Angst, zu versagen / Versagensangst

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Leucin
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Angst, zu versagen / Versagensangst

Beitrag Do., 13.11.2008, 22:13

Ich hoffe mein Beitrag hat sich nicht vollkommen im falschen Unterforum verirrt. Sollte das jedoch der Fall sein, so bitte ich dies zu entschuldigen, aber ich bin mir nicht so ganz sicher wo ich diesen Beitrag einsortieren soll.

Mir ist nicht ganz klar wie ich diesen Beitrag beginnen soll, ist es doch eigentlich ein Thema über das ich bisher mit niemandem gesprochen habe, das sich aber in den letzten Tagen und Wochen zu einem Berg angehäuft hat dessen Last nun doch sehr stark auf meine Schultern drückt. Mit anderen Worten: Ich werde vor Angst und Enttäuschung fast wahnsinnig.

Aber ich möchte versuchen mein Problem klar zu schildern. Ich fange am besten von vorne an:

Ich war, soweit ich zurückdenken kann, immer ein sehr guter Schüler, wenn nicht einer der Besten. Vorallem in der Oberstufe kann ich von mir behaupten ganz weit vorne dabei gewesen zu sein, was die Noten anbelangt. Ich habe bis nach dem Abitur nie gelernt was es wirklich bedeutet zu scheitern.
Nun trat ich also nach dem Abitur, erfolgverwöhnt wie ich war, in die Bundeswehr ein um meinen neunmonatigen Wehrdienst abzuleisten.
Dort musste ich zum ersten Mal auf schmerzhafte Art und Weise erfahren was es bedeutet zu scheitern.
Ich war, das ist leider eine Tatsache, das schwächste Glied in der Kette. Nachdem meine Gruppe in der Ausbildung zweimal aufgrund meiner Wenigkeit praktisch versagt hatte wurden die restlichen Monate für mich zu einer Qual. Ich wollte den anderen nicht im Weg stehen und Gottseidank hatte ich einen kleinen Unfall auf der Schießanlage und war für zwei Monate nicht mehr feldtauglich. Ich wüsste nicht was geschehen wäre, wenn in diesen zwei Monaten noch einmal ein Versagen meinerseits offen zutage getreten wäre.
Nachdem ich im März 2007 aus der Bundeswehr ausgeschieden bin habe ich neue Hoffnung geschöpft. Ich habe mir gesagt es könne nur besser werden.
Mein Ziel war, ich glaube seit der elften Klasse, Chemie zu studieren. So hatte ich also einen wunderbaren Sommer und ging, wiedereinmal, voller Zuversicht an mein Studium ran.
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mir das Studium sehr viel Spaß gemacht hat. Zumindest am Anfang.
Doch mittlerweile wurde mir die rosarote Brille vom Gesicht geschlagen und ich muss nun erkennen, dass ich gerade dabei bin schon wieder auf ganzer Linie zu versagen.
Im ersten Semester hatte ich alle Prüfungen bestanden, der Stoff bereitete mir eigentlich keine Schwierigkeiten, nur das Praktikum war nicht so ganz nach meinem Geschmack.
Wir standen in diesem Praktikum unter einem ziemlich großen Zeitdruck und wenn ich etwas überhaupt nicht kann, dann ist es unter Zeitdruck arbeiten.
Zum Ende dieses Praktikums habe ich mich aber wieder aufgerafft und voller Zuversicht aufs zweite Semester geschaut. Doch auch dort wollte alles nicht so wie ich es mir vorgestellt habe.
Und nun im dritten Semester war ich einer der wenigen die es aufgrund ihrer Leistung (im theoretischen Teil) in ein weiteres Praktikum geschafft haben. Das hat mir einen Motivationsschub gegeben.
Wäre er doch nur ausgeblieben. Wieder scheint mir nichts zu gelingen, andauernd kommt mein Zeitplan durcheinander und am Ende der Woche habe ich mein gefordertes Pensum nicht geschafft. Ich habe die letzten Wochen versucht nach dem Motto: "Neue Woche, neues Glück!" zu leben, aber jetzt ist der Punkt gekommen an dem kann ich nicht mehr nach vorne blicken. Und das möchte ich auch gar nicht mehr.
Ich habe nurnoch Angst wenn ich an das Praktikum denke. Ich möchte nicht schon wieder versagen, möchte nicht wieder von unserem Assistenten hören, dass ich eben effizienter Arbeiten muss. Mein ganzes Leben besteht praktisch nurnoch aus der Zeit vor und aus der Zeit nach dem Praktikum. Immer drehen sich meine Gedanken darum, immerwieder tüftle ich Strategien aus um besser und schneller zu arbeiten. Und immer wieder werde ich enttäuscht. Diese Tatsache macht mich wahnsinnig, ich kann überhaupt nicht mehr abschalten, morgens quäle ich mich nurnoch aus dem Bett und richtige Freude kann ich schon gar nicht mehr verspüren. Da ist nurnoch: Die Gewissheit versagt zu haben, die Angst weiter zu versagen und die Enttäuschung, dass ich so bin wie ich bin.
Die Person die ich in der Oberstufe war existiert nicht mehr, was zurückgeblieben ist ist jemand der auf voller Linie versagt hat. Ich will mich nicht mehr enttäuschen, will nicht mehr Angst vor ganz normalen haben.
Mein Selbstvertrauen ist im Laufe der letzten Wochen gegen Null geschrumpft und ich habe Angst davor irgendwelche Dinge zu beginnen, weil ich mich nicht schon wieder enttäuschen möchte.

Mir ist bewusst, dass das kein richtiges Problem im eigentlichen Sinne ist. Wenn ich mir einige Themen hier durchlese komme ich mir mit meinem Problemchen doch ziemlich klein vor. Vielleicht hat aber jemand von euch schonmal so eine ähnliche Situation durchmachen müssen und kann mir einen Ratschlag geben wie ich wieder auf den richtigen Weg kommen kann? Ich wäre wirklich sehr dankbar!

Gruß,
M.

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Lumpi
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Beiträge: 403

Beitrag Do., 13.11.2008, 22:35

Versagen ist relativ. Die Angst davor kenne ich.

Das ganze Leben in der Oberliga zu spielen gelingt nur wenigen.
Gehe davon aus, dass du überdurchschnittlich intelligent bist.

Bin auch schon gröber auf die Schnauze gefallen und es geht trotzdem weiter.
Es gibt wesentlich mehr als nur Erfolg in der Ausbildung.

Habe zwei Klassenkollegen, die brauchten länger im Studium und sind heute sehr erfolgreich im Berufsleben.

LG, Lumpi

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waschbaer9
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Beitrag Fr., 14.11.2008, 01:03

zum ersten: es ist schon mal ganz gut wenn man unten ist und erfolg dann zu schätzen weiss, so lernt man fürs leben, falsch ist in so einer situation wenn man sich selber unter druck setzt dann geht nichts mehr. fehler sind menschlich lass sie einfach zu und akzeptier sie, besser noch: respektier sie denn sie sind ein teil von dir...raus in die natur, bisschen ausdauersport machen damit du den kopf freikriegst. das dein problem klein ist im vergleich zu anderen ist relativ denn was für einen anderen schlimm ist kann für dich kein problem sein und umgekehrt. mach dir nicht zuviel druck junge dann gehts automatisch aufwärts ; ) lg

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lebenslust
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Beiträge: 408

Beitrag Fr., 14.11.2008, 03:18

Man kann nicht in allem gut sein (schulisch, sportlich). Vielleicht erwartetest du einfach zuviel von dir. Du sagst doch selbst, dass du einer der wenigen warst , die es in das Praktikum geschafft haben. Auf dem Arbeitsmarkt geht es leider immer heftier zu. Vieles soll schneller von weniger Leuten erledigt werden. Lass dich nicht hetzen, die anderen sind auch nicht schneller.
Fast alle Fische legen Eier. Die russischen sogar Kaviar.

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power
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Beiträge: 535

Beitrag Mi., 26.11.2008, 15:22

ich kenn das auch zu gut! zwar nicht im schulischen bereich, dafür im sportlichen! ich war immer gut, eig einer der besten und dann hatte ich einen trainier, mit dem ich einfach nicht zurecht kam...(das ist nun 4 jahre her). bin in der zwischenzeit nach wien gezogen, hab 2 jahre nichts gemacht und letztes jahr wieder angefangen zu sporteln in einem verein. seit ich diesen trainier hatte, hab ich ständig angst, nicht gut genug zu sein, hab angst, fehler zu machen und sieha da, was passiert??? genau aus diesem grund mache ich viel mehr fehler als ich sonst machen würde, weil ich eine blockade im kopf habe und einfach nicht mehr spielen kann. das ärgert mich total, weil ich weiß,dass ich eig ganz gut wäre. und das ist ein teufelskreis, weil der trainier denkt sich halt, ihr läuft es nicht, also wechsle ich sie aus und das tut mir dann auch nicht gut, dann fang ich wieder zu denken an, warum das so ist, wann ich das endlich in den griff bekomm, etc...ich mach mir dann selber so einen druck, dass dann gar nichts mehr geht und ich nur noch heulen könnte!
wie bekommt man so eine angst weg bzw. wie kann man blockaden auflösen? ich versuchs nun schon seit 4 jahren und immer wieder fall ich in ein loch und der ganze scheiß geht von vorn los...es ist echt zum ko....!!!!
früher hab ich mir niie gedanken gemacht, hatte einfach spass am sport und keine angst fehler zu machen, und dadurch war ich gut, weil ich frei im kopf war, aber seitdem....

ich hab bis jetzt auch noch kein richtiges rezept gefunden,außer die ansprüche runter zu schrauben, positiv zu denken,...aber irgendwie funkt das alles nicht soo recht!

lg power
Ein Tag ohne lachen ist ein verlorener Tag!

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dreamer
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Beiträge: 2

Beitrag Fr., 19.12.2008, 13:54

hallo. habe komplexe, weil ich mit 27 noch am anfang meines studiums stehe und bis jetzt noch nie in einem beruf gearbeitet habe, der mit meiner ausbildung zu tun hat.
ich sehe nur alle, die jünger sind als ich, finanziell von ihren eltern unterstützt werden und teilweise auch dort ihre praktika machen können.
habe vor zwei jahren mit dem studium begonnen. war am anfang auch noch sehr begeistert.
letzten sommer hatte ich dann aber keine arbeit, bin mit meinem freund in eine gemeinsame wohnung gezogen (neue lebenssituation). ich habe dann auch die ganzen drei monate fast nur gejammert, dass ich keinen job finde, dass ich nicht genug geld habe, dass wir nicht urlaub fahren können "wie die anderen". also für meinen freund eben eine richtige nervensäge. es ist ein wunder,dass er mich trotzdem noch lieb hat.
ich kann es nicht sein lassen, mich ständig mit anderen zu vergleichen, die mehr geld haben, mit dem studium schneller voran kommen, etc.
heuer hat die motivation bei mir total nachgelassen, zum einen weil ich noch nie einen job hatte, der meiner ausbildung entspricht und zum anderen, weil ich angst davor habe, was nach dem studium passiert. ich hab schon von mehreren leuten gehört, dass das berufsleben in meinem bereich extrem stressig sein soll (nächte durcharbeiten; kaum freizeit; lustlosigkeit, weil zu viel arbeit)
ich weiß, dass ich intelligent genug bin, um die prüfungen zu bestehen. die meisten leute aus meinem bekanntenkreis sind der meinung, dass ich ein kluges mädchen bin. ich bin mir selbst allerdings nie gut genug. ich setze mich unter druck. habe angst, mit 35 immer noch auf er uni festzuhängen, ohne einen geeigneten job und genügend geld.
selbst wenn ich früher fertig bin - was auf alle fälle möglich wäre - was kommt dann?

ich weiß, dass man an sich glauben muss, um etwas zu erreichen. nur fehlt mir das ziel. soll ich ständig nur für die guten noten lernen? was lerne ich denn für mein leben? dass ich wochenlang hart arbeiten muss, bis ich vor lauter stress und prüfungsangst nur noch erschöpft bin? für wen denn? ich möchte endlich meine angst los werden (musste in den letzten wochen ständig auf den topf und hatte magenbeschwerden). der konkurrenzkampf auf der uni ist auf alle fälle da und ich zweifle daran, ob ich genug energie habe, mich durchzusetzen. ob ich überhaupt für dieses studium geeignet bin. aber aufhören möchte ich auch nicht, weil ich keinen anderen weg weiß.

vielleicht kann jemand von euch meine probleme objektiver sehen, mir sagen, was er davon hält.
grüße, dreamer

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Nozi
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Beiträge: 355

Beitrag Fr., 19.12.2008, 16:31

hi!
was studierst du denn überhaupt?
ich kann gut verstehen, dass dich das komplett verrückt macht, aber glaub mir, es gibt soooo viele, denen es ähnlich geht! es gibt definitiv keine norm und altersgrenze, wann man fertig sein muss mit dem studium, manche fangen in deinem alter erst an zu studieren. anfang/mitte 30 ist völlig normal, in manchen studien gehts sogar gar nicht anders.
genieß die uni-zeit, später wirst du dich zurücksehnen, selbst wenn du mit 35 fertig bist, hackelst du noch 30 jahre voll rein! vergleich das mal mit deiner ausbildungszeit bis jetzt!
und wenn du magst, schau mal da rein angstfreistudieren.at (also ins forum mein ich, da tummeln sich einige wie du!)
lg
nozi

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dreamer
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Beiträge: 2

Beitrag Fr., 19.12.2008, 19:54

@ nozi
danke für deine antwort und den tipp mit dem anderen forum. studiere architektur.

und nebenbei: hatte gerade ziemlichen streit mit meinem freund.
mir fällt dabei auf, dass ich für mich selbst keine verantwortung mehr übernehmen will und mich einfach an sein leben dranhänge. wofür ich mich im grunde verachte.
versuche mich einfach anzupassen, damit ich nicht allein bin.
keine ahnung, wer ich bin. weiß nur, dass alles was ich mach zu wenig ist für mich.
schäme mich dafür. vielleicht wär eine therapie eine möglichkeit.

lg, dreamer

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jeanny
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Beiträge: 2

Beitrag Sa., 18.07.2009, 10:37

Hallo ihr,

also, ich glaube, dass mein Freund "Versagensängste" hat.

Er ist 21, seine Eltern lassen ihn nicht mal für eine Woche oder ein paar Tage alleine zuhause, da er ja vergessen könnte, ein Fenster zu schließen, wenn er aus dem Haus geht,

In der Schule ist er 2 mal sitzen geblieben, das erste mal wegen der Faulheit (hier wurde er schon gemobbt), das zweite Mal wegen Mobbing. Als ich in der Schule gemobbt wurde, haben meine Eltern mich von der Schule genommen, er ist auf der Schule geblieben.

Er "vergisst" sehr oft etwas zu erledigen. Die Situationen waren wie folgt:
1. Er hat einen neuen Perso beantragt und konnte diesen nun abholen. Er hat immer gesagt, "Mach ich am X", hat es aber dann "vergessen". Ich habe ihn immer dran erinnert, dass er das noch tun wollte.

2. Zivi-Stelle. Er wollte sich nach Zivistellen umschauen. Hat er nie getan, bis ich eine entdeckt habe und ihm die Infos dazu gezeigt habe. Er wollte da anrufen. Er hat es immer "vergessen" und somit immer weiter nach hinten verzögert, bis ich mal gesagt habe, dass er JETZT nun endlich anrufen soll. Hat er auch gemacht.

3. Ähnlich wie 2., es ging um Arzttermine. Seit nem viertel Jahr erzählt er mir, dass er zum Arzt muss und da anrufen muss um einen Termin zu machen... er "vergisst" es, und sagt "Mach ich noch" ... das beste daran, wir waren am telefonieren und er kriegt einen Anruf und möchte deshalb auflegen. Ich sag ihm noch, dass er nach dem Anruf ja den Arzt anrufen kann, er meint "Ja, mach ich dann." Er hatte es wieder vergessen. Auch habe ich wieder gesagt "Und jetzt machst du es!"

Es gibt viele solcher Situationen, in denen man merkt, dass er sich selbst nichts zutraut, dass er kaum Selbstbewusstsein hat. Ich habe oft mit meinen Eltern darüber gesprochen und sie meinen, er hat Angst zu Versagen.

Er kann auch nie sagen "Ich kann das nicht, zeig es mir bitte", sondern sagt immer, wenn ich ihn frage, ob er etwas kann, bzw. für mich machen kann "Ja, kann ich", obwohl er es noch nie gemacht hat und das Ergebnis sieht auch dementsprechend aus.

Ich würde ihm gerne helfen, ihn fördern und ich glaube nicht, dass es pädagogisch korrekt ist, jemanden unter Druck zu setzen ("Und jetzt machst du es!")

Meine Eltern sagen, ich soll ihm "Aufgaben" geben, die er erledigen soll und ihn dafür loben, vielleicht auch mal übertrieben loben.

Habt ihr noch Ideen, was ich machen kann?

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ENA
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Beitrag Sa., 18.07.2009, 12:45

Hallo jeanny,

ich glaube "pädagogisch" an die Sache ranzugehen, kann unter Umständen nach hinten losgehen, dann nämlich, wenn er den Eindruck bekommt, dass ihr nicht mehr auf gleicher Ebene seit, wenn Du verstehst, was ich meine. Ich kenn das von einer Bekannten von mir: wir arbeiten beide im sozialen Bereich und manchmal hat die so eine Art und Weise an sich mit mir zu reden, dass ich den Eindruck habe, ich bin ihre Klientin.
Von daher denke ich, dich so ein bisschen da ran zu tasten, ihn zu motivieren, ihm zu zeigen, dass Du trotzdem zu ihm stehst, Geduld mit ihm hast, ihn an Dinge zu erinnern, mit ihm gemeinsam zu gucken, was er für sich in seinem Leben machen möchte und zu gucken wie er dorthin kommen kann,...auch ihm mal eine Aufgabe zu geben und ihn zu loben, finde ich nicht schlimm. ...aber wie Du schon selber vermutest: Ihn unter Druck zu setzen, wird vermutlich genau das Gegenteil erreichen und ihn übertrieben zu loben, da bekommt man leicht so Assoziationen ein kleines Kind zu sein,...und Du bist nicht seine Mutter. Du bist seine Partnerin!... Vermutlich ist er dann schneller weg, als man gucken kann... (Vielleicht,...ich kenn ihn ja nicht...).
Es gibt sicher Leute, die erst auf Druck reagieren, aber...wie gesagt, Du bist nicht seine Mutter und...mit seinen Eltern scheint er ja sowieso kein so gutes Verhältnis zu haben.
Ich habe die Vermutung, dass seine Eltern ihn in der Abhängigkeit, klein halten. Wahrscheinlich ist ihm gar nicht bewusst, was er alles könnte, kann sich nicht losreißen oder hat es vielleicht auch einfach aufgegeben für sich zu kämpfen. Für manche Leute ist es im Erwachsenenleben so bequem, manche leiden darunter.
Ich finde es schön zu lesen, dass Du Dich so sehr für Deinen Freund einsetzt und ihn helfen willst. Was denkst Du denn selber, wieviel Hilfe er annehmen kann, wenn er noch in seinem Elternhaus lebt?
Bist Du schon mal auf die Idee einer Beratungsstelle gekommen?
Es gibt in jeder größeren Stadt z.B. Jugendberatungsstellen für junge Menschen bis 26. Die sind kostenlos und auch in Bezug auf die Eltern anonym (mal abgesehen davon, dass Dein Freund ja eh volljährig ist). Da könntest Du auch mit Deinem Freund mal zusammen hingehen. In der Regel haben die dort auch andere Angebote, wie Freizeitgestaltung, Kicker, Internet, Café,... . Das wäre vielleicht auch eine Möglichkeit, die ganze Sache erstmal langsam anzugehen und sich das alles erstmal anzuschauen.
Wie lange seit ihr eigentlich schon zusammen?

Viele Grüße,
Ena.

P.S.: ...und vergesst nicht, vor lauter "Druck" auch noch was Schönes gemeinsam zu machen, ja?
Zuletzt geändert von ENA am Sa., 18.07.2009, 19:57, insgesamt 2-mal geändert.

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chicheringrün
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Beiträge: 555

Beitrag Sa., 18.07.2009, 18:37

Hallo jeanny,

ich glaube nicht, dass dein Freund "Versagensängste" hat, sondern dass ihm dadurch, dass im nichts zugetraut wurde, er nie alleine klar kommen musste und es einfach nicht gelernt hat sich um sich selbst und sein Leben zu kümmern.
Haben seine Eltern sonst auch für ihn beim Arzt angerufen? Vielleicht weil sie es ihm nicht zugetraut haben ODER weil er "Angst" davor hatte (hat jeder beim ersten Mal) und er die Aufgabe auf seine Eltern abgeschoben hat und seine Eltern diese Aufgabe "angenommen" haben ODER weil es einfach bequemer ist das die Eltern regeln zu lassen und seine Eltern diese Aufgabe "angenommen" haben.

Ich finde es nicht gut, dass du nun Mutti spielen möchtest und ihn erziehen möchtest. Das ist nicht deine Aufgabe! Außerdem muss er selbst etwas ändern wollen. Du kannst ihn nicht zu etwas zwingen was er gar nicht möchte.

Liebe Grüße
chicheringrün
"Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten."
Willy Brandt

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jeanny
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Beiträge: 2

Beitrag So., 19.07.2009, 18:36

erstmal danke für eure Antworten, ENA und chicheringrün,

@ ENA, wir sind seit über 7 Monaten zusammen, zu seinen Eltern hat er ein sehr gutes Verhältnis, da knuddeln sich alle übertrieben oft... aber okay, deren Sache. Nein, ich habe noch nicht an eine Beratungsstelle gedacht, aber Danke, mal gucken ob ich es mache.

Was ich vllt. noch vergessen habe zu erwähnen, er sagt immer, dass ich die besseren Ideen hätte, er sagt, wenn ich sage, dass er nun mal etwas für den nächsten Ferientag vorbereiten soll, dass es wahrscheinlich nichts tolles wird (aber heute hat er mich echt überrascht, wir waren Wandern, haben einen Wasserfall und eine Ruine besichtigt, wo ich eh schonmal hinwollte und haben unterwegs gegrillt und Raffaellos hatte er dabei, er weiß, dass ich die am liebsten mag =) war echt mal ein toller Tag)

und er glaubt immer, wenn wir streiten, sei es immer seine Schuld, auch wenn ich ihm sage, dass wir beide Schuld sind oder wenn ich nen Streit vom Zaun gebrochen habe, dass ich Schuld bin und nicht er! Aber er meint, er macht alles falsch und sei nicht (er nannte es) "lebensfähig" womit er eigentlich "Selbstständig genug" meinte.

@ chincheringrün, noch letztens hat seine Mom ihn gefragt, ob sie ihm einen Termin machen soll, zum Glück war sein Dad dabei und hat sie ausgebremst und gesagt, er solle es selber machen.

Hehe, ihr beide redet von "erziehen", dass ich das nicht tun soll, ich glaub, ich hab in der Schule doch aufgepasst und wende es jetzt auf mein Umfeld an =D (ich bin zur Zeit an einem Berufskolleg für Sozialpädagogik, Erzieherin mit AHR)

Na ja,

danke schonmal für die Antworten,

Lieben Gruß,

jeanny

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ENA
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weiblich/female, 46
Beiträge: 9840

Beitrag So., 19.07.2009, 18:59

Aha,
ich dachte eher, das Verhältnis wäre nicht so gut, weil sie ihn nicht alleine lassen wollen. Okay, so kann man sich irren... .
Hört sich doch eigentlich toll an, wenn ihr heute sowas Schönes gemacht habt und er auch aktiv war!...Ich denke, wenn er sowas öfters hört, dass es Dir gefallen hat, bringt ihm das ganz viel.
Wie kommt er denn eigentlich auf den Gedanken, er sei nicht lebensfähig? Wegen seinen ganzen Misserfolgen? Heute hatte er doch zumindestens mal einen Erfolg,...und er scheint auch eine Freundin zu haben, die sich wirklich für interessiert. Wenn das nicht mal ein Erfolg ist !!! ...und: Selbständigkeit kann man lernen,...indem man mehr alleine macht, selber Aufgaben übernimmt, sieht, dass man etwas kann,... .
Versucht das nebenbei ruhig mit der Beratungsstelle. Vielleicht wäre auch eine Therapie ganz gut für ihn.... . Als Untersützung auf seinem Weg...!

und:
jeanny hat geschrieben:(ich bin zur Zeit an einem Berufskolleg für Sozialpädagogik, Erzieherin mit AHR)
Das hier habe ich auch mal gemacht. Allerdings mit Fhr,...denn da shat mit gereicht zum Studieren .

Viele Grüße und alles Gute Euch zweien,
ENA!


Xoxo
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Beitrag Mo., 20.08.2018, 03:32

Hallo!

Kurz und bündig: ich habe wahnsinnige Angst zu versagen und etwas im Leben zu verpassen. An sich gibt es keinen Grund für diese Angst - schließlich gebe ich immer mein Bestes und wenn etwas mal doch nicht klappt, versuchs ichs entweder nochmal oder ich sehe mich nach einer Alternative um.
Jetzt ist es so, dass Schule ein schwieriges Thema für mich ist. Derzeit mache ich eine Ausbildung und die erste Zeit war sehr anstrengend. Ich hab alles gegeben und selbst die härtesten Prüfungen mit einer 1 bestanden. Seitdem allerdings...Ich hatte keinen Ansporn weiterzumachen, ich hab nur noch halb so viel gemacht.
Jetzt steht bald die Abschlussprüfung an und ich habe bereits vor Monaten begonnen zu lernen. Ich hab wirklich alles durchgeplant - in der Hoffnung, mir den Stress und Druck zu nehmen. Leider ist die Angst immer noch da, ich würde es nicht schaffen.
Zwischenzeitlich bin ich für 3Wochen verreist, um Abstand zu gewinnen. Zum Glück konnte ich mich entspannen! Und trotzdem habe ich eine neue Sprache begonnen zu lernen. Wie soll ich um himmelswillen alles unter einen Hut bringen...
Anfang des Jahres (in meinem Hoch) habe ich den Führerschein begonnen. Da konnte ich bisher auch keine Prüfungen machen...ich komme nur nebenbei zu Lernen; also in der U-Bahn oder Zug bzw. im Bus. Wo eben gezwungenermaßen Zeit entsteht.
Und jetzt sitze ich hier - um halb 5 in der Früh und schreibe wie der letzte Versager mein Versagen hier rein...
Ich bin 21 Jahre alt und bin Berufsfotografin. Ich reise viel und ein großer Teil meines Lebens ist der Sport.
LG

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Nico
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Beiträge: 12124

Beitrag Mo., 20.08.2018, 05:22

Grüß dich :)
Du schaffst das schon.
Nimm dir mal selbst ein bissl Druck und konzentriere dich auf deine Abschlußprüfung, die neue Sprache lerne jetzt mal nur so zwischendurch wenn du mal Abwechslung brauchst und den Führerschein mach danach.
Ich hab meinen erst mit 23 gemacht, du hast also noch Luft ;)

So Durchhänger wie du jetzt hast, hat jeder einmal, das geht wieder vorüber und dann kannst du dir gar nicht erklären warum und wieso du ihn jemals hattest.
Berufsfotografin ist bestimmt ein cooler Beruf, ein bisserl beneide ich dich. :)
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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