn ich nicht beim AMS war...
Ganz einfach: geh zum AMS, aber lass dich gleichzeitig bis auf weiteres erst einmal krankschreiben. Du bist, wie du sagst, therapiebedürftig, also dürfte das kein Problem sein. Dein Vater hat ja recht, der Versicherungsschutz ist echt wichtig!

Viel Glück!

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Di., 09.02.2010, 12:05

Wie ist denn da die Rechtslage in Ö, in Deutschland kannst du dich normal arbeitslos melden, wenn dir ein Arzt attestiert, daß du deinen alten Beruf nicht mehr ausüben kannst aus gesundheitlichen Gründen.

Also DRINGEND zum Arzt, Attest, und dann eine vernünftige Therapie. Evtl kannst du ja auch was stationäres machen, ich weiß von einigen Leuten mit Burn Out, denen das geholfen hat.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
waldquelle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 26

Beitrag Di., 09.02.2010, 12:12

Ja, leuchtet mir auch ein, aber ich will weder mit da Krankenkasse um den Krankenstand streiten noch im Moment mitn AMS Arbeit suchen... Ich will einfach niemanden zur Last fallen, meine Ruhe haben und mich Therapieren lassen bis mir das Geld ausgeht oder ich wieder arbeiten kann... :(
Aber naja...

Was muss ich dann eigentlich wieder beachten? Also Hausarzt -> Krankschreiben und Termin beim Neurologen ausmachen und mir ein Attest holen? Mein letztes Attest vom Neurologen besagt nämlich nur, dass ich die Arbeit wechseln soll.

Was ich noch hinzufügen will:
Irgendwie baut sich bei dem Gedanken, dass man nie seine Ruhe hat, sondern immer die Behörden im Genick sitzen hat bei mir ein ziemlich großer Stress auf.
So, keine Ahnung, ob das dazu passt... ich wollte es einfach dazuschreiben

Benutzeravatar

fiffi
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 45
Beiträge: 27

Beitrag Di., 09.02.2010, 12:22

Was ich noch hinzufügen will:
Irgendwie baut sich bei dem Gedanken, dass man nie seine Ruhe hat, sondern immer die Behörden im Genick sitzen hat bei mir ein ziemlich großer Stress auf.
ja, das kenne ich....
es ist auch ein ziemlicher stress, sich dem system auszusetzen, das meistens nur eines will - dass man wieder funktioniert und keine leistungen beansprucht.
da muss man ziemlich kämpfen (ich zumindest), um sich kein schlechtes gewissen machen zu lassen und sich nicht unter druck setzen zu lassen, sondern sich klar zu machen, dass man ein recht auf unterstützung hat, wenn es einem schlecht geht.
man hat ja auch vorher mit seinen beiträgen für so einen fall ins system einbezahlt.
versuch dir das immer wieder klar zu machen.
aber ich empfinde es auch immer als riesendruck, sobald ich mit den behörden zu tun habe....
ever tried. ever failed. no matter.
try again. fail again. fail better.
(samuel beckett)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
waldquelle
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 28
Beiträge: 26

Beitrag Di., 09.02.2010, 12:34

Das mit dem "dafür hab ich vorher ja einbezahlt" stimmt voll und ganz, nur wiederspricht sich das bei mir immer wieder mit dem Gedanken: "aber andere brauchen sowas nicht... andere sind nicht so labil wie du... andere schaffen das auch... " usw usf...

Gibts in Österreich nicht auch die Möglichkeit, dass man sich selbst irgendwie versichert? Ich finde über Google einfach nichts...

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag